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”Y-Files”-Datasheet

Contents:  "German Allstars"-Interview

Date:  07.03.2007 (created), 28.05.2023 (revisited), 07.06.2024 (updated)

Origin:  HEAVY

Status:  published

Task:  from paper to screen

Comment:

Natürlich gibt es zu der großen Titelstory für die einhundertste HEAVY-Ausgabe eine Menge zu sagen, was wir nun nacheinander abarbeiten werden.

 


 

Dies war eine der Stories, bei welcher der intern nur als "Head" titulierte Minibeitrag in der Kopfzeile abgedruckt wurde. Mittlerweile wurde kein Unterschied mehr zwischen der Plazierung auf einer rechten oder einer linken Seite gemacht, sondern das kleine Dekophoto stand nun immer auf der rechten Seite. Im vorliegenden Fall gab der erste Head folgendes preis:

''German Allstars''-HEAVY-Head 1ACCEPT-Mitbegründer Michael Wagener
hat als Produzent später unter anderem mit
Alice Cooper und Ozzy Osbourne gearbeitet.

Bei einer sechsseitigen Titelstory war natürlich genügend Platz, um mehr als nur einen Head unterzukriegen. Also spuckte der zweite Head folgendes aus:

''German Allstars''-HEAVY-Head 2Die Krankheit, die Doro einst
fast das Leben kostete,
war die Tuberkulose (TBC).

Nach Udo und Doro war dann als nächstes Tom dran, dessen Head ein privates Detail verriet:

''German Allstars''-HEAVY-Head 3Tom Angelripper hat Familie:
Seine Tochter Lorena hat auf seinem
zweiten Soloalbum einen Gastauftritt.

Allerdings reichte der Platz nur für vier Heads, so daß nun Mille und Tobi "zusammengepfercht" werden mußten:

''German Allstars''-HEAVY-Head 4Mille war als Gastsänger
auf dem Bonustrack von
EDGUYs »Hellfire Club« zu hören.

 


 

Die Organisation des Generationentreffens vor Ort hatte Manni übernommen, während ich eigentlich nur als Photograph aktiv werden sollte. Als Interviewer war mein Kollege Thomas Michel eingeplant gewesen, der jedoch kurzfristig verhindert war, so daß er mir seinen Leitfaden mailte, den ich dann als Moderator abarbeitete. Witzige Zwischenbemerkung: Ich kann mich noch gut daran erinnern, daß Mille auf meine Frage, was die Allstars bei Journalisten nicht gut finden, auf meinen ausgedruckten Leitfaden deutete. Ich verwies an dieser Stelle dann darauf, daß ich erst wenige Stunden zuvor in die Position des Interviewführers gerückt war und ich somit nicht für die Vorbereitung des Gesprächs zuständig war. Allerdings muß ich ganz ehrlich sagen, daß ich es bei Interviews seit jeher für wichtig halte, daß man sich fundiert vorbereitet und somit auch mit einer Fragenliste anrückt. Ich weiß, daß es Kollegen gibt, die sich mit Smalltalk zufriedengeben, doch das empfinde ich als respektlos dem Interviewpartner gegenüber - und für den Leser kommt dabei meines Erachtens nur selten eine gehaltvolle Story raus.

Doch zurück zu den "German Allstars": Während des Gesprächs wollte ich eigentlich einige Photos der Gesprächspartner schießen, was nun Manni übernahm, der sich kurzerhand meine Kamera krallte. Die anderen drei Photos, die weiter unten zu sehen sind, entstanden bei der Photosession in der "Zeche Karl", die damals gerade restauriert wurde. Das erste dieser Photos wurde für die Doppelseite verwendet, das zweite für die Inhaltsseite, während das dritte heuer einen Bonus darstellt.

 


 

Da bei den bereits im UNDERGROUND EMPIRE online veröffentlichten Artikeln bei der Portierung der HEAVY-Seiten nur ein kleines Thumbnail der HEAVY-Story zu sehen ist, von dem aus man zu der bereits veröffentlichten, meist umfangreicheren Version gelangt, soll diese kleine Graphik im Falle einer noch nicht online zu findenden Story nun hier auftauchen:

''German Allstars''-Story

Supervisor:  Stefan Glas

 
 

''German Allstars''-Design

''German Allstars''-Headline

100 Ausgaben Heavy: Eine stolze Zahl - und, wie üblich bei derlei runden Jubiläen, auch bei uns Anlaß für diverse Rück- und Ausblickversuche. Eine jener Retrospektiven wollten wir indes nicht alleine angehen und luden einige der prominentesten einheimischen Szenepersönlichkeiten zu einer großen Gesprächsrunde ein. Udo Dirkschneider, mit ACCEPT einst der Wegbereiter des hiesigen Heavy Metal, Doro, seit ihren Tagen mit WARLOCK nicht nur eine der wenigen Frauen, die sich in der Welt der harten Musik behaupten, sondern auch eine der wichtigsten nationalen Frontpersönlichkeiten überhaupt, die Ruhrpott-Ikonen Tom Angelripper und Mille Petrozza, die mit SODOM und KREATOR Thrash made in Germany weltweit salonfähig machten, und schließlich Tobias Sammet, der mit dem beachtlichen Erfolg seiner Band EDGUY nicht unmaßgeblich dafür gesorgt hat, daß den "Großen Alten" des Business frisches Blut folgt und auch Folgegenerationen an musikbegeisterten Heavy Metal für sich entdeckt haben - sie alle kamen, um sich mit den Heavy-Gesandten Stefan Glas und Manfred "Manni" Eisenblätter in der Essener "Zeche Carl", die eigens für uns ihre Pforten öffnete (herzlichen Dank an dieser Stelle!), über Vergangenheit und Zukunft ihrer selbst und der Szene im allgemeinen auszutauschen.

''German Allstars''-Photo 1

Beginnen wir mit dem großen Blick zurück: Wie sahen Eure ersten Schritte ins Musikerdasein aus? Udo, Du warst von allen wohl am frühesten aktiv, und zwar schon in den 70ern...

Udo: Ja, angefangen hat alles bereits 1971, als ich mit Michael Wagener die Band gegründet habe, die später ACCEPT wurde. Bis '75/'76 gab es viele Besetzungswechsel, bis das Line-up schließlich annähernd stabil war. Das war der Zeitpunkt, als alles begann, zumindest semiprofessionell zu werden. Anfangs haben wir uns noch nach und nach durch sämtliche Jugendhäuser gespielt.

Und was war Deine musikalische Initialzündung? Später einflußreiche Bands wie AC/DC und KISS gab es ja damals noch nicht...

Udo: Ich habe irgendwann angefangen, Keyboard zu spielen und zu singen, aber für ersteres war ich eigentlich zu schlecht, das hat keinen Spaß gemacht. Meine musikalischen Vorbilder waren damals Sachen wie Jimi Hendrix, CHICKEN SHACK, SWEET, die ganzen Uraltbands eben, die STONES, TEN YEARS AFTER und so weiter. Wir haben aber interessanterweise nie viele Coversongs gespielt, sondern sehr früh angefangen, eigene Songs zu schreiben.

Doro, wie war das bei Dir?

Doro: Ich habe 1980 mit der Musik angefangen, aber eigentlich wollte ich schon Sängerin werden, seit ich drei Jahre alt war. Nach der Schule habe ich dennoch eine Lehre angefangen, wurde dann aber sehr krank, und es ging buchstäblich um Leben und Tod. In dieser Situation sagte ich mir, wenn ich das überstehe, dann mache ich wirklich etwas in Richtung Musik. Als ich tatsächlich wieder gesund geworden bin, hatte ich zwei Wochen darauf meine erste Band SNAKEBITE. Es folgten zahlreiche weitere Bands und viele Ein- und Ausstiege. 1982 haben wir dann schließlich WARLOCK gegründet, und da ging es dann ab. Das war in der selben Zeit, als ich von Tom das erste SODOM-Demo aus dem Proberaum bekommen habe, [lacht] das weiß ich noch... Wir dachten ja, wir wären die einzige Metalband in der Region, aber natürlich gab es noch andere. Den Begriff "Heavy Metal" kannten wir allerdings noch gar nicht, als wir anfingen. Irgendwann kamen nach einem Konzert Fans zu uns und meinten, wir wären ja eine richtig geile Metalband. Tja, dann haben wir weiterhin Demos aufgenommen. Wir hatten damals schon einen Fanclub, der ohne unser Wissen Kassetten verschickt hat, und innerhalb von ein paar Wochen kamen Anfragen von diversen kleinen Labels, ob wir nicht ein Album aufnehmen wollten. Wir wußten aber noch gar nicht so recht. Schließlich haben wir uns dann doch für ein belgisches Label namens MAUSOLEUM entschieden - aber eigentlich auch nur, weil wir den Schriftzug so cool fanden, an dem seitlich so drei Bluttropfen herunterliefen. [lacht] 1982 erschien dann »Burning The Witches«. Wir dachten, daß wir vielleicht 50 oder 100 Platten verkaufen könnten, aber innerhalb von einem Monat waren es um die 20.000 - unglaublich! Dann ging es live los, vor allem in den Beneluxländern und noch gar nicht so in Deutschland. Hier waren dann Bochum und die "Zeche" ganz wichtig für uns, wo ich viele wichtige Konzerte gegeben habe. Bis 1985 habe ich trotzdem immer noch ganz normal gearbeitet, als mein Manager anrief und fragte, ob ich bereit wäre, meinen Job zu kündigen, denn ich könne mit meiner Lieblingsband auf Tour gehen: JUDAS PRIEST. Ich ging zu meinem Chef, habe meinen Job quittiert und gesagt, ich versuch's...

Den Begriff "Heavy Metal" kannten wir noch gar nicht, als wir anfingen.
(Doro Pesch)

Tom, wie bist Du ins Musikerdasein geraten?

Tom: "Das war ungefähr 1982. Wir waren ja alle hier tierische Metalfans, aber bei uns, das kann Mille sicher bestätigen, waren es eher die härteren Bands wie SLAYER, VENOM, die für uns wichtig waren. Die allererste VENOM, »Welcome To Hell«, war für mich ein Meilenstein. Meine Idole damals waren Lemmy von MOTÖRHEAD, John Gallagher von RAVEN oder Cronos. Natürlich möchte jeder, der gerne Musik hört, auch irgendwann Musik machen, und so hat sich dann alles ergeben: Wir hatten schon früh einen Proberaum und legten dann einfach los. Wir wollten noch lauter als VENOM, noch schneller als SLAYER und überhaupt besser als alle anderen werden. Hat zwar bis heute nicht geklappt, aber na ja... [lacht] Aber egal, unser Antrieb war natürlich nicht einfach der, im Proberaum zu spielen - für uns war Metal eine Religion. Als wir dann 1984 einen Plattenvertrag bekommen haben, hatten wir gar nicht damit gerechnet - aber die Geschichte ist ja bekannt, das kann man alles auf unserer aktuellen DVD sehen. Ist natürlich schön, daß das jetzt schon 25 Jahre funktioniert hat. Man darf sich einfach nicht unterkriegen lassen. Heutzutage ist es sicher schwieriger geworden, all seine Ideen umzusetzen und zu verwirklichen. Aber wir, die wir hier zusammen sitzen, wir sind einfach dabeigeblieben, weil wir hinter unserer Musik stehen. Da geht es nicht nur um Geld und kommerziellen Erfolg - wir wissen, was wir machen, wir stehen dahinter, und uns macht es Spaß. Und solange man immer noch Ideen hat, geht es auch.»

Mille, wie sah Dein Werdegang aus?

Mille: Bei uns war das eigentlich relativ ähnlich wie bei SODOM. Wir haben aber etwas später angefangen, und damals hieß unsere Band noch TORMENTOR. Irgendwann hat uns Tom in einem Jugendzentrum live gesehen. Eigentlich haben wir uns lange nicht als professionelle Band gesehen, aber als wir mitbekommen haben, daß SODOM einen Plattenvertrag hatten und relativ erfolgreich wurden, hat uns das angespornt...

Tobi: Tom war also quasi Euer Mentor?

Mille: Quasi, ja! Tom hat mich auch immer motiviert. Anfangs dachten wir, wir wären einfach noch nicht so weit. Wir waren noch sehr jung und unerfahren und haben es uns nicht zugetraut, einen Vertrag an Land zu ziehen. Als dann von SODOM »In The Sign Of Evil« erschien, kam Tom zu uns und meinte: "Ihr macht das super, unterschreibt doch auch einen Plattenvertrag und werdet professionell!" Daraufhin hat jemand aus unserem Freundeskreis Demos an zwei Plattenfirmen verschickt, und so erschien dann bald tatsächlich »Endless Pain«. Dann folgten auch die Livegigs. Bei uns war es eigentlich genau umgekehrt wie wohl zum Beispiel bei Udo oder den meisten Bands, die ja in der Regel erst mal tausend Konzerte spielen, bevor sie einen Vertrag bekommen: Erst kam das Album, dann die Liveshows. Wir sind als Band erst auf der Bühne aufgetreten, als man schon auf uns aufmerksam geworden war. Dann mußten wir uns live beweisen. Wahrscheinlich war das bei den ersten Konzerten noch ziemlich chaotisch, was wir so gespielt haben. [lacht]

''German Allstars''-Photo 2

Ihr seid also auch nicht den klassischen Weg gegangen, erst einmal die Songs anderer zu interpretieren und dann nach und nach eigene schreiben?

Mille: Doch, bei dem ersten Konzert, das wir als TORMENTOR gespielt haben, haben wir Songs von Bands wie TWISTED SISTER oder VENOM und generell viel NWoBHM gecovert. Es gab auch ein paar deutsche Bands, die wir gut fanden, aber die einheimische Szene steckte ja noch in den Kinderschuhen. Erst als wir SODOM kennengelernt haben, merkten wir, daß es noch andere Bands gibt, die ähnliche Musik machen wie wir - dieses ganz harte Metal-Ding eben, das von VENOM losgetreten wurde. Das war damals eine neue Art von Metal, und wir haben gemerkt, daß wir als normale, traditionelle Metalband einfach nicht so gut waren, daher fingen wir an, sehr brutale Musik zu machen.

Udo: Das gleiche Problem hatten wir im Grunde am Anfang mit ACCEPT auch. Damals gab es hierzulande nur Bands wie ELOY und wie die alle hießen. Wir waren absolute Exoten, und mit Krautrock und all dem hatten wir ja überhaupt nichts zu tun. Ich kann mich erinnern, daß wir 1979 sogar eine Tour mit EXTRABREIT gemacht haben - das war eine Katastrophe! Der einzige im Rockbereich, der auch nur annähernd in eine ähnliche Richtung ging, war Uli Jon Roth.

Mille: So hat man ACCEPT damals ja auch wahrgenommen. Man wollte gar nicht glauben, daß so etwas Hartes aus Deutschland kommt!

Tom: ACCEPT waren auch auf jeden Fall ein großer Einfluß für uns. Wir haben Euch 1982 oder 1983 in der "Zeche" in Bochum gesehen, und das war schon ein Ereignis. ›Balls To The Walls‹ und ›Guardian Of The Night‹ waren auch absolute Meilensteine...

Wir wollten noch lauter als VENOM, noch schneller als SLAYER und überhaupt besser als alle anderen werden.
(Tom Angelripper)

Udo: Damals war uns das gar nicht bewußt, auch nicht mit ›Fast As A Shark‹. Mir persönlich wurde erst ziemlich spät klar, wen wir alles beeinflußt haben. Wenn man heutzutage von anderen Bands hört, wie wichtig man für deren Entwicklung war, ist das schon erstaunlich. Im Grunde war ja ›Fast As A Shark‹ für uns damals im Studio ein Spaß...

Tom: Diese schweren Gitarren gab es einfach vorher noch gar nicht. Da können METALLICA noch so oft sagen, sie hätten Speed Metal erfunden, aber das ist nicht wahr - angefangen hat das mit ACCEPT!

Nun zu Dir Tobi: Während die anderen in der Runde damals noch derlei Aha-Erlebnis hatten, war Heavy Metal zu Deiner Zeit schon fest etabliert und nichts Exotisches mehr. Wie ging es bei Dir los?

Tobi: Wir haben relativ jung angefangen: Ich war gerade mal 14, als wir die Band gegründet haben. Daher hatte ich gar keinen richtigen Bezug zur Szene. Ich glaube, ich habe das erste Konzert gespielt, bevor ich überhaupt selbst eins gesehen hatte. Das erste Mal war ich mit 15 auf einem RUNNING WILD-Konzert. Es tut mir leid... [Gelächter in der Runde]. Warum ich angefangen habe, Musik zu machen, weiß ich nicht so genau. Im Grunde wohl einfach, weil ich Bock darauf hatte. Die Illusion, daß man damit reich und berühmt wird, hatte hier wohl niemand, und ich auch nicht. Meine ersten Lieblingsbands waren AC/DC und KISS, aber - es gehört ja schon nicht mehr zum guten Ton, das zuzugeben - richtig angefangen, Musik zu hören, habe ich als ich meine erste HELLOWEEN-Platte bekommen habe. Das war cool, es hatte so eine positive Energie...

Mit Ausnahme von Tobi kommen hier ja alle aus dem Ruhrpott und Umgebung. Hier gab es viele Szenekontakte untereinander, und Du, Tom, wolltest ja sogar mal, daß Mille bei SODOM anfängt...

Tom: Es gab eine aktive Metalszene in Altenessen, dort spielte sich alles ab. Wir haben uns dort immer in der Laube unseres Ex-Gitarristen getroffen...

Doro: Das hört sich gut an... [lacht]

Mille: Ich dachte damals immer, SODOM kämen von irgendeinem geheimnisvollen Ort, denn die haben nie etwas über ihre Herkunft gesagt.

Tom: Das war halt ein Mythos, den wir aufgebaut haben. Aber wir haben uns dann ja öfters mal getroffen...

Mille: Und irgendwann wurde mir auch klar, wer der Typ eigentlich war. Damals saht ihr ja noch etwas aus wie VENOM. Ich hab Tom oft gesehen, aber es kam erst nach und nach wie ein Puzzle zusammen, daß er der von SODOM ist.

Tom: Ich fand Mille ja super an der Gitarre, und er wäre sicher gut für uns gewesen.

Mille: Aber ich wollte nicht bei ihnen einsteigen. Wir haben aber zweimal gemeinsam geprobt, aber meine Gitarre war, glaube ich, nicht hart genug... [lacht]

Tom: Mille meinte, er habe ja eigene Ideen und eine eigene Band. Wir sind aber immer befreundet geblieben.

Mille: Ich hab' ja dann auch den Peppi (Grave Violator aka Josef Dominic - der Verf.) als Gitarristen vorgeschlagen.

Tobi: Du warst für SODOM nicht hart genug?

Tom: Och, das stimmt so nicht. Dieses SLAYER-mäßige Riffing hat er schon drauf gehabt. Agressor hat ja immer nur so rumgeschrubbt. Aber na ja...

''German Allstars''-Photo 3

Doro, auch Düsseldorf ist nicht weit weg vom Kern der Ruhrpottszene...

Udo: Aus Düsseldorf kam doch kein Metal, um Himmels Willen... [lacht]

Doro: Aus Düsseldorf kamen die besten Metalbands! Da gab es noch viele andere außer uns...

Mille: Okay, WARRANT...

Tom: ASSASSIN gab's noch!

Doro: Genau...

Mille: Die Düsseldorfer Szene war jedenfalls so etwas Eigenes, wir waren da ja eher assig...

Doro: Das fand ich nicht so. Ich finde, wir waren ein Teil dieser Ruhrpottszene...

Mille: Wir haben Euch ja auch mal gesehen. Wir standen mal vor Eurem Proberaum und haben uns nicht getraut reinzugehen. Ich erinnere mich noch, daß Du uns mal ein Demoband gegeben hast mit der Frage, ob man vielleicht gemeinsam auf Tour gehen wolle. Aber dann kam das Angebot von RAVEN, das war interessanter... Sorry! [lacht]

Tom: Interessant ist auf jeden Fall, daß Anfang der 80er hier so viele Metalbands entstanden sind.

Manni: Ich denke, da mußte einfach ein Gegenpol her zur Neuen Deutschen Welle. Ich habe damals bei einer Musikzeitschrift namens MUSICNEWS gearbeitet, und da war nur NDW präsent. Von Metal wollte keiner etwas wissen. Aber die NWoBHM ist parallel gewachsen, und dann auch die Metalszene in Deutschland. 1983 und 1984 ging es dann richtig ab.

Tom: Ja, das war ein nötiger Kontrast, eine eigene Subkultur...

Udo: Deutschland hat einfach etwas länger gebraucht. Das war schon interessant: Wir haben hier noch lange noch vor 50 Leuten gespielt, während wir im Ausland schon wesentlich populärer waren. Hier hat sich kein Schwein für uns interessiert...

Doro: Das war bei uns auch noch so.

Tom: Damals in der Berufsschule war ich 1982 der einzige in einer Klasse von 30 Leuten, der Metal hörte.

Tobi: Gewisse Sachen haben sich wohl nicht geändert...

Tom: Ach doch, das hat sich schon geändert. In der normalen Schulklasse von heute sieht das schon anders aus.

Tobi: Also, bei uns noch nicht, da war man als Metaller völlig uncool.

Mille: Bei mir an der Berufsschule gab es auch nur drei Leute, die Metal gehört haben. Die habe ich mir gleich gekrallt, und dann haben wir uns immer ausgetauscht.

Doro: Damals war die Szene in sich aber auch recht intolerant. Ich wollte irgendwann mal in den 80ern zu einem KREATOR-Konzert. Damals habe ich schon in den USA gelebt und hatte irgendwie gar keinen Kontakt mehr zu dem, was hier los war. Ihr habt damals in irgendeinem Zirkuszelt gespielt...

Mille: Das war der Oberhausen Musikzirkus...

Doro: Ja, genau. Ich habe gehört, daß ihr inzwischen total angesagt wäret und wollte da auf jeden Fall hin. Ich bin ohne Begleitung los, und das Konzert war schweinegeil. Ich habe mich dann so cool gegen irgendwelche Zeltstäbe gelehnt. Plötzlich bekam ich einen Schlag gegen den Kopf und wurde fast bewußtlos! Ich bin zusammen gesunken, habe hochgeschaut, und da waren die anderen Metalfans. Die konnten uns wohl nicht so ab...

Wir haben gemerkt, daß wir als normale, traditionelle Metalband einfach nicht so gut waren, daher fingen wir an, sehr brutale Musik zu machen.
(Mille Petrozza)

Mille: Die haben Dich verkloppt?!?

Doro: Na ja, der eine Schlag hat ja schon gereicht... Ich hab nur geschaut und gedacht: "Scheiße, schnell weg hier..."

Mille: Sowas gibt's ja nicht, wie kann so etwas passieren? Das ist ja wohl das Allerletzte!

Doro: Ich war auch geschockt. Ich habe geblutet und alles...

Mille: Du hast doch gar nichts getan!

Doro: Wir waren wohl einfach zu soft. Da hat die Toleranz gefehlt...

Mille: Ich hab' davon damals nichts mitbekommen. Was für Arschlöcher!

Tobi: Wir sollten ja vor kurzem mit KREATOR in den USA touren, und ich hatte ja Bedenken wegen so was. Das bestätigt mich jetzt auch!« [Gelächter]

Tom: Aber in Amerika kannst Du so was machen...

Udo: Ja, da kann das funktionieren. Da, muß ich sagen, sind die Amis toleranter. Wir haben mal ein Konzert gespielt, und am nächsten Tag kam Phil Collins, und viele Leute sind tatsächlich zu beiden Konzerten gegangen. Man meint ja, das ginge gar nicht, daß jemand an einem Tag zu ACCEPT geht und am nächsten Tag zu Phil Collins, aber das ist denen egal. Wenn jemand gut ist und das Konzert geil, spielt für die Amis der Stil keine Rolle... Das fand ich gut.

Ich glaube, ich habe das erste Konzert gespielt, bevor ich überhaupt selbst eins gesehen hatte.
(Tobias Sammet)

Tom: Mich hat ja in Deutschland schon immer die schlechte Kommunikation zwischen den Bands gestört. Jeder macht so sein eigenes Ding und grenzt sich von den anderen ab. Dabei kann man sich doch auch austauschen, egal, welche Musik man macht. Das war hier schon immer schwierig. Da machen dann viele so arrogant rum...

Mille: Man muß aber auch sehen, daß man früher an bestimmte Bands gar nicht rangekommen ist. Da wurde oft so ein Mythos aufgebaut. Ich habe mal Rudolf Schenker von den SCORPIONS kennengelernt, und er war total cool. Aber ich hätte den damals, als wir noch recht jung dabei waren, niemals zu sprechen bekommen. Da waren erst mal 15 verschiedene Managements drumherum und davor. Oft sind es nur die Managements, die die Kommunikation so schwermachen, nicht die Musiker selbst.

Doro: Stimmt. Es war früher oft so, daß man irgendwelchen Bands als Musikerkollege mal die Hand schütteln wollte, aber man ist gar nicht zu denen durchgekommen, weil einer vom Management dastand und den Kopf geschüttelt hat.

Mille: Heutzutage arbeiten Bands ja eher autark, und Managements haben nicht mehr so viel Macht und Relevanz. Ich denke, inzwischen würde so etwas nicht mehr ganz so passieren, auch weil viele Bands mehr auf dem Boden sind.

Tobi: Wir hatten ja das Glück, ganz andere Erfahrungen zu machen, weshalb wir das auch genauso weitergeben. Als wir in die Szene reingekommen sind, waren wir immer von Leuten umgeben, die uns sehr wohlwollend gesonnen waren und uns unterstützt haben. Spontan fällt mir da Kai Hansen ein. Er hat uns sehr geholfen, auch was Deals angeht. Aber auch Leute von BLIND GUARDIAN oder Chris Boltendahl von GRAVE DIGGER. Das sind einfach Leute, die uns ganz uneigennützig viele Tips gegeben haben. Ich habe eigentlich nie irgendwelche Arschlöcher getroffen und schlechte Erfahrungen gemacht.

''German Allstars''-Photo 4

Nicht nur auf der Busineßseite hat sich viel verändert, auch die technischen Rahmenbedingungen für eine Musikproduktion haben sich komplett gewandelt. Heutzutage ein vernünftiges Demo aufzunehmen, ist ja fast schon kinderleicht. Früher hingegen war dies mit einem riesigen Aufwand verbunden. Wie und unter welchen Umständen habt Ihr damals die ersten professionellen Schritte gemacht?

Udo: Bei uns ging das tatsächlich noch mit Kassettenrekorder mitten im Proberaum. Furchtbare Aufnahmen waren das! Und dann hat man die wirklich den Leuten bei den Plattenfirmen vorgespielt, um einen Vertrag zu kriegen. So bin ich groß geworden! Ich tu' mich fast etwas schwer, heutzutage mit Computern zu arbeiten.

Tom: Heutzutage kriegt man als Demos nur noch CDs. Früher war das absolute Maximum noch eine Vierspuraufnahme.

Udo: Vier Spuren waren schon sensationell!

Mille: Unser erstes Demo war auch eine Vierspuraufnahme...

Tom: Mittlerweile hat ja jeder so kleine digitale 16-Spur-Dinger, mit denen man mit den entsprechenden Mikros alles machen kann...

Tobi: Man kann sich alles zurechtschustern! Das klingt vielleicht anmaßend, wenn gerade ich das jetzt sage, aber selbst als wir 1992 angefangen haben, war das mit dem ganzen Computerkram noch nicht so gang und gäbe. Heutzutage programmiert man ein Schlagzeug zurecht und schustert noch etwas dazu. Damals haben wir schon noch im Proberaum gespielt, und wenn etwas nicht gepaßt hat, haben wir noch einmal neu angefangen. Wenn der zweite Part bei der Demoaufnahme nicht gut war, haben wir noch mal aufgenommen und nicht einfach irgend etwas zusammengeschnitten. Gestern haben wir gerade mit Sascha Paeth (Ex-HEAVEN'S GATE-Musiker und Produzent von KAMELOT, RHAPSODY uvm. - der Verf.) darüber gesprochen. Der hat ja fast geweint, als wir über das Thema philosophiert und an die alten Zeiten gedacht haben. Heutzutage klingt alles...

Mille: ...gleich...

Tobi: Ja, gleich auch, aber alles hat auch durch diese neuen Technologien ein gewisses Niveau. Aber wenn Du die Bands dann live siehst, dann fällst Du zum Teil um...

Udo: Dann kacken die ab, ja. Ich habe schon oft Bands auf CD gehört, von denen ich dachte, die mußt Du Dir unbedingt anschauen, aber dann als ich die dann tatsächlich live gesehen habe, dachte ich nur "Oh Gott!". Das ist traurig, aber natürlich hat das Ganze auch eine gute Seite: Die Bands müssen nicht mehr so viel Geld für eine Produktion im Studio lassen. Wir haben früher 500.000 Mark pro Platte ausgegeben! Das war viel Geld, hat aber keinen interessiert. Früher haben wir alles im Studio arrangiert, da gehörte das einfach dazu. Und daneben haben wir viel Whiskey geleert. Heutzutage gibt Dir eine Plattenfirma nicht mehr soviel Geld, und Du kannst Dir keinen langen Studioaufenthalt mehr leisten. Du hast einfach nicht mehr die gleichen finanziellen Möglichkeiten. Aber am Computer geht das mit den Arrangements und allem viel schneller, da wird mal eben etwas rumgeschoben, und schon paßt es...

Ich glaube, daß es für Bands heutzutage schon verdammt schwer geworden ist, so erfolgreich zu werden, daß man irgendwann sagen kann: "Ich geh damit in Rente".
(Udo Dirkschneider)

Tobi: Aber man kann auch im Proberaum beim Spielen merken, daß etwas nicht gut klingt und daran arbeiten. Als wir ins Studio gegangen sind, klang alles schon im Proberaum vernünftig. Heutzutage gehen aber viele Bands einfach mal so zur Plattenproduktion, und dann wird erst im Studio so lange herumgedoktert bis es vernünftig klingt...

Mille: Aber auch die moderne Technik kann nicht über schlechte Songs hinwegtäuschen. Man kann natürlich im Studio ein Album aufnehmen, das soundtechnisch von vorn bis hinten knallt, und gerade beim extremen Metal habe ich das Gefühl, daß heutzutage viel einfach nur auf Sound abzielt. Im Melodic-Bereich hört man wenigstens erkennbare Songstrukturen, aber im Extrem-Metal-Sektor ist es oft so, daß Du einen Supersound hast, vielleicht noch tolle Sologitarristen und den einen oder anderen Part, bei dem Du denkst: "Wow!", aber der Song an sich fehlt...

Doro: Bei uns war es eigentlich so, daß die Technik viel weggenommen hat. Bei den ersten fünf oder sechs Veröffentlichungen klangen die Demos tausendmal besser als die fertigen Alben. Die Vierspur-Aufnahmen waren super, dann sind wir ins Studio und haben da ein Jahr verbaselt mit irgendwelchem Scheiß...

Mille: Ein Jahr im Studio???

Doro: Ja! Da wurde dann alles glattpoliert, und dann wollte noch die Plattenfirma das Sagen haben und alles auf kommerziell trimmen. Letztlich hatten dann die geilen Songs keine Energie mehr und kein Gefühl. Das hat uns immer total angenervt. Deswegen war die Technik bei uns eher das, was alles verschlechtert hat. Dann wurden auch noch irgendwann Ende der 80er die Drums programmiert, oje...

Tom: Wir Alten wollten uns ja eigentlich der Computertechnik verschließen. Aber das ist natürlich alles eine finanzielle Frage. Früher war es in jeder Hinsicht viel aufwendiger, etwas zu schneiden und auszubessern, als man das noch alles per Hand machen mußte. Heute geht alles schneller, einfacher und damit billiger. Man kommt an der Technik einfach nicht vorbei. Ich würde zwar am liebsten immer noch auf einer alten 24-Spur-Bandmachine aufnehmen, aber Du findest kaum noch ein Studio, das so etwas macht. Und wenn, dann nur mit finanziell höherem Aufwand. Heutzutage sind die Budgets aber, wie schon erwähnt, nicht mehr so großzügig. Früher waren wir sechs oder acht Wochen im Studio und es hat ein Vermögen gekostet. Heutzutage kriegst Du eine Pauschale für Gigs und Album, von der Du auch die Aufnahmen finanzieren mußt.

Udo: Das ist auch so etwas, was ich nicht verstehe. Heutzutage kriegt eine Band gerade mal 15.000 oder 20.000 Euro für eine Produktion. Davon kann man aber nichts Vernünftiges aufnehmen. Was erwarten die Labels da? Da wird am falschen Ende gespart...

Tom: Früher gab es Künstlerverträge, bei denn die Plattenfirmen einfach alles bezahlt haben...

Da können METALLICA noch so oft sagen, sie hätten Speed Metal erfunden - angefangen hat das mit ACCEPT!
(Tom Angelripper)

Udo: Heutzutage kann man froh sein, wenn man ein eigenes Studio hat. Zum Glück haben wir das rechtzeitig gemacht. Ich kann ins Studio gehen, mir soviel Zeit nehmen wie ich will, eine Flasche Wein trinken und wieder nach Hause gehen. Das ist natürlich toll. Aber wenn wir ein Studio buchen müßten, oje...

Doro: Ich weiß noch, daß wir damals einmal ein Studio anmieten wollten, um dort einen Tag zu proben. Die meinten, sie würden uns einen guten Kurs machen, und das waren dann 1.600 Mark - nur für einen Tag proben! Wir saßen herum, haben etwas gegessen, eine Stunde gespielt, und das war's - und hat 1.600 Mark gekostet...

Mille: Ich glaube, früher wurde so etwas oft ausgenutzt. Oft bekamen wir von Studiomitarbeitern zu hören: "Eure Platte klingt ja schon ganz gut, aber wenn ihr noch zwei Wochen länger bleibt, dann klingt die Produktion richtig super!

Tom: Mit dem, was früher eine Produktion gekostet hat, machen Musiker ja heute gleich fünf Alben.

Udo: Richtig! »Eat The Heat« (das erste ACCEPT-Album ohne Udo Dirkschneider - der Verf.), das ja klanglich, offen gesagt, für den Arsch war, hat damals übrigens 1,5 Millionen Mark gekostet. Die waren zwei Jahre im Studio... was ein Quatsch!

Tom: Manche Studios haben natürlich schon versucht, die Studiozeit künstlich in die Länge zu ziehen. Aber dadurch wird das Produkt nicht besser. Heutzutage muß ohnehin alles schneller gehen. Man versucht, so viel wie möglich vorher fertig zu haben, um alles flott einzuspielen. Beim Mischen ist man als Band dann gleich dabei, und man macht dem Produzenten bestimmte Vorgaben: Innerhalb von drei Wochen muß eben alles fertig sein, sonst gibt es Punktabzug. Ich will natürlich ein gutes Produkt haben und möchte deshalb nicht um den Preis feilschen, aber in der Vergangenheit wurden wir halt auch über den Tisch gezogen. Einmal haben wir für eine Produktion auch satte 400.000 Mark dagelassen. Und wenn wir fünf Stunden aufgenommen und den Rest des Tages gesoffen haben, mußten wir trotzdem den vollen Tagessatz zahlen.

Mille: Da sind viele Studiobesitzer sehr reich geworden. Aber das ist heute nicht mehr so... Und es ist ja nichts Neues, das war schon bei Elvis so: Sobald Du Musik machst und das verkaufst, wirst Du irgendwie, irgendwo, von irgendjemanden über den Tisch gezogen.

Udo: Deshalb habe ich inzwischen mein eigenes Studio und mein eigenes Label: Mir kann keiner mehr etwas erzählen. Aber früher war das natürlich anders...

Tobi: Ich denke, deshalb steht es uns auch nicht zu, sich über die Veränderungen des Musikmarktes zu beschweren. Besonders den Bands, die noch später gekommen sind als wir mit EDGUY, steht das eigentlich nicht zu, denn es ging Künstlern alles in allem im Grunde nie so gut wie heute...

Tom: Nein, in den 80ern ging es ihnen viel besser als heute!

Mille: Das würde ich jetzt nicht so unterschreiben, Tom. Ich denke, was Tobi meint ist, daß man heutzutage vielmehr Kontrolle hat.

Tobi: Genau. Du bist in jeder Hinsicht emanzipierter.

Sobald Du Musik machst und das verkaufst, wirst Du irgendwie, irgendwo, von irgend jemanden über den Tisch gezogen.
(Mille Petrozza)

Mille: Ja, ich denke auch, das Selbstbewußtsein eines Musikers ist inzwischen ein anderes. Wenn man nicht völlig auf den Kopf gefallen ist, kann man heutzutage zu einem guten Kurs ein gutes Produkt haben. Man wird bei einer Albumaufnahme nicht arm, wenn man eine Plattenfirma hat, die einen einigermaßen fair behandelt. Und es gibt natürlich auch nicht mehr diese fetten Studios, in die man reinkommt und denkt, man sei in einer Star Trek-Kommandozentrale. [lacht] Es entsteht einfach eine andere Art von Kreativität.

Udo: Wichtig ist dabei, daß man auch auf der Business-Seite immer noch Leute um sich hat, die wirklich kreativ sind. Mit Verträgen und allem drum und dran kennen sich bei den Labels viele aus. Aber in Sachen Kreativität... Es gibt schon noch fähige Leute bei den Plattenfirmen, aber die können oft nicht so, wie sie wollen, weil da der Oberboß einen Riegel vorschiebt, da er der Meinung ist, daß sich dies oder jenes nicht rechnet...

Tom: Man muß sich halt im Laufe der Jahre mit den Vertragsgeschichten auseinandersetzen. Am Anfang seiner Karriere hat man für ein paar Kisten Bier alles unterschrieben. Wenn dann Tausende Alben verkauft wurden, haben andere kassiert. Aber wenn man jung ist, ist das auch okay. Je älter man wird, um so mehr schaut man aber auch, wie man ein bißchen Lebensstandard halten kann, man hat ja auch irgendwann mal Familie und vielleicht ein Haus...

Ist der Einstieg in eine Karriere als professioneller Musiker denn heutzutage nun generell leichter oder schwerer als früher?

Tom: Viel schwerer! Selbst wir haben ja früher einen Plattenvertrag gekriegt, das ist das beste Beispiel!

Udo: Ich glaube, daß es für Bands heutzutage schon verdammt schwer geworden ist, so erfolgreich zu werden, daß man irgendwann sagen kann: "Ich geh damit in Rente". Bei uns gab es ja kaum Konkurrenz in unserem Sektor. Es gab ja nicht die Massen an Bands wie heute...

''German Allstars''-Photo 5

In der nächsten Ausgabe werfen unsere German Allstars einen kritischen Blick auf die hiesige Musik-Medienlandschaft, lassen ihre gemeinsame Vergangenheit mit dem HEAVY revuepassieren und präsentieren ihre Top und Flops aus drei Jahrzehnten...

konzeptioneller Leitfaden, Transkription und Bearbeitung:
Thomas Michel

Moderation:
Stefan Glas

Photos: Manfred Eisenblätter [Photo 2 & 4], Stefan Glas [Rest]


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