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  UE-Home → History → Online Empire 18 → Interview-Übersicht → EIDOLON (CDN)-Interview last update: 17.11.2024, 14:13:27  

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Kanadische Bands zeichneten sich schon immer durch besondere Ei­gen­stän­dig­keit aus. Eine Tatsache, der schlicht nicht widersprochen werden kann. Oder ist jemand eine Band geläufig, die annähernd so klingt wie RUSH oder VOIVOD, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Auch im Power/Speed-Metal-Bereich kann man diese These bedenkenlos anwenden. Mit EIDOLON, einer seit nunmehr gut zehn Jahren im Untergrund aktiven Formation, wird eben jener Bereich abgedeckt. Auch nach intensivem Genuß des aktuellen Albums »Apostles Of Defiance« kam mir trotz eingehender Mentalrecherche kein vergleichbarer Act in den Sinn.
Nicht zuletzt diese Tatsache brachte mich auf die Idee, Euch diese Band ans Herz zu legen und in welcher Form als in der eines Interviews wäre das einfacher?

EIDOLON [CDN]-Headline [Part 1]

Doch bevor ich Euch die von Gitarrist und Gründungsmitglied Glen Drover beantworteten Fragen zum Lesen überlasse, komme ich nicht daran vorbei, die Historie der Formation kurz darzustellen:
Die Gründung von EIDOLON geht ins Jahr 1993 zurück, als sich Glen und sein Bruder Shawn (d) entschlossen, ein eigenes Studio aufzubauen um ihre Kompositionen, die bis dahin reine Instrumentals waren, auch aufnehmen zu können. Nach dem man das Line-up auf ein Quintett aufgestockt hatte, konnte man 1996 mit dem Debut »Zero Hour« zum ersten Mal für Schlagzeilen im Untergrund sorgen. Trotz durchwegs positiver Resonanzen darauf verabschiedete sich der zweite Gitarrist Slav Siminic wieder und seit diesen Tagen sind EIDOLON als Quartett unterwegs. In den folgenden Jahren konnte mit »Seven Spirits«, einem Konzeptwerk, das abermals in Eigenregie eingespielt und veröffentlicht wurde und der daraus resultierenden abermals positiven Pressereaktion endlich ein Plattenvertrag unterzeichnet werden. In Form von METAL BLADE kümmerte sich von nun an eine der Institutionen schlechthin um die Belange der Band. Erstes Ergebnis dieser bis heute erfolgreichen Liasion war »Nightmare World«. Die Scheibe wurde im Jahr 2000 veröffentlicht und mit Adrian Robichaud war auch der kurzfristig vakante Platz am Viersaiter wiederum kompetent besetzt. Da im Anschluß daran keinerlei Touraktivitäten auf die Band zukamen, entschlossen sich die Herrschaften, ein weiteres Studiowerk nachfolgen zu lassen. Dieses wurde »Hallowed Apparition« getauft und erblickte bereits 2001 die Regale der Plattenläden. Durch die abermals phantastische Reaktionen der Presse wurden auch Konzertveranstalter in Europa auf die Band aufmerksam. So durfte man auf dem "Bang Your Head!!!"-Festival 2001 am selben Tag auf die Bühne wie Legenden vom Schlage ANVIL oder HELSTAR.
Auf Grund der in diesem Business nur zu gut bekannten "musikalischen Differenzen" wurde kurz danach Sänger Brian Soulard dennoch nahe gelegt, die Band zu verlassen. Die Suche nach einem Nachfolger gestaltete sich offensichtlich einfacher als gedacht, denn mit Pat Mulock wurde aus dem scheinbar unerschöpflichen Reservat kanadischer Talente auf dem 2002er Album »Coma Nation« ein mehr als nur würdiger Nachfolger präsentiert.
Soweit also die Geschichte von EIDOLON. Da die Band nun das perfekte Line-Up beisammen haben dürfte, sollte »Apostles Of Defiance« hoffentlich jene Scheibe sein, die der Band einen großen Schritt nach vorne ermöglichen wird.

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Was es neben diesem Album an Neuigkeiten gibt, erzählte mir Glen am Telefon:

»Apostles Of Defiance« klingt in meinen Ohren zwar typisch nach EIDOLON, aber dennoch wirken die Kompositionen reifer als auf »Coma Nation«. Kannst Du dieser Aussage zustimmen?

Generell schon. Im Grunde genommen war »Coma Nation« so etwas wie Pats Lehrzeit. Nun ist er schon länger in der Band und konnte sich voll und ganz integrieren. Das kommt fast zwangsläufig dem Songwriting zugute. Aber auch Shawn und ich konnten uns beim Komponieren besser auf seine Stimme einstellen und haben so versucht, die optimale Harmonie zwischen den Instrumentalparts und der Stimme zu finden.

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Zu meiner Überraschung sind auch erstmals Death Metal-lastige Vocalparts zu vernehmen, die ein gewisser Voldamares Gollum von einer Band namens ECLIPSE ETERNAL eingegrummelt hat. Hätte das Pat nicht auch zustande gebracht?

Hätte er schon. Aber wir wollten bewußt andere Stimmen mit auf dem Album haben. Neben diesem Typen ist ja auch noch vereinzelt Shawn zu hören. Wir sind der Meinung, daß jeder in seiner Stimmlage am besten ist und Pat verfügt nun einmal über eine phantastische Metal-typische Stimme. Die Zusammenarbeit mit den ECLIPSE ETERNAL-Jungs entstand aus Spaß. Da ich zu dieser Zeit gerade das Debüt der Band in meinem Studio produzierte, lag eine Zusammenarbeit doch sehr nahe und es bedurfte keines großartigen Aufwandes.

Die Produktion Eures Albums hast du ebenfalls selbst übernommen. Lediglich das Mastering wurde als Auftrag an Andy LaRoque vergeben. Weshalb?

Ich wollte lediglich ein wenig Abstand gewinnen, sonst wäre ich wahrscheinlich "betriebsblind" geworden. Andy kenne ich ja schon aus meiner Zeit in der Band von KING DIAMOND. Wir haben unsere Freundschaft über das Business hinaus aufrecht erhalten, deshalb war er auch mein erster und einziger Ansprechpartner für den Endmix. Auch dieser Vorgang verlief zum Glück ohne besondere Schwierigkeiten, aber die hatte ich ja auch gar nicht erwartet. Man kennt einander schließlich und jeder weiß vom anderen, wo Stärken und Schwächen liegen.

Könntet Ihr diese, ich nenne sie jetzt einfach "KING DIAMOND-Connection", nicht auch gleich für eine Tournee ausnutzen?

Das klingt leider zu schön, um wahr zu sein. Natürlich würden wir sofort unsere Koffer packen, um auf eine Tour wie diese aufzuspringen. Doch die Realität sieht leider ein wenig anders aus. Wir wissen überhaupt noch nicht, ob sich ein europäischer Tourveranstalter meldet. Und selbst wenn, steht noch immer die Frage der Finanzierbarkeit der ganzen Angelegenheit im Raum. Anstatt zu träumen, sagen wir für Europa schlicht und ergreifend erst einmal: Abwarten. Hier in Kanada bzw. den Staaten schaut es diesbezüglich schon besser aus. Mit einer kleinen Nordamerika-Tournee von EIDOLON ist schon zu rechnen. Es ist aber auch wesentlich einfacher, hier auf Tour zu gehen.

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Naja, es wird sich auch in nächster Zeit der eine andere Festival-Veranstalter finden, der Flugtickets von und nach Kanada berappen wird, um die Band einfliegen zu lassen. Wenn nicht, müssen wir uns nach wie vor an den Scheibletten der Herren erfreuen.
Auffällig an diesen ist auch das Artwork, so scheint sich zumindest auf den METAL BLADE-Veröffentlichungen eine Art "Maskottchen" gefunden zu haben.

Da auch für dieses Album Jan Meinighaus verantwortlich war und Shawn abermals die Idee für das Covermotiv hatte, ist das nicht verwunderlich. Allerdings habe ich den Typen der auf den letzten drei Scheiben zu sehen ist, noch nicht als Maskottchen der Band gesehen. Die Idee klingt aber echt gut, haha.

"EIDY" wird in Zukunft auf unzähligen Wänden in Posterform zu finden sein. Shawn ist aber nicht nur für das Artwork-Konzept verantwortlich, sondern auch für die Texte, die, wie immer, im eher düsteren Bereich anzusiedeln sind.

Es würde aber auch nicht unbedingt zu unserer Musik passen, darüber zu singen, am Abend in der Bar zu sitzen und ein Bierchen zu süffeln. Shawn versucht immer wieder, Geschichten aus einer Mischung von Fiktion und Realität zu erzeugen. Natürlich handeln die meisten seiner Geschichten von der dunklen Seite des Lebens. Wobei er allerdings auch Lyrics verfaßt, die mit einem positiven Ende versehen sind. Aber das differenziert je nach Geschichte. Nimm als Beispiel ›The Will To Remain‹, dieser Text basiert im Prinzip auf der Geschichte von RUSH-Drummer Neal Peart. Wer sich ein wenig mit den Tragödien im Umfeld von Neal beschäftigt hat (Der Mann verlor innerhalb kürzester Zeit Gemahlin und Tochter durch Schicksalsschläge und war, um wieder ein wenig Kraft zu tanken, mehrere Monate mit seinem Motorrad quer durch Nordamerika unterwegs - der Verf.) wird verstehen, was Shawn mit diesem Text zum Ausdruck bringen möchte. Am Ende bleibt dir doch noch Hoffnung darauf, daß alles, was du im Leben tust, von welcher Seite auch immer, honoriert werden wird. Es wird auch immer jemand zu finden sein, für den du die ganze Sache machst.

Was sich im Grunde genommen auch als Lebensmotto verstehen läßt. Mir fällt an EIDOLON schon lange der unbändige Wille und das Durchhaltevermögen auf. Oder liege ich da falsch?

Nein, absolut nicht. Wir alle stehen voll und ganz hinter dem, was wir als EIDOLON machen und auf die Menschheit loslassen. Im Grunde genommen ist die Band eine Art, uns zu artikulieren. Wir freuen uns über jede positive Resonanz und hoffen, auch wenn wir nicht unbedingt reich davon werden können, noch zahlreichen Platten aufnehmen zu können. Wann immer du eine EIDOLON-Scheibe auflegst, denk darüber nach, daß die gesamte Energie direkt von den Musikern kommt und zwar zu hundert Prozent.

Womit wir noch einen Grund mehr haben, uns eine EIDOLON-Scheibe in die Gehörgänge zu blasen.

http://www.eidolon-nightmareworld.com/

eidolon@eidolon-nightmareworld.com

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Walter Scheurer

Photos: Darko for HRH Promotions

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EIDOLON (CDN) im Überblick:
EIDOLON (CDN) – Apostles Of Defiance (Rundling-Review von 2003 aus Online Empire 17)
EIDOLON (CDN) – The Parallel Otherworld (Rundling-Review von 2007 aus Online Empire 30)
EIDOLON (CDN) – Rock Station 7-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2001)
EIDOLON (CDN) – Online Empire 5-Interview (aus dem Jahr 2000)
EIDOLON (CDN) – Online Empire 18-Interview (aus dem Jahr 2004)
EIDOLON (CDN) – News vom 03.07.2001
EIDOLON (CDN) – News vom 03.06.2004
Soundcheck: EIDOLON (CDN)-Album »Apostles Of Defiance« im "Soundcheck Heavy, oder was!? 72" auf Platz 10
Soundcheck: EIDOLON (CDN)-Album »Coma Nation« im "Soundcheck Heavy, oder was!? 64" auf Platz 10
Soundcheck: EIDOLON (CDN)-Album »Hallowed Apparition« im "Soundcheck Heavy, oder was!? 57" auf Platz 6
Soundcheck: EIDOLON (CDN)-Album »The Parallel Otherworld« im "Soundcheck Heavy 92" auf Platz 8
Playlist: EIDOLON (CDN)-Album »Apostles Of Defiance« in "Jahrescharts 2003" auf Platz 9 von Walter Scheurer
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