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Movie

Bloodrayne



SPLENDID FILM

DVD



Stefan Glas


Es begann als PC-Game und endete in den "Bottom 100" der "Internet Movie Database", also unter jenen hundert Filmen, die mit den schlechtesten Bewertungen in der Datenbank, in der fast eine Million Filme erfaßt sind, gesegnet sind: "Bloodrayne". Doch der Reihe nach...

Mittlerweile ist es durchaus nicht unüblich, daß Computerspiele verfilmt werden, denn seit "Wing Commander" 1999 durchaus respektabel den Sprung von Bits und Bytes ins Land des Celluloid schaffte, wurde beispielsweise der Kultshooter "Doom" filmisch umgesetzt oder erst unlängst die Verfilmung von "Halo" angekündigt. Natürlich darf an dieser Stelle "Tomb Raider" nicht vergessen werden, denn mit Angelina Jolie als dralle Abenteuerin Lara Croft erregte "Tomb Raider" in dieser Kategorie bis dato am meisten Aufmerksamkeit.

So begann auch die Karriere von Hauptfigur Rayne als Pixelgebilde: Als "Daywalkerin" (auch als "Dhampir" tituliert, hüstel...), halb Mensch, halb Vampir, mußte Rayne sich zunächst mit ihrem Vater Kagan anlegen, der ein einflußreicher Anhänger der Nazis war. Kaum hatte sie diesen am Ende des ersten Spiels um die Ecke gebracht, mußte sie sich in "Bloodrayne 2" ihre zahllosen Geschwister vornehmen, die den "Kult von Kagan" gründen wollten, um die Menschen zu versklaven und als reine Blut-Cocktailbar zu mißbrauchen. Bei den Kämpfen wurde so viel virtuelles Blut verspritzt, daß die Räume, die Rayne abgeackert hatte, anschließend wie Schwimmbäder aussahen. Kurz: Alles wurde so übertrieben aufgezogen, daß es niemand ernstnehmen konnte - außer den deutschen Zensurbehörden natürlich. Während der erste Teil in Deutschland überhaupt nicht auf den Markt kam, wurde der zweite Teil zensiert und erhielt trotzdem keine Jugendfreigabe: Der entsprechende "Eimerweise Blut bitte!"-Effekt wurde einfach weggelassen, so daß in der deutschen Version von "Bloodrayne 2" enthauptete oder sorgfältig in Einzelteile zerlegte Computergegner einfach unblutig vor sich hinstarben...

Bei dieser Vorlage ist es klar, daß "Bloodrayne" auch als Film, bei dem es sich übrigens um ein Prequel (also die Vorgeschichte) zum Computergame handelt, nicht gerade zimperlich zur Sache gehen würde. Doch das war wohl weniger der Grund, daß der Film gnadenlos mit Verrissen überzogen wurde und in Deutschland gleich mal gar nicht in die Kinos kam, obgleich eine wahre Armada an Stars aufgefahren wurde: Kristanna Loken, Ben Kingsley, Michael Madsen, Udo Kier, Michelle Rodriguez, Billy Zane, Michael Pare, Geraldine Chaplin und unser aller heißgeliebter rockender Fleischklops Meat Loaf.

Das Problem des "Bloodrayne"-Streifens liegt tiefer: Die Story wirkt amateurhaft konstruiert, was sich am besten an der völlig unmotiviert eingebauten und anhand der Storyline absolut nicht nachvollziehbaren Sexszene zwischen Rayne und Vladimir sieht. Anscheinend hatte man Kristanna Loken - zweifelsohne eine bildhübsche, anhimmelungswürdige Frau - vertraglich abgerungen, daß sie nicht nur mit Schwertern und Spießen loslegt, sondern in einer Szene auch mit den Waffen der Frau kämpft und deren Einsatz plastisch vorführt, so daß urplötzlich eine solche entblößte Szene irgendwo ins Skript hineingezwängt werden mußte. Zudem wirkt nichts an dem Film authentisch, so daß man einfach nicht glauben will, daß die Dreharbeiten an Originalschauplätzen in Rumänien stattgefunden haben, sondern man vielmehr jede Wette eingehen würde, daß die Schauspieler vor Bergen von Pappmaché herumturnen würden.

Wenn man jedoch nicht zu sehr über die Storyline nachdenkt und gewisse optische Unzulänglichkeiten zu übersehen gewillt ist, kann man durchaus ein metzelmäßiges Vergnügen (das natürlich mindestens so überzogen umgesetzt wurde wie bei den Spielen) daran haben, Rayne bei der Suche nach ihrem Vater Kagan zu begleiten, um sich für die Vergewaltigung ihrer Mutter zu rächen, der Rayne ihre Fleischwerdung verdankt. Tja, die gute Rayne muß tatsächlich mit etwas schwierigen Familienverhältnissen zurandekommen...

Die jetzt erschienene DVD-Special Edition von "Bloodrayne" ist übrigens ungeschnitten und hat natürlich prompt eine Einstufung als "strafrechtlich unbedenklich gem. juristischem Gutachten" erhalten - da hat wohl allein schon die Nennung des Stichworts "Bloodrayne" genügt. Schließlich haben die hiesigen Zensurbehörden ein Gedächtnis wie eine Elefant, was man daran sah, daß das PC-Spiel "Return To Castle Wolfenstein" umgehend indiziert wurde, obgleich jene Gründe, die den Vorläufer "Wolfenstein" grob geschätzt 15 Jahre zuvor auf den Index gebracht hatten, wohlweißlich umgangen worden waren...

 
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