Das große Comeback der Webseiten. Jetzt!
Kritiker hatte MySpace schon immer viele, und die Art und Weise, wie die Verantwortlichen der Community mit dem letzten Redesign, das 2010 stattgefunden hatte, MySpace aus dem Rennen geschossen und Facebook quasi kampflos das Feld überlassen hatten, war beispielhaft. Doch es war nichts im Verhältnis dazu, was sich MySpace jetzt "geleistet" hat.
Beim großen Relaunch von MySpace, der vor einigen Tagen stattgefunden hat, wurde ohne Vorwarnung der gesamte zuvor existente Content ohne jegliche Vorwarnung gelöscht. Blogs, Messages oder alte Photos? Alle weg. Viele, die über die Jahre MySpace noch die Treue gehalten oder zumindest ihre Profile quasi als altes Tagebuch noch online gelassen hatten, waren entsetzt, daß von einem Tag auf den anderen Nachrichten von Freunden ebenso einfach verschwunden waren wie Einträge, die man selbst in seinem Blog verfaßt hatte. Wie kann ein Konzern nur eine derart absurde Vorgehensweise ins Auge fassen? Schließlich schmeißt man ja auch ein Tagebuch nicht weg - oder aber man läßt es zumindest nicht von irgendjemand unaufgefordert wegwerfen...
Und gab es eine Möglichkeit, diesem Daten-Desaster zu entgehen? Nein, denn nicht nur daß der Content auf den entsprechenden Seiten nicht mehr zu sehen ist, beim Einloggen wird der MySpace-User vor vollendete Tatsachen gestellt und aufgefordert, sein Profil zu updaten. Die Möglichkeit wie zuvor, nämlich daß man das miese neue Design einfach komplett ignorieren konnte, gibt es heuer nicht. MySpace haben wohl dazugelernt, wie man den User zu seinem "Glück" zwingt.
Das Vorgehen der neuen MySpace-Betreiber stellt eine Dreistigkeit dar, wie sie im Internet noch nicht dagewesen ist. Besser konnte man nicht demonstrieren, daß all' diejenigen, die ihre MySpace-Seite mal gehegt und gepflegt hatten, rundum aufs falsche Pferd gesetzt hatten. Aber das ist nun mal das grundlegende Problem, wenn man sich einer solchen Online-Community ausliefert. Bislang wurde dabei hauptsächlich über die merkwürdige Philosophie in Sachen Datenschutz diskutiert, mit dem Hinweis versehen, daß ein solcher Konzern alles als sein Eigentum verbucht, was der User in seinem Profil einstellt. Niemand - und schon gar nicht in der just angebrochenen Ära des Whistleblowers Snowden - hatte wohl ernsthaft damit gerechnet, daß plötzlich Daten (die für alle Online-Communities bares Geld bedeuten) ins digitale Nirwana geschossen werden würden. Aber: Die Community gibt nun mal die Spielregeln vor - und kann sie natürlich auch jederzeit ändern.
Wie auch immer - eine nachdrücklichere Werbung für das Erstellen einer eigenen Webseite kann es nicht geben! Schließlich haben auch Bands jene Infos verloren, die sie über die Jahre mit ihren Fans geteilt hatten - und man darf nicht vergessen, wie wichtig MySpace bis zur Selbstexekution im Jahr 2010 auf dem Musiksektor etwa vier bis fünf Jahre lang gewesen war! Und genau diesen Trend zur eigenen Webseite kann man bei größeren und professionelleren Bands seit einiger Zeit verstärkt feststellen. Ganz so als hätten sie die Zeichen der Zeit erkannt und gemerkt, daß es nicht der einzig heilbringende Weg sein kann, wenn man sich einzig dem oberflächlichen Geplapper der Online-Communities hingibt. Bleibt zu hoffen, daß dieser Trend anhält und Bands wieder mehr Augenmerk auf eigene Webseiten legen. Dank der mittlerweile recht einfach zu bedienenden CMS-Programme ist dies längst nicht mehr so schwer wie früher. Dann können Bands nämlich ihren Fans gezielt Inhalte zur Verfügung stellen und nicht nur in den reißenden Informationsstrom bei Facebook werfen, dem man ohnehin nur folgen kann, wenn man dies als Full Time Job betreibt...
Vorwärts zu Web 1.0!
P.S.: Unser Sommercover 2013 stellt sich passenderweise ganz besonders düster dar, denn es stammt aus Finnland von dem großartigen Janne Pitkänen alias "ToxicAngel", der als eines seiner letzten großen Projekte maßgeblich am NIGHTWISH-Film "Imaginaerum" mitgewirkt hat. Desweiteren hat er auch schon für Bands wie SONATA ARCTICA, TAROT, DRAGONLAND oder CHILDREN OF BODOM Cover entworfen. Auf seiner Homepage werdet Ihr über so manches Werk stolpern, das Ihr auch in Eurer Scheibensammlung stehen habt.