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Daß Australien eine kleine aber äußerst feine Szene hat, sollte sich mitt­ler­wei­le herumgesprochen haben. Ein weiterer hoffnungsvoller Ab­ge­sandter trägt den Namen ANARION: Der junge, stürmische Vierer spielt wun­der­ba­ren Power Metal, der es nie nötig hat, krampfhaft True-Beschwörungen raushängen zu lassen und sich genausowenig an aktuelle Trends anbiedert. Starke Songs in zeitlosem Gewand - nicht mehr und nicht weniger darf man von ANARION erwarten.
Und demnächst wird es noch einige weitere Abkömmlinge dieser Spezies geben, wie Gitarrist und Sänger Riccardo Mecchi zu berichten weiß.

Wir nehmen seit einiger Zeit auf und werden im Laufe dieser Woche hoffentlich den Gesang fertigstellen können. Der Mix steht dann als nächstes an; leider konnten wir nicht alles an einem Stück erledigen, was einige Verzögerungen mit sich gebracht hat. Wir arbeiten im Studio von Endel Rivers, der schon die Platten von VANISHING POINT und BLACK MAJESTY betreut hat und rundum heißbegehrt ist, so daß wir uns ein wenig nach seinem Zeitplan richten mußten. Ich hoffe mal, daß die Platte, die den Titel »Unbroken« tragen wird, bis Mai oder Juni veröffentlicht werden kann.
Wir haben neun Songs aufgenommen, die eine enorme Weiterentwicklung zu unserem Erstling »The Journey Begins...« dokumentieren. Auf unserem Erstling hört man deutlich unsere mangelnde Erfahrung; immerhin war ich gerade mal 16 Jahre alt, als ich diese Songs schrieb. Wir haben mittlerweile eine Menge dazugelernt. Außerdem wird die neue Platte viel härter und schneller ausfallen.

Aber wir brauchen nicht zu befürchten, daß wir bei Euch den gleichen Reinfall erleben werden wie bei METALLICA, die für »St. Anger« auch damit lockten, daß die Platte so unglaublich hart werden würde...

Nein, man wird eindeutig erkennen, daß es sich um ANARION-Songs handelt. Allerdings haben wir noch mehr Augenmerk auf die Gitarrenarbeit gelegt, so daß die Platte gitarrenorientierter denn je ist. Obwohl es härter und schneller zugehen wird, haben wir die Melodien nicht außer acht gelassen: Zum einen habe ich die Gesangsmelodien sehr viel besser ausgearbeitet, da ich mittlerweile gelernt habe, mit meiner Stimme effektiver umzugehen; außerdem wird es auch sehr viele mehrstimmige Gitarrenharmonien geben, so daß ich versucht bin zu sagen, daß die neue Platte trotz allem melodischer als »The Journey Begins...« sein wird.

Konntet Ihr denn schon das Interesse von Plattenfirmen erwecken?

Wir hatten schon wegen »The Journey Begins...« Kontakt mit verschiedenen Labels, aber letztendlich denke ich, daß die Produktion nicht gut genug war, um die Platte nochmal bei einem Label herauszubringen. Diesmal sieht alles ganz anders aus, denn wir haben viel mehr Geld und Zeit in die Platte investiert, so daß das Resultat mit Sicherheit konkurrenzfähig sein wird. Sobald wir das Endprodukt in Händen halten, werden wir uns bei Plattenfirmen bewerben.

Wie konntet Ihr die Aufnahmen finanzieren? Immerhin seid Ihr alle Anfang Zwanzig, so daß Ihr wohl kaum Kohle im Überfluß habt.

Es ist richtig, daß ich mit 21 der Jüngste in der Band bin. Wir haben alle relativ normale Jobs; ich arbeite beispielsweise in einem Kaufhaus oder unser Drummer Luke Burnham in einer Schokoladenfabrik, aber wir haben ein paar Extraschichten eingelegt und drauf geachtet, möglichst sparsam zu leben, um die Studioarbeiten finanzieren zu können.

Kurz gesagt: Luke plündert schon seit Monaten bei seinem Arbeitgeber und Ihr lebt ausschließlich von Schokolade...

Nicht ganz, aber als kleines Lunchpaket hatte er ins Studio tatsächlich mal vier Kilo Schokolade mitgebracht.

Also werden ANARION demnächst MAMMOTH als "größte" Band des Universums ablösen?

Exakt: CROWBAR und Co. werden uns dann rundum beneiden!

Zurück zum Ernst des Musizierens: Aufgrund Deiner Aussage habe ich das Gefühl, daß Ihr mit »The Journey Begins...« nicht mehr zufrieden seid.

Bedenkt man, wie alt wir damals waren und wieviel Zeit wir für die Aufnahmen hatten, können wir mit dem Resultat zufrieden sind. Die Platte wurde innerhalb von fünf Tagen aufgenommen und gemischt; außerdem stammte der Produzent eher aus der Popszene, so daß alles ein wenig dünn klingt. »The Journey Begins...« dokumentiert allerdings sehr gut, wozu wir zu diesem Zeitpunkt fähig waren, allerdings kann man mit Fug und Recht behaupten, daß mittlerweile für ANARION eine neu Ära angebrochen ist. Wir haben mit der neuen Platte definitiv unseren Stil gefunden. Die alten Songs sind nach wie vor gut und ernten bei unseren Gigs hervorragende Reaktionen.

Seit der Gründung von ANARION ist noch nicht viel Zeit vergangen: 1999 hast Du die Band ins Leben gerufen.

Richtig, und ANARION war für uns alle mehr oder minder die erste Band, lediglich Luke spielte zuvor in verschiedenen Death Metal-Bands. Es dauerte eine gewisse Zeit, die richtige Besetzung zu finden...

...denn gerade im Hinblick auf Bassisten hattet Ihr gewisse Probleme: Du, Dein Gitarrenkollege Steve Stergiadis und Luke waren fast von Anfang an zusammen. Bassisten habt Ihr indes schon einige zerschlissen. Seid Ihr nicht nett zu Euren Viersaitern?

Es ist in Melbourne - wie in ganz Australien generell - schwierig, passende Musiker zu finden, weil es nicht sehr viele gibt. Gerade Basser scheinen eine echte Rarität zu sein. Natürlich reicht es nicht, daß jemand einfach nur vier Saiten bearbeitet, sondern man muß auch menschlich zusammenpassen. Daher sind wir froh, daß wir Joe Frisina gefunden haben, da wir perfekt miteinander harmonieren. Es war das fehlende Teil im ANARION-Puzzle!

In den Anfangstagen, genauer gesagt 2000, war der ehemalige PEGAZUS-Sänger Danny Cecati, bei ANARION. Wie kam das zustande?

Ich lernte Danny bei einer PEGAZUS-Show kennen und schlug ihm vor, er solle doch mal zum Jammen vorbeikommen. Da er kurze Zeit später bei PEGAZUS gefeuert wurde, gehörte er bis Januar 2001 zur Band. Allerdings sollte man dabei bedenken, daß sich die Band damals noch im Selbstfindungsprozeß befand und wir nie mit Danny auftraten.

Konntet Ihr von seiner Erfahrung profitieren?

Mit Sicherheit konnte er uns einige Tips geben. Andererseits war Danny sehr viel älter als wir, so daß wir irgendwann feststellten, daß wir auf Dauer nicht zusammenpassen würden.

Warum hast Du anschließend den Gesang übernommen?

Es ist überall auf der Welt schwierig, einen guten Sänger zu finden - und ganz besonders in Melbourne. Daher habe ich mich einfach als Sänger probiert. Da jeder den Klang meiner Stimme mochte, wurde ich der Sänger von ANARION. Allerdings muß ich zugeben, daß der Gesang damals unser Schwachpunkt war: Ich hatte gerade mal sechs Monate vor den Aufnahmen zu »The Journey Begins...« die Vocals übernommen und noch nie zuvor im Leben gesungen. In den letzten Monaten hatte ich ein wenig Gesangsunterricht, so daß ich nun einen größeren Stimmumfang habe und zudem meine Stimme besser kontrollieren kann. Da ich meine Stimme nun genauer kenne, habe ich die Kompositionen präziser darauf zugeschnitten.

ANARION-Bandphoto 2

Woher stammt Euer Bandname?

Wir haben ihn in Tolkiens "Herr der Ringe" gefunden: Der Name wird dort erwähnt. Da er cool klingt und gut zu einer Metalband paßt, haben wir uns dafür entschieden. (Wenn man tiefer in Tolkiens Mittelerde-Mythologie kramt, wird man entdecken, daß Anárion der zweite Sohn von Elendil, des Lords von Andúnië, ist. Er fiel zusammen mit seinem Vater in der Schlacht um Barad-dûr, Saurons Dunklem Turm. - sg)

Wenn man sich auf Eurer Homepage die Profile der einzelnen Musiker anschaut, entdeckt man Erstaunliches: Du nennst sowohl BLIND GUARDIAN als auch HELLOWEEN und DEATH als Deine Faves, Steve bekennt sich zu einerseits zu GUNS 'N ROSES und SKID ROW andererseits zu VENOM und CARCASS und Luke spielte zuvor bei Death Metal-Kapellen. Wie kann das nur gut gehen?

Es ist zweifelsohne richtig, daß wir einen sehr vielfältigen Geschmack haben! Außerdem muß ich erklären, daß ich hauptsächlich ein großer Fan von Drummern bin. Auch wenn es seltsam klingt: Ich sehe mir eigentlich nie Gitarristen an, aber ich könnte stundenlang einem guten Schlagzeuger zuschauen. Daher sind es bei DEATH nicht nur Chucks geniale Riffs, sondern auch die großartige Schlagzeugarbeit, die mich beeindruckt. Bei HELLOWEEN gefallen mir beispielsweise die zweistimmigen Gitarrensoli. So lasse ich mich bei ganz unterschiedlichen Bands von den verschiedensten Elemente inspirieren. Zur Zeit höre ich sehr viel STRAPPING YOUNG LAD, bei denen mich - natürlich - Gene Hoglans mörderisches Drumming völlig in seinen Bann zieht.
Luke hatte tatsächlich bevor er zu uns kam noch nie etwas von IRON MAIDEN gehört. Daher haben wir ihn nach und nach mit den Essentials jenseits der Death Metal-Szene vertraut gemacht, aber spieltechnisch kann es für ihn gar nicht brutal und verrückt genug sein. Er gibt uns eine Menge Power!

Dein Lieblingsgitarrist ist Randy Rhoads, was unter einem Gesichtspunkt sehr verwunderlich ist: Randy verunglückte tödlich bevor Du geboren wurdest.

Was Randy mit Ozzy aufgenommen hat, ist für mich die großartigste Gitarrenarbeit aller Zeiten; nicht so sehr was er gespielt hat, sondern wie er es gespielt hat. Randys Ausdruck ist für alle Zeiten unereicht! Sein Instrumental ›Dee‹ war für mich der Grund, Gitarre zu lernen: Ich wollte unbedingt dieses Stück spielen können. Von den aktuellen Gitarristen bewundere ich besonders Zakk Wylde.

Du stehst also auf Ozzy-Gitarristen...

Es mag diesen Anschein erwecken, aber ich stehe beispielsweise auch auf Andy LaRocque und halte Chuck Schuldiner für den besten Rhythmusgitarristen der Welt.

Im Booklet Eurer CD grüßt Ihr mehr oder minder jede zweite australische Metalband. Ist der Zusammenhalt unter den Bands so stark?

Man sollte bedenken, daß Australien zwar eines der größten Länder der Welt ist, aber nur 20 Millionen Einwohner hat. Die meisten von ihnen leben in den großen Städten, so daß man beispielsweise in Melbourne eine Stunde braucht, um von einem Ende der Stadt zum anderen zu kommen. Natürlich ist die Metalszene sehr überschaubar, aber die Fans sind äußerst leidenschaftlich und halten zu ihren Bands. Auch das Verhältnis unter den Bands ist sehr gut: Man trifft sich häufig und versucht so oft wie möglich, miteinander zu spielen. Bei uns gibt es oft kleine Festivals mit sechs oder sieben Bands, bei denen von Prog über Power bis zu Thrash alle Stilrichtungen vertreten sind.

Wie groß siehst Du Eure Chancen, den großen Schritt von Australien hin zum Rest der Welt zu schaffen?

Es ist dank des Internets nicht mehr so schwer, weltweit Fans anzusprechen und CDs zu verkaufen. Doch um mehr zu bewegen, brauchen wir eine Firma, die für uns aktiv wird. Es ist auf jeden Fall unser größtes Ziel, nach Europa zu kommen, um dort auftreten zu können. Vielleicht werden wir es auch auf eigene Faust versuchen, denn ich habe Verwandtschaft in Italien und Luke in Deutschland, bei denen wir einige Zeit bleiben könnten, um dann vor Ort zu checken, was wir ausrichten können.

Ihr konntet mit EDGUY auf deren "Mandrake"-Tour spielen. Wie hoch war der Lachfaktor?

Sehr hoch! Wir haben uns klasse mit den Jungs verstanden und es war ein guter Test für ANARION: Wir mußten beweisen, daß wir gegen eine erfahrene und weltweit bekannte Band wie EDGUY bestehen können. Ich glaube, wir haben diese Aufgabe ganz anständig gelöst. Auf jeden Fall war es eine Ehre, mit ihnen spielen zu dürfen; von den drei Shows ist mir besonders eine lebhaft in Erinnerung geblieben: Wir spielten auf einem Schloß, das aus Schottland stammt. Es wurde dort in seine Einzelteile zerlegt und eins zu eins wieder ein Australien aufgebaut. Das war natürlich ein ganz besonderes Ambiente.

Deine Hobbys sind Computer und Autos. Bist Du bei Ersterem ein Hacker, ein Surfer oder ein Zocker?

Luke und ich sind große Nintendo Gamecube-Freaks. Nach der Arbeit spielen wir oft stundenlang; es ist eine nette Entspannungstherapie, wenn man nach einem anstrengenden Tag auf dem Bildschirm ein paar unschuldige Pixel in die Luft jagt. Gelegentlich surfe ich auch ein wenig.

Und zählst Du Dich bei den Blechkisten zu den Bastlern oder den Drivern?

Ich liebe alte Autos! Alles mit einem möglichst großen Motor, der anständig losröhrt...

Also verbringst Du Deine Freizeit damit, den Highway To Ayers Rock dahinzudonnern?

Gelegentlich fahre ich mal ins Landesinnere, wo die Straßen leer sind, aber ich bin weit davon entfernt, einem Michael Schumacher Konkurrenz zu machen. Eigentlich fahre ich lieber in Richtung Strand: Der wichtigste Grund, ein schönes, großes Auto zu besitzen, ist doch eher, daß man gesehen wird und auffällt, oder?

Tja, da war es also wieder, das uralte Prinzip: Und ewig lockt das Weib...

ANARION
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Australien

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info@anarion.com.au

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Stefan Glas

ANARION im Überblick:
ANARION – Unbroken (Rundling-Review von 2007 aus Online Empire 30)
ANARION – Heavy, oder was!? 70-Special (aus dem Jahr 2003)
ANARION – Heavy, oder was!? 73-Interview (aus dem Jahr 2004)
ANARION – Online Empire 16-"Rising United"-Artikel (aus dem Jahr 2003)
ANARION – Online Empire 18-Interview (aus dem Jahr 2004)
ANARION – News vom 20.12.2005
ANARION – News vom 29.05.2006
ANARION – News vom 25.10.2006
ANARION – News vom 18.04.2011
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