Beständigkeit und Konsequenz waren bisher immer wieder wesentliche Aspekte, wenn die Musik der Formation beschreiben wurde. Kein Wunder also, daß dieser Reigen auch mit dem mächtig bretternden Studiodreher Nummero 9 fortgesetzt wird. Frontmann Leif Jensen ist sichtlich zufrieden, hatte jedoch einmal mehr jede Menge Arbeit im Vorfeld - nicht zuletzt, um geeignete Mitstreiter zu finden, wofür er diesmal die Nachbarschaft kontaktierte.
Mal ganz ehrlich: Kann man denn bei DEW-SCENTED eigentlich überhaupt noch von einer deutschen Band sprechen?
Ah, ich merke Du bist informiert. [lacht] Momentan könnt man wohl durchaus auf die Idee kommen, die Band würde aus den Niederlanden stammen. Aber mal ganz ehrlich, ganz so neu ist die Doppel-Nationalität bei uns ja nun auch nicht und abgesehen davon, hab' ich es diesbezüglich nicht so mit der geographischen Zuordnung. Ich sehe mich und DEW-SCENTED immer noch mit der Lüneburger Heide verbunden, auch wenn ich schon seit längerer Zeit im Ruhrgebiet wohne. [lacht]
Es ist schon was dran am Spruch "Home is where the heart belongs", aber das ist eine andere Geschichte. Auffällig am aktuellen Line-up ist nicht nur die Tatsache, daß Du dich nunmehr ausschließlich mit niederländischen Musikern umgibst, sondern vielmehr, daß Du erneut mit Marvin Vriesde zusammenarbeitest. Wie kommt's?
Da sich eine langfristige Kooperation mit einigen Musikern der letzten Besetzung als unmöglich herausstellte, warne Umbesetzungen dringend notwendig. Glaub' mir, ich war heilfroh, als sich Marvin wieder dazu entschlossen hatte mitzumachen. Für mich war dabei aber auch entscheidend, daß er zu meinem erweiterten Freundeskreis zählt, auch wenn ich selbstverständlich auch mit seinem musikalischen Ansatz sehr glücklich bin.
Der gute Mann war ja schon mehrfach bei DEW-SCENTED involviert, ist aber an sich bei den doch deutlich heftiger bretternden SEVERE TORTURE aktiv. Etwaige terminliche oder sonstige Komplikationen wird es aber hoffentlich nicht geben?
Das hoffen wir auch! [lacht] Im Ernst, Marvin ist sich seiner Funktion vollkommen bewußt, und auch was die anderen Jungs betrifft, denke ich nicht, daß da irgendein Problem auf uns zukommen wird. Zwar sind auch Basser Joost van der Graaf, Drummer Koen Herfst und unser zweiter neuer Gitarrist Rory Hansen daneben noch gemeinsam bei der Brutal Death Metal-Truppe I CHAOS aktiv, doch auch diesbezüglich sehe ich kein Problem.
Als problemlos sollte sich fortan daher ein Thema wie Bandproben herausstellen, oder?
So ist es. Die Jungs leben ja alle in Den Haag, und von daher brauche ich mich bloß über die Grenze nach Holland zu begeben und bin binnen kurzer Zeit im Proberaum. Auch wenn man in unserem Fall die Grenze überschreiten muß, ist es aktuell wesentlich einfacher, mich mit den Jungs zu treffen als früher, als ich noch einen Proberaum in meiner alten Heimat hätte.
Die aktuelle Bandsituation hat sich auch auf Euer brandneues Album »Icarus« ausgewirkt, dem ich nach ersten Eindrücke attestiere, daß es eine Ecke heftiger ausgefallen ist als die Vorgänger. Stammt diese Ausrichtung von Marvin?
Kann man durchaus so stehen lassen, allerdings bin ich auch der Meinung, daß wir unser bis dato wohl dunkelstes Werk abgeliefert haben. Klar hat Marvin jede Menge dazu beigetragen, wobei er mir von Beginn versicherte, er würde ausschließlich Material komponieren, daß er als Fan von DEW-SCENTED hören möchte. Zwar waren im Endeffekt alle daran beteiligt, der Großteil von »Icarus« geht aber sehr wohl auf Marvin zurück, auch wenn ich noch hinzufügen möchte, daß man das Album sehr wohl eindeutig und sofort DEW-SCENTED zuordnen kann.
Aber sicher doch, wobei man ja schon beim Titel an Euch denkt, schließlich hat das "i" bei Euch Tradition. Daran hältst Du, wie Du mir schon anläßlich eines früheren Interviews mitgeteilt hast, solange fest, bis die »Inkontinenz« kommt?
[Lacht] Das ist wohl in der Tat ein besonders gut ausgewählter Titel für ein letztes Album! Allerdings würde ich die Sache aktuell noch besser "Insolvenz" nennen, damit ich auch dem Tagesgeschehen Rechnung tragen könnte. [lacht]
Und im Idealfall kommen überhaupt gleich zwei Dreher heraus. Bis dahin haben wir aber hoffentlich noch Zeit. Was steht denn als nächstes auf dem Programm?
Da ich guter Hoffnung bin, endlich wieder einmal ein stabiles Line-up zu haben, kann es mit der Planung für Gastspielreisen sofort losgehen. In welcher Form steht aber noch in den Sternen. Wenn es Sinn macht und wir zum Headliner passen, hätte ich selbstverständlich auch nichts dagegen als Supportband - beispielsweise für KREATOR - unterwegs zu sein.
Coole Idee - oder etwa nicht, Herr Petrozza?
Photos: Ester Segarra