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Christian Krumm
CENTURY MEDIA - Do It Yourself: Die Geschichte eines Labels
( VERLAG NICOLE SCHMENK, ISBN: 978-3-943022-09-4 )

Ein Vierteljahrhundert ist vergangen, seit ein Jüngling namens Robert Kampf aus Dortmund erkannte, daß er auf lange Sicht gesehen eher als Weichensteller bei einem Plattenlabel denn als Vortänzer einer Band besser aufgehoben ist. Daher verließ er seine technisch angehauchte Thrashcombo DESPAIR, um sich auf CENTURY MEDIA zu konzentrieren; jenem Label, das er gemeinsam mit seinen Bandkumpanen aus der Taufe gehoben hatte, damit DESPAIR als hoffnungsvolle Demoband ihr erstes Album veröffentlichen konnten. Der endgültige Startschuß für eine Firma, die schon längst weltweit zu den wichtigsten Independentlabels der Metalszene zählt, war gefallen.

Dieses Werdegangs hat sich der Historiker Christian Krumm, der die Metalszene seit Anfang der Neunziger verfolgt, für "CENTURY MEDIA - Do It Yourself: Die Geschichte eines Labels" angenommen. Zu diesem Zweck hat er ehemalige und heutige Mitarbeiter des Labels, ebenso wie Musiker, die bei CENTURY MEDIA unter Vertrag stehen oder gestanden hatten, oder Pressevertreter interviewt. Somit konnte Christian das Thema von den unkonventionellen Anfängen bis zum Ist-Zustand aus vielen Richtungen beleuchten und ein lebendiges Portrait entwerfen. Dabei geht er nie zu voreingenommen zur Sache, so daß der Leser nie das Gefühl hat, von einem Hofberichterstatter ins von oben herab gewünschte Bild gesetzt zu werden. Sicherlich werden kontroverse Themen elegant in Watte gepackt, sie werden aber auch nicht unter den Teppich kehrt. Auch werden Insider zu dem ein oder anderen Kapitel wie beispielsweise der "Trennungsjahrscheibe" »Horrorshow«, die ICED EARTH als letzte Platte vor ihren Weggang bei CENTURY MEDIA ablieferten, eine andere Anekdote aus dem Hut ziehen, aber wer weiß da schon so haargenau, was wirklich den Tatsachen entspricht? Und letzten Endes beweist die Tatsache, daß ICED EARTH mittlerweile wieder bei dem Dortmunder Label unter Vertrag stehen, daß bei beiden Parteien ein nicht geringes Maß an Zufriedenheit ob der einstigen Zusammenarbeit vorherrschen muß.

Ein Insider muß man übrigens nicht sein, um "CENTURY MEDIA - Do It Yourself: Die Geschichte eines Labels" lesen und verstehen zu können: Zwar gewährt das Buch deutliche Blicke hinter die Kulissen und widmet sich am Ende sogar den Abläufen im Räderwerk einer Plattenfirma, jedoch wird alles sehr plastisch dargestellt, ohne daß der Leser sich in zu viel Gernrejargon verstricken würde.

Ein Schönheitsfehler ist lediglich bei manchen der abgedruckten Photos zu suchen: Die Auflösung ist derart schlecht, daß vom Layout bis zur Endkontrolle alle Beteiligten einen kollektiven Dornröschenschlaf gehalten haben müssen, wenn es solche Klötzchenansammlungen bis zum Druck geschafft haben.

Wollte man noch etwas kleinlicher sein, könnte man anmerken, daß an der ein oder anderen Ecke - wenn beispielsweise eine Bandvorstellung damit abgeschlossen wird, daß man im Jahr 2012 eine neue Platte der betreffenden Band erwarten könne - bei der Schlußredaktion noch ein paar Verschönerungsarbeiten aus dem Bereich "Aktualisierung" lohnenswert gewesen wären. Außerdem hätte eine Aufstellung aller bisherigen CENTURY MEDIA-Veröffentlichung in chronologischer Reihenfolge das Buch perfekt abgerundet. Doch dies ändert nichts daran, daß "CENTURY MEDIA - Do It Yourself: Die Geschichte eines Labels" ebenso informativ wie lesenswert ist.


Stefan Glas

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