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  UE-Home → History → Online Empire 92 → Interview-Übersicht → SYMPHONITY-Interview last update: 27.03.2024, 15:23:21  

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Bombastischen, melodiösen Metal bekommt man nahezu im Wochentakt zu hören. Um sich von der Konkurrenz abzuheben, hat sich so manche Bands daher fast schon abstruse Skurrilitäten einfallen lassen. Einen wesentlich anspruchsvolleren, seriöseren Weg verfolgt das tschechische Sextett SYMPHONITY.
Auf ihrem aktuellen Dreher »Marco Polo: The Metal Soundtrack« hat die Formation nämlich nicht nur die Geschichte des venezianischen Handelsreisenden musikalisch fein umgesetzt, durch diverse Erzählpassagen vermittelt der Longplayer fast den Eindruck eines Hörbuchs.
Was die Truppe aus dem schönen Brünn dazu bewogen hat, erklärten uns Gitarrist Libor Křivák und Bassist Tomáš Sklenář:

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Themen mit historischem Bezug gab es bei Euch schon mehrfach zu hören. Seid Ihr an Geschichte speziell interessiert, oder hat es einen anderen Grund?

Tomáš: Uns liegt wirklich nichts daran, als Band lediglich bekannt zu werden, weil wir historisch fundierte Konzepte vorzuweisen haben. Tatsache ist allerdings, daß solche Themen einfach wesentlich mehr Spielraum für die musikalische Darbeitung zulassen als irgendetwas anderes.
Auch unser neues Album war nicht dafür geplant, als "musikgewordener Geschichtsunterricht" oder dergleichen in die Annalen einzugehen. Im Laufe der Zeit hat sich jedoch herausgestellt, daß den Songs ohne weitere Erläuterungen der passende Rahmen fehlt, um als Gesamtkonzept wahrgenommen zu werden. Ob wir etwas Ähnliches noch einmal machen können, weiß ich nicht. Wir sind jedoch für alle Optionen offen.

Da das Leben des Marco Polo dermaßen detailliert aufgearbeitet wurde, muß die Frage gestellt werden, ob jemand aus der Band eine besondere Ausbildung in Geschichte hat.

Tomáš: Gute Frage, wobei Du der Erste bist, der diese stellt! Und ja, es ist in der Tat so. Ich habe den Bachelor in Geschichte gemacht. Das hat allerdings nichts damit zu tun, daß wir ein Konzeptalbum auf Basis eines historischen Themas aufgenommen haben. Es war aber natürlich ein Vorteil für uns, da wir keine außenstehende Person für die Kontrolle der Texte, oder gar für diese selbst benötigt haben. Und glaubt' mir, ich hab' die Jungs nicht dazu genötigt, dieses Thema aufzugreifen. [lacht]

SYMPHONITY-Bandphoto 1

Was genau ist denn das Faszinierende an der Person Marco Polo?

Tomáš: Seine Geschichte ist nicht nur begeisternd und beeindruckend, Marco war auch ein Visionär. Davon gab es in jener Zeit offenbar nur sehr wenige, doch Marco hat sich von nichts und niemandem von seinen Ideen abbringen lassen. Es war ihm völlig egal, was andere von seinen Vorhaben dachten, er ging seinen Weg. Und der war mitunter hart und steinig, und das ist nicht bloß geographisch gemeint. Letzteres konnten wir dafür optimal in unseren Sound einflechten, schließlich waren wir bemüht, alle von ihm einst bereisten Weltregionen musikalisch einfließen zu lassen.

Wann habt Ihr eigentlich mit dem Komponieren begonnen?

Libor: Wenn ich mich richtig erinnere, war das so gegen Ende 2017. Wir hatten zwar das Thema noch nicht vor Augen, jedoch fix vor, neues Material zu komponieren. Deshalb gibt es auf der Scheibe auch keine älteren Songfragmente zu hören, sondern ausnahmslos Material, das zwischen Ende 2017 und 2021 entstanden ist.

Wohin die musikalische Reise gehen würde, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar?

Libor: Nein, wir hatten zunächst echt keine Idee, wohin die Reise gehen würde. In erster Linie deshalb nicht, weil es mitunter vorkommt, daß wir monatelang nicht an neuen Songs arbeiten können. Wir haben schließlich allesamt unsere Jobs und zum Teil auch Familien, um die wir uns kümmern müssen.
Die Initialzündung für das Album erfolgte durch eine Fernsehdokumentation über das Werk von Ennio Morricone. Ich empfand diese nicht nur als sehr inspirierend, sondern wurde den Gedanken einfach nicht mehr los, eines Tages selbst eine Art Soundtrack komponieren zu wollen.

War für Dich damit auch klar, daß die Arbeit in Konzeptwerk münden wird?

Libor: Noch nicht. Zunächst stand nämlich nur fest, daß zwei Songs von Marco Polo handeln würden. Allerdings entwickelten sich die beiden langsam, aber sicher, zu komplexen Klanggebilden, die wir schließlich wieder aufsplitten werden mußten.
So kam es, daß wir uns dafür entschieden, dem Thema ein komplettes Album zu widmen. Für uns machte es nämlich einen großen Unterschied, ob es im jeweiligen Track um Marco als Person, um seine Reisen in den Mittleren Osten oder doch um seinen Aufenthalt in China zur Zeit des Kublai Khan geht.Das alles mußte musikalisch entsprechend andersartig umgesetzt werden. Ich hoffe, die Fans sehen es genauso, aber für uns steht fest, die bislang reifste Leistung damit abgeliefert zu haben. Irgendwie kamen wir im Laufe der Zeit auch noch darauf, daß wir damit wohl ähnliche Visionäre sind, wie Marco einer gewesen ist. Wir haben uns mit diesem Album quasi auf seine Spuren begeben!

http://www.symphonity.com/

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Walter Scheurer

SYMPHONITY im Überblick:
SYMPHONITY – Marco Polo: The Metal Soundtrack (Rundling-Review von 2022 aus Online Empire 91)
SYMPHONITY – Online Empire 92-Interview (aus dem Jahr 2022)
SYMPHONITY – News vom 28.06.2008
SYMPHONITY – News vom 05.03.2009
SYMPHONITY – News vom 18.12.2010
SYMPHONITY – News vom 27.05.2013
SYMPHONITY – News vom 31.10.2018
SYMPHONITY – News vom 17.03.2019
SYMPHONITY – News vom 15.10.2019
SYMPHONITY – News vom 27.04.2020
Soundcheck: SYMPHONITY-Album »Voice From The Silence« im "Soundcheck Heavy 114" auf Platz 54
unter dem ehemaligen Bandnamen NEMESIS (CZ, Brno):
NEMESIS (CZ, Brno) – Goddess Of Revenge (Rundling-Review von 2004 aus Online Empire 18)
Soundcheck: NEMESIS (CZ, Brno)-Album »Eden?« im "Soundcheck Heavy, oder was!? 68" auf Platz 43
NEMESIS (CZ, Brno) – News vom 28.06.2008
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