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  UE-Home → History → Online Empire 63 → Interview-Übersicht → Nelson-Interview last update: 27.03.2024, 15:23:21  

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Vor 25 Jahren konnten die Zwillinge Matthew und Gunnar Nelson mit ihrem Debutalbum »After The Rain« einen sensationellen Einstand im Rock-Business feiern. Von Neidern damals zwar wenig respektvoll als "Poser-Kram" bezeichnet, bestand ihr seit jeher von poppigen Melodien gekennzeichneter Good-Time-Rock jeglichen "Test Of Time".

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Daran wird sich auch in nächster Zeit nichts ändern. Im Gegenteil, mit ihrem brandaktuellen Dreher »Peace Out« ist es den in Brüdern durchaus zuzutrauen, abermals die Charts zu entern. Gunnar erweist sich zudem als ebenso sympathischer wie euphorischer Gesprächspartner, dem die Vorfreude auf die Veröffentlichung des jüngsten "Babies" schon in der Einstiegsfrage nach dem "allgemeinen Wohlbefinden" anzumerken ist.

Wir sind bestens drauf und können es gar nicht erwarten, bis das Album endlich erscheint! Zwar sollte man denken, daß nach so langer Zeit in diesem Geschäft eine gewisse Routine einkehrt, doch irgendwie ist es momentan eher so, als ob wir gerade eben erst angefangen hätten. Da das erste Feedback mehr als nur überraschend positiv ausgefallen ist, steigt die Anspannung sogar noch weiter, schließlich sind Presse und Fans ja nicht immer gleicher Meinung.

Könnte diese Anspannung denn eventuell daran liegen, daß Ihr Euch einst mit Eurem Debut und den Single-Auskoppelungen - allen voran ›(Can't Live Without Your) Love And Affection‹ - wenn auch unbeabsichtigt - die Latte für die Zukunft unerreichbar hoch gelegt habt?

Das haben wir selbst nie so gesehen, obwohl wir immer wieder mit solchen Theorien konfrontiert werden. Auch wenn man es nur schwer nachvollziehen kann, ging es uns schon damals nicht wirklich darum, welcher der Songs denn das größte Hitpotential besitzt und idealerweise als Single zu verwenden wäre. Wir haben von unserem Vater schon in unserer frühesten Kindheit viel mitbekommen und unter anderem miterleben können, daß die Empathie, mit der man Songs schreibt, mitentscheidend für die Wirkung ist. Jeder Song kommt nämlich nur dann beim Hörer gut an, wenn der sich in die Nummer hineinversetzen kann. Uns ging es also nie um Hitsingles, alle Songs müssen für den Zuhörer nachvollziehbar und fühlbar sein! Ansonsten hast Du ein Album vorgelegt, auf dem Du vielleicht einen Hit verewigt hast, dessen andere Songs aber bald wieder vergessen sind. Mit diesem Vorhaben sind wir bislang an alle unsere Aufnahmen herangegangen und das durchaus mit Erfolg, denn man darf NELSON eben nicht bloß auf Chartpositionen reduzieren.

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Hat diese Tatsache denn auch etwas mit Eurem uneingeschränkt anhaltenden Erfolg in Asien zu tun, oder warum seid Ihr dort über all die Jahre eine - im Vergleich zum Rest der Welt - verdammt große "Nummer" geblieben?

Zunächst einmal muß ich zugeben, daß es faszinierend ist, wie groß wir dort immer noch sind. Zunächst war unser Ansehen bekanntermaßen auf Japan beschränkt, doch im Laufe der Zeit wurde das Feedback auch aus Ländern wie Indonesien, Malaysia und Korea immer intensiver. Da wir uns selbst nicht erklären konnten, wie es dazukommt, haben wir uns die Geschichte ganz genau ansehen müssen. Wir waren wahrlich erstaunt, als wir herausgefunden haben, daß es exakt unsere Herangehensweise war, die uns dort so bekannt gemacht hat und sehen uns daher auch absolut bestätigt in dem, was und wie wir es tun. Mit Ausnahme von Japan hatten wir nämlich nirgendwo in dieser Region einen Singlecharthit zu verbuchen und unsere Tracks sind auch nur ganz selten im Radio zu hören, also mußte es etwas anderes sein.

Na, dann schieß mal los!

Das Geheimnis liegt darin, daß wir in Asien in sehr vielen Karaoke-Bars "präsent" sind! So etwas funktioniert bekanntermaßen nur, wenn sich ein Song auch entsprechend eingeprägt hat und die Melodien nachvollziehbar und nachhaltig sind. Ich wußte überhaupt nicht, daß Karaoke dort einen derart riesigen Stellwert innehat und die Menschen mit Hingabe diesem Hobby frönen. Man hat uns aber mitgeteilt, daß jedes Wochenende irgendwo in einer Bar ein "Wettbewerb" stattfindet und ebenso, daß Songs von uns dort immer wieder gerne intoniert werden.

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Der dagegen bescheiden anmutende Status von NELSON in Europa hat aber nichts mit dem eher nur in geringen Maßen vorhandenen "Etablissements" dieser Art zu tun, oder etwa doch?

Nein, überhaupt nicht. Das geht auf unsere Kappe! Wir haben es leider bislang einfach noch nicht geschafft, flächendeckend und regelmäßig außerhalb der USA oder in Japan zu spielen. Und genau daran muß sich etwas ändern! Mit einem neuen Album im Gepäck ist es zwar immer einfacher, für dieses Jahr ist allerdings dennoch bereits zu spät, vor allem was Festivals betrifft. Da wir jetzt aber mit einer Booking-Agentur zusammenarbeiten, die zu den ganz großen in der Branche zählt, ist aber wohl 2016 mit uns zu rechnen. Auch für weitere Alben wird man in Zukunft nicht so lange warten müssen, denn auch das Bandgefüge ist endlich wieder konstant!

Einmal mehr ist also Abwarten angesagt, doch wie heißt es so schön: Nach der Festivalsaison ist vor der nächsten, oder so ähnlich...

http://www.matthewandgunnarnelson.com/

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Walter Scheurer

Nelson im Überblick:
Nelson – Before The Rain (Rundling-Review von 2011 aus Online Empire 46)
Nelson – Lightning Strikes Twice (Rundling-Review von 2010 aus Online Empire 45)
Nelson – Peace Out (Rundling-Review von 2015 aus Online Empire 64)
Nelson – Perfect Storm - After The Rain World Tour 1991 (Rundling-Review von 2011 aus Online Empire 47)
Nelson – Online Empire 63-Interview (aus dem Jahr 2015)
Soundcheck: Nelson-Album »After The Rain« im "Soundcheck Metal Hammer 13-14/90" auf Platz 18
Soundcheck: Nelson-Album »Lightning Strikes Twice« im "Soundcheck Heavy 132" auf Platz 26
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