Wenn momentan ein neuer Bandname in der Szene auftaucht, erübrigt sich sehr häufig die Frage nach der Herkunft recht schnell. So auch im Fall der Burschen von BULLETRAIN, die - womit das geographische Rätsel im Nu aufgelöst wäre, das ohnehin nur ganz schwache Quoten bei Wetten eingebracht hätte - aus Helsingborg stammen.
Deren bisherige Laufbahn erläuterte uns Schlagzeuger Jonas Tillheden, der sich - wie auch meine Wenigkeit - tags zuvor das EM-Quali-Match Österreich - Schweden angeschaut hatte und das 1:1 als ebenso gerecht betrachtete wie ich.
Beste Voraussetzungen also, bei dermaßen einhelligen Meinungen zu "Randerscheinungen", um auch in trauter Eintracht an das Thema BULLETRAIN heranzugehen, wobei Jonas mit einem kurzen Abriß der Bandhistory loslegte.
Zwar sind wir allesamt noch ziemlich jung und wurden zum Teil erst in den 90er Jahren geboren, dennoch haben unser Gitarrist Mattias Persson und ich uns 2006 zusammengetan, um eine Band zu gründen und Musik im Stile unserer Lieblingsbands zu machen. Das waren - und sind immer noch - zum Großteil vorwiegend jene, die Mitte der 80er von L.A. aus die Welt eroberten. Es liegt wohl daran, daß ich von meinem großen Bruder diesbezüglich ebenso sozialisiert wurde, wie auch von meinem Eltern, die immer wieder Scheiben von den STONES oder AEROSMITH aufgelegt haben. Durch mein Bruderherz kam ich dann auf GUNS N' ROSES und MÖTLEY CRÜE, die mir bis heute sehr viel bedeuten.
Etwas anderes hätte auch nicht erwartet, denn Euer Album läßt ab der ersten Sekunde all diese Einflüsse vernehmen. Interessant, weil doch eher ungewöhnlich mutet für mich da schon Eure Herkunft an. Helsingborg gilt schließlich nicht unbedingt als Mekka des Sleaze Rock...
Das stimmt. In unserer Heimat spielt der Sleaze in der Metalszene nur eine untergeordnete Rolle, doch durch Bands wie DARKANE oder SOILWORK hat sich in den letzten Jahren auch Helsingborg als Brutstätte für exzellenten Metal in der Szene etablieren können. Nicht zuletzt diesen Bands ist es auch zu verdanken, daß sich hier bei uns sehr viel getan hat.
Speziell zu DARKANE und deren Musikern scheint ihr ein spezielles Verhältnis zu pflegen.
Das kann man wohl laut sagen! Ich bin sogar davon überzeugt, daß BULLETRAIN ohne die Hilfe von DARKANE-Gitarrist Klas Ideberg heute nicht da stehen könnten, wo wir sind. Er hat sich schon bei unseren ersten Gehversuchen als Band um uns gekümmert und dann unsere ersten beiden EPs »Johnny Gonebad« und »Turn It Up!«, die wir zwischen 2007 und 2009 eingespielt und in Eigenregie unters Volk zu bringen versucht haben, produziert. Klas war bereits in den Anfangstagen immer für uns da, wenn wir etwas gebraucht haben und sehr wichtig für uns. Wir werden ihm daher auch auf ewig dankbar sein!
Doch noch ein anderer Musiker mit Wurzeln in Eurer Heimatstadt nahm sich um die Belange von BULLETRAIN an.
[Lacht] Korrekt, an Beziehungen mangelt es definitiv nicht, was? Zu Dank verpflichtet sind wir daher auch Chris Laney, der sich nach unserer ersten Italien-Tour mit uns in Verbindung setzte, da er auf uns aufmerksam wurde und ihn unsere Musik überzeugt hatte. Er stellte sich für weitere Studioaufnahmen zur Verfügung und konnte uns durch seine unzähligen Kontakte innerhalb der Rockszene weiterhelfen. In einem gewissen Maße ist es ihm wohl auch zuzuschreiben, daß wir nach geraumer Zeit Angebote für einen Plattenvertrag erhielten.
Diese Tatsache sorgte jedoch offenbar nicht nur für Euphorie innerhalb der Band, sondern veranlaßte den damaligen Sänger Robert Lindell kurzfristig zur Fahnenflucht. Oder gab etwas anderes den Ausschlag für seinen Ausstieg?
Wir konnten es nicht fassen! Alles schien perfekt zu laufen, und der Kerl hat weiche Knie bekommen. Einen anderen Grund wüßten wir bis heute nicht, er hatte wohl schlicht die Hosen voll, und wir anderen standen sprichwörtlich wie die Ochsen vor dem Tor und hatten keinen Tau, wie es weitergehen soll. Es gab gar keine andere Möglichkeit, als nochmals bei Null anzufangen.
Dieser Neustart beinhaltet aber nicht bloß die Suche nach einem neuen Sänger, sondern bedurfte auch Feingefühl, um auch das Label bei Laune zu halten, oder?
Diesbezüglich hatten wir anscheinend Fortuna auf unserer Seite, wohl nicht zuletzt, weil wir uns es verdient hatten nach einem derartigen Schlamassel. [lacht] Uns nach einem Sänger umzusehen war nämlich gar nicht einmal schwierig, denn mit Sebastian Sundberg waren wir uns schon recht bald einig. Da er auch seine Feuertaufe bei einem Gig im "Tivoli"-Club hier bei uns in der Stadt mit Bravour absolvierte, war es klar, daß wir mit ihm auch die Aufnahmen absolvieren würden.
Auch was das Label betrifft, können wir von Glück reden. Georg Siegl hatte nämlich viel Vertrauen in uns und genehmigte uns quasi auf Anhieb einen zweiten Versuch, so daß wir nun doch endlich unseren ersten Longplayer präsentieren können!
Dieses wurde auf den Titel »Start Talking« getauft, enthält zwölf Nummern, die zum Großteil mit amtlicher Sleaze-Schlagseite lässig losrocken und klarmachen, daß ihr in Bälde in einem Atemzug mit den Branchengrößen Eures Heimatlandes wie CRAZY LIXX und Konsorten erwähnt werdet, aber auch ruhigere, getragenere Kompositionen gibt es darauf zu vernehmen, die man jederzeit in diversen Radiosendern zum Einsatz bringen könnte. Mit welcher Erwartungshaltung wird die Veröffentlichung begleitet sein?
Zunächst einmal sind wir allesamt heilfroh, daß es nun endlich geklappt hat und sind voller Stolz unser erstes "offizielles" Album präsentieren können. Da wir die Band zwischenzeitlich nicht ausschließlich mit Euphorie betrieben hatten, war die Stimmung innerhalb der Band logischerweise nicht durchgehend positiv. Von daher übertreibe ich wohl nicht, wenn ich behauptet, daß wir in erster Linie einfach nur glücklich mit dem Teil sind. Was wir damit alles erreichen können, läßt sich zwar nur schwer vorhersagen, den ersten Reaktionen nach zu urteilen, dürften wir aber vieles richtig gemacht haben.
Das kann man so stehen lassen, denn »Start Talking« macht definitiv Laune!
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