45 DEGREE WOMAN
Helsinki (Finnland), Semifinal
11.05.2001
Nach einem etwa 20-minütigen Fußmarsch quer durch Helsinki traf ich im "Semifinal" ein, das herrlich in einem Hinterhof versteckt ist. Dank der Tatsache, daß die Band erst deutlich nach Mitternacht loslegte schaffte ich es somit, an einem Abend zwei Konzerten beizuwohnen.
So trudelte ich also rechtzeitig zum Startschuß bei 45 DEGREE WOMAN ein, bei denen bis vor wenigen Monaten noch AMORPHIS-Sänger Pasi Koskinen aktiv gewesen war, mußte jedoch schnell feststellen, daß das Dargebotene nicht sonderlich beeindruckend war: Man kann die Truppe als Schoßhündchen-Variante von NINE INCH NAILS kategorisieren, die sich auf der Bühne durch völlige Bewegungslosigkeit, ja gewissermaßen Leblosigkeit, auszeichnet. Zudem sprach der Sänger im Verlauf des gesamten Konzertes kein einziges Wort mit dem Publikum, sondern hatte sich seitlich zur Menge hingestellt, hielt sich an seinem recht absonderlich konstruierten Mikrophonständer fest und raunte seine Weisheiten ins Mikro. Da nütze auch der Samt, auf den er sich gebettet hatte nichts - optisch war das tanzende blonde Mädel vor der Bühne das Interessanteste an der ganzen Show. Ihr schien 45 DEGREE WOMAN offenbar zu gefallen, doch mit dieser Meinung war sie allein auf weiter Flur, denn das einzige, was die Show auszeichnete war die Monotonie und das Licht, das in Augenhöhe montiert aus dem Bühnenhintergrund die Gäste blendete. Die Band konnte weder rocken noch grooven oder sich durch irgendwelche Melodien oder besondere Aggressivität empfehlen, was naturgemäß den Tod für solch moderne Musik bedeutet. Das Publikum war wohl der gleichen Meinung, denn als die Band schon nach 40 Minuten ihren regulären Set beendete war der Applaus so gering, daß die auf der Setlist vermerkten Zugaben ›Smoke On The Water‹ und ›Paranoid‹ nicht mehr gespielt wurden. Das fand ich sehr ärgerlich, da mich eigentlich nur die Neugierde, wie diese beiden Klassiker im Gewand einer 45 DEGREE WOMAN klingen würde bis zum Ende der Show im SEMIFINAL gefesselt hatte.
Doch es gab ja noch einen weiteren Abend, um Helsinki auf den lebensechten Zahn zu fühlen. Das "Nosturi" hatte erneut die Pforten geöffnet:
Photos: Stefan Glas
|
|||
© 1989-2024 Underground Empire |