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Wer ihre CD »Resurrection« gehört hat, konnte sich garantiert nicht dem Charme von CELTIC LEGACY entziehen. Die Band mischt melodischen Hard Rock mit keltischen Elementen und erinnert dabei stark an die einstigen Vorreiter von der grünen Insel: THIN LIZZY. Daher mußte uns Basser Dave Boylan mehr über CELTIC LEGACY erzählen - mit einem irischen Akzent, der Tote aufwecken könnte...

CELTIC LEGACY-Headline

Euer Bandname enthält eine eindeutige Absichtserklärung, was sicherlich kein Zufall sein kann.

Es war von Anfang an unser Ziel, dort weiterzumachen, wo Phil Lynott aufgehört hatte. Dennoch wollten wir nicht einfach THIN LIZZY kopieren, sondern unseren eigenen Weg gehen.

Und diesen Weg beschreiten Du und Gitarrist Dave Morrisey schon seit einigen Jahren gemeinsam.

Dave und ich haben 1997 unter dem Namen MISCHIEF begonnen, die ersten Demos einzuspielen. Als wir genug Material für eine Platte zusammen hatten, beschlossen wir, daß wir eine Band zusammenstellen sollten. So entstand die erste CELTIC LEGACY-CD, die wir 1998 in Eigenregie einspielten und veröffentlichten. Doch danach fiel die Band auseinander, obwohl wir im Grunde schon genügend Material für eine weitere CD zur Verfügung hatten. Tom Branagan, der Sänger auf der ersten CD, arbeitete beim Fernsehen in Dublin und stieg die Karriereleiter hinauf, so daß er keine Zeit mehr für die Band hatte. Unsere Auflösung hatte aber auch viel damit zu tun, daß die irische Szene eine Katastrophe ist und die Leute nur noch Coverbands wollen. Dave und ich hatten so viel Zeit und Energie in CELTIC LEGACY gesteckt, so daß wir entmutigt die Band zu Grabe trugen. Wir hatten aber das Glück, daß einige Monate später Vladimir Hrubik aus Deutschland aufkreuzte und uns quasi wieder Leben einhauchte: Er hatte sich unsere CD gekauft und war so begeistert, daß er sich im Internet auf die Suche nach uns machten und uns förmlich dazu genötigt hat, weiterzumachen; mittlerweile ist Vladi übrigens unser Manager.

So entstand 2003 »Resurrection«. Doch seither seid Ihr nicht von Line-up-Veränderungen verschont geblieben.

Eigentlich wäre es Dave und mir am liebsten gewesen, wenn wir nach den Aufnahmen unseres Debuts als Band weitergearbeitet und gemeinsam neue Songs komponiert hätten, doch die damaligen Musiker wollten einer nach dem anderen nicht weitermachen.
Mittlerweile sind von dem »Resurrection«-Line-up nur noch Dave und ich übrig. Wir hatten zwischenzeitlich einen anderen Sänger, aber bei Studioarbeiten hat sich herausgestellt, daß er nicht gut genug ist. Mittlerweile übernimmt Damien Molloy die Vocals: Er stammt von einer IRON MAIDEN-Tribute-Band aus Dublin namens ERIN MAIDEN und ist ein phantastischer Sänger. Er hat eine einzigartige Stimme; ich würde ihn als eine Mischung aus David Coverdale und Ian Gillan beschreiben. Unser neuer Drummer heißt Phil McEvoy und außerdem haben wir einen neuen Gitarristen anvisiert, der sehr bekannt ist, aber im Moment ist es noch nicht hundertprozentig spruchreif, so daß ich den Namen nicht verraten darf.

Stellt es kein Problem dar, daß Damien von einer Coverband stammt? Damals war sein Job, möglich originalgetreu Bruce Dickinson zu kopieren. Die Ansprüche, die CELTIC LEGACY an ihn stellen werden, sind natürlich ganz anderer Natur. Oder bekommt er seine Gesangslinien schon vorgefertigt von Dave und Dir vorgesetzt?

Damien hat zuvor schon in Bands gesungen, die eigenes Material geschrieben haben, und er ist zudem ein guter Songwriter. Er wird mit Sicherheit seinen Anteil am neuen Album haben. Wenn Dave und ich Songs schreiben, spiele ich zu einem Drumcomputer die Baßspur ein. Dazu singe ich die Gesangslinie ein, die mir vorschwebt. Doch jeder unserer Sänger hatte stets die Möglichkeit, die Gesangslinien zu verändern oder komplett neu zu schreiben. So wird es auch bei Damien sein: Bei dem neuen Material wird er sich einbringen können, während bei den alten Songs die Melodien natürlich nicht mehr verändert werden sollen.

Auf der ersten CD hattet Ihr eine Violinistin in der Band, doch diese Position im Line-up blieb seither frei.

Wir hatten das Gefühl, daß unsere Songs nicht genügend Parts besitzen, die einen Full-Time-Geiger rechtfertigen. Deshalb wurde die Geige auf »Resurrection« von einem Sessionmusiker eingespielt. Für die Zukunft suchen wir jemand, der mit der Situation leben kann, daß er nicht bei jedem Song zum Zuge kommt.

Also braucht angesichts der vielen Besetzungswechsel aber nicht zu mutmaßen, daß Dave und Du so unausstehliche Zeitgenossen sind, mit denen man es nicht lange aushält..?

[lacht] Um diese Vermutung zu entkräften, möchte ich nur sagen, daß ich immer noch in einer Rock- und Blues-Band mit Steve Shields und seiner Frau Mel, die zwischen 2000 und 2001 Gitarrist und Sängerin von CELTIC LEGACY waren, spiele. Außerdem ist Mark Guildea, der Sänger, der auf »Resurrection« zu hören ist, mein Tätowierer. Wir sind also immer noch befreundet.

Das heißt also, daß Euer ehemaliger Sänger Dir dazu verhilft, ein wandelndes Kunstwerk zu werden.

Richtig: Ich möchte im Endergebnis von Kopf bis Fuß tätowiert sein. Im Moment ist ein Arm fertig, am anderen haben wir angefangen. Außerdem haben wir auf dem Rücken und an beiden Beinen angefangen. Die Motive sind zumeist alle möglichen Tiere. Außerdem mag ich auch Schädel.

Man kann auf den Bandphotos erkennen, daß Ihr keine Teenager mehr seid. Hattet Ihr zuvor schon andere Bands?

Jeder von uns macht seit einem Alter von etwa 15 Jahren Musik. Dave und ich spielten früher schon mal in einer Band namens KING GYPSY, die relativ typischen 80er-Metal machte, doch danach verloren wir uns einige Jahre lang aus den Augen. Wir trafen uns bei der BLACK SABBATH-Tribute-Band PLAIN KRAZY wieder und merkten schnell, daß wir viel lieber wieder eigene Songs schreiben und spielen wollen.

»Resurrection« ist weitaus eingängiger und bombastischer als der Erstling. Wie kam diese Veränderung zustande?

Es war keineswegs beabsichtigt, daß »Resurrection« "leichter" als unsere erste CD ausfällt. Ich glaube, daß sich das einfach so ergeben hat. Vielleicht sind wir mit dem Alter etwas weicher geworden - wer weiß... Auf der anderen Seite gibt es zum Beispiel beim Titelsong oder bei ›Emania - Shadows Of Moonlight‹ einige Parts, die mit Sicherheit das härteste sind, was wir bislang geschrieben haben.

Was können wir von der nächsten Platte, »The Third Level«, erwarten?

Es ist schwer zu sagen, da wir uns derzeit noch im Vorproduktionsstadium befinden. Aber soweit ich es im Moment abschätzen kann, wird »The Third Level« härter als »Resurrection«, aber genauso melodisch ausfallen. Unsere momentanen Pläne sehen vor, daß die Platte im Juli erscheinen wird. Wir arbeiten in Daves Studio, das er aufgebaut hat, da wir in letzter Zeit schlechte Erfahrungen mit einem Studio gemacht haben.

Für das Cover habt Ihr einen prominenten Künstler angeheuert: Mark Wilkinson, der durch seine Arbeiten für MARILLION weltberühmt wurde, von dem aber auch alle JUDAS PRIEST-Cover seit »Ram It Down« stammen und der auch schon für IRON MAIDEN gearbeitet hat. Wie kam das zustande?

Unser Manager Vladi ist ein guter Kunde von Mark und hat schon einige Kunstwerke von ihm gekauft. So hat er es eingefädelt, daß Mark unser nächstes Cover malen wird, und von unserer Seite gab es natürlich keinen Widerspruch, denn wir lieben die Cover, die Mark bis dato gemalt hat.

Wird er konkrete Anweisungen von uns bekommen oder bekommt er freie Hand?

Mark hat uns um Hintergrundmaterial zu »The Third Level« gebeten. In der keltischen Mythologie gibt es vier Welten: die Welt der Vergangenheit, die Welt der Gegenwart, die Welt der Toten und die Welt der Zukunft. »The Third Level« entspricht also der Welt der Toten, dem Jenseits. Von dieser Information wird Mark seine Inspiration leiten lassen.

Bei »Resurrection« gab es eine Erstauflage als Doppel-CD, wobei die Bonus-CD unveröffentlichte Songs oder Demoversionen der Songs enthielt. Wird »The Third Level« ebenfalls als Doppeldecker erscheinen?

Ja, das werden wir beibehalten. Die zusätzliche CD wird Outtakes und Demosongs enthalten. Außerdem wollen wir einige alte Songs wie ›Celtic Legacy‹, ›Children Of The Sky‹, ›When A Stranger Comes‹ oder ›Glen Corr - The Spirit Of The Vagabond‹ neu aufnehmen. In unserem Forum haben viele Fans nach neuen Versionen dieser Songs gefragt. Also werden wir sie ihnen geben.

CELTIC LEGACY-Bandphoto 1

Wie kam der Kontakt zu Phil Lynotts Mutter Philomena zustande, die schon seit Jahren zu den Supportern von CELTIC LEGACY zählt?

Dave und ich waren immer große THIN LIZZY-Fans. Audrey, eine Freundin von Dave, arbeitet als Sekretärin für den "Roisin Dubh Trust", der sich der Aufgabe verschrieben hat, die Erinnerung an Phil Lynott wachzuhalten. Sie sind auch die treibende Kraft dahinter, daß demnächst die Statue von Phil in Dublin errichtet werden kann. Wir hatten uns bereiterklärt, ein paar Gigs zu spielen, um Geld für diesen Zweck beizusteuern. Doch bevor wir diese Shows spielen konnten, hatte sich CELTIC LEGACY aufgelöst. Da wir unser Versprechen halten wollten, baten wir Dezzie Joy, den Drummer von PLAIN KRAZY, mitzumachen, so daß wir als Trio auftraten und ich den Gesang übernahm. Philomena war bei diesen Shows anwesend und seither hat sich eine Freundschaft zwischen uns entwickelt. Wir haben auch jeweils 5 Euro von jeder verkauften »Resurrection«-CD an ihren Fond gestiftet. Die Statue wird voraussichtlich im September ausgestellt und es wird an diesem Tag ein Konzert organisiert und wir hoffen, daß wir mit von der Partie sein dürfen.

Es ist nicht zu übersehen, daß Phil Lynott ein Idol für Euch ist. War er auch der Grund, warum Ihr angefangen habt Musik zu machen?

Phil ist zweifelsohne ein Idol für mich, aber der Grund, weshalb ich zum ersten Mal einen Baß in die Hand nahm, ist Geezer Butler. Mein erster Kontakt zu THIN LIZZY war ganz anderer Natur: Wir lasen in der Schule einen Gedichtband, den Phil verfaßt hat.

Was machte für Dich persönlich Phil zu einem solch einzigartigen Künstler?

Mich hat beeindruckt, daß er immer ein ganz normaler Kerl geblieben ist und nie wie ein Rockstar behandelt werden wollte. Außerdem berühren einige seiner Texte mich so sehr, daß ich weinen könnte. So stellte für mich persönlich 'Military Man' einen Hilfeschrei von Phil dar.

CELTIC LEGACY tauchten auf dem Phil Lynott-Tributesampler »Spirit Of Black Rose« auf. Wie kam es dazu? Immerhin wart Ihr die einzige völlig unbekannte Band zu diesem Zeitpunkt und außerdem wart Ihr die einzige Band, die einen eigenen Song beigesteuert hat, während alle anderen THIN LIZZY-Songs coverten.

Johannes von RECORD HEAVEN, der Plattenfirma, die den Sampler gemacht hat, mochte unseren Song ›Glenn Corr - The Spirit Of The Vagabond‹ so sehr, daß er ihn unbedingt haben wollte. Also nahmen wir eine neue Version des Songs für den Sampler auf. Außerdem war Philomena so nett, daß sie Phils Gedicht "Dublin" als Einstieg für den Song vorlas.

Der keltische Einfluß ist bei Eurer Musik unüberhörbar. Schlägt Eure irische Heimat auch in den Texten durch?

Etliche Texte sind von der keltischen Mythologie oder der irischen Geschichte beeinflußt. So erzählen beispielsweise sowohl ›Live By The Sword‹ als auch »Resurrection« von Kämpfen im Mittelalter, bei denen Irland um seine Unabhängigkeit gestritten hat.

Es gibt mittlerweile überall auf der Welt Bands, die Metal mit folkigen Elementen verbinden. Viele von ihnen vertonen dabei auch traditionelle Lieder. Ihr habt jedoch ausschließlich Eigenkompositionen, denen man ihre Herkunft deutlich anmerkt

Für uns steht immer der eigene Song im Vordergrund. Es gibt jedoch unzählige irische Volkslieder, von deren Melodieverläufen wir uns gerne inspirieren lassen, um sie dann mit unserer Handschrift umzuarbeiten.

Auf Eurer Homepage habt Ihr Links zu anderen irischen Bands wie PRIMORDIAL oder CRUACHAN, die allerdings sehr viel härter als Ihr zu Werke gehen. Steht Ihr dennoch mit Ihnen in Kontakt?

Diese Bands und wir sitzen letztendlich im gleichen Boot: Wir spielen weitaus mehr Gigs irgendwo in Europa als in unserer Heimat. Wie ich schon sagte, ist die hiesige Szene und vor allem die Szene in Dublin ist mausetot. Es gibt noch nicht mal mehr Clubs, in denen man spielen kann. Deshalb haben wir uns sehr gefreut, daß wir auf Eurem Sampler mitmischen durften. So können wir neue Fans gewinnen und es ist elementar wichtig, daß wir außerhalb von Irland Fuß fassen können.

Die meisten irischen Bands haben einen ganz eigenen Flair. Hast Du eine Erklärung dafür und glaubst, daß man Ire sein muß, um so etwas zu bewerkstelligen?

Eine Erklärung kann ich Dir leider nicht geben, denn jede Band hat sicherlich ihre ganz eigene Handschrift. Aber ich glaube schon, daß wir Iren etwas in unserem Blut haben, das unsere Musik anders als von der anderen Bands werden läßt.

Die derzeit wohl erfolgreichste irische Band sind die CORRS, die gewiß weitaus mainstreamigere Musik machen, aber doch auch viele keltische Einflüsse spüren lassen. Ich mag die Band sehr und liebe vor allem ihr Debut »Forgiven Not Forgotten«, als noch keine "externen Einflüsse" bemüht waren, die Band glattzubügeln.

Ich kann Dir nur zustimmen: THE CORRS sind eine phantastische Band und auch ich mag ihre erste Platte am liebsten. Gerade ein Song wie ›Toss The Feathers‹ war exzellent. Es ist übrigens interessant, daß selbst eine weltweit derart erfolgreiche Band wie THE CORRS schon lange nicht mehr in Dublin gespielt hat. Das sagt wohl einiges über die hiesige Szene...

Wie kommt es eigentlich, daß Du als Ire ein passionierter "Southern Comfort"-Trinker bist? Du ziehst diese Brühe wirklich einem guten irischen Single Malt vor?

Ja, ich war lange Jahre ein absoluter "Southern Comfort"-Fan. Mittlerweile trinke ich jedoch mehr Wodka. Unser Drummer Phil ist beispielsweise ein "Jack Daniels"-Trinker. Auf jeden Fall bin ich davon überzeugt, daß irischer Whisky völlig überschätzt wird. Der beste Whisky der Welt für mich ist "Jack Daniels".

Doch Du bist nicht nur - wie man das von einem Iren erwartet - ein trinkfester Zeitgenosse. Du stehst auch auf "Beavis & Butthead". Was fasziniert Dich an dieser Serie, die sicherlich nicht jedermanns Geschmack trifft?

Ich mag diesen seltsamen Humor, der in "Beavis & Butthead" steckt. Es ist großartig, wie sich die beiden immer wieder in völlig abstruse Situationen bringen und alles im völligen Chaos endet. Ich mag aber auch die "Three Stooges" und "Laurel & Hardy"; ich liebe generell Slapstick-Comedy. CELTIC LEGACY ist ohnehin eine Band, die gerne lacht. Doch wir lachen nie über die Leute, sondern mit den Leuten.

http://www.celtic-legacy.com/

Vladi@celtic-legacy.com

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Stefan Glas

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CELTIC LEGACY – Guardian Of Eternity (Rundling-Review von 2008 aus Online Empire 35)
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CELTIC LEGACY – Heavy, oder was!? 79-Special (aus dem Jahr 2005)
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CELTIC LEGACY – Online Empire 20-"Rising United"-Artikel (aus dem Jahr 2004)
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Playlist: CELTIC LEGACY-Album »Resurrection« in "Playlist Heavy, oder was!? 77" auf Platz 5 von Stefan Glas
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