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David Weigel
Progressive Rock - Pomp, Bombast und tausend Takte
( HANNIBAL, ISBN: 978-3-85445-645-2 )

Da der US-amerikanische Autor David Weigel kein Musikjournalist im eigentlichen Sinne ist, sondern sich durch seine Arbeit bei "The Washington Post" durch politischen Themen und Artikel einen Namen machen hat können, liest sich dieses Buch irgendwie anders, als man es von Musikbüchern und Biographien gewohnt ist.

Als überaus positiv erweist sich von Beginn des Buches, daß der gute Mann in erster Linie aus Fansicht an die Sache herangegangen ist und man sich als ebensolcher dadurch recht rasch in einem entsprechenden Lesefluß findet. Deshalb gilt es auf jeden Fall, auch die gelungene Übersetzung von Alan Tepper (die Originalausgabe trägt den Titel "The Show That Never Ends: The Rise And Fall Of ProgRock") hervorzuheben, denn man verspürt von Anfang an wie sehr dem Autor die vorgestellten Bands am Herzen liegen und mit welcher Empathie er an das Schreiben herangegangen sein muß.

Es wird zwar durchaus Leser geben, die ein wenig enttäuscht davon sein werden, daß es sich bei vorliegendem Werk keineswegs um eine enzyklopädische Annäherung an das Genre Progressive Rock handelt. Das jedoch war nie das Thema, auch wenn man es aufgrund des Titels, der ein solches durchaus vermuten läßt, erwarten durfte.

An Informationsgehalt mangelt es diesem Buch aber dennoch keineswegs. Im Gegenteil, der Autor beliefert uns mit reichlich Wissenswertem und unterhaltsamen Anekdoten, beschränkt sich dabei aber eben auf seine persönlichen Heroen. Die lauten fraglos YES, GENESIS, Emerson, Lake & Palmer und KING CRIMSON. Dazu ist auch die Vorliebe des Autors für die berühmte Szene in Canterbury zu bemerken, wobei es ihm vor allem GONG und SOFT MACHINE schwer angetan haben.

Speziell zur erstgenannten Ikone pflegt David ein ganz besonders inniges (Fan)-Verhältnis. Nicht zuletzt deshalb beginnt das Buch mit seinen Eindrücken von der "Cruise To The Edge"-Kreuzfahrt an der David teilgenommen hat. Für ihn schloß sich damit in gewisser Weise ein Kreis, denn in den späten 60er Jahren verbrachte er lange Zeit in Großbritannien und durfte die Entwicklung dieser Band ebenso hautnah miterleben wie die Entstehungsgeschichte des Prog generell.

Unter diesem Gesichtspunkt ergibt dann schlußendlich auch das vermeintlich lückenhafte Genre-Portrait des Autors Sinn. Da »Progressive Rock - Pomp, Bombast und tausend Takte« unterm Strich ein aus Fansicht aufgearbeitetes Werk darstellt, nimmt sich David Weigel auch ganz ungeniert die Freiheit, nicht minder essentielle Genrevorreiter und ganz große Namen wie MARILLION, DREAM THEATER oder RUSH nur am Rand zu erwähnen.


Walter Scheurer

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