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  UE-Home → History → Heavy, oder was!? 55 → Interview-Übersicht → MILLENIUM (US, FL)-Interview last update: 27.03.2024, 15:23:21  

”Y-Files”-Datasheet

Contents:  MILLENIUM (US, FL)-Interview

Date:  11.2000 (estimated, created), 22.07.2022 (revisited), 01.03.2024 (updated)

Origin:  HEAVY, ODER WAS!?

Status:  published

Task:  from paper to screen

Comment:

CHILDREN OF BODOM und MILLENIUM waren zwei der offenen Themen auf der Interviewliste, die ich demzufolge übernahm. Mit Ralph Santolla, der leider ebenso wie Alexi von COB viel zu jung verstorben ist, sprach ich dabei auch Soloalbum von MILLENIUM-Sänger Jorn an, bei dem ich mich über die hohe Zahl von Coverversionen wunderte. Jorn war damals übrigens noch längst nicht so bekannt, wie er es dann nach seinem Einstieg bei MASTERPLAN wurde; dies passierte allerdings erst ein Jahr später. Zu diesem Zeitpunkt bereits passiert war der Kokainskandal von Christoph Daum, der im Oktober 2000 dazu geführt hatte, daß er von seinem Verein Bayer Leverkusen gefeuert wurde und auch sein Vorvertrag mit dem DFB wieder aufgelöst wurde, so daß er nicht deutschen Nationaltrainer wurde.

 


 

Da bei den bereits im UNDERGROUND EMPIRE online veröffentlichten Artikeln bei der Portierung der HEAVY, ODER WAS!?-Seiten nur ein kleines Thumbnail der HOW-Story zu sehen ist, von dem aus man zu der bereits veröffentlichten, meist umfangreicheren Version gelangt, soll diese kleine Graphik im Falle einer noch nicht online zu findenden Story nun hier auftauchen:

MILLENIUM [US, FL]-Story

Supervisor:  Stefan Glas

 
 

MILLENIUM (US, FL)-Logo

MILLENIUM (US, FL)-Headline

Sie wären die Band der Stunde, wenn das neue Jahrtausend schon angefangen hätte. So müssen sie noch ein paar Tage warten. Derweil erklärte uns MILLENIUM-Gitarrist Ralph Santolla, warum sich die Band für diesen Bandnamen entschieden hatte.

Ich bin zusammen mit Steve Hodson von EYEWITNESS aufgewachsen. Wir spielten seit Kindheitstagen zusammen und hatten ständig wechselnde Bandnamen. Erst als wir nach New York umzogen, kamen wir zu dem Namen EYEWITNESS. Ich zog dann wieder zurück nach Florida, und EYEWITNESS entwickelten sich zu der Band weiter, die sie heute ist. Im Grunde war es also immer die gleiche Band mit wechselnden Besetzungen. Als wir schließlich einen neuen Namen suchten, hatten wir einen Zettel mit zehn Namen, die uns gefielen, und wir kickten einen nach dem anderen raus, so daß am Ende "Dreamscape" und "Millenium" als Möglichkeiten stehenblieben.

Folglich habt Ihr eine gute Wahl getroffen, da es bereits die Münchner Band DREAMSCAPE gibt.

Hoppla, das hätte uns bestimmt einige Schwierigkeiten bereitet. Ich wußte überhaupt nichts von der Existenz von DREAMSCAPE.

Live erlauben wir uns Fehler, da wir auf der Bühne komplett ausflippen.

Melodic Rock war früher extrem populär und ist mittlerweile wieder im Underground angesiedelt. Wie kommt man als Band dazu, dennoch diesen Stil zu spielen?

Wir alle sind mit Bands wie DEEP PURPLE, UFO oder SCORPIONS aufgewachsen. Daher stand es nie zur Debatte, welchen Stil wir spielen würden. Allerdings hören wir auch ganz andere Musik, die eines Tages zum Tragen kommen wird: Ich schreibe gerade mit unserem Sänger Jorn Lande härtere, modernere Songs für ein Projekt, das wahrscheinlich GOD heißen wird. Es wird wie CHEAP TRICK mit Heavygitarren oder wie FOO FIGHTERS klingen.

Habt Ihr Euch mal geärgert, zu spät geboren zu sein?

Es gibt Menschen auf dieser Welt, die verhungern müssen. Daher ist das Problem, daß unsere Musik nicht sonderlich populär ist, für mich wirklich nicht relevant.

MILLENIUM (US, FL)-Bandphoto

Leider schwankt die Qualität der Songs auf Eurem aktuellen Album »Hourglass«.

Wenn wir einen der Songs als Füllwerk angesehen hätten, wäre er bestimmt nicht auf die Platte gekommen. Aber es ist schlicht unmöglich, ein Album zu machen, auf dem jedermann jeden einzelnen Song mag. Wir haben unser Bestes gegeben und hoffen, daß wir damit möglichst viele Menschen ansprechen. Für alle anderen gibt es genügend andere Bands, die sie hören können.

MILLENIUM sind eine multinationale Band, in der zwei Amerikaner, zwei Österreicher und ein Norweger spielen. Wie kam es dazu?

Unser Drummer Oliver Hanson ist zwar Österreicher, lebt jedoch hier in Tampa. Als wir einen neuen Bassisten suchten, konnten wir hierzulande niemand finden. Daher schlug Oliver vor, daß wir seinen langjährigen Freund aus Österreich, Manfred Binder, nehmen sollten. Als unser Sänger Todd Plant im letzten Jahr ausstieg stießen wir zufällig auf Jorn. In meinen Augen ist er der beste Sänger der Welt. Daher ist es mir lieber, daß unser Sänger in Oslo lebt, als mit jemand arbeiten zu müssen, der zwar um die Ecke lebt, aber durchschnittlich singt.

Du hast darüberhinaus viele Kontakte zu skandinavischen Musikern.

Ich kenne die Jungs von TNT oder den ehemaligen CONCEPTION-Gitarristen Tore Østby sehr gut. Ronni Le Tekro von TNT ist einer der großartigsten Typen, die ich kennengelernt habe: Ronni war gerade von seinem Spanienurlaub zurückgekehrt und besuchte uns, als wir in Norwegen im Studio waren. Es war ein Sonntagmorgen, und ich hatte wahnsinnige Zahnschmerzen; Ronni machte einen Zahnarzt ausfindig and überredete ihn, seine Praxis extra für mich zu öffnen. Dann karrte er mich eineinhalb Stunden lang durch die Berge zu dem Zahnarzt und bezahlte letztendlich die Rechnung aus eigener Tasche.

Wie arbeitet Ihr zusammen, wenn Ihr über die ganze Welt verstreut seid?

Wem wir uns für Liveshows vorbereiten, treffen wir uns entweder alle in England oder Jorn und Manfred kommen nach Florida. Für die Studioarbeit ist es ohnehin unerheblich, da wir »Hourglass« in einem englischen Studio und jeweils in zwei verschiedenen Studios in Norwegen und Tampa aufgenommen haben. Jorn und ich haben gemeinsam Songs in Schweden, Norwegen, Amerika oder England geschrieben. Du siehst, wir haben uns perfekt mit der Situation arrangiert.

In unserer Welt müssen Menschen verhungern. Daher ist es nicht relevant, daß unsere Musik nicht sonderlich populär ist.

Könnt Ihr aufgrund dieser Situation oft live spielen?

Wir spielen viele Einzelshows und waren gerade mit TEN in Spanien auf Tour, die wahrscheinlich im nächsten Jahr im restlichen Europa fortgesetzt wird. Wir haben keine Probleme, uns aufeinander einzuspielen, da wir enge Freunde sind: Unseren zweiten Gitarristen Shane French kenne ich schon ewig, und mit Oliver spiele ich inzwischen elf Jahre zusammen. Oliver wiederum hat sein ganzes Leben lang mit Manfred Musik gemacht. Andererseits sehen wir die Liveshows nicht so eng. Wir erlauben uns Fehler, da wir auf der Bühne komplett ausflippen. Das ist übrigens unser größtes Problem: Wir haben es bislang im Studio noch nie geschafft, unsere Livepower rüberzubringen. Wir wollen aber auf jeden Fall auf unserer nächsten Scheibe härter werden.

Sind MIILENIUM eine echte Band oder nur ein Projekt?

Wir sind definitiv eine Band - das ist das einzige, was ich jemals wollte. Ich habe in einigen Projekten mitgewirkt und war mit der Situation nie zufrieden. Wir waren im letzten Jahr häufig beisammen: Jom hielt sich lange Zeit in Florida auf, ich war mehrfach bei ihm in Norwegen, und die gesamte Band traf sich fünfmal in England.

»Hourglass« wurde unter anderem im "Morrisound Studio" aufgenommen, das sich in den Neunzigern besonders dank Producer Scott Bums einen Namen als Thrash- und Death-Tempel gemacht hat.

Ich habe schon im "Morrisound" gearbeitet, als es Thrash und Death noch überhaupt nicht gab. Das Studio liegt einige Meter von meiner Wohnung entfernt, und ich war im Alter von 14 Jahren zum ersten Mal dort. Wir haben »Hourglass« mit Tom Morris aufgenommen, und die Zusammenarbeit war super. Ich kannte ihn schon, als ich noch ein kleiner Junge war, und er ist nicht nur ein fähiger Tontechniker, sondern auch ein extrem netter Kerl. Scott arbeitet jedoch seit zwei Jahren nicht mehr im "Morrisound". Er hat nichts mehr mit Musik am Hut. Er arbeitet in einer Computerfirma, wo er viel mehr Geld verdient.

Das Gitarrenspiel von Randy Rhoads hat mein Leben verändert.

Du hast auf Jorns Soloalbum mitgewirkt. Hatte er nicht genügend eigenes Material, daß er gezwungen war, vier Coverversionen aufzunehmen?

Auf keinen Fall, denn Jorn hat Hunderte Songs. Er hatte die Arbeiten zu seiner Soloscheibe schon begonnen, bevor er zu MILLENIUM kam. Daher weiß ich nicht, warum er so viele Covers ausgewählt hat.

In Deiner Thankliste führst Du Randy Rhoads an. Ist er Dein Vorbild?

Ich habe Randy einmal live gesehen als ich zwölf Jahre alt war. Als er spielte, schien ein magisches Glühen von ihm auszugehen. Sein Gitarrenspiel hat mein Leben verändert. »Diary Of A Madman« ist mein All-Time-Lieblingsalbum, und ich freute mich darauf, ihn ein weiteres Mal live zu sehen. Ich hatte eine Karte für ein Konzert in Florida, doch Randy verunglückte einen Tag zuvor tödlich. Ich bin ebenso von Uli Jon Roth beeinflußt. Es war super, daß ich ihn dank Jorn kennenlernen durfte. Jorn hat für Uli einige Songs eingesungen, die noch nicht veröffentlicht wurden, und war einmal mit ihm auf Tour.

Und was hat es mit Hugh Hefner auf sich, dem Du ebenfalls dankst? Arbeitest du als Freelancer für ihn?

Das war nur ein Gag für meine Freunde. Aber vielleicht sollte ich wirklich für den Playboy arbeiten, wenn ich keinen Bock mehr auf Musik habe.

Wenn ich das Gekreische im Hintergrund richtig interpretiere, hast Du Papageien in Deiner Wohnung.

Sie gehören nicht mir, sondern meiner Mitbewohnerin - und die Viecher machen mich wahnsinnig! Witzig ist jedoch, daß ich Katzen habe, die stets versuchen, ihre Vögel zu fangen.

Abgesehen von den Plagegeistern: Wie ist das Leben in Florida? Vielen Deutschen - und zwar nicht nur Christoph Daum - erscheint Florida wie ein Paradies.

Wenn man hier lebt, ist es nichts Besonderes. Es ist einerseits angenehm, aber auf der anderen Seite ist es ungesund, daß hier der normale Wechsel der Jahreszeiten nicht existiert: In Florida gibt es einfach keinen Winter. Vorteilhaft ist jedoch, daß man in Florida relativ kostengünstig leben kann. Es gibt hier nicht die irrsinnigen Steuern wie in Europa. Wenn man bei euch tanken geht, bezahlt man mehr Geld für Steuern als für das Benzin. Wenn man versuchen würde, das in Amerika einzuführen, gäbe es sofort einen Bürgerkrieg!

http://www.idnsi.com/millenium/


Stefan Glas

MILLENIUM (US, FL) im Überblick:
MILLENIUM (US, FL) – Hourglass (Rundling-Review von 2001 aus Online Empire 6)
MILLENIUM (US, FL) – The Best Of... And More (Rundling-Review von 2004 aus Online Empire 21)
MILLENIUM (US, FL) – Heavy, oder was!? 55-Interview (aus dem Jahr 2001)
MILLENIUM (US, FL) – News vom 29.05.2002
MILLENIUM (US, FL) – News vom 01.05.2004
Soundcheck: MILLENIUM (US, FL)-Album »Hourglass« im "Soundcheck Heavy, oder was!? 55" auf Platz 14
Soundcheck: MILLENIUM (US, FL)-Album »Jericho« im "Soundcheck Heavy, oder was!? 77" auf Platz 23
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