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Contents: EDENBRIDGE-"Off The Board"-Artikel |
Date: 09.10.2001 (created), 29.07.2022 (revisited), 01.03.2024 (updated) |
Origin: HEAVY, ODER WAS!? |
Status: published |
Task: from paper to screen |
Comment: Beim HEAVY, ODER WAS!? hieß diese Kategorie "Behind The Curtain", die zudem mit dem Motto "Geheimer Studio Report [sic!]" untertitelt war. Allerdings wollte ich den Bereich für Studioreporte beim UNDERGROUND EMPIRE schon immer "Off The Board" nennen - obgleich mir bewußt war, daß es sehr unwahrscheinlich ist, daß es solche Stories jemals geben wird. Andererseits: Von kleineren Bands wurde ich desöfteren ins Studio eingeladen, um dort ihre Aufnahmen vorab anzuhören, wozu mir aber immer die Zeit fehlte oder die Entfernung zu groß war. Aber letzten Endes war unsere WARDANCE-Titelstory in UNDERGROUND EMPIRE 2 nicht anderes als ein Studioreport - und somit quasi unser erster "Off The Board"-Artikel.
Bei EDENBRIDGE war es sehr einfach, den Studioreport an den Start zu bekommen. Zum einen war ich mit Bandkopf Arne Stockhammer schon seit seinem A.R.S.-Projekt in Kontakt, zum anderen lag das "House Of Audio"-Studio ohnehin auf meinem Weg in meine Heimat. Da mir schon das »Sunrise In Eden«-Debut sehr gut gefallen hatte, nahm ich die Einladung gerne an.
Da bei den bereits im UNDERGROUND EMPIRE online veröffentlichten Artikeln bei der Portierung der HEAVY, ODER WAS!?-Seiten nur ein kleines Thumbnail der HOW-Story zu sehen ist, von dem aus man zu der bereits veröffentlichten, meist umfangreicheren Version gelangt, soll diese kleine Graphik im Falle einer noch nicht online zu findenden Story nun hier auftauchen: |
Supervisor: Stefan Glas |
EDENBRIDGE
✇Mit ihrem Debut »Sunrise In Eden« war der österreichischen Formation EDENBRIDGE ein absoluter Überraschungserfolg gelungen, war auf dem Rundling doch bester melodischer Metal mit Hymnencharkter zu vernehmen. Dementsprechend groß war die Vorfreude, als die Band in das edle Gemäuer des "House Of Audio"-Studios in Karlsdorf nahe Bruchsal geladen hatte, um Kostproben des kommenden Albums »Arcana« zu offerieren.
✇Doch dieser Blitzstart kam nicht von ungefähr, denn hinter der Band verbirgt sich bekanntlich der Gitarrist Lanvall, der bereits bei dem Prog-Label WMMS drei prächtige Instrumental-CDs veröffentlicht hat. So ist es auch nicht verwunderlich, daß EDENBRIDGE mit ihrer zweiten Platte einen gigantischen Schritt nach vorne gemacht haben: Wer das Debut zu kitschig fand, wird sich bei »Arcana« sehr vielmehr angesprochen fühlen, denn die Musik ist orchestraler geworden, hat mehr Tiefe bekommen und mutet wie moderne Kammermusik an. Außerdem fällt Sabines Gesang nicht mehr ganz so hoch aus, so daß die NIGHTWISH-Vergleiche, die schon beim Erstling blödsinnig waren, jetzt endgültig aufhören werden.
✇Mit der erfreulichen Nachricht, daß alle Songs des Album zu hören sein werden, geht es in den Regieraum des Studios. Lediglich auf das Intro muß man verzichten, weil der Computer sich weigert, dieses letzte Stückchen des kommenden EDENBRIDGE-Albums für den Mix durch seine Chips fließen zu lassen. Daher geht es stattdessen mit dem vergleichsweise flotten Opener ›Starlight Reviere‹ los, der gut ins Ohr geht und mit einem herrlichen cembaloartigen Keyboard glänzt. Zwar kommen die Songs nicht in der Reihenfolge vom Band, wie sie auch auf dem Album stehen werden, aber das nachfolgende, groovige ›The Palace‹ wird vermutlich an zweiter Stelle stehen und sicherlich mit seinem getragenen Gitarrensolo und dem balladesken Mittelpart zu gefallen wissen. Eines der Highlights des Albums ist ›Fly On A Rainbow Dream‹, das sehr eingängig ist und über eine exzellente Gitarrenarbeit verfügt, die sich dennoch vornehm im Hintergrund hält. Als nächstes erwartet uns die vermutlich härteste Nummer des Albums ›Color My Sky‹, die mit dem Gegensatz zwischen der powervollen Gitarreneröffnung und einem Quasi-Acapella-Zwischenpart spielt. Als Bonusstück für Europa wird das frische ›Velvet Eyes Of Dawn‹ dienen, das uns mit seiner schönen Akustikgitarreneröffnung von Anfang an auf seine Seite zieht. Mit einem fernöstlich anmutenden Intro wird ›Into The Light‹ eröffnet, und im Verlauf des Songs dürfen auch Ethno-Elemente nicht fehlen, doch das bestimmende Element der Nummer ist eindeutig die große Gitarre. Mit ›Suspiria‹ erklingt nun der schnellste Song des Albums, dessen mehrstimmiges Gitarrensolo schon beim ersten Hören zu begeistern weiß. Beim Titelsong ›Arcana‹ erwartet uns ein komplexer Song von fast zehn Minuten Länge, der aber dennoch sehr eingängig gestaltet ist. Die sehr symphonisch angelegte Nummer verdeutlicht ein weiteres Mal Lanvalls Faible für Kirchenorgeln, enthält aber ebenso neben einem ruhigen Gitarrenintro einen getragener Zwischenpart. In den Genuß von ›The Whisper Of The Ages‹ werden wir leider nicht kommen, da es sich um den Bonussong für Japan und den Rest der Welt handelt, was sehr schade ist, denn allein das Intro bestehend aus Sitarklängen, zu denen sich ein hymnenhaftes Gitarrenthema mischt, ist mehr als hörenswert. Zum Abschluß der Listening-Session kommen die beiden ruhigen Stücke des Albums: ›Winter Winds‹, eine Ballade mit kraftvollem Refrain, und ›A Moment In Time‹, das zart beginnt und sich zu einem bombastischen Werk steigert.
✇Der erste Eindruck von »Arcana« ist mehr als positiv: Die Kompositionen sind farbenfroh, und Produzent Dennis Ward hat einen grandiosen Sound gezaubert, der alle Stärken der Band zum Erblühen bringt. Nachdem ich mittlerweile eine Vorab-CD ausgiebig durchtesten konnte, kann ich mit gutem Gewissen sagen, daß EDENBRIDGE über sich hinausgewachsen sind und eine sensationelle Platte gemacht haben, die meinen Player nicht so schnell wieder verlassen hat. Anders formuliert: Schaut Euch einfach meine Playlist an...
Photos: Stefan Glas