Man kennt Dario Mollo von diversen Kooperationen mit namhaften Künstlern wie Glenn Hughes (mit dem er unter dem Banner VOODOO HILL bereits drei Scheiben eingetütet hat), Tony Martin (die drei THE CAGE-Scheiben sind bekannt, die Kooperation namens HEADLESS CROSS war leider nur von kurzer Dauer) oder der GRAHAM BONNET & DON AIREY BAND, für die der in Genua geborene Saitenhexer als Tournee-Gitarrist aktiv war. Seine ersten Erfahrungen im Rockbusiness konnte der - für einen Italiener absolut untypisch - an Fußball nicht einmal ansatzweise interessierte Dario jedoch schon in den 80ern mit CROSSBONES machen. Diese Formation hat er vor geraumer Zeit nicht nur reaktiviert, mit »Rock The Cradle« erhält das selbstbetitelte 1989er Album nun sogar einen Nachfolger.
Für Gesprächsstoff war also gesorgt, weshalb sich der seit langen Jahren schon an der italienischen Grenze nahe Monte Carlo wohnhafte, überaus gesprächsfreudige Kerl, der offenbar völlig frei von etwaigen Allüren zu sein scheint, unseren Fragen nur zu gerne stellte.
Wie kam die Sache überhaupt ins Laufen, so daß wir uns mehr als 25 Jahre nach dem Debut doch noch einmal an einem CROSSBONES-Album erfreuen dürfen?
Das ist gar nicht so spektakulär wie es scheint. Da ich nahezu permanent mit dem Schreiben von Songs beschäftigt bin, hatte Kollege "Zufall" sehr viel mit der Sache zu tun. Ein echter Plan, die Band zu reaktivieren, existierte nämlich nicht. Erst als ich mich nach langer Zeit wieder einmal mit dem früheren Drummer Ezio Secomandi getroffen hatte und ich ihm einige Song-Ideen vorstellte, wurde das Feuer wieder entfacht. Danach ging alles relativ schnell. Als Bassist und Keyboarder wurde mein langjähriger Partner Dario Patti engagiert, und so wir machten uns ans Werk.
Die Suche nach einem Sänger dürfte dagegen etwas langwieriger gewesen sein, oder?
Auch nicht unbedingt. Da ich mit den Musikern von DEEP PURPLE schon seit vielen Jahren persönlich befreundet bin, habe ich ihnen den Kontakt zu verdanken. Don Airey war es schlußendlich, der mir Carl Sentance, der unter anderem bei PERSIAN RISK war und aktuell auch bei NAZARETH ist, als idealen Kandidaten empfohlen hat. Das witzigste an der Sache war, daß Carl längst von meinem Plan informiert war, als ich ihn kontaktierte, auch wenn nur wenige Tage dazwischen vergangen waren. Nicht viel länger dauerte es dann auch, seine Zusage zu erhalten.
Das klingt ja fast wie ein Märchen. Gitarrist läßt sich einen Sänger empfehlen, kontaktiert ihn, und alles ist in Butter. War's wirklich so unkompliziert?
Ja, denn Don hatte recht. [lacht] Er war von Anfang an davon überzeugt, daß wir beide perfekt zueinander passen würden. In der Tat, denn Carl mochte die Songs auf Anhieb und konnte sich seine Stimme sofort dazu vorstellen. Gut, daß wir auch auf persönliche Ebene auf Anhieb einen Draht zueinander finden konnten.
Stimmt es, daß sich Carl nicht bloß als "hired gun" sehen wollte, sondern er auch noch am Songwriting beteiligen wollte?
Korrekt. Man darf sich CROSSBONES ja auch nicht als Studioprojekt vorstellen, sondern als Band im Sinne der "alten Schule". Die Songs waren zum Zeitpunkt von Carls Engagements zwar schon zu einem gewissen Grad fertig, aber eben noch nicht ganz. Daher konnte er sich noch gut ins Geschehen einbringen. Es war ihm auch wirklich wichtig, nicht bloß als Söldner am Mikrophon zu agieren und die Songs nur einzusingen, er wollte in alle Prozesse eingebunden sein.
Das heißt, Carl hat sehr wohl auch noch etwas zu den Songs beitragen können?
Exakt. Carl konnte sich beispielsweise bei ›Fright‹ noch sehr stark einbringen, denn die Nummer hätte sonst wohl völlig anders geklungen. Übrigens handelt es sich hierbei um den einzigen Song, den ich für das Album aus meinem Archiv ausgegraben habe.
Das hätte ich ehrlich gesagt überhaupt nicht bemerkt. Einen "Test Of Tine" besteht der Track nämlich locker.
Echt? Cool! Die Nummer hat bestimmt schon 20 Jahre auf dem Buckel, wurde von Ezio aber quasi wieder entdeckt und danach in der aktuellen Formation neu eingespielt. Carls Einstellung hat mir von Anfang an gefallen, und zudem erfüllt er obendrein auch die mir persönlich wichtigste Rolle eines Sängers.
Die wie genau ausschaut?
Er ist Brite! Man hat mich schon früher immer wieder gefragt, weshalb ich nicht mit Sängern aus meiner Heimat kooperieren würde. Nun ja, ich muß ehrlich sein, und möchte natürlich auch keinem meiner Landsmänner die Kompetenz als Sänger absprechen, aber ich finde die italienische Aussprache von englischen Texten einfach grauenhaft.
Tatsächlich? Daran hat sich doch in den letzten Dekaden einiges geändert...
Da die "Amtssprache" des Rock'n'Roll nun mal Englisch ist, wirkt der Akzent, den man als Italiener einfach nicht verbergen kann, einfach unpassend. Das erklärt hoffentlich ausreichend, weshalb ich mich immer um Sänger mit englischer Muttersprache bemüht habe und das auch weiterhin tun werde.
Photos: Dario Mollo, Mizuko, Dario Patti
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