Einer der Typen schlechthin, den die deutsche Fernsehgeschichte zu bieten hat: Götz George als Duisburger Kriminalhauptkommissar Horst Schimanski. Ab 1981 löste er im Rahmen der ARD-Serie "Tatort" im Lauf der nächsten zehn Jahre insgesamt 29 Fälle, wobei man zweimal ins Kino tingeln mußte, um Schimanski bei der Arbeit über die Schulter zu schauen. Als der kantige Bulle zur Kultfigur avanciert war, wurden nämlich "Zahn um Zahn" (1985) und "Zabou" (1987) für die Lichtspielhäuser produziert. Zwischen 1991 und '97 war dann Schimmi-Pause, bevor er dann in der Serie "Schimanski" wieder mit etwas verändertem Konzept die Ermittlungen aufnahm, bei dem der mittlerweile über 70-jährige George auch heute noch eine gute Figur macht.
Auf alle Fälle wechselte meinereiner, der auf den deutschen Krimiserien-Einheitsbrei von "Tatort" über "Derrick" bis zu "Der Alte" rundum verzichten konnte, schnell ins Schimmi-Fanlager. Höchst erfreulich also, daß nach den drei "Best Of"-DVD-Boxen nun eine in zwei Teile aufgesplittete Komplettbox mit allen 27-"Tatort"-TV-Folgen erschienen ist. Diese ermöglicht uns, Stück für Stück die gelegentlichen rockigen Momente aufzuspüren.
In den Episoden 4, "Das Mädchen auf der Treppe", und 6, "Miriam", sind jeweils TANGERINE DREAM für die Musik zuständig.
Im Streifen Nummer 8, "Zweierlei Blut", ist im "Punker, Rocker, Gesockse"-Kollektiv ein Vertreter dabei, der einen großen MOTÖRHEAD-Rückenaufnäher auf seiner Kutte hat. Selbigen transferiert er dann später auf Schmianskis Uraltparka, nachdem er ihn zu einer "Nacktfrosch im Flutlicht"-Episode genötigt hat. Oder so. Werdet Ihr schon rausfinden, nachdem Ihr den bewußten Tatort mittels Eures Fernsehers abgesucht habt...
"Einzelhaft" gibt's dann in Folge 18, wo bei einem Kneipenbesuch von Schimmi der nette Herr mit der rauchzarten Stimme, Roger Chapman, sein ›Slap Bang In The Middle‹ röhrt.
In "Katjas Schweigen", der Episode 22, kommt noch Tony Carey mit ›I Feel Good‹ zum Zug.
Na ja, das waren die Highlights, die ein wenig davon ablenken, daß zwischenzeitlich Dieter Bohlen zum Schimmi-Komponisten erkoren wurde, was auch unbestritten erstklassige Stimmen wie die von Chris Norman nicht kaschieren konnten.
Zum Abschluß gibt es noch zwei Fußnoten, die die beiden Kinofilme betreffen: Im ersten Schimanski-Kinofilm "Zahn auf Zahn" trägt beim offenen Aufruhr in Duisburg einer der Unruhestifter als Rückenaufnäher seiner Lederjacke einen alten Bekannten: den Shanker von D.R.I. - allerdings ohne das Bandlogo.
Im zweiten Schimanski-Kinofilm "Zabou" ist einer der zwielichtigen Jungs, die den großen Aufstand anzetteln (übrigens von Ralf Richter verkörpert) mit einem VENOM/METALLICA-Tourshirt von 1984 mit dem Motto "Black Metal" bekleidet.
Somit hätten wir die "Tatort"-Ära von Schimmi beendet, doch früher oder später werden wir uns gewiß auch noch der "Schimanski"-Serie widmen.
http://www.horstschimanski.info/
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