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  UE-Home → History → Online Empire 53 → Interview-Übersicht → 23RD GRADE OF EVIL-Interview last update: 27.03.2024, 15:23:21  

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Schon in den 90er Jahren war diese Truppe aktiv, damals noch unter dem Namen MORBUS WILSON. Trotz wachsendem Interesse an der Band wurde diese aber bald nach dem Debut »Corematic« wieder aufgelöst, was den Musikern eine kurze kreative Pause bescherte. Doch sie blieben aktiv und wagten als 23RD GRADE OF EVIL einen fulminanten Neubeginn und wissen seit jenen Tagen, mit mächtig groovendem Thrash Metal zu imponieren.

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Mit »Bad Men Do What Good Men Dream« kredenzt das aktuell aus den Herren Zeno Pfister (Gesang), Alexander Lorenz (Gitarre), Tom Höpfner (Baß, Gesang) und Stephan Emmenegger (Schlagzeug) bestehende Quartett, das live von Markus Flury von CHARING CORSS unterstützt wird, ihr zweites Langeisen, das ebenso massive Grooves beinhaltet wie das 2009er Debut »What Will Remain When We Are Gone«, aber dennoch von diversen Veränderungen geprägt ist. Tom und Alexander übernehmen das Wort.

Seid Ihr mit den Reaktionen auf »What Will Remain When We Are Gone« eigentlich zufrieden gewesen?

Tom: Wenn man bedenkt, daß wir die Scheibe im Alleingang rausbrachten und dafür nur eine handgestrickte Promotion gemacht haben, dürfen wir durchaus zufrieden sein. Alle Print- und Onlinemagazine, die die Scheibe besprochen haben, taten dies sehr positiv. Das hat sehr geholfen, die CD auch im Ausland zu verkaufen, obwohl wir ja nur für die Schweiz einen physikalischen Vertrieb hatten. Wer aber über eine der positiven Kritiken auf uns aufmerksam wurde, bestellte sich »What Will Remain When We Are Gone« einfach direkt über unsere Website. Wir haben regelmäßig Bauklötze gestaunt, von woher überall Bestellungen reinkamen!

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Dennoch habt Ihr Euch offenbar zu "Veränderungen" hinreißen lassen, gab es denn eine andere Intention für »Bad Men Do What Good Men Dream«?

Tom: Nur wenige Wochen nach den Aufnahmen zu »What Will Remain When We Are Gone« begann Alex schon wieder mit dem Komponieren neuer Songs. Zu diesem Zeitpunkt gab's eigentlich noch gar keine Reaktionen auf die CD, weil die gar noch nicht draußen war.

Alex: Wir haben da weitergemacht, wo wir mit »What Will Remain When We Are Gone« aufgehört haben. Mir war beim Songwriting wirklich wichtig - wie es der Name schon sagt - Songs zu schreiben, und nicht nur Riffs aneinanderzureihen. Und dazu gehörte, daß wir tendenziell mehr Hooks und Melodien in die Songs gepackt haben. Es ist unser Ziel, daß der Zuhörer zwar ein hartes Brett geliefert kriegt, gleichzeitig aber auch eine Melodie oder eine Hookline mitnimmt.

Dem kann ich nur beipflichten, denn mir sind im Vergleich zu »What Will Remain When We Are Gone« folgende Aspekte aufgefallen: Hooks und Melodien kommen nun noch eingängiger daher; Gastmusiker sind offensichtlich keine mit von der Partie; die Riffs wirken heftiger, ebenso finde ich, daß Ihr in Summe (trotz der Melodien!) noch ein wenig heftiger loslegt. Wie steht Ihr dazu?

Tom: Cool! Ich sehe das genau wie Du. Im Vorfeld wurde ich regelmäßig gefragt, wie denn die neue CD tönen werde. Ich habe dann immer geantwortet, daß sie melodiöser ausfallen wird, aber daß es trotzdem richtig was auf die Mütze gibt, weil ich das Teil gleichzeitig auch eine ganze Ecke härter ist. Da lag ich dann wohl mit meiner Einschätzung nicht so falsch.

Alex: Danke! Dann haben wir den Spagat zwischen eingängiger und gleichzeitig heftiger also hingekriegt, genau das war das Ziel! Und übrigens: Ganz ohne Gäste ging es auch auf »Bad Men Do What Good Men Dream« nicht. V.O. Pulver hat ein echt abgefahrenes Gitarrensolo beigesteuert, und Markus Flury, der uns seit zwei Jahren live unterstützt, hat ebenfalls in die Saiten gegriffen.

Tom: Gary Meskil von PRO-PAIN hätte eigentlich auch gerne wieder ein paar Guestvocals eingesungen, aber irgendwie haben wir unseren Abgabetermin und seinen Tourverpflichtungen nicht vereinbaren können, so daß wir schweren Herzens auf seinen Beitrag verzichtet haben. Aber wer weiß, vielleicht klappt's ja bei CD Nummer 3 wieder.

Wie auch immer, für mich steht fest, daß man Euch spätestens mit dem neuen Dreher als Fixstern in der Szene wahrnehmen wird. Habt Ihr selbst auch irgendwelche Erwartungen für dieses Album?

Tom: Vielen Dank für die Blumen! Dann hoffen wir doch mal, daß das die anderen Metall-Astronomen auch so sehen werden! Stellt sich natürlich die Frage, was man überhaupt erwarten darf. Wir sind unheimlich froh und dankbar, daß wir für »Bad Men Do What Good Men Dream« auf die Unterstützung unseres Labels zählen dürfen und daß die Scheibe auch außerhalb der Schweiz physikalisch in den Läden stehen wird. Das alleine ist im Vergleich zum Vorgänger schon ein großer Schritt und übertrifft unsere "Erwartungen" eigentlich schon.

Alex: Wir haben viel gelernt aus der Eigenveröffentlichung der ersten CD und wollten beim zweiten Silberling vor allem was Promotion und Vertrieb betrifft Profis ranlassen. Wir hoffen natürlich, daß das Rühren der Werbetrommel unseren Bekanntheitsgrad in Deutschland steigert und uns Auftrittsmöglichkeiten bei Euch beschert!

Handelt es sich ausschließlich um brandaktuelle Songs, oder war davon schon etwas zu einem früheren Zeitpunkt vorrätig?

Alex: Die Songs entstanden in den letzten zwei Jahren - also nach Erscheinen von »What Will Remain When We Are Gone«. Es ist nicht so, daß da ein Fundus an ungenutzten Riffs ist, aus dem wir schöpfen könnten. Songwriting ist bei uns kein Abarbeiten von gesammelten Ideen. Die Songs entstehen sehr intuitiv und entpuppen sich im Kreationsmoment teilweise wie von selbst! Klar geht man danach ran und überlegt sich Songstrukturen, Übergänge, ob ein Solo rein soll oder nicht usw. Die eigentliche Grundidee eines jeden Songs ist aber einfach plötzlich da!

Was die Texte betrifft, fällt mir immense Wut und auch ein verdammt hohes Aggressionslevel auf. Wie kommt's?

Tom: Wenn Du Dich wie wir inhaltlich mit dem Bösen in all seinen Schattierungen und Ausprägungen auseinandersetzt, landest Du vermutlich zwangsläufig bei Wut und Aggression. Während auf der letzten Scheibe unser Bezug zum Bösen noch eher theoretischer Natur waren, sind die Lyrics auf »Bad Men Do What Good Men Dream« teilweise auch durch sehr persönliche Ereignisse inspiriert. Glaub' mir, Scheidungsanwälte und Ex-Frauen können mitunter zur ganz realen Welt des Bösen gezählt werden. [lacht]

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Auch musikalisch vermeine ich nichts anderes als das zu hören, worauf ich gewartet habe: eine satte Dosis Thrash Metal mit reichlich Wucht und Groove - aber auch mit jeder Menge an prägnanten Melodien - oder hab' ich was überhört?

Tom: Nö, Du, ich glaub', das hörst Du schon ganz richtig. Auf subliminale Botschaften haben wir bewußt verzichtet. [lacht]

Experimente scheinen Euch nicht sonderlich zu interessieren, oder? (wofür ich übrigens gesondert Danke sage!)

Tom: Ich würde unsere Musik in der Tat nicht als experimentell kategorisieren. Allerdings kann man es durchaus als Experiment bezeichnen, daß wir vermehrt melodiöse Elemente in unsere Songs eingebaut haben, auch wenn es sich für uns eher wie eine ganz normale Entwicklung angefühlt hat.

Alex: Mit Experimenten oder Experimentalmusik verbinde ich eher kopflastige und überkomplexe Musik, die den Zuhörer auf die Zeit anstrengt. Das wollen wir auf keinen Fall! Gerade als unbekannte Band wollen wir den Fans den Zugang zu unserer Musik und unseren Botschaften nicht künstlich erschweren!

Für Produktion und Mix habt Ihr Euch erneut mit V.O. Pulver zusammengetan - für mich macht die Liaison mittlerweile fast den Eindruck, als wäre V.O. zu so etwas wie Eurem "Mentor" geworden?

Tom: V.O. paßt einfach zu uns! Seine Arbeitsweise ist extrem effizient, und der Mann versteht was von Heavy Metal! Vor allem aber weiß V.O. genau, wie wir klingen wollen respektive müssen. Was das angeht, können wir uns wirklich blind drauf verlassen, daß uns das Endresultat gefallen wird. Für uns war es daher absolut logisch, wieder mit ihm aufzunehmen.

Alex: V.O. hat auf »What Will Remain When We Are Gone« schon ganze Arbeit geleistet. Als wir »Never Fail«, das aktuelle Album seiner Band GURD, zu hören bekamen, war für uns der Fall klar! Zudem hat V.O. einen wirklich großen Erfahrungsschatz was Aufnahmetechniken und Songwriting angeht, mit dem er uns während des gesamten Studioaufenthaltes stets zur Seite stand!

Man kann davon ausgehen, daß Ihr selbst mit dem Album zufrieden sein werdet - ist zudem auch schon Feedback "von außen" vorhanden?

Tom: Es scheint, als hätten wir ein paar Sachen mit der neuen Scheibe richtig gemacht. Die meisten Feedbacks sind in der Tat sehr positiv. Es allen recht zu machen, bleibt Utopie. Es wird immer jemanden geben, dem unser Material zu melodiös, zu hart, zu soft oder zu böse ist. Wir bleiben gespannt, wie die Reaktionen in den nächsten paar Wochen und Monate ausfallen werden.

Wie steht es um die eidgenössische Metalszene heutzutage?

Tom: Die ist klein, aber quicklebendig! Die Schweiz bietet - jenseits der üblichen Vorzeige-Hard Rock-Exporte - junge, äußerst vielversprechende Bands, die ihr Ding auf richtig hohem Niveau durchziehen.

Alex: Ich denke auch, daß die Szene lebendiger denn je ist! Insbesondere an der Basis kracht es ordentlich. Es gibt unzählige junge Leute, die ihr ganzes Herzblut in die Musik stecken, das geht von moderneren Metalcore-Sachen bis hin zu Hair-Metal-Bands.

Denkt Ihr, daß auch Ihr vom aktuellen "Metal-Revival" (ich nenn' das einfach mal so, weil unsere Musik aktuell wohl angesagter ist als je zuvor...) profitieren könnt?

Tom: Schwer zu sagen. In "profitieren" steckt ja irgendwo "Profit", und davon sind wir nun wirklich noch weit entfernt. Es tut jedoch gut zu wissen, daß es jede Menge Fans gibt, die die Fahne des Metal hochhalten und daß unsere Szene mehr ist, als lediglich ein Störgeräusch im großen Konzert der Musikgeschichte. Wenn es nun Fans gibt, die unseren musikalischen Beitrag gut finden, ist das für uns eine großartige Geschichte.

Alex: Klar werden auch wir davon profitieren! Wir haben die Zeiten der großen Grunge-Welle mitgekriegt, wo es auch große Metalbands nicht leicht hatten. Metal war ja immer da, nur hat diese Szene heute wieder die Aufmerksamkeit, die ihr gebührt!

Ich nehme zwar an, daß ich ein wenig zu früh dran sein werde, aber eventuell ist ja doch schon etwas für zukünftige Unternehmungen "on the road" geplant - abgesehen von den bereits fixierten Dates?

Alex: Wir haben mit unserem Management vereinbart, nach der offiziellen Veröffentlichung - mit hoffentlich nur positiven Rezensionen im Rücken - einen Supportslot auf einer Tour zu kriegen versuchen, die uns dann auch über die Landesgrenzen hinausbringt.

Da kann man der Truppe nur viel Glück wünschen - an der Qualität ihres neuen Brechers jedenfalls sollte es nicht scheitern.

http://www.23evil.net/

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Walter Scheurer

Photos: Shelley Jambresic

23RD GRADE OF EVIL im Überblick:
23RD GRADE OF EVIL – What Will Remain When We Are Gone (Rundling-Review von 2010 aus Online Empire 43)
23RD GRADE OF EVIL – Online Empire 53-Interview (aus dem Jahr 2012)
Soundcheck: 23RD GRADE OF EVIL-Album »Bad Men Do What Good Men Dream« im "Soundcheck Heavy 141" auf Platz 44
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