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”Y-Files”-Datasheet

Contents:  LEATHERWOLF-Special

Date:  20.01.1996 (created), 12.07.2022 (revisited), 12.07.2022 (updated)

Origin:  IRON PAGES-Verlag

Status:  published

Task:  from paper to screen

Comment:

Dieser Artikel gibt natürlich nur den Stand der Dinge bis zum Anfang des Jahres 1996 wider, als ich ihn verfaßte und das Buch dann im IRON PAGES-Verlag veröffentlicht wurde.

 


 

Wir kennen natürlich die weitere, leider sehr wankelhafte Geschichte von LEATHERWOLF. Am wichtigsten ist dabei, daß Sänger Michael Olivieri von 2007 bis 2019 zur Band zurückkehrte und uns in dieser Zeit einige der intensivsten Live-Erlebnisse ever beschert haben. Leider trennten sich beide Parteien wieder, so daß wir die Band nun wieder unter "ferner liefen" abheften können. Denn eines haben wir gelernt: LEATHERWOLF funktionieren nur mit Michael am Mikro.

Supervisor:  Stefan Glas

 
 

Leatherwolf

Mike Olivieri (v, g)
Geoff Gayer (g)
Carey Howe (g)
Paul Carman (b)
Dean Roberts (d)

Anfang der Achtziger drückten Mike Olivieri und Geoff Gayer gemeinsam die Schulbank in Huntinton Beach, Kalifornien. Doch den beiden stand der Sinn eher nach Musik als nach Maloche an der Highschool. Der Entschluß, eine eigene Band zu gründen, lag also nicht fern, zumal Mike mit seinem begnadeten Organ ein beträchtliches Startkapital einbringen konnte, das ihn später zu einem der herausragenden Sänger des US-Metals machen sollte. Doch rechte Formen wollten ihre Bemühungen erst annehmen, als Geoff in Form von Carey Howe einen weiteren Sechssaiter zur Seite gestellt bekam und sich Matt Hurich am Baß sowie "Drum Machine" Dean Roberts einfanden, um das solide rhythmische Rückgrat der Formation zu bilden. Ein Name war schnell gefunden; WOLF sollte das Kind gerufen werden; doch bis zum Termin beim Standesamt, hatte man sich entschlossen, den Eintrag im Taufbuch auf LEATHERWOLF aufzustocken.

Es dauerte bis 1984, daß LEATHERWOLF den Sprung an die Öffentlichkeit schafften. Für das kalifornische Kleinstlabel TROPICAL spielte man fünf Songs ein, und ENIGMA übernahm für die selbstbetitelte EP den Vertrieb in Amerika. Doch damit nicht genug. Einige Zeit später erschien das Debut der Wölfe erneut in Full-Length-Version. Geoff Gayer erläuterte diesen Umstand in einem Interview mit dem ROCK HARD: "Wir veröffentlichten die EP in den USA bei TROPICAL/ENIGMA. CBS/SONY wollte aber ein volles Album für den japanischen Markt, so daß wir nachträglich vier weitere Songs aufnahmen." [Quelle: ROCK HARD Nr. 18, S. 15] Die Band hatte also den Schritt über die Grenzen ihres Heimatlandes hinaus geschafft. Dank der SPV-Lizensierung sollte nun auch Deutschland in den Genuß des LEATHERWOLF'schen "Savage Metals" kommen, der seinerzeit immer mit IRON MAIDEN verglichen wurde, was jedoch nie den Punkt traf. Produktionstechnisch fehlte der Scheibe zwar etwas der Biß, was Carey Howe METAL HAMMER/CRASH gegenüber erklärte: "Das war die oft zitierte Low Budget-Angelegenheit. Man drängte uns einen Produzenten namens Mark Avnet auf, der überwiegend mit Bands der Sixties gearbeitet hatte - THE DOORS, etc. - und mit dem kamen wir überhaupt nicht zurecht. Er co-produzierte mit Randy Burns, der wiederum auf unserer Wellenlänge funkte. Ihm ist es zu verdanken, daß wenigstens ansatzweise nach unseren Vorstellungen produziert wurde." [Quelle: METAL HAMMER/CRASH Nr. 4/1988, S. 124] Es handelte sich also um einen der ersten Jobs von Randy Burns, der heute aus der Szene als Produzent zahlloser Thrash- und Death Metal-Bands nicht mehr wegzudenken ist. Trotz dieses Schwachpunktes präsentierten LEATHERWOLF auf ihrem Debut melodischen Power Metal, wie er gitarrenlastiger kaum ausfallen könnte. Kein Wunder, denn neben den beiden "Hauptgitarristen" Geoff und Carey griff auch Sänger Mike in die Stahlsaiten, was die Band besonders live unschlagbar machte.

Der Grundstein war gelegt, doch für LEATHERWOLF war zunächst eine Zeit der Veränderungen angesagt. Matt Hurich verließ das Rudel und soll, wenn man einschlägigen Kreisen glauben darf, bei STRYPER eingestiegen sein, um dort Tim Gaines abzulösen. Er hatte mit den christlichen Streifenhörnchen jedoch nie einen Release, während Tim Gaines bis zur letzten geworfenen Bibel im Jahre 1991 auf allen STRYPER-Veröffentlichungen als Bassist aufgeführt wurde. Als neuer LEATHERWOLF-Baßmann stieg Paul Carman ein, der schon bei BLACK SHEEP und einigen anderen Bands gespielt hatte. Unzufriedenheit mit TROPICAL ließ die Wölfe auf Beutefang in den Etagen der Plattenfirmen ausziehen, wo sie mit ISLAND ein fettes Beutestück schlagen konnten. ISLAND ihrerseits verpflichteten Starproduzenten Kevin Beamish, der durch seine Arbeit mit REO SPEEDWAGON bereits Weltruhm erreicht hatte. Gottlob beging das neue Team nicht den Fehler, den Wölfen die Zähne zu ziehen, sondern man stutzte nur das Fell auf eine windschnittigere Form zurecht. Schon lange bevor für LEATHERWOLF Namen wie ISLAND und Kevin Beamish ins Gespräch kamen, hatte Frank Trojan festgestellt, daß das neue Material, welches er kurz vor dem Interview im Proberaum gehört hatte, melodiöser ausgefallen sei, was Geoff wie folgt kommentierte: "Wir haben ja nur drei neue Stücke gespielt, deshalb kann man das nicht verallgemeinern. Richtig ist, daß wir für einige Stücke Keyboards benutzen. Damit läßt sich unser Sound variieren, unsere Stück werden abwechslungsreicher..." [Quelle: ROCK HARD Nr. 18, S. 15] Der Wille zur Veränderung war bei LEATHERWOLF also vorhanden. Hübsche Jungs waren sie schon immer gewesen, auf ihre unglaublichen Matten war die gesamte Szene neidisch und daß der ganze Clan hervorragend singen konnte, hatte man schon auf dem Debut bewiesen. Na, das paßte doch hervorragend! ISLAND packte die Wölflein mit Schmollmund und schmachtendem Blick in majestätisches Silber getaucht aufs Albumcover. und Kevin Beamish zauberte für die Scheibe einen reichen, bombastischen Sound. Gemeinsam schuf man 1987 mit der erneut selbstbetitelten Platte einen absoluten Klassiker des US-Metals. Obwohl LEATHERWOLF bei dem Namen Kevin Beamish zunächst gar nicht so wohl gewesen war. "Sicher waren wir anfangs skeptisch. Aber wir spielten ihm von Beginn an nur hartes Material vor, um keine Zweifel aufkommen zu lassen. (...) und mit der Zeit gefielen ihm unsere harten Songs auch immer besser. Sein Engineer Bruce kam sowieso vom Heavy Metal, drum war es leicht, mit ihm zu arbeiten." [Quelle: METAL HAMMER/CRASH Nr. 4/1988, S. 124] Kevin Beamish hatte das Gitarren-Dreigestirn als Polarstern am Firmament belassen, so daß die Gitarren weiterhin die Richtung bei LEATHERWOLF angaben. Untermalt von Keyboards, die den Sound noch satter und dichter werden ließen, und verstärkt durch fette Chöre wie sie bis heute einmalig geblieben sind, kommen die Songs einer Lawine gleich, die den Hörer sofort mitreißt.

Eine perfekte Platte war also gelungen, doch leider wollte sich trotz passabler Verkaufszahlen der Aufschwung nicht einstellen. Vereinzelte Dates waren nicht genug, eine Tour im Package eines Weltacts fehlte einfach. Vielleicht nannten LEATHERWOLF deshalb ihre nächste Scheibe »Street Ready«, um ISLAND zu zeigen, daß man heiß war, on the road zu gehen! Eben jene Scheibe erblickte 1989 das Licht der Straßenlampen, stand seinem Vorgänger in nichts nach. Kevin Beamish hatte erneut ganze Arbeit geleistet, Michael Wagener einen Mix abgeliefert, der sich gewaschen hatte und LEATHERWOLF konnten mit zehn sensationellen Songs dienen. Etwas schneller und härter war »Street Ready« ausgefallen, durch das nahezu ersatzlos gestrichene Keyboard weniger bombastisch - straßenkompatibel eben - stand aber ansonsten in der Tradition des Vorgängers: kompromißlose Heavy-Gitarren, treibende Rhythmen, mächtige Chöre wie aus tausend Kehlen und ein Sänger, der mit seiner Stimme den Asphalt zum Kochen brachte. Ein Album, das am treffendsten durch den Opener der B-Seite charakterisiert ist: ›Thunder‹! LEATHERWOLF hatten ein weiteres Lehrstück des US-Power Metals abgeliefert, vor dem bis heute die meisten Konkurrenten kapitulieren mußten.

Auch ISLAND wollten ihren Anteil leisten, um LEATHERWOLF zum verdienten Ruhm zu verhelfen. Man koppelte einen Song von »Street Ready« aus. Obwohl man die Maxi mit einem Bonustrack ausstattete und die Single gar mit einem Posterbag versah, hatte man mit ›Hideaway‹ die denkbar unglücklichste Wahl getroffen. Daß ISLAND Probleme hatten, eine Powercombo wie LEATHERWOLF zu vermarkten, zeigte sich in der Folgezeit ein weiteres Mal. Die Deutschland-Tour als Support für ZED YAGO ist ein klassisches Beispiel für businesstechnische Fehlplanung. Die Power und der Drive von LEATHERWOLF wollten nicht mal ansatzweise zur monotonen Dramatik bis zur Theatralik von ZED YAGO passen. "Wir sind heavier, spielen mit mehr Power. Aber wir kommen gut miteinander aus (...)", drückte es Geoff Gayer dem IRON PAGES gegenüber sehr diplomatisch aus [Quelle: IRON PAGES Nr. 8, S. 18]. LEATHERWOLF erhielten zwar positiven Zuspruch, und zwar nicht nur für ihre kultigen Shirts (eine pikant-erotische Umsetzung des Rotkäppchen-Themas), jedoch fanden sie nie das Publikum, das am nächsten Morgen losgerannt wäre, um sich mit sämtlichen LEATHERWOLF-Produkten einzudecken, um dann über Jahre hinweg den Spuren der Band zu folgen.

So begab es sich, daß es um eine Band, die uns zwei unsterbliche Klassiker hinterlassen hat und eigentlich hätte einschlagen müssen wie eine Granate, immer stiller wurde. Da die Presse LEATHERWOLF immer recht stiefmütterlich behandelt hatte, konnte man außer der Meldung, daß die vierte LEATHERWOLF-Scheibe fertig aufgenommen sei und Ankündigungen selbiger in verschiedenen VÖ-Listen nichts weiter lesen. Daß diese nie erschienen ist und daß die "Wölfe in Lederpelzen" (Zitat ROCK HARD) nie den Durchbruch schafften, wird ewig ein großer Verlust für die Musik bleiben.

https://www.leatherwolfmetal.com/


Stefan Glas

Mini-LPs:

»Leatherwolf« Tropical 1984

LPs:

»Leatherwolf« Tropical 1985
»Leatherwolf« Island 1987
»Street Ready« Island 1989

12"-Maxi:

»Hideaway« Island 1989

7"-Single:

»Hideaway« Island 1989 (limited edition with posterbag)

CDs:

»Leatherwolf« Island 1987
»Street Ready« Island 1989

 

LEATHERWOLF im Überblick:
LEATHERWOLF – Kill The Hunted (Rundling-Review von 2022 aus Online Empire 93)
LEATHERWOLF – New World Asylum (Do It Yourself-Review von 2008 aus Online Empire 34)
LEATHERWOLF – Unchained Live (Rundling-Review von 2014 aus Online Empire 58)
LEATHERWOLF – Wide Open (Do It Yourself-Review von 2000 aus Online Empire 3)
LEATHERWOLF – World Asylum (Rundling-Review von 2006 aus Online Empire 27)
LEATHERWOLF – Underground Empire 1-Special (aus dem Jahr 1989)
LEATHERWOLF – ''US Metal Vol. 1''-Special (aus dem Jahr 1996)
LEATHERWOLF – Online Empire 28-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2006)
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LEATHERWOLF – Online Empire 33-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2007)
LEATHERWOLF – Online Empire 68-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2016)
LEATHERWOLF – Online Empire 94-Interview (aus dem Jahr 2023)
LEATHERWOLF – News vom 28.08.2001
LEATHERWOLF – News vom 15.04.2004
LEATHERWOLF – News vom 31.12.2004
LEATHERWOLF – News vom 29.07.2005
LEATHERWOLF – News vom 10.11.2006
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LEATHERWOLF – News vom 08.10.2007
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LEATHERWOLF – News vom 05.01.2017
LEATHERWOLF – News vom 12.02.2019
LEATHERWOLF – News vom 06.08.2019
LEATHERWOLF – News vom 14.09.2022
Soundcheck: LEATHERWOLF-Album »World Asylum« im "Soundcheck Heavy 93" auf Platz 2
Playlist: LEATHERWOLF-Album »Street Ready« in "Playboylist Underground Empire 6" auf Platz 5 von Stefan Glas
Playlist: LEATHERWOLF-Liveshow Lauda-Königshofen, "Keep It True"-Festival 24.04.2015 in "Jahrescharts 2015" auf Platz 1 von Stefan Glas
© 1989-2024 Underground Empire


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