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  UE-Home → History → Online Empire 19 → Interview-Übersicht → TAROT (SF)-Interview last update: 27.03.2024, 15:23:21  

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TAROT? Nie gehört. So geht es wohl allen etwas südlicher des Polarkreises. Ein echtes Versäumnis, denn Marco Hietala (v, b), Zachary Hietala (g), Janne Tolsa (k) und Pecu Cinnari (d) lassen es in dieser Besetzung bereits seit satten 16 Jahren krachen. Die aktuelle CD »Suffer Our Pleasures«, der sechste Longplayer der Band, erschien erstmals auf einem größeren Label (SPINE­FARM/MOTOR/UNIVERSAL). Damit stehen die Chancen gut, daß die Finnen Acts wie ICED EARTH oder HAMMERFALL auch international ernsthaft Konkurrenz machen. TAROT haben Gespür für Power und geile eingängige Melodien. »Suffer Our Pleasures« überzeugt auf ganzer Linie: heavy und melodiös, jedoch ohne Pathos, entwickeln Songs wie ›Rider Of The Last Day‹, ›Pyre Of Gods‹ oder ›Undead Son‹ vom ersten Riff an Gänsehautfaktor 10! Kurz: ein Muß!
Doch lassen wir Marco, im "Nebenjob" Basser bei NIGHTWISH, und Zach selbst zu Wort kommen.

Euch gibt es ja schon eine ganze Weile; kannst Du kurz die Bandhistory zusammenfassen?

Marco: Wir sind echt alte Säcke, unser erstes Album erschien 1986 in Finnland (»Spell Of Iron«), Heavy Metal der alten NWoHM-Schule. Damals waren wir die ersten, die diesen Stil hier spielten und wurden deshalb gleich berühmt. Wir brachten noch ein Album raus (»Follow Me Into Mandness«, 1988), dann vergingen fünf Jahre, weil wir von der Plattenfirma gefeuert wurden. Die wollten, daß wir so wie EUROPE oder BON JOVI klingen, denn ihrer Ansicht nach war harter Heavy Metal oder Thrash so gut wie tot. Wir waren da nicht so sicher und warteten, produzierten das nächste Album (»To Live Forever«, 1993) selbst, und so lernten Janne und ich was über Studiotechnik. Das Problem war nur, einen Vertrieb zu finden, bis Mikka Myyryläinen von BLUELIGHT RECORDS auftauchte. So kamen wir erstmals zu einem Japan-Release. »Stigmata« erschien zwei Jahre danach, und dann dauerte es wieder drei Jahre bis »For The Glory Of Nothing« 1998 erschien. Tja, wir sind eben ziemlich häßliche Typen, wir sind nicht sexy, außer für die, die richtige Männer zu schätzen wissen...

Und bis zu »Suffer Our Pleasures« dauerte es wieder fünf Jahre. War das der Grund?

Marco: Höchstwahrscheinlich...

Zachary: Bands kommen und gehen, TAROT bleibt bestehen. Wir sind immer da und machen das, was wir wollen. Wir brauchen keine Plattenfirma, die uns Vorlesungen hält, sind also in einer sehr glücklichen Lage. Wir scheren uns nicht um Trends, sondern ziehen unser Ding durch.

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Also gab es in all den Jahren keine wesentlichen stilistischen Veränderungen?

Marco: Nein. Wir wollten mit »Suffer Our Pleasures« lediglich erreichen, unsere Wurzeln aus den 70er- und 80er-Jahren in den Sound von 2003 zu übertragen. Und ich glaube, wir haben das ganz gut hingekriegt. Es ist ein wütendes Album geworden, mit vollem Druck von Drums, Baß und Rhythmusgitarre, aber auch sehr melodiös. Und zornig. Pure Aggression.

Zachary: Uns gibt es nun schon so lange, so haben wir unsere eigene Methode entwickelt. Wir sind nach wie vor Heavy Metal-Fans und hören uns gerne andere Metalbands an, oder völlig andere Musikrichtungen. Marco zum Beispiel...

Marco: Okay, ich gestehe, ich bin ein großer Fan von Tori Amos und Kate Bush...

Zachary: Und ich muß zugeben, daß ich alle Michael Jackson- und Tina Turner-Alben besitze. Man kann Metal-Musiker sein, ohne ständig ausschließlich Heavy Metal zu hören, und die Einflüsse anderer Richtungen einbringen. Ich glaube, wir habe eine gute Kombination aller möglichen Stile...

Marco: Wir haben eine gute Kombination von Idioten in der Band.

Zachary: Ja, absolut.

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Gibt es was Peinliches in Eurer Vergangenheit, von den alten Fotos auf Eurer Homepage mal abgesehen?

Marco: Die 80er-Fotos, yeah, die sind echt lustig. Wir versuchten, gut auszusehen, but we are just ugly finnish country boys. Da spielt es keine Rolle, wieviel Leder oder Make-up - wir werden keine Schönheiten. Ich glaube, ich war der erste, der die Schnauze von Lippenstift und Eye-Liner voll hatte...

Und Spandex-Hosen...

Marco: Der einzige, der noch immer mit Überzeugung Spandex-Hosen tragen kann, ist Bruce Dickinson.

Gute Überleitung. Ich habe gehört, daß Du Dich mal als Sänger bei IRON MAIDEN beworben hast...

Marco: Nicht schon wieder diese Story... Okay, ich habe ihnen mal ein Album geschickt, aber nie wieder was gehört, nie eine Antwort gekriegt. Skandinavische Journalisten haben dann mal bei MAIDEN nachgefragt, und die sprachen dann von einem Nordländer, der wie eine Kreuzung aus Dio und Bruce klingen würde, sehr gute Stimme, aber no chance. And that's it, das ist alles was ich weiß. Sie erwähnten nicht mal meinen Namen, also könnte auch ein anderer gemeint gewesen sein.

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Mittlerweile haben ja viele Bands (STRATOVARIUS, NIGHTWISH, HIM, THE RASMUS, etc.) die finnischen Grenzen durchbrochen und beispielsweise in Deutschland großen Erfolg. Erwartet Ihr das auch für TAROT?

Zachary: Ehrlich gesagt nein, was einen weltweiten Durchbruch betrifft. Okay, in Finnland und in Japan haben wir ganz guten Erfolg, aber wir sind nun schon so lange Teil der Szene. Wir wollen einfach unsere Musik machen und gute Alben herausbringen, aber wenn sich eine CD nicht gut verkauft, auch egal. Uns geht's nicht um die Kohle, sondern um guten Heavy Metal.

Und wie steht es mit einer Tour in Deutschland?

Zachary: Das hängt wieder von den Verkäufen ab, und ob uns eine größere Band als Support akzeptiert. Wir haben immer diese Probleme mit Tourneen, keine Ahnung wieso...

Marco: Diese Band ist von Anfang an verflucht gewesen. Wir hatten schon immer Pech, echt seltsame Begebenheiten... Immer wieder hieß es, "Wir kriegen diesen Deal" oder so und dann passiert was, was das Ganze absolut unmöglich macht. Okay, so machen wir einfach ein paar Platten und werden in Finnland auch dafür gelobt, heimsen hymnische Kritiken ein - "ein tolles Album, real Heavy Metal", aber trotzdem...

Zachary: Jeder kennt uns, aber keiner kauft unsere CDs.

Glaubt Ihr, daß das auch mit dem aktuellen Album passiert?

Marco: Keine Ahnung. Aber das ist uns auch egal. Wir sind jetzt alte Säcke, wir haben's einfach gemacht and we don't give a fuck about anything anymore. Wir machen einfach unsere Musik, und wenn die irgendjemand scheiße findet, dann kauf ich mir diesen Norweger and put my dick into his ass!!!

Wirklich nette Abschlußworte. Danke für das Interview!

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http://www.wingsofdarkness.net/

zachary@wingsofdarkness.net

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Klaudia Weber

Photos: Stefan Glas [Photo 2 & 4]

TAROT (SF) im Überblick:
TAROT (SF) – Crows Fly Black (Rundling-Review von 2007 aus Online Empire 30)
TAROT (SF) – Suffer Our Pleasures (Rundling-Review von 2003 aus Online Empire 17)
TAROT (SF) – The Spell Of Iron MMXI (Rundling-Review von 2011 aus Online Empire 48)
TAROT (SF) – Undead Indeed (Rundling-Review von 2008 aus Online Empire 37)
TAROT (SF) – Underground Empire 7-Special (aus dem Jahr 1994)
TAROT (SF) – Online Empire 18-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2004)
TAROT (SF) – Online Empire 19-Interview (aus dem Jahr 2004)
TAROT (SF) – Online Empire 28-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2006)
TAROT (SF) – Online Empire 43-Interview (aus dem Jahr 2010)
TAROT (SF) – Online Empire 44-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2010)
TAROT (SF) – Online Empire 48-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2011)
Soundcheck: TAROT (SF)-Album »Crows Fly Black« im "Soundcheck Heavy 98" auf Platz 4
Soundcheck: TAROT (SF)-Album »Gravity Of Light« im "Soundcheck Heavy 128" auf Platz 18
Soundcheck: TAROT (SF)-Album »Suffer Our Pleasures« im "Soundcheck Heavy, oder was!? 71" auf Platz 12
unter dem ehemaligen Bandnamen PURGATORY (SF):
PURGATORY (SF) – Underground Empire 7-Special (aus dem Jahr 1994)
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