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”Y-Files”-Datasheet

Contents:  FARMER BOYS-Interview

Date:  26.09.1997 (created), 04.07.2022 (revisited), 25.02.2023 (updated)

Origin:  FEEDBACK

Status:  published

Task:  from paper to screen

Comment:

Das FARMER BOYS-Interview war die Titelstory dieser FEEDBACK-Ausgabe. Ich hatte vorgeschlagen, den hier zu sehenden Titel daher auf das Cover zu setzen und stattdessen diverse "Bauernweisheiten" quer durch das Interview zu verstreuen. Dies wurde jedoch von der Redaktion nicht umgesetzt. Daher habe ich die Sprüche, die ich damals zusammengestellt hatte, nun hier eingebaut.

Aus dem gedruckten Heft mußte ich indes die Promophotos abscannen, da sie seinerzeit direkt an die Redaktion geschickt worden waren.

Supervisor:  Stefan Glas

 
 

FARMER BOYS-Logo

Die Kuhjungen sind los. Mit ihrer zweiten Platte »When The Cows Come Home« donnern die Erben der Cartwrights über die Prärie, verbreiten musikalische Furcht und Schrecken. Da will unser Revolverblättchen nicht hintenanstehen und ebenfalls den Steckbrief der Helden aus dem Wilden Süden abdrucken. Es war Highnoon, als Billy The Kid Glas den Farmer Boy Alex zum Duell forderte!

FARMER BOYS-Headline

Eure erste Platte klang bodenständig metallisch, während der Neuling moderner ausgefallen ist.

Wir haben direkt nach den Aufnahmen zur ersten Platte einfach drauflos Songs geschrieben. Wir haben eine ziemlich exakte Vorstellung von der Musik, die wir machen wollen. Sie soll aggressiv sein und soll krachen, aber dennoch gute Melodien haben. Das haben wir auf der neuen Platte viel besser realisiert, zumal wir schon etwas Studioerfahrung vorweisen konnten. Bei der ersten Platte waren wir grüne Jungs, die mit ein paar Demos ins Studio kamen und keinen blassen Schimmer hatten, was dabei herauskommen würde. Wir waren mit dem Resultat zufrieden, aber im Nachhinein haben uns zum Beispiel die Keyboardsounds angeödet. Also wußten wir bei der zweiten Platte, worauf wir zu achten hatten.

Die Expansion der subterraren Knolle verhält sich reziprokproportional zur intellektuellen Kapazität des Agrarökonomen.

Hängt der modernere Touch damit zusammen, daß Ihr mit H-BLOCKX und RAMMSTEIN getourt habt? Oder - seid Ihr trendy geworden?

Nee, auf keinen Fall! Wir machen unser eigenes Ding und biedern uns keinem Trend an. Unsere Musik klingt keinesfalls nach irgendeiner anderen Band. Im Gegenteil: Immer wenn ich ein Riff anschleppe, das entfernt an eine andere Band erinnert, arbeiten wir so lange dran rum, bis es völlig eigenständig klingt. Wir versuchen also bewußt, jeglicher Trendreiterei aus dem Weg zu gehen.

Da fliegt die Kuh, und es steppt die Sau.

Apropos live: Ihr habt neulich beim "Blindman's Ball" als Opener mitgespielt.

Das war richtig geil! Leider war der Veranstaltungsbeginn für 14.00 Uhr angekündigt, wir mußten jedoch schon um 12.00 Uhr auf die Bühne gehen. Daher waren "nur" 20.000 Leute da, aber es ging gut ab, vor allem im Vergleich zu den beiden Band nach uns... Es war super, mit METALLICA auf derselben Bühne zu stehen, mit der Band, die ich seit Kindheitstagen vergöttere. Allerdings wurde ich von der Bühne geschmissen, weil ich mit unserer Band Bilder vor den METALLICA-Racks gemacht habe. Die METALLICA-Roadies sind ganz schön abgegangen, obwohl wir nichts angefaßt hatten. Ziemliche Arschlöcher, die Jungs. Dennoch ein Hammertag!

Old McDonald had a farm...

Nebenbei: Waren METALLICA an diesem Abend wirklich so schlecht, oder haben sie nur am Fernsehen so grauenhaft gewirkt?

Als METALLICA-Fan der ersten Stunde war ich ziemlich enttäuscht. METALLICA entwickelten fast keinen Druck auf der Bühne, muteten geradezu wie alte Männer an. Andererseits stand dies zu befürchten, nachdem sie mit »Load« ein stinknormales Rockalbum abgeliefert hatten.

FARMER BOYS-Bandphoto 1

Laß' uns das Thema wechseln: Hattet Ihr mit dem durchaus beachtlichen Erfolg eurer ersten Platte gerechnet?

Eigentlich schon. Wir hatten über tausend Demokassetten verkauft und durch viele Gigs die Basis für den Erfolg geschaffen. Zudem wurden wir 1995 bei einem Wettbewerb des Rock Hard als europäische Abgesandte für's "Foundations Forum" in Los Angeles ausgewählt. Daher hatten wir gehofft, daß die erste Platte gut einschlagen würde, da wir die entsprechende Vorarbeit geleistet hatten.

Da sticht mich doch glatt der Hafer.

Auf der ersten Platte hattet Ihr eine ungewöhnliche Coverversion gewählt: ›Never Let Me Down Again‹ von DEPECHE MODE. Wie kam es ausgerechnet zu diesem Song?

Matze und Dennis sind große Fans der Popmusik aus den Achtzigern und stehen allen voran auf DEPECHE MODE. Wir brauchten damals möglichst schnell Songs, um endlich live auftreten zu können, und so lag der Griff zu einer Coverversion relativ nahe. Im Studio schlug unser Produzent vor, die Nummer aufzupeppen, und so kam Aneke von THE GATHERING als Gastsängerin ins Spiel.

Live von der Animal Farm.

Das zugehörige Video war ein parodiemäßiger Westernstrip und wirkte wie der verlängerte Arm von MR. ED JUMPS THE GUN. Bestand dabei nicht die Gefahr, daß Ihr als Comedy-Band verkannt werdet?

Nein, darüber hatten wir nie nachgedacht. Wir hatten schon immer das Problem. lebensfrohe Typen zu sein, die ernste Musik machen. Dieser Widerspruch ist so alt wie die Band selbst. Zudem hatten wir schon immer die Leute irritiert, weil man früher dachte, wir seien eine Countryband. Also war es okay, weiterhin falsche Spuren auszulegen. Wir können uns nicht rund um brennende Mülltonnen stellen und davon singen, wie schlecht es uns geht, weil es uns relativ gut geht. Wir kommen eben mal aus Malmsheim und nicht aus Brooklyn. Wir fanden die Idee für das Video lustig und zudem war es verlockend, daß wir in Amerika drehen durften.

Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich's Wetter oder's bleibt wie es ist.

Für den Song ›A Dream Within A Dream‹ habt Ihr einen Text von Edgar Allen Poe adaptiert, der auch schon von Alan Parsons in seiner meisterhaften Vertonung von Poes "Tales Of Mystery And Imagination" verwendet wurde.

Ein reines Zufallsprodukt! Bei uns entsteht immer zuerst die Musik, und Matze singt irgendein Kauderwelsch dazu, um seine Gesangslinien auszuprobieren. Wir hatten also einen neuen Song, und Matze las zu diesem Zeitpunkt ein Buch von Poe. Daher nahm er das Gedicht "A Dream Within A Dream" als Phantomtext. Siehe da - es paßte so gut, daß wir uns erst gar nicht um einen anderen Text bemühen mußten.

Wird dem Bauern die Suppe verhagelt, war das Dach wohl schlecht vernagelt.

Euer Bandname läßt an Orson Welles' "Animal Farm" denken. Daher stellt sich die Frage, ob es FARMER BOYS gibt, die gleicher sind als die anderen.

Nein, wir sind eine demokratische Band, haben uns aber die Aufgaben untereinander geteilt. Matze und ich sind zum Beispiel hauptsächlich für die Musik verantwortlich. Wir bringen die Ideen, die komplette Ausarbeitung wird jedoch mit der ganzen Band in Angriff genommen.

Kotzt der Bauer über'n Trecker, war die Mahlzeit nicht so lecker.

Eure neue Platte »When The Cows Come Home« hat ein merkwürdiges Cover: Es zeigt das Bild eines Farmers, der quasi ein "siamesisches Zwillingskalb" im Arm hält.

Das Bild hat eine traurige Geschichte: Wenige Meilen von dieser Farm entfernt hatte sich ein schwerer Reaktorunfall ereignet. Das Kalb kam kurze Zeit später zur Welt und war auf diese Weise mißgebildet. Der Farmer, der auf dem Bild zu sehen ist, starb 1991 an einem Hirntumor. Es war eine gute Gelegenheit, unser Image mit einer ernsthaften Thematik zu verbinden.

FARMER BOYS-Bandphoto

Wie kommt man eigentlich dazu, sich ein Image als FARMER BOYS zuzulegen?

Das rührt von einem Kinderstreich her. Matze und Dennis gingen zusammen zur Schule und spielten in einer Band. Um einen Mitschüler zu ärgern, hatten sie einen Song namens ›Bauer Power‹ geschrieben. Jahre später begannen sie, ernsthaft Musik zu machen und waren dabei, einen Bandnamen zu suchen. Plötzlich stand der Name FARMER BOYS im Raum. Die Entscheidung war leicht: Wir stammen vom Land, und daher paßt der Name; zudem ist er funny und bleibt hängen. Folglich war der Weg zu unserem Image nicht weit. Wir sehen die Sache jedoch nicht so verbissen, daß wir uns mit Mistgabeln auf die Bühne stellen würden. Nein, wir gehen die Sache locker an, und der Spaß steht im Vordergrund.

Abschlußfrage: Würdet Ihr es schaffen, eine Kuh zu melken?

Ich glaube nicht! Ich habe allerdings früher immer die Milch frisch vom Bauernhof geholt, und von daher weiß ich zumindest, an welchem Ende die Milch rauskommt.

Na denn: Prost!

http://www.farmerboysmusic.com/

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Stefan ''Gimme a Cowgirl!'' Glas

FARMER BOYS im Überblick:
FARMER BOYS – Feedback 36-Interview (aus dem Jahr 1997)
FARMER BOYS – Online Empire 16-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2003)
FARMER BOYS – News vom 22.12.2016
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