Bei allem gebührenden Respekt den man den "Big 4" der deutschen Thrash-Community verdientermaßen zukommen läßt, existiert dennoch auch weit darüber hinaus eine florierende Szene, deren Exemplare es immer wieder schaffen, mit feinen Exponaten zu überzeugen. Selbstverständlich braucht auch derjenige, der seinen Thrash ausschließlich im Sinne der "alten Schule" zu konsumieren pflegt, nicht allzu lange im Underground zu graben, ehe er seinen Durst stillen kann.
Eines der Paradebeispiele für herzhaft und kompromißlos dargebotenen Thrash Metal in ungemein roher und überzeugender Manier nennt sich WITCHBURNER, stammt aus dem Raum Fulda und konnte sich seit der Gründung der Band im Jahr 1992 aufgrund der Tatsache, daß man seit jeher nichts anderes als "Old School-Thrash Metal" im Sinne hat, einen verdammt guten Ruf im Underground erspielen.
Kein Wunder, denn selbst in jenen Zeiten als der Thrash alles andere als "Up To Date" gewesen ist, konnte man sich als Freund dieser Gangart auf die Truppe verlassen. Auch die Tatsache, daß sich in den zwanzig Jahren Geschichte das Personalkarussell mehrfach gedreht hat, konnte WITCHBURNER nichts anhaben, und so konnte man auch nach dem Zerbröseln des letzten Line-ups nach der Veröffentlichung von »Demons« im Jahr 2010 bald darauf vermelden, daß man abermals neue Mitstreiter rekrutieren konnte, um weiterzumachen.
Als erstes "Werkstück" der neuen Besetzung Pino Hecker (Gesang), Simon Seegel und Michael "Mächel" Frank (Gitarren), sowie Andy Süss (Baß) und Felix Darnieder (Schlagzeug) gibt es in wenigen Tagen das via HIGH ROLLER RECORDS aufgelegte, mittlerweile bereits siebente Langeisen der Burschen mit dem Titel »Bloodthirsty Eyes« zu bestaunen.
Braucht man noch mehr Gründe, die Herrschaften selbst zu Wort kommen zu lassen, um sich weiter informieren zu lassen? Ich denke nicht und überlasse hiermit die "Bühne" offiziell Bassist Andy, der so freundlich war, die übermittelten Fragen im Stile eines ICE-Zuges zu beantworten.
Da es bei WITCHBURNER zuletzt zwei Umbesetzungen gegeben hat, wollte ich zunächst einmal wissen, was der Grund für den Ausstieg von Tankred und Andy gewesen ist.
Es lag an ihrem Verhalten und der Einstellung zur Band. Eine weitere Zusammenarbeit wäre so unmöglich gewesen, mehr möchte ich dazu allerdings nicht sagen.
Einverstanden, außerdem ging es ja ohnehin recht hurtig weiter. Wie lange hat es denn gedauert, ehe Ihr die vakanten Positionen mit Pino und "Mächel" nachbesetzen konntet?
Da wir beide schon seit langer Zeit kennen, haben wir sie einfach mal gefragt, und da beide Zeit und Lust hatten bei uns mitzumachen, lief alles schnell und unkompliziert ab.
An sich besteht die Band seit mittlerweile über zwanzig Jahren, und selbst wenn von der Originalübersetzung kein Musiker mehr mit dabei, sind WITCHBURNER eine derjenigen Bands, die sich in all den Jahren - trotz unzähliger Line-up-Änderungen - niemals von ihrem Weg entfernt haben. Ist genau diese "Sturheit" im positiven Sinne ein "Aufnahmekriterium"?
Zunächst möchte ich festhalten, daß Simon zwar nicht zu den Gründungsmitgliedern gehört, er aber schon vor dem ersten Album dabei war. Daher denke ich schon, daß man ihn noch zur Originalbesetzung zählen muß. Daß es bei WITCHBURNER nur eine Art von Musik gibt, muß jedem, der neu in die Band kommen will, von vornherein klar sein. Wenn sich jemand musikalisch weiterentwickeln will und neue Einflüsse einbringen will, ist er bei uns an der falschen Adresse. Wir spielen die Musik, die wir auch am liebsten hören, und unser Musikgeschmack hat sich die letzten 20 Jahre nicht verändert.
Und so wird es wohl auch die nächsten 20 Jahre sein. Doch trotz des Umstandes, daß wir einmal mehr ein "klassisches" (im besten Sinne des Wortes) Thrash Metal-Brett vorgesetzt bekommen, klingt »Bloodthirsty Eyes« gewissermaßen anders als Eure älteren Scheiben - wobei für mich vor allem Pinos Stimme für die nunmehr wesentlich aggressivere Erscheinung verantwortlich zu machen ist. Wie seht Ihr diese "Entwicklung"?
Der Gesang ist halt das, was dir als Hörer immer als erstes auffällt und an dem im Endeffekt zumeist eine Band auch gemessen wird. Pino klingt eben um einiges aggressiver als alle anderen Sänger, die wir bisher hatten, aber wir sind der Meinung, daß er sehr gut zu unserem Sound paßt. Klar wird es mit Sicherheit den einen oder anderen geben, der einen seiner drei Vorgänger bevorzugt, aber so ist es nun mal wenn man den Sänger wechselt.
Exakt und außerdem paßt sie wie die Faust auf das Äuglein. Sind auf »Bloodthirsty Eyes« denn ausschließlich in dieser Besetzung geschriebene Tracks verewigt, oder haben wir einige bereits länger schon komponierte Nummern zu hören bekommen, die nur noch auf die "Idealkonstellation" zur Fertigstellung gewartet haben?
Wir hatten bereits mit dem Songwriting für die Platte angefangen, aber nachdem wir uns vom Gitarristen und Sänger getrennt hatten, haben wir alle bisherigen Songs und Songideen wieder verworfen und nochmals bei null begonnen, so daß auf dem Album in der Tat nur neue Tracks zu hören sind.
Wie darf man sich die Bandsituation bei Euch als solche generell vorstellen? Mit Proberaum und so, wie früher, oder eher auf "modernem" Weg, gemäß dem Motto "Ich schick' mein Riff mal in die Runde und warte ab, was retourkommt"?
Also geschickt wird bei uns mal gar nichts, wir haben das Glück, daß wir (bis auf Pino) alle recht nah zusammen wohnen, und da treffen wir uns nach wie vor zweimal pro Woche im Proberaum. Pino kommt meistens so ein- bis zweimal im Monat vorbei und nimmt sich die Aufnahmen dann mit, um Texte zu schreiben. Ihr seht, daß bei uns wirklich alles noch "old school" abläuft.
So etwas gibt es leider nur noch selten. Geht Ihr mit einer bestimmten Intention, einem Vorhaben an das Schreiben von Songs heran, oder wartet Ihr ab, was aus Euch "herausflutscht"?
Meist setzen wir uns vor der Probe mit ein paar Bierchen auf das Sofa, reden dummes Zeug und hören gute Musik. Danach legen wir dann aber richtig los. Ab und an kommt es auch mal vor, daß wir uns nur noch auf das Bier konzentrieren und die Instrumente gar nicht erst auspacken.
Ein weiterer Vorteil, der "Old School"-Gangart wie ich meine, denn ein virtuelle "Zusammenkünfte" dieser Art können da niemals mithalten. Seid Ihr eigentlich mit einer bestimmten Erwartungshaltung am Start und habt Ihr eine Idee, was mit »Bloodthirsty Eyes« zu erreichen sein kann?
Nein, wir haben keine Erwartungen und erreichen wollen wir auch nicht mehr als das, was wir schon erreicht haben. Uns reicht es, daß ein paar Leute gut finden, was wir machen, und wenn wir weiterhin auf der ganzen Welt spielen können, sind wir voll und ganz zufrieden.
Was gibt es zu den Texten zu sagen?
Die meisten Texte kommen dieses Mal aus der Horror/Zombie/Endzeit-Ecke und mit ›Master And Slave‹ gibt's mal wieder eine Huldigung an die MENTORS.
Werden die Texte nach den Songs selbst geschrieben, oder hat jemand schon fixe Ideen, wovon ein Song handeln soll und Ihr schreibt die Musik "drumrum"?
Bei uns gibt es immer erst die Musik und ab und zu mal ein paar Textideen, die Pino dann ausarbeitet.
Für das Artwork war erneut Jowita Kaminska-Peruzzi verantwortlich - gab es da denn nicht auch gleich die Idee, mit ihrem Label METAL ON METAL zusammenzuarbeiten?
Nein, denn METAL ON METAL machen nur CDs. Für uns war immer wichtig, daß die Sachen auch gleichzeitig auf Vinyl rauskommen und daß beides bei ein und demselben Label erscheint.
Naheliegend und nachvollziehbar. Wie seid Ihr mit HIGH ROLLER RECORDS in Kontakt gekommen?
Wir kennen Steffen schon ein paar Jahre und wußten, daß er gute Arbeit macht. Da er letztes Jahr ja auch angefangen hat, CDs zu veröffentlichen, haben wir ihn gefragt, ob er nicht Lust hat, die neue WITCHBURNER zu machen. Das war's auch schon wieder.
Gibt es denn schon Pläne das Album (zu den ersten Gigs auf Eurer Website bereits angeführten in Spanien beziehungsweise Deutschland) auch flächendeckend live zu präsentieren?
Mit einer kompletten Tour wird das bei uns leider nichts, da wir alle unsere Jobs haben, und das bißchen Urlaub im Jahr geht meistens für die Auslandsgigs drauf. Es wird also wie bisher eher auf Wochenendgigs hinauslaufen, was eigentlich auch Sinn macht, denn ich glaube kaum, daß es sich für einen Veranstalter rechnet, wenn wir an einem Werktag irgendwo spielen.
Liegt bei Euch die Priorität momentan ausschließlich bei WITCHBURNER, oder gibt es eventuelle Interessenskonflikte durch weitere Bands/Projekte, die Ihr am Start habt wie beispielsweise Pino, der ja auch bei UNSCARED das Mikro innehat?
Da wir ja nicht so oft live spielen, gibt es da keine Probleme. Felix und "Mächel" spielen ja auch noch bei der IRON MAIDEN-Tribute Band 667, und auch da ist es so geregelt, daß jener Gig gespielt wird, der zuerst feststeht. Bisher hat das auch immer gut geklappt.
Feine Sache, habt Ihr schon Ideen/Pläne, wie es in Zukunft weitergehen wird/soll?
Wir machen keine großen Pläne, weil es ohnehin meistens anders kommt als geplant. Wir warten jetzt erst einmal die Veröffentlichung ab und schauen dann, was die Zukunft bringt. Es wäre aber schon schön, wenn wir auch noch das eine oder andere Festival dieses Jahr mitnehmen könnten und freuen uns auf die anstehenden Gigs.
So, das wär's auch schon wieder - besten Dank und alles Gute für die Zukunft.
Wir haben zu danken!!!