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”Y-Files”-Datasheet

Contents:  Ian Crichton-Interview

Date:  28.08.1997 (created), 04.07.2022 (revisited), 10.09.2023 (updated)

Origin:  FEEDBACK

Status:  published

Task:  from paper to screen

Comment:

Das Interview entstand am Nachmittag des 20-Jahr-Konzertes von SAGA, das sehr turbulent werden sollte. Das werdet Ihr demnächst noch anhand des Livereviews erfahren, das ich damals verfaßt hatte.

Das Promophoto hatte ich nie erhalten, sondern war der Redaktion direkt zugeschickt worden. Daher mußte ich es nun aus dem gedruckten Heft abscannen, so daß es etwas pixelig aussieht.

Supervisor:  Stefan Glas

 
 

Ian Crichton-Logo

Ian Crichton-Headline

Ian Crichton-Photo 1

Als Gitarrist von SAGA ist er berühmt geworden, hat die ganze Welt bereist und Platten eingespielt, die sich unauslöschlich in die Herzen aller Rockliebhaber eingebrannt haben. Jedoch hat Ian Crichton parallel zu SAGA ein Soloprojekt am Start, das in der Presse kontrovers diskutiert wird. Grund genug, diesen Mann und seine persönliche Saga zu beleuchten!

Es ist der Traum eines jeden Musikers, eines Tages von der Musik leben zu können. Du und Dein Bruder Jim haben es geschafft, und Ihr seid seit Jahren Profimusiker. Euer Geheimrezept?

Eigentlich entstammen wir keiner besonders musikalischen Familie; unser Vater ist Schriftsteller. Aber als wir aufwuchsen, wurde uns sehr bald bewußt, daß Musik unser Leben ist. Ein Rezept? Möglichst schnell mit dem Nachspielen aufhören und sich auf eigene und originelle Songs konzentrieren. Nur so kommst du aus den Clubs und Kneipen raus, und erst dann werden Plattenfirmen dich ernstnehmen. Natürlich braucht man viel Geduld und muß beständig arbeiten, um sich weiterzuentwickeln. Es gab viele schwere Zeiten, aber wir haben nie daran gedacht aufzuhören, sondern uns nur noch entschlossener reingekniet. Siehe da, heute abend feiern wir unser zwanzigjähriges Jubliäum mit SAGA! Das ist ein großartiges Gefühl, und ich freue mich auf weitere 20 Jahre Musik!

Was hat Dich bewogen, neben deiner Arbeit mit SAGA, Soloplatten zu machen?

Als die Jahre verstrichen, gingen wir mit SAGA immer weniger auf Tour. Mein Bruder Jim nutzt diese neugewonnene Freizeit in seinem Studio in Los Angeles, und ich gehöre zu den Menschen, die ebenfalls ständig Beschäftigung brauchen. Da ich es schon immer geliebt habe, Gitarre zu spielen und live aufzutreten, war ein Soloprojekt die naheliegende Lösung des Problems. Also begann ich, die Songs für meine erste Soloscheibe »Welcome To The Boom Boom Room« zu schreiben, trommelte einige Musiker zusammen und spielte die Platte ein.

Als wir aufwuchsen, wurde uns sehr bald bewußt, daß Musik unser Leben ist.

Bei SAGA sind Michael Sadler und Dein Bruder die Hauptsongwriter. War dies der Grund, Deine kreative Energie vermehrt in ein Soloprojekt zu stecken?

Bei SAGA habe ich durchaus genügend Beschäftigung. Ich möchte nur daran erinnern, daß ich das Comeback-Album »Security Of Illusion« nahezu komplett geschrieben habe, und auch das neue Album »Pleasure & The Pain« stammt zum Großteil von mir. Jedoch ist es richtig, daß SAGA sehr keyboardorientierte Musik machen, und daher sind Michael und Jim prädestiniert, die meisten Songs zu schreiben, während ich eher in zweiter Reihe stehe. Das heißt, daß ich bei SAGA zwar bei den meisten Songs mitgewirkt habe, aber dennoch massenhaft Ideen für die Gitarre hatte, die ich nicht anbringen konnte. Das Soloprojekt war also in jeder Hinsicht die optimale Idee.

Wo ziehst Du den Trennungsstrich zu SAGA? Besonders Deine neue Platte »Ghettos By Design« ist deutlich rauher als das SAGA-Material ausgefallen.

That's me! [grinst dabei übers ganze Gesicht] Ernsthaft, die erste Platte hatte eine Menge jazziger Elemente, die mir auf der Seele lagen und die ich loswerden wollte. Für die neue Platte hingegen arbeitete ich mit anderen Musikern, zumeist jüngeren. So kamen moderne Einflüße in die Musik und prallten mit meinen Neigungen zusammen. Mein Bestreben lag darin, daß die Platte nicht altbacken klingt, aber auch nicht trendy wirkt. Es war ein Tanz auf Messers Schneide, der nicht leicht zu bewerkstelligen war.

Ist es möglich, daß Du Dich eines Tages stilistisch noch weiter von SAGA entfernen wirst?

Auf jeden Fall! Wie man schon auf »Welcome To The Boom Boom Room« sehen konnte, bin ich dem Jazz nicht abgeneigt. Außerdem habe ich vor einigen Jahren mit klassischer Gitarre begonnen. Desweiteren bin von spanischen Gitarre fasziniert und könnte mir sehr wohl vorstellen, eines Tages eine Platte mit spanischer Akustikgitarre zu machen. Ich würde mich zwar in diesem Stil ausdrücken, die Musik jedoch zugleich verdreht und schräg gestalten, denn ich mag die Standards nicht.

Die Texte sind vielmehr meine Warnung an die Welt, endlich aufzuwachen und Dinge zu verändern.

Bei »Welcome To The Boom Boom Room« wurde für nahezu jeden Song die Musikerzusammensetzung gewechselt, während »Ghettos By Design« geradezu ein stabiles Line-up aufweist.

»Ghettos By Design« wurde von einer echten Band eingespielt. Mit dem Sänger und dem Basser arbeite ich schon seit längerer Zeit zusammen, lediglich der Drummer stieß in letzter Minute zu uns. Daher konnte er das Album nicht einspielen, sondern ein Studiomusiker hatte den Job bereits erledigt. Er wird aber mit von der Partie sein, wenn wir Ende des Jahres in Europa auf Tour gehen werden. Du siehst also, daß mein Projekt zu einer festen Band werden soll. Ich nehme die IAN CRICHTON BAND sehr ernst: Ich möchte über Jahre hinweg auch an dieser Front aktiv sein und zehn oder mehr Alben machen.

Es hat den Anschein, als seien die Texte von »Ghettos By Design« negativ angehaucht.

Der Eindruck kann sehr leicht entstehen, aber im Grunde ist die ganze Platte mein Statement dazu, was mit unserer Welt passieren könnte, wenn wir uns nicht vorsehen. Das Geld regiert unsere Welt, wir zerstören die Umwelt und so weiter und so weiter. Die Texte sind viel mehr meine Warnung an die Welt, endlich aufzuwachen und Dinge zu verändern.

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Stefan ''Ghettoblaster'' Glas

Ian Crichton im Überblick:
Ian Crichton – Ghettos By Design (Rundling-Review von 1997 aus Feedback 35)
Ian Crichton – Feedback 36-Interview (aus dem Jahr 1997)
unter dem ehemaligen Bandnamen IAN CRICHTON BAND:
IAN CRICHTON BAND – Welcome To The Boom Boom Room (Rundling-Review von 1996 aus Y-Files)
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