KARKADAN
DRACENA
VIUDA NEGRA (D)
Leonberg-Höfingen, Baßbox
11.11.2001
Da durfte man nicht schlecht staunen: Eine unsigned Mostly-Girl-Death-Metal-Band aus Schweden auf Gastspielreise durch Germany. Da hatten wir gerade DRACENA in der "Upcoming Internationals"-Rubrik abgefeiert und schon fühlten sich die Schwedentöter dazu animiert, dem Lob nachzukommen und hier eine Show zu spielen. Flachs beiseite... Die Göteborger Formation hatte zwei Tage zuvor als Gast bei der Platten-Release-Party von AGATHODAIMON in der Offenbacher "Hafenbahn" fungiert und ließ sich anschließend noch zu einer weiteren Show im Schwäbischen hinreißen. Auf jeden Fall war es Grund genug, die Serpentinenabfahrt in Kauf zu nehmen, nach der man die "Baßbox" im Jugendhaus Höfingen in der Nähe von Stuttgart erreichen konnte.
Da die Show am karnevalistischen 11.11. stattfand, schien sich der Opener VIUDA NEGRA berufen zu fühlen, die Show mit einem hübschen Jodelintro zu starten. Anschließend kamen durch den ziemlich prügelmäßigen Opener Befürchtungen auf, die sich jedoch im weiteren Verlauf des Sets als unbegründet herausstellen sollten.
VIUDA NEGRA spielten melodischen Death Metal, der völlig keyboardfrei war, so daß die Melodien durch die Gitarren herausgearbeitet wurden, die allerdings aufgrund des nur mäßigen Sounds schwer zu identifizieren waren. Vielleicht war dies der Grund, warum die Band am überzeugendsten wirkte, wenn sie die Geschwindigkeit herunterschraubte und eher langsam und groovend zu Werke ging. Leider war das Stageacting von VIUDA NEGRA zu statisch, so daß auch das Publikum eher verhalten reagierte und sich wie beim Treffen des Hühnerzüchtervereins Höfingen-Nord in der berühmt-berüchtigten U-Form um die Bühne herum aufgestellt hatte und sich lediglich Robby von KARKADAN als Frontrow-Ventilation installierte.
DRACENA hatten sich bemüht, ihre neue Demo-CD »Labyrinth Of Darkness« rechtzeitig zum Allemaniatrip fertigzustellen, so daß man bei der Show diese nicht nur zum Verkauf anbieten, sondern natürlich auch beide Demonstrationsrundlinge vorstellen konnte.
Musikalisch gab es bei DRACENA nichts zu meckern: Drummer Mojjo, der zusammen mit Emma auch bei RUNEMAGICK spielt, lieferte zusammen mit seinem Girlfriend Åsa einen soliden Rhythmusbackground, auf dem sich Emma und Mia mit ihrer Gitarrenarbeit austoben konnten. Showtechnisch legten DRACENA erstaunlicherweise ein eher schüchternes Auftreten an den Tag: Lediglich Bassistin Åsa (was richtig ausgesprochen irgendwie nach O-Saft klingt...) war ein wenig Headbanging-technisch unterwegs, während ihre Kollegin Emma sich damit begnügte, ihre prächtige blonde Mähne andächtig von links nach rechts zu wiegen. Der ruhigste Punkt war hingegen Mia, die sich im Verlauf der gesamten Show maximal einen Schritt von ihrem Standplatz entfernte und ansonsten unbeeindruckt ihre krassen Vocals ins Mikro keifte.
Jedoch hatten DRACENA gegenüber VIUDA NEGRA den Vorteil, daß sie dem zum Großteil männlichen Publikum etliche Leckerli für die Augen bieten konnten. Daher verwunderte es nicht, daß das zuvor erwähnte "U" aufgelöst wurde und man die Plätze mit besserer Sicht anstrebte und zugleich deutlich besser mitging als noch beim Opener.
Mit KARKADAN folgte eine weitere Band, die aus dem nahegelegenen Backnang stammte, jedoch deutlich erfahrener als VIUDA NEGRA zu Werke gingen. Das ist an sich nicht verwunderlich, schließlich sind dort zwei Sechszehnjährige und zwei Neunzehnjährige aktiv, während bei KARKADAN gestandene Männer agieren.
Dies traf vor allem auf Sänger Robby zu, der mit seinen schätzungsweise zwei Metern Körpergröße eine imposante Erscheinung war. Zudem bangte er sich die Birne vom Leib, so daß die Action vor der Bühne erhalten blieb, obwohl auch der Headliner mit Ausnahme ihres Sängers kaum für Leben auf den Brettern sorgte. KARKADAN waren definitiv die derbste Band des Abends, die sich jedoch nie mit irgendwelchen Prügeleien zufriedengab, sondern die Songs stets auf gut strukturierten Gitarren aufbaut. Eine Band, von der man in Zukunft bestimmt noch hören wird.
Photos: Stefan Glas
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© 1989-2024 Underground Empire |
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