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TOC, ehemals THRONE OF CHAOS, wurden Mitte der Neunziger von Taneli Kiljunen (v, g), Snake Laitinen (d), Joiku Harmaja (g) und Rasmus Nora (b) gegründet; wenig später ergänzte Carl Sjöblom (k) das Line-up. Mit den Demos »Equilibrum« und »Fata Morgana« ergatterte die Band einen Deal mit SPINEFARM und veröffentlichte 1999 ihr Debüt »Menace and Prayer«. Damals waren THRONE OF CHAOS noch auf Keyboard-lastigen Black Metal eingeschworen. Das zweite Album »Pervertigo« wurde 2001 in Göteborgs legendärem FREDMAN-Studio aufgenommen, und trotz aller Schwierigkeiten (u.a. Stimmverlust des Sängers) bedeutete dieses Album für die Band einen großen Schritt vorwärts. In Tuomas Nieminen fand man endlich einen geeigneter Sänger für die neue progressivere Stilrichtung, den neuen Bandnamen und das neue Album »Loss Angeles«. Und wer auf die alten QUEENSRYCHE (bis zum »Empire«-Album) oder DREAM THEATER steht, sollte diese Band auf alle Fälle anchecken!
Wir knöpften uns Taneli im Vorfeld der Veröffentlichung vor.

Wieso habt Ihr den Bandnamen geändert?

Zum einen war THRONE OF CHAOS ohnehin nicht so toll, aber bei der Bandgründung waren wir gerade mal 15 oder 16 Jahre alt. Für die heutige Band paßt dieser Name einfach nicht mehr. Schon bei den Aufnahmen von »Pervertigo« dachten wir über eine Namensänderung, aber uns fiel nichts ein. Seit damals spukt diese Idee in unseren Köpfen rum. Immerhin haben wir als THRONE OF CHAOS unzählige Gigs absolviert, und wir wollten nicht alle Brücken abbrechen; deswegen fanden wir TOC ziemlich cool. Ein guter Name für eine Band, leicht zu merken, er hat noch immer die Verbindung zur Vergangenheit, und er klingt neutral. Das war der wichtigste Aspekt für uns: Wir wollten vermeiden, daß der Name schon die Musikrichtung vorgibt, deswegen haben wir jetzt Raum für unsere Kreativität geschaffen. Und noch ein Vorteil: Wir können unsere Homepage-Adresse behalten.

Euer neues Album »Loss Angeles« folgt einer Story im Stil eines Quentin Tarantino-Films...

Es gibt ein Konzept, aber keine richtige Story, eher eine Handvoll von Hinweisen - meiner Meinung nach eher so wie bei David Lynch. Wir geben nur Tips für Zuhörer, die sich selbst ihre Story zusammenreimen können, eine Story über Liebe und Gewalt... und Mary Lou, tot, irgendwo in einem Kofferraum.

Wie seid Ihr auf die zusammenhängende Story gekommen?

Keine Ahnung. Als das Songwriting für das Album begann, dachte ich zwar an ein Konzeptalbum, hatte mich aber dann doch nicht wirklich damit beschäftigt. Beim Schreiben der Lyrics - ich glaube, der erste Text war ›Mary Lou Is Dead‹ - wurde mir erst klar, daß wir diese Idee tatsächlich zu einer Story ausbauen können. Eines Abends ging ich mit Rasmus, unserem Bassisten, nach der Probe auf ein Bier, und beim Rumblödeln entstand diese Stadt Gothamburg. Ein guter Hintergrund für die "Mary Lou"-Story; das Konzept kam aber erst, als wir schon im Studio waren. Da hatten wir noch keine fertigen Lyrics, aber mit dieser Grundidee ergaben sich die Texte wie von selbst. Aber hinter dieser Story steckt nichts Besonders; sie ist nur eine Folge von Phantasie und Bier.

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Dennoch habe ich den Eindruck, daß Ihr ein Göteborg-Trauma abgekriegt habt - gab es ähnliche Probleme wie bei den Aufnahmen zu »Pervertigo« oder andere wüste Stories?

Wieso Trauma? Wir hatten keine echten Probleme diesmal, alles klappte wunderbar, besonders die Aufnahmen. Aber die Anreise hatte es in sich. Eines Nachts hatten wir einen Poltergeist in unserer Jugendherberge, dann sahen wir seltsame einbeinige Tauben, Albino-Tauben... eine Schiffsreise war auch ziemlich merkwürdig, und in den Straßen Göteborgs wurde unser Drummer beinahe ausgeraubt, war hinterher aber halb so wild. Ansonsten ist nichts wirklich Schlimmes passiert.

Aber genau das ist der Punkt: Steckt hinter diesem Gothamburg - so wie bei Batmans Gotham City - Gewalt und düstere Szenarien, gemischt mit echt Erlebtem?

Yeah, genau, die Sache mit Batman - diese Tim Burton-Filme finde ich sehr inspirierend, wegen der coolen Atmosphäre. Und das hat auch zu dieser Stadt namens Gothamburg beigetragen - eine Mischung aus Hamburg, Göteborg und Gotham City. Lustige Sache: Frederik vom Studio FREDMAN war kaum am Aufnahmeprozeß beteiligt, wir wollten ohnehin niemanden außerhalb der Band dabeihaben. Beim Endmix hatte er all diese Files auf dem Computer, und einen Song namens ›Gothamburg‹. Und da mußte er nachfragen: "Habt Ihr über Euren letzten Besuch hier geschrieben? Habt Ihr schlechte Erfahrungen gemacht und haßt Ihr die Stadt jetzt, oder wie?" Aber nix Schlimmes über Göteborg - eine tolle Stadt, mit schönen Frauen und gutem Bier - und netten alten Häusern.

Jetzt wo Tuomas ein festes Bandmitglied ist, scheint das neue Material auch eher auf seine Stimme zugeschnitten zu sein...

Stimmt, denn bei »Pervertigo« war Niklas nicht der Sänger, der eigentlich auf dem Album hätte sein sollen. Ursprünglich sollte ein Finne singen, der aber die Vocals nicht schaffte. Wir hatten damals zu wenig Zeit zum Proben und im Studio stellte sich dann raus, das es nicht klappen würde, und da war Niklas unser Rettungsring. Wir schulden ihm eine Menge dafür, daß er dieses Album möglich gemacht hat. Ich glaube, seine Vocals auf »Pervertigo« sind ziemlich cool, passen gut zur Musik, aber das Ganze klang sicherlich nicht wie eine Einheit. Jetzt hatten wir Tuomas von Anfang an mit dabei, als wir das Material für »Loss Angeles« geschrieben haben, und das Ganze klingt nun viel mehr nach einer Band. Und seine Stimme hat natürlich auch das Songwriting beeinflußt.

Ihr habt eine interessante Entwicklung durchgemacht: von Black Metal zu klassischem Metal zu Progressive Metal - ist das deiner Meinung nach ein natürlicher Prozeß?

Klar ist das für uns eine natürliche Entwicklung, aber wir haben selbst nie erwartet, daß wir mal solch ein Album machen würden. Wir schreiben einfach Songs, und was dabei rauskommt, kommt eben dabei raus, wir planen unseren Sound nicht - im Stile: "Machen wir nächstes Mal ein Progressive-Album", oder so. Ich versuche einfach, gute Songs zu schreiben und achte nicht wirklich auf den Stil. Deswegen ist das für mich ein natürlicher Prozeß.

Werdet Ihr weiter in die progressive Richtung gehen?

Keine Ahnung, wir haben noch keine neuen Songs. Es gibt zwar ein paar Ideen, aber wir sind auch im Moment ohne Deal, daher ist die Zukunft wirklich ungewiß. Es wird sich zeigen, welches Label unser nächstes Album produzieren wird.

Wie steht's mit eurer, äh, alternativen Auffassung von Promo-Pics und Stage-Outfits?

Dahinter steht ebenfalls kein Konzept, wir wollten einfach mal was anderes ausprobieren. Der Grundgedanke war, daß wir nicht wie eine durchschnittliche Metal-Band aussehen wollten. Ich finde diese "verwaschene IRON MAIDEN-Shirts und Jeans"-Masche scheiße - nix für uns. Wir wollen immer was Neues ausprobieren, in unserer Musik und bei unseren Outfits.

Vielleicht kannst Du mal die Story zu Tuomas' Piraten-Look erzählen...

Tja, die ist gar nicht lustig: Er wurde von so einem Typen verprügelt, ziemlich übel, so daß er noch immer Probleme hat und so eine Piraten-Augenklappe tragen muß. Aber wenn ich so an unsere Band denke, hätte es tatsächlich einfach nur ein Outfit-Gag sein können. Leider muß er das Teil wirklich tragen, denn mit seinem Auge stimmt was nicht. Schlimme Sache, und ich hoffe der Kerl, der ihm das angetan hat, wandert in den Knast.

TOC-Einzelshot: Tuomas Nieminen

Zurück zu »Loss Angeles«: Wieso habt Ihr Euch ›Smoke On The Water‹ als Coverversion vorgeknöpft?

Das war purer Zufall. Als wir noch an den Songs für »Loss Angeles« feilten, tauchte unser Drummer bei einer Probe nicht auf. Daher übernahm ich die Drums für eine Jam-Session. Plötzlich legte Joiku, unser Gitarrist, mit dem ›Smoke On The Water‹-Riff los, und irgendwas geschah... Ich hatte 'nen ziemlich heftigen Beat drauf, und die anderen stimmten ein, wir spielten etwa 15 bis 20 Sekunden, stoppten und hatten alle nur einen Gedanken: "Mann, das ist echt cool! Damit sollten wir was machen." Diese Coverversion war eigentlich nur als Bonustrack geplant, kam aber nach den Aufnahmen so geil rüber, daß wir uns entschlossen, sie mit aufs Album zu nehmen. I think it rocks, denn diese Version eröffnet eine neue Perspektive; wir haben auch den Original-Hammond-Sound - und hoffentlich haben wir dem Song nicht allzusehr Gewalt angetan...

Zum Abschluß - habt Ihr noch eine wüste Bandstory auf Lager?

Ziemlich peinliche Sache: Wir hatten einen Gig im TAVASTIA-Club, circa vor drei Jahren, vor den Aufnahmen zu »Pervertigo«, und damals hatte ich noch lange Haare: Erstens waren nur so wenige Leute da, daß es richtig unangenehm war, überhaupt aufzutreten. Zweitens fiel es Rasmus gar nicht auf, daß sein Baß anfänglich gar nicht angeschlossen war. Dann verfing sich mein Haar in seinen Baßsaiten. Ich versuchte verzweifelt loszukommen, aber es ging nicht, schließlich mußte ich den Song unterbrechen und mit beiden Händen rumfummeln.... Das war ziemlich peinlich, und ich kam mir vor wie bei "Spinal Tap - Teil 2". Und noch dazu ist das der einzige Gig, den wir auf Video aufgezeichnet haben. Und es sieht wirklich scheiße aus, ich hätte mich am liebsten auf der Stelle umgebracht...

http://www.tocrocks.com/

toc@tocrocks.com

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Klaudia Weber

TOC im Überblick:
TOC – Online Empire 18-Interview (aus dem Jahr 2004)
Soundcheck: TOC-Album »Loss Angeles« im "Soundcheck Heavy, oder was!? 75" auf Platz 21
unter dem ehemaligen Bandnamen THRONE OF CHAOS:
THRONE OF CHAOS – Pervertigo (Rundling-Review von 2003 aus Online Empire 15)
Soundcheck: THRONE OF CHAOS-Album »Pervertigo« im "Soundcheck Heavy, oder was!? 66" auf Platz 33
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