Auch bei mir drehten sich die Gedanken zuerst um die japanische Power/Thrash-Metal-Truppe gleichen Namens, als von OUTRAGE die Rede war. Der Grund, weshalb mir die in den frühen 2000er Jahren nicht nur in Österreich überaus erfolgreichen Burschen aus der Steiermark nicht sofort in den Sinn gekommen sind, läßt sich relativ rasch erklären: Die Truppe lag für lange Zeit auf Eis und feierte erst im letzten Jahr ein offizielles Comeback.
Alles Wissenswerte zur abermaligen Aufnahme des Bandbetriebs, aber natürlich auch jede Menge Hintergrundinformationen zur Geschichte der Formation, erzählte uns ein blendend gelaunter Markus Urstöger. Der seit den Anfängen als Sänger an vorderster Front von OUTRAGE agierende "Max", nahm mir meinen "Japan-Fauxpas" dankenswerter Weise keineswegs böse, sondern zeigte sich davon sogar einigermaßen amüsiert.
Da wir die Band im Winter 2000 gegründet haben, also zu einer Zeit, als es noch nicht so einfach war, nach einer kurzen Internet-Recherche herauszufinden, ob eventuell irgendwo anders schon eine andere Formation existieren würde, die diesen Namen für sich beansprucht, haben wir uns, ehrlich gesagt, nicht großartig darum gekümmert. Warum auch? OUTRAGE klang für uns gut und hat uns allen getaugt. Das war es dann eigentlich auch schon. Ich bin mir auch ziemlich sicher, daß Du nicht der einzige sein wirst, der, wenn der Bandname OUTRAGE zur Sprache kommt, an eine von den mittlerweile wirklich vielen Bands denkt. Irgendwann einmal habe ich aber dann doch darum gekümmert und nachgeforscht. Ich glaube, weltweit gibt es so an die 20 Bands, die OUTRAGE heißen oder geheißen haben. Ich versteh' das schon, denn der Name ist kurz und prägnant, zudem sehr aussagekräftig und paßt einfach perfekt zu einer Metalband. Von daher ist es für uns definitiv kein Drama, wenn jemand nicht sofort an uns denkt. [lacht]
Danke. War für Euch denn eigentlich auch von Anfang an klar, in welche musikalische Richtung es gehen sollte?
Ja. Wobei es wohl genauso wie bei diversen anderen Bands unserer Generation gewesen ist. Wir sind als Jugendliche in die Metalszene hineingewachsen und haben in weiterer Folge die härtere Schiene für uns entdeckt. Im Vergleich zu den unzähligen stilistischen Differenzierungen in den letzten Jahren, war es damals aber auch noch relativ einfach. Wir haben recht rasch den direkten, aber dennoch wuchtigen Death Metal für uns entdeckt. Damals wie heute gilt bei uns, daß der Groove stimmen muß. Das hat sich in der Vergangenheit vor allem bei Konzerten immer wieder bestätigt, und wird sich wohl auch nicht mehr ändern.
Gutes Stichwort: Auch wenn sowohl Eure frühen Demos, wie auch Eure 2006er EP »Switch Off The Pain« und die beiden Alben »Contaminated« (2009) und »Brutal Human Bastard« (2013) durchweg gut angekommen sind, hat man Euch vor allem für die immense Live-Power Eurer Auftritte zu schätzen gewußt. Welche waren denn die erfolgreichsten Eurer zahlreichen Gigs?
Das ist gar nicht so einfach zu beantworten. Denn sowohl diverse kleine Konzerte bei uns in der Umgebung zu Beginn unserer Karriere bleiben unvergessen. Klarerweise aber auch die großen. Wir haben zum Beispiel auf dem Donauinsel-Fest in Wien gespielt, aber auch auf einigen Festivals in Deutschland. Dann muß unbedingt noch das "Metalcamp" in Slowenien erwähnt werden und selbstverständlich auch das "Kaltenbach Open Air". Dort werden wir auch im kommenden August wieder zu sehen sein. Darauf freuen wir uns in der Tat schon sehr, den die Atmosphäre beim KOA war schon immer gewaltig. Deshalb erfüllt es uns auch mit Stolz, unseren vierten Auftritt am Semmering ankündigen zu dürfen.
Nachvollziehbar, schließlich wird es ja abermals ein echtes Heimspiel für Euch. Auch wenn es noch ein Weilchen dauert, muß ich hier einhaken, um zum Thema "Comeback" ein wenig nachzufragen: Wie kam es denn eigentlich dazu? Ich muß gestehen, daß ich der Meinung war, Ihr hättet Euch vor einiger Zeit schon sang- und klanglos aus der Szene verabschiedet...
So richtig verabschiedet haben wir uns ehrlich gesagt nicht. Wir haben uns ja noch nicht einmal offiziell aufgelöst. Ich denke, die Bezeichnung, "die Band war auf Eis gelegt", das trifft es am besten. Daß es im Endeffekt gute zehn Jahre werden sollten, war nicht geplant, und auch nicht abzusehen.
Was war denn der Grund dafür?
Am Ende waren wir ein wenig ausgelaugt, das muß man schon zugeben. Wir waren voll motiviert und haben uns in Zeug gelegt, so gut es ging. Wir haben Konzerte ohne Ende gespielt, doch so um 2013/'14 herum, hatten wir den Eindruck, die Erfahrung von über 100 Gigs wäre einfach nichts mehr wert. Da half auch unser zweites Album nicht viel. Einige Veranstalter nahmen darauf ebensowenig Rücksicht wie Agenturen diverse andere Businessmenschen. Auf diese, damals mehr oder weniger stetig wachsende "Pay To Play"-Geschichte hatten wir überhaupt keine Lust, so etwas wollten wir uns nicht antun. Zudem kam dann noch ein entscheidender Faktor hinzu, der sich im Endeffekt auch durchsetzen konnte: Das Leben! Damit meine ich das Leben abseits der Musik. Einige von uns gründeten Familien, und außerdem ging es auch darum, sich beruflich entsprechend zu etablieren. Von daher war es für uns eine zwar schwierige, aber dennoch logische Entscheidung, das Leben abseits von OUTRAGE zu priorisieren.
Aber irgendwann hat es Euch aber dann doch wieder gereizt, OUTRAGE an den Start zu bringen, richtig?
Exakt! Allerdings waren wir uns recht schnell einig, daß es nunmehr ausnahmslos um den Spaß an der Sache geht. Sprich, wir haben uns darauf geeinigt, daß wir uns weder stressen, noch von irgendjemandem etwas aufoktroyieren lassen. Wir wollten zunächst einmal versuchen, ob es denn überhaupt noch klappt. Einige von uns haben tatsächlich einige Jahre überhaupt nichts mit Musik zu tun gehabt. Von daher war es zunächst noch nicht unbedingt eine echte Bandprobe, sondern eher ein Abtasten im Hinblick darauf, ob wir es denn noch können. Doch es hat tatsächlich funktioniert. Ehrlich gesagt, hat es sogar perfekt geklappt! Allerdings läuft heute alles wesentlich entspannter ab. Wenn wir uns im Proberaum treffen, kann es schon sein, daß nicht nur wie vier, sondern auch unsere Familien mit dabei sind. Es macht schon ein großen Unterschied aus, wenn ein Teil des Proberaums von den Kindern "belagert" wird. Genau das zeigt aber auch, daß wir uns nicht "auseinandergelebt haben", sondern Freunde geblieben sind.
So etwas ist leider keineswegs selbstverständlich. Aber Moment mal. "Wir vier?" Ihr seid doch ein Quintett gewesen, oder nicht?
Richtig. Allerdings haben wir aktuell nur noch einen Gitarristen im Line-up. Da wir bei den ersten Proben festgestellt haben, daß der Groove nicht darunter leidet, haben wir es auch dabei belassen. Auch bei unseren ersten beiden Gigs im Vorjahr war es kein Problem. Von daher besteht kein Handlungsbedarf oder gar Streß, jetzt noch unbedingt vor den nächsten Konzerten jemanden ins Boot zu holen. Es geht auch so ganz gut, und ich bin sicher, wir werden auch unsere nächsten Konzerte als Quartett reibungslos über die Bühne bringen.
Davon bin ich überzeugt. Wann gibt es Euch denn zu erleben?
Wie schon erwähnt, am 22. August beim "Kaltenbach Open Air". Zuvor aber schon am 18. April beim "Resurrect The Dead"-Festival in der "Szene" in Wien. Und weil wir schon elf Jahre lange nicht mehr in Wien gespielt haben, freuen wir uns auch auf unseren zweiten Wien-Gig in diesem Jahr sehr. Der findet am 12. Dezember im "Escape" statt, den wir werden auch beim bei "Rape The Escape"-Festival zu sehen sein.
Wird es dabei denn auch neues Material zu hören geben?
Wir haben tatsächlich schon neue Songs in Arbeit! Live wird es wohl schon so sein. Ob wir die eine oder andere Nummer auch als Single veröffentlichen, ist aber noch nicht sicher. Mal schauen, aber sag niemals nie.
Besten Dank für die ausführlichen Informationen, und von unserer Seite alles Gute für die kommenden Vorhaben!
Photo: Martin Baumegger
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