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  UE-Home → History → Online Empire 83 → Interview-Übersicht → KANSAS-Interview last update: 27.03.2024, 15:23:21  

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Da in den 90er und frühen 00er Jahren lediglich Compilation- und Livescheiben von KANSAS veröffentlicht wurden, durfte man durchaus der Meinung sein, daß die US-ProgRock-Legende damit zufrieden wäre, die Konzerthallen in der Heimat zu füllen. Doch die anläßlich des 40-jährigen Bandjubiläums zusammengestellte und 2015 schlußendlich veröffentlichte CD/DVD »Miracles Out Of Nowhere« dürfte bei KANSAS Geister erweckt haben, von denen man als Fan nicht mal mehr geglaubt hatte, daß diese überhaupt noch existieren. In jener Zeit kam es obendrein zu einem für die Bandzukunft offenbar überaus einschneidendem Moment. Seit nämlich der zuvor bei den US-Rockern SHOOTING STAR aktive Ronnie Platt in die unfaßbar gigantischen Fußstapfen von Steve Walsh getreten ist, scheint die Formation endlich wieder an der Veröffentlichung von Studioalben interessiert zu sein. Mehr noch, die immer noch von den beiden Ur-Mitgliedern Phil Ehart (d) und Richard Williams (g) angeführte Truppe dürfte in den letzten Jahren sogar ganz gehörig von der Muse geküsst worden zu sein. So erscheint nach dem umjubelten 2016er Studio-Comeback »The Prelude Implicit« dieser Tage mit »The Absence Of Presence« das mittlerweile 16. Studioalbum der einst als Garagenband in Topeka, der Hauptstadt des Bandnamen gebenden Bundesstaates, gestarteten Formation.

KANSAS-Bandphoto 1

Das in der Besetzung Ehart, Williams sowie Billy Greer (b, v), David Ragsdale (vio, v), Tom Brislin (k, v), Zak Rizvi (g) und Ronnie Platt (der nicht nur als Sänger, sondern auch als Keyboarder tätig ist) eingespielte Teil klingt für KANSAS-Verhältnisse überraschend hart und heavy, weiß selbstredend aber auch mit den für die band-typischen Trademarks aufzuwarten. Die Chance, den Sänger der Band ans Telefon zu bekommen, konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen und löcherten den trotz der aktuellen Krisenstimmung entspannt wirkenden und überaus optimistisch in die Zukunft blickenden Ronnie mit unseren Fragen.

Ganz ehrlich: Wann habt Ihr Euch denn für »The Absence Of Presence« als Albumtitel entschieden? Viel aktueller geht es im Moment ja leider kaum...

Klar wirkt dieser Titel in der momentanen Lage fast wie eine Ironie, aber wir haben uns tatsächlich schon vor fast zwölf Monaten auf diesen Titel festgelegt. Allerdings muß ich schon zugeben, daß es durchaus sein kann, daß nicht jeder diesen Ansatz auch so verstehen wird. Eine Änderung kam für uns aber trotzdem nicht in Frage.

Wann habt Ihr begonnen, Songs dafür zu komponieren?

Das läßt sich leider nicht mehr so ganz genau nachvollziehen. Im Prinzip haben wir seit den Aufnahmen zu »The Prelude Implicit« aber auch gar nicht mehr aufgehört, neue Songs zu komponieren. Vor allem Zak war sehr kreativ und inspiriert und hat fast permanent an Songfragmenten gearbeitet. Egal, ob zu Hause oder auf Tour. Was genau diesen Lauf ausgemacht hat, weiß ich leider nicht. Ich will ihn aber auf gar keinen Fall stoppen. [lacht]

Geht denn der vergleichsweise deutliche Heftigkeitsanstieg des neuen Materials auf seine Kappe?

Zum größten Teil, denn die meisten Grundideen für die Songs stammen von ihm. Bei Zak läuft es momentan einfach perfekt. Einige der von ihm eingebrachten Riffs sind ihm zum Beispiel bei den Soundchecks durch den Kopf gegangen. Als er dann etwas davon anspielte, haben wir versucht einzusteigen und ihm musikalisch zu folgen. Manche unserer Soundchecks haben sich also wirklich gelohnt. Denn im Prinzip haben wir dabei das Grundgerüst des Tracks gemeinsam erarbeitet und zudem auch gleich geprobt.

Bei einer Probe sieht man die Band auch im Video zu ›Throwing Mountains‹, dem schwermütigsten aller neuen Songs. Ich meine, es damit sogar mit einer Eurer bisher härtesten Nummern überhaupt zu tun zu haben.

Diese Nummer dürfte tatsächlich etwas Besonders an sich haben. Bislang haben wir nämlich nicht nur ausnahmslos positives Feedback darauf erhalten, man hat uns darüber hinaus auch schon mehrfach attestiert, damit so mancher Progressive Metal-Band Konkurrenz machen zu können. Das Video an sich ist gar nicht so spektakulär, zeigt es die Band doch lediglich bei einem Liveauftritt und beim Einstudieren der Songstrukturen. Das war der Plan, die Leuten dürfen gerne sehen, daß wir hart für die Band arbeiten. Dazu gehört nun mal auch das Proben, aber da wir es lieben zusammenzuspielen, stört es uns auch nicht, wenn es dafür nur ein kleines Kämmerlein gibt. Wie eben in unserem aktuellen Video, das wir im "Tennessee Theatre" in Knoxville gedreht haben.

KANSAS-Headline

Interessant. Von der These "Wer proben muß, der kann nix", haltet Ihr demnach nichts, oder?

Überhaupt nichts! Im Gegenteil, bei uns ist vieles nach dem Motto "Wer nicht probt, kann nichts!" ausgerichtet. Ich würde das sogar als Teil der Bandphilosophie sehen. Schon als ich in die Band eingestiegen bin, ist mir aufgefallen, wie wichtig das bei KANSAS ist. Da wir über die halbe USA verteilt leben, ist es uns zwar nicht möglich, uns in kurzen Abständen dafür zu treffen, eine gewisse Regelmäßigkeit hat sich aber dennoch eingestellt. Für Aufnahmen kommen wir alle zusammen, weil das Arbeiten dadurch effizienter ist.

KANSAS-Bandphoto 2

Klingt überraschend, aber nachvollziehbar und erklärt für mich auch, weshalb ihr das Album ohne einen Außenstehenden aufgenommen habt.

Stimmt. Außerdem haben wir Zak! Er hat sich vor einiger Zeit ein neues Haus gebaut und ein Studio eingerichtet, das technisch auf dem neuesten Stand ist. Zuvor hatten wir zwar ein Studio in der Gegend von Atlanta angemietet und unsere Basictracks eingespielt, danach überließen wir aber Zak die Nummern. Für uns war klar, daß wir auf diese Weise aufnehmen würden, er hat unser vollstes Vertrauen. Auch das gehört zum Arbeitsethos von KANSAS, den ich kennen- und schätzengelernt habe. Bei uns läuft alles auf Vertrauensbasis und auf kooperative Weise ab.

Alles klar. Dann habt Ihr wohl auch im Kollektiv das Artwork auserkoren. Sorry, aber ich kann das Bild beim besten Willen nicht mit dem Titel in Verbindung bringen.

Das wird schon noch. [lacht] Auch das ist Teil unserer Bandphilosophie. Wir wollen den Fans ausreichend Interpretationsspielraum bieten. Sei es bei den Texten oder eben dem Cover. Jeder darf seiner Fantasie freien Lauf lassen.

Eigentlich cool. Nur ist das momentan nicht immer möglich. Etwa beim Thema "Konzerte ...

Das stimmt leider. Auch wir mußten unsere "Point Of Know Return Anniversary"-US-Tour verschieben. Dabei lief die Planung und Vorbereitung dafür verdammt gut. Egal, ändern kann man die Situation ohnehin nicht, deshalb haben wir unser Management damit beauftragt, so schnell wie nur irgendwie möglich, Ersatztermine zu checken. Für unsere Gastspielreise bei Euch in Europa bin ich aber immer noch zuversichtlich. Zwar kann sich von einem Tag auf den anderen alles komplett verändern, noch aber geben wir die Hoffnung nicht auf, von Mitte Oktober an für vier Wochen unseren Fans auf dem europäischen Kontinent eine KANSAS-Show zu genießen.

Wie heißt es doch so schön: Die Hoffnung stirbt zuletzt... Da schließen wir uns natürlich an!

http://www.kansasband.com/

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Walter Scheurer

Photos: EMily Butler Photography

KANSAS im Überblick:
KANSAS – Device - Voice - Drum (Rundling-Review von 2003 aus Online Empire 15)
KANSAS – Leftoverture And Beyond (Rundling-Review von 2017 aus Online Empire 73)
KANSAS – Point Of Know Return - Live And Beyond (Rundling-Review von 2021 aus Online Empire 88)
KANSAS – Somewhere To Elsewhere (Rundling-Review von 2001 aus Online Empire 6)
KANSAS – The Prelude Implicit (Rundling-Review von 2016 aus Online Empire 68)
KANSAS – Underground Empire 5-"It's No Metal... But I Like It"-Artikel (aus dem Jahr 1991)
KANSAS – Y-Files-Interview (aus dem Jahr 1995)
KANSAS – Online Empire 16-"Eye 2 I"-Artikel: »Device - Voice - Drum« (aus dem Jahr 2003)
KANSAS – Online Empire 24-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2005)
KANSAS – Online Empire 83-Interview (aus dem Jahr 2020)
KANSAS – News vom 11.03.2000
KANSAS – News vom 04.04.2006
KANSAS – News vom 02.07.2014
KANSAS – News vom 29.07.2014
KANSAS – News vom 21.12.2018
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siehe auch: Musik von KANSAS im Film "Der Zoowärter"
siehe auch: Musik von KANSAS in einer Episode der achten Staffel der TV-Serie "Family Guy"
siehe auch: Schauspieler trägt im Film "The Rocker" ein KANSAS-Shirt
siehe auch: ›Carry On Wayward Son‹ von KANSAS als "Guitar Hero"-Futter in einer Episode der elften Staffel der TV-Serie "South Park"
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