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Götz Hintze
Rocklexikon der DDR
( SCHWARZKOPF & SCHWARZKOPF, ISBN: 3-89602-303-9 )

Nach dem Buch über das staatliche DDR-Label AMIGA haben SCHWARZKOPF & SCHWARZKOPF das nächste Standardwerk für alle veröffentlicht, die sich für harte Musik im anderen Teil von Deutschland bis zur Wende interessieren.

Das "Rocklexikon der DDR" beherbergt von Anfang bis Ende der DDR schätzungsweise jeden, der mal ein Mikrophon oder ein Musikinstrument in der Hand hatte und damit mehr als nur Schlager gemacht hatte. Bands mit metallischer Lackierung sind zwar nur wenige zu verzeichnen, aber immerhin sind nicht nur jene harten Bands vertreten, die mit AMIGA verbandelt waren - wie beispielsweise BIEST, PRINZIP, BABYLON oder FORMEL I. So spielen auch BLACKOUT (später DEPRESSIVE AGE), MERLIN, BLITZZ (ursprünglich PRINZZ), PHARAO, MOSHQUITO oder FEELING B (aus denen RAMMSTEIN hervorgingen) eine Rolle im "Rocklexikon der DDR".

In den Biographien wird die Karriere der Künstler so knapp und präzise wie möglich geschildert. Image und Texte sind kein Thema, da im totalitären Arbeiter- und Bauernstaat nur systemkonforme Botschaften erlaubt waren. Eventuelle kritische oder auch nur mißverständliche Töne wurden von staatlichen Stellen zensiert. Schließlich sah der Staatsapparat die Musik als ein Element im "Brot und Spiele"-Programm an - und versorgte das Volk in dieser Hinsicht reichlich schlecht. Daher gab es nicht nur meterlange Warteschlangen an den Läden, die eine besondere Ware bekommen hatten, sondern illegale Plattenimporte aus dem Westen waren der Hit bei der Jugend.

Daß die Rockszene der DDR durchaus was zu bieten hatte, wie dieser 352-seitige Band dokumentiert. Und wie kreativ die Szene in den neuen Bundesländern ist, seit die alten, von oben drübergestülpten Korsetts verschwunden sind, beweist beispielsweise die Mittelalter-Szene, die immer stärker wird. Deren wichtigste Protagonisten CORVUS CORAX, SUBWAY TO SALLY und IN EXTREMO starteten aber erst nach der Wende, so daß sie hier nicht erwähnt werden.

Doch ansonsten läßt das "Rocklexikon der DDR" keine Wünsche offen.


Stefan Glas

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