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”Y-Files”-Datasheet

Contents:  WILD DOGS-Special

Date:  29.03.1996 (created), 12.07.2022 (revisited), 12.07.2022 (updated)

Origin:  IRON PAGES-Verlag

Status:  published

Task:  from paper to screen

Comment:

Dieser Artikel gibt natürlich nur den Stand der Dinge bis zum Anfang des Jahres 1996 wider, als ich ihn verfaßte und das Buch dann im IRON PAGES-Verlag veröffentlicht wurde.

 


 

Manchmal ist es schwer, die Wahrheit auszusprechen: Immerhin ist WILD DOGS-Sänger Matt McCourt ein Sympathikus und dank seiner "US Metal"-Webseite über lange Jahre eine wichtige Figur in der Szene gewesen, aber als Sänger ist er eben maximal Durchschnitt. Und daher sticht »Reign Of Terror« vor allem deswegen meilenweit aus der Diskographie der Band heraus, weil Sänger Michael Furlong ihm stimmlich um Welten überlegen ist, da er einer der besten Screamer der gesamten Szene ist. Daher sollten - bei allem Respekt vor Matts Aktionismus - auch die späteren Episoden in der WILD DOGS-Geschichte kaum erwähnenswert werden. Es bleibt aber ein Album, das Hörer für alle Zeiten aus dem Stand zur Hysterie treiben kann.

Supervisor:  Stefan Glas

 
 

Wild Dogs

Matthew T. McCourt (v)
Jeff Mark (g)
Danny Kurth (b)
Dean Castronovo (d)

Zu Beginn der achtziger Jahre in Oregon gegründet, machten die WILD DOGS zum ersten Mal 1981 von sich reden. Man hatte fünf Songs per Demo veröffentlicht, die auch in die Fänge von SHRAPNEL-Chef Mike Varney gerieten. Die Tatsache, daß der Gitarrengott-Scout die WILD DOGS unter Vertrag nahm, obwohl sie keine onanierende Sechssaitige, sondern nur knallige Riffs zu bieten hatten, erscheint vielsagend. Das Potential der Formation war entdeckt worden, und so hieß es schon bald, "Mister Mike Varney presents the WILD DOGS". Neben den fünf Demotracks standen vier neue Stücke auf dem selbstbetitelten Debut. Diese Scheibe war ein hervorragendes, energiegeladenes Werk, bei dem jedoch die Handbremse im letzten Zacken hängengeblieben war. Man spürte deutlich, daß sich hier ein Orkan zusammenbraute, dessen Entfesselung unmittelbar bevorstand. Um den Namen WILD DOGS mehr publik zu machen, wurde die Band selbstredend auf den SHRAPNEL-eigenen »U.S. Metal«-Samplern gefeatured. Gleich zwei Songs schafften den Sprung ins Compi-Paradies: Auf der zweiten »U.S. Metal«-Edition erhielt ›Tonight Show‹, welches noch aus Demozeiten stammte, die Ehre, und die dritte Ausgabe erlebte den Auftritt von ›Never Gonna Stop‹.

Ein verheißungsvoller Auftakt, der die Szene auf die Fährte der WILD DOGS gebracht hatte, und nun wartete man gespannt auf die kommenden Zöglinge der Rotte. Doch die aufkeimende Euphorie wurde jäh gebrochen, denn noch im Jahr der Erstlingsveröffentlichung erschien ein neues 5-Song-Demo, das die Frage nahelegte, welcher Dentist die WILD DOGS geritten hatte, als sie sich selbst die Zähne gezogen hatten. »Man's Best Friend«, 1984 veröffentlicht, bestätigte die Befürchtungen: Die WILD DOGS hatten das Heulen verlernt, und auch ihr Beißen entpuppte sich nur noch als verzagtes Knabbern. Mehr war für die wachsweiche Kost von »Man's Best Friend« auch nicht notwendig und das geschmacklos-dumme Cover, welches 20 Liter Kunstblut, einen Dobermann und sein zerfetztes Opfer zeigte, kann nur als Etikettenschwindel bezeichnet werden. Musikalisch waren die Wildhunde zu harmlosen Schoßhündchen verkommen. Diesen Eindruck konnte auch das unveröffentlichte ›Burning Rain‹ auf »U.S. Metal IV« nicht geraderücken.

Die weltweite Enttäuschungskaskade muß der Band zu denken gegeben haben, denn erst 1987 wagten sich die WILD DOGS wieder aus ihrem Zwinger heraus, um mit ihrer Nummer 3 das definitive Statement zum Thema "Power Metal in seiner brachialsten Form" abzuliefern. In dieser Hinsicht muß besonders der neue Sänger Michael Furlong "schuldig" gesprochen werden, dessen Organ konzentrierte Schwefelsäure verspritzte. Dabei ging »Reign Of Terror« eher harmlos an den Start. Der Opener ›Metal Fuel (In The Blood)‹ kann besonders aufgrund seines Refrains in die Kiste mit der Aufschrift "Tri-tra-trulala" gepackt werden. Doch die folgenden acht Stücke ließen selbst den abgekühltesten Zeitgenossen panisch Deckung suchen. Raserei schien über das Rudel gekommen zu sein, Tollwut mußte von ihnen Besitz ergriffen haben. Wie sonst sollte die Schaumbildung in den Mundwinkeln von Shouter (im wahrsten Sinne des Wortes!!!) Michael und das hysterische Kreischen der Gitarren erklärt werden? Keine Sprache der Welt verfügt über Worte, die es ermöglichen würden, die gebündelte rohe Power dieser Klänge zu beschreiben. Während Jahre später von zahllosen Bands versucht werden sollte, diese Ziele mit Hilfe von Krach und Hektik plus "Mein Gott, was bin ich angekotzt"-Lyrik und -Mimik zu erreichen, hatten WILD DOGS solche unglaubwürdigen bis lächerlichen Drohgebärden nicht nötig. »Reign Of Terror« bewegt sich komplett im Midtempo beziehungsweise verhaltenen Uptempo, lediglich ›Spellshock‹ beweist, was eine Hyper-Speed-Harke ist. Daß man angesichts solcher musikalischer Aggression trotzdem feinfühlige Lyrics schreiben kann, beweisen WILD DOGS mit ›Streets Of Berlin‹:

Grow up on the west side,
Surrounded by the east,
The wall that's come between us,
Casting shadows on our dreams.

A barrier has fallen,
Too much for us to move,
They may divide a city,
But they can't divide the people too.

Damit schien die Gruppe zugleich das vorherzuahnen, was nur zwei Jahre später historische Realität werden sollte.

Doch leider sollte das Stichwort "divide" auch ins Leben der "company of wolves" treten, denn »Reign Of Terror« stellte die letzte Station im Zug der vier Beutetiere dar. Inwiefern die Pleite ihrer Company ENIGMA, zu der sie für die dritte Scheibe gewechselt waren, dabei Wasser auf die Mühle darstellte, bleibt ungeklärt. In jedem Fall haben die WILD DOGS auf ihrem kreativen Höhepunkt ihren Abschied eingereicht und lassen somit einen ungetrübt euphorischen Blick zurück zu. So bleibt »Reign Of Terror« ohne jeglichen Anflug von Zweifel auf ewig eine der zehn Scheiben für die einsame Insel!

http://www.usmetal.com/


Stefan Glas

LPs:

»Wild Dogs« Shrapnel 1983
»Man's Best Friend« Shrapnel 1984
»Reign Of Terror« Enigma 1987

CD:

»Reign Of Terror« Enigma 1987

Unreleased Sampler-Track:

›Burning Rain‹ auf »US Metal IV« LP Shrapnel 1984

Samplerbeiträge:

›The Tonight Show‹ auf »US Metal II« LP Shrapnel 1982
›Never Gonna Stop‹ auf »US Metal III« LP Shrapnel 1983

 


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