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Kurt Cobain
Tagebücher
( KIEPENHEUER & WITSCH, ISBN: 3-462031-84-8 )

Die Schattenseiten des Ruhms. Es kommen Dinge ans Tageslicht, die eigentlich nie dazu bestimmt waren. Tagebücher. Jene intimen Seiten, auf denen man seine Seele ausschüttet. Sein Innerstes nach außen kehrt, um mit sich selbst ins Reine zu kommen. Was freilich nicht immer gelingt. Wie gerade im vorliegenden Fall. Daher ist es gerade hier höchst fraglich, ob der Urheber eine solche Veröffentlichung gewünscht hätte.

Nichtsdestotrotz sind die Tagebücher von Kurt Cobain nun für jedermann einsehbar; im Buchladen um die Ecke. Und zwar in besonders schonungsloser Form: Es wurden nicht einfach nur die Texte abgedruckt, die an sich schon genug von der mentalen Achterbahn offenbaren, in der der NIRVANA-Fronter festgekettet war, sondern darüber hinaus wurden die Originalseiten reproduziert. Und man braucht kein Graphologe zu sein, um schon nach einem ersten flüchtigen Blick zu einer eindeutigen Interpretation zu gelangen.

Ich muß ehrlich zugeben, daß ich es nicht geschafft habe, lange in diesem Buch zu lesen. Sei es, weil ich den Schmerz des Urhebers gespürt habe und ihn nicht noch näher weiter an mich heranlassen wollte, oder weil mich das vorherrschende Chaos irgendwann ermüdet hatte. Aber eines ist ebenfalls sicher: Früher oder später werde ich das Buch wieder hervorziehen. Sei es aus voyeuristischen Gründen oder um mich nochmals für einige Momente in die Lage von jemand zu versetzen, der ständig am Abgrund entlangtanzte und drohte, jeden Moment abzustürzen. In den Wahnsinn. In die Überdosis. In den Tod. Jemand, bei dem es wohl nur eine Frage der Zeit war, wann dieser letzte Schritt erfolgen würde. Im Falle Kurt Cobains passierte es am 5. April 1994.


Stefan Glas

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