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Vinyl-Wonderland

Ja, wir leben wirklich in einem glorreichen Vinyl-Zeitalter! Das hat uns das Vinyl-Revival beschert. Damit meine ich nicht etwa, daß momentan gefühlt im Sekundentakt aktuelle oder alte Veröffentlichungen in allen nur erdenklichen Vinylvarianten aufgelegt werden. Im Gegenteil: Diese Manie, immer wieder kleine Portiönchen von verschiedenfarbigen Vinyls zu veröffentlichen, ist nur eine Methode, die Fans der entsprechenden Band auf mehr oder minder galante Weise zu schröpfen. Früher waren IRON MAIDEN die Meister darin, unzählige sammlungswürdige Produkte auf den Markt zu bringen, doch mittlerweile sehen sie nur noch wie harmlose Schulbuben aus. Und diese Flut, in die wir da bewußt reingestürzt werden, versaut irgendwie auch den Spaß am Sammeln, da man nur noch gehetzt hinter neuen "extra-ultra-raren Pressungen" herjagen muß. Als einstiger großer Fan der originalen ACCEPT hatte ich immer eine große Freude daran, nach irgendwelchen raren Singles oder ausländischen Pressungen zu suchen. In der aktuellen Situation kann ich nur sagen, daß ich froh bin, schon längst kein Sammler mehr zu sein.

Nein, das ist die Pervertierung der Magie, die das Vinyl umgeben kann - aber vergleichbares passiert ja auch bei sonstigen Formaten von CDs bis DVDs oder Blu-rays.

Aber wir wollen uns ja nicht der heute so populären Vorgehensweise anschließen und alles schlechtreden. Nein, es gibt wirklich viele schöne Dinge, die uns das Comeback des Vinyls beschert hat. Gerade die kleinen engagierten Underground-Labels gehen da oftmals mit gutem Beispiel voran und veröffentlichen Specials, bei denen man nur mit der Zunge schnalzen kann. Eine 5-Vinyl-Box mit handgesticktem Patch und Bonus-7" (mit Hologramm-Cover - Ehrensache!) von einer Miniband oder eine 10"-Serie mit den gesammelten Demowerken von einer obskuren und schon längst verblichenen Kultband, bei der auf allen Vinyls auf der Rückseite das Bandlogo eingefräst wurde (und die natürlich in Foldout-Cover mit extrabreitem Rücken reingesteckt wurden, so daß der Release in der Sammlung auch von der Seite schön und auffällig aussieht), oder ein buchartiger Release, dessen Seiten nicht nur tonnenweise Photos zeigen und umfangreiche Linernotes enthalten, sondern bei dem einige der Seiten als Einsteckhüllen für insgesamt drei 222-Gramm-Vinyls (weil es so zusammen 666 Gramm ergibt!) fungieren, oder sonstige anderen quasi unvorstellbaren Releases. Liebevolle Releases eben, die der Labelchef einfach machen will, obwohl er weiß, daß es schwer sein wird, damit wenigstens die schwarze Null zu erreichen.

Früher gab es solche Dinge nicht, sondern im Plattenladen standen einfach Platten in labberigen Hüllen herum, und oftmals wurde sogar der Druck auf der Innenhülle eingespart. Der Inhalt waren oft ebenso labberige Vinyls - vor allem als die Firmen irgendwann Tests zur Profitoptimierung starteten, wie dünn man ein Vinyl pressen kann, bevor es beim Auspacken schon wie Zwieback zerbröselt. Nein, früher war wahrlich nicht alles besser.

Also haben wir Gründe genug, uns über die schönen Seiten zu freuen, die uns die Wiederbelebung des niemals ausgestorbenen Vinyls beschert hat!

Schwarz? Farbig? Transparent? Splattered? Oder doch nur schwarz? Immer wundervoll!

Stefan Glas

P.S.: Unser treffsicheres Cover hat Daniela Owergoor gebastelt, die schon viele Buchcover gestaltet hat, wie man in dieser Abteilung ihrer DeviantArt-Seite sehen kann. Weitere Werke, die die Vielseitigkeit von Daniela verdeutlichen, könnt Ihr auf ihrer Präsenz auf Instagram finden.

 
 
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