TANZWUT
WEISSGLUT
Kaiserslautern, Kammgarn
07.11.2000
Wenig metallisch war das Publikum: Grufties und Indies bestimmten das Bild des Abends. Nur ein paar Quotenbanger hatten sich ins Kaiserslauterer Kulturzentrum "Kammgarn" verirrt, waren aber nichtsdestotrotz bereit für eine ausgelassene Party mit TANZWUT und WEISSGLUT (netter Reim, nebenbei).
Also kein leichtes Spiel für WEISSGLUT und ihre deftige Kost. Doch tief erdwärts gebeugt sägten Gitarrist Guido Winter und Basser Sid Venus ihre Lieder an und vermittelten mit ihrem machtvollen Auftreten die weissglühende Power auch optisch. In düsteres Licht getaucht und ganz in schwarz gekleidet legten WEISSGLUT (seltsame Logik, oder?) all' ihre Kraft in ihre Performance und rissen das Publikum auf ihre Seite. In Sänger Tom v K. stand ihnen ein starker Frontmann vor, der zwar einen Song brauchte, um sich zu akklimatisieren, dann aber um so souveräner agierte. Daher erntete er und die ganze Band nicht nur eine Menge Applaus für den vorletzten Song, in dem sie erklärten, daß sie nichts mit Faschopack gemein haben, sondern ebenso für ihren gesamten Auftritt. So waren WEISSGLUT zwar nicht maßgeschneidert für das tanzwütig aufgelegte Publikum, aber dennoch überzeugend.
Nicht in der feinen Abendgarderobe wie auf den aktuellen Bandphotos wirbelten TANZWUT auf die Bühne - der feine Zwirn hätte den Abend garantiert nicht überlebt. Vielmehr hatte man das barbarische Outfit ausgepackt, mit dem die Musiker unter dem Namen CORVUS CORAX ihre Mittelalter-Show inszenieren (weitere Details findet Ihr in unserer Story in der letzten Ausgabe.) Zu den fünf Tänzern, deren Konterfei man bereits vom Cover der letzten Platte »Labyrinth der Sinne« kennt (wie wir in ONLINE EMPIRE 4 berichtet hatten), gesellten sich ein Keyboarder und ein Drummer, die für den leibhaftigen sowie den konservierten Soundbackground zuständig waren.
Gemeinsam rührte man eineinhalb Stunden lang ein irres Gebräu aus alten und neuen TANZWUT-Stücken an, abgeschlossen durch eine herrlich massakrierte Version des ›Bretonischen Marschs‹, traditionsgemäß die Schlußnummer eines CORVUS CORAX-Konzerts. Ein wenig Unverständnis herrschte lediglich darüber, daß der Titelsong der aktuellen Scheibe im Zugabenteil wiederholt wurde, obwohl ein Song wie ›Tanzwut‹ überhaupt nicht gespielt wurde.
Die Show wurde von Frontmann Teufel dominiert: Seine vier mobilen Kollegen mußten ihren Bewegungsradius einschränken und sich auf ihre Instrumente konzentrieren, da der Gehörnte permanent von links nach rechts über die Bühne fegte, als stünde er unter Strom. Und das übertrug sich auf die ganze Halle, denn spätestens als man den Fünffach-Dudelsack-Attack auf das Publikum losließ nahm die Tanzwut epidemische Züge an. Eine extatisch geile Show.
Photos: Stefan Glas
| ||
Link zur Übersichtsbox für den beteiligten Musiker:Thomas auf dem Berge | ||
Link zur Übersichtsbox für den beteiligten Musiker:Tom v. K. | ||
Link zur Übersichtsbox für den beteiligten Musiker:Guido Winter | ||
© 1989-2025 Underground Empire |