Auch wenn es der Formation nie gelungen ist, in Europa annähernd so erfolgreich zu sein wie auf dem nordamerikanischen Kontinent, haben sich HONEYMOON SUITE auch bei uns eine treue Fanschar erspielen können. Die, aber natürlich nicht nur die, bekommt dieser Tage mit »Alive« ein brandneues Studioalbum aufgetischt. Gitarrist und Bandmitbegründer Derry Grehan war so nett, sich unserem allseits beliebten Frage- und Antwortspielchen zu stellen.
Während es für Euch bei uns nie so wirklich großartig gelaufen ist, zählt Ihr in Kanada und den USA zu den ganz großen Namen. Warum hat es denn in Europa nie so wirklich geklappt?
Ich denke, das liegt daran, daß wir uns in den 80er Jahren zu sehr auf Nordamerika konzentriert haben. Klar haben wir auch bei Euch Konzerte gespielt, und bemerkt, daß wir auch in Europa Fans mit unseren Songs gewinnen können. Dennoch haben wir uns vor allem, was das Touren betrifft, damals viel zu sehr auf Amerika beschränkt. Später, als der Markt für Melodic Rock eingebrochen ist, waren wir uns nicht mehr sicher, ob es sich überhaupt lohnen würde, nach Europa zu kommen. Das dürfte es wohl gewesen sein. Dennoch wissen wir es sehr zu schätzen, daß wir auch bei Euch viele Fans haben.
Um diese darüber zu informieren, daß es Euch immer noch gibt, habt Ihr Eurem neuen Album einen programmatischen Titel verabreicht. Korrekt?
Schon, aber keineswegs nur deshalb. Im Prinzip läuft es bei uns zumeist nach dem Motto "der aussagekräftigste Song wird zum Titelsong", das war auch diesmal so. Aber klar, man darf den Titel auch als Hinweis auf unsere langjährige Existenz sehen. Ich hoffe nur, daß man nicht denkt, wir hätten ein weiteres Livealbum auflegen lassen. Das wäre nämlich definitiv falsch!
Wie lange habt Ihr an den Songs gearbeitet?
Insgesamt dürften es so an die drei Jahre gewesen sein. Bei den Songs, die auf dem Album zu hören sind, handelt es sich ausnahmslos um aktuelles Material. Einige Ideen dafür hatte ich zwar schon in meiner Schublade, ausgearbeitet und aufgenommen hatte ich davon bislang aber noch nichts. Die drei Jahre, die ich erwähnt habe, beziehen sich im Endeffekt auf die reine Arbeitszeit. Durch die Pandemie und diverse andere Geschichten hat es mehr als doppelt so lange gedauert, ehe wir die Scheibe fertigstellen konnten.
Aha. Ich war der Meinung, man hätte schon knapp 15 Jahre nichts mehr von Euch gehört. »Clifton Hill« ist schließlich 2008 erschienen. Was kam danach?
Wir haben erst 2017 neues Material veröffentlicht. Eine um diverse Livetracks erweiterte EP namens »Hands Up«. Da wir die aber nur über ein kleines Label hierzulande aufgelegt haben, kann es sein, daß man davon in Europa bisher nicht viel mitbekommen hat.
Alles klar. Durch »Alive« wird sich Eure Präsenz auch bei uns wieder recht rasch einstellen. Angenommen, Du hättest die Chance, das Rad der Zeit zurückzudrehen, was würdest Du aus heutiger Sicht ändern?
Ganz klar den Fokus, um die Band auch überall anders auf der Welt einigermaßen bekannter zu machen! Außerdem wäre es mit Sicherheit hilfreich gewesen, wenn wir auch für unser drittes Album mit Bruce Fairbairn zusammenarbeiten hätten können. Allerdings war er zu jener Zeit schon mit Aufnahmen für BON JOVI beschäftigt, aber warten wollten und konnten wir auch nicht. Ted Templeman hat zwar auch einen feinen Sound für uns gezaubert, allerdings finde ich, daß wir insgesamt zu schroff klangen, während die Keyboards und der Gesang zu unauffällig in Szene gesetzt wurden. Aber im Nachhinein ist man eben immer schlauer!
http://www.honeymoonsuiteband.com/
Photos: Allan Zilkowski