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Michael Schenker
HANGING DOLL

Wien, Szene

22.05.2012

Als ob es nicht ohnehin schon für Entzücken sorgen würde, wenn uns einer der "Urahnen" aller Gitarrenhelden die Ehre erweist, sollten die aktuellen Gastspiele des blonden Klampfengottes dieses Mal im Vorfeld als besonderes Ereignis für alle Fans des klassischen Hard Rocks angekündigt werden, und so nehmen auch bei uns unzählige Fans diese Einladung an und strömen - in der Hoffnung einen unvergeßlichen Abend im Kreise Gleichgesinnter erleben zu können - in Scharen in die "Szene".

Michael Schenker-Liveshot 1

Schade zwar, daß man bei uns nicht die via Website angekündigte Vorgruppe FURY UK zu sehen bekommt, doch dieses Thema ist an einem Abend wie diesem nicht wirklich relevant, wartet doch alles in trauter Eintracht nur auf den Hauptdarsteller. Logisch also, daß schon kurz nach dem Ende des verzichtbaren Supportacts HANGING DOLL kaum noch Platz im Saal zu finden ist und eine schier unerträgliche Spannung in der Luft hängt. Als Michael Schenker mit seinen Leuten dann die Bretter erklimmt, wird es dann zwar fast schon übertrieben "kuschelig", gleichzeitig aber auch werden die Zuseher immer lauter. Die Stimmung ist von Beginn an bestens, nur einige Unwissende beginnen zunächst erst einmal, über die Besetzung zu philosophieren. Ein wenig "Vorarbeit" hätte gereicht, um zu wissen, wer Michael wann und wo begleiten wird - auch wenn die Situation zugegebenermaßen nicht ganz so einfach zu checken ist, denn während in den Staaten der frühere MSG-Frontmann Robin McAuley den Gesang übernahm, erledigte MAD MAX-Oberhaupt Michael Voss diesen Part in Japan.

Michael Schenker-Liveshot 2

In Europa dagegen ist der ehemalige RAINBOW- und Yngwie Malmsteen-Sänger Doogie White von Beginn an für diesen Job vorgesehen. Naheliegend, zumal der Brite ja auch auf dem aktuellen Schenker-Album »Temple Of Rock« als Sänger fungiert. Ebenso logisch die Beteiligung der Herren Francis Buchholz und Herman Rarebell, schließlich ist das Motto der Tour für Europa ja um den Zusatz »Lovedrive«-Reunion erweitert. Den Einstieg ins Geschehen liefert jedoch erst einmal Mister Schenker persönlich, selbstredend mit sofortiger Unterstützung seiner Instrumentalisten -gemeinsames Ziel: ›Into The Arena‹. Dort angelangt, übernimmt Doogie sofort das Kommando und dirigiert zunächst durch den MSG-Klassiker ›Armed And Ready‹ ehe er uns zu einem ›Lovedrive‹ einlädt. Dieser führt - laut des Britens, der sich nicht nur hier als geborener Entertainer entpuppt, sondern auch mit seinem Sinn für Humor punkten kann - in ein Bergwirtshaus, wo wir uns an einem ›Another Piece Of Meat‹ laben dürfen. Witzige Überleitung, die er Stimmung weiterhin guttut, auch wenn diese ohnehin permanent am Siedepunkt ist. Kein Wunder, denn die Performance paßt, und auch über den Sound kann man nicht meckern, sondern jede Melodie und jede Silbe von Doogie bestens verstehen.

Michael Schenker-Liveshot 3

Spätestens beim folgenden ›Cry For The Nations‹ ist dann jeglicher Zweifel ob der Funktionstauglichkeit dieser Besetzung Geschichte. Das Publikum frißt Schenker und seinen Mannen nämlich regelrecht aus der Hand und gerät zusehends in Wallung. Aber auch auf der Bühne tut sich eine ganze Menge: Man merkt dem Quintett, das vom langjährigen Schenker-Mitstreiter Wayne Findlay komplettiert wird, zu jeder Sekunde an, daß man Spaß an der Sache hat. Findlay selbst entpuppt sich als fabelhafter Backgroundsänger, gibt aber selbstverständlich auch an den Tasten und an seiner eleganten Klampfe beste Figur ab und beteiligt sich auch immer wieder am Stage-Acting. Selbst der zunächst ein wenig reserviert wirkende Francis taut im Laufe des Sets (es folgten ›Let Sleeping Dogs Lie‹, sowie ein brillantes ›Assault Attack‹) auf, so daß sich sein Aktionsradius im Minutentakt erhöht.

Michael Schenker-Liveshot 4

Auch Michael selbst wirkt topfit wie schon lange nicht mehr und weiß nicht nur seinen Arbeitsgeräten erlesenste Klänge zu entlocken, sondern beteiligt sich auch am regen Treiben auf den Brettern. Das war nicht immer so - ebenso die Tatsache, daß auf der Bühne ausschließlich Wasserflaschen zu sehen sind! Da man bekanntermaßen aber auch ohne Alkohol Spaß haben kann (oder war's doch andersrum?) sorgen auf der Bühne einzig die Songs für ausgelassene Stimmung. Diese muß man schlicht als ansteckend bezeichnen, da auch beim einzig neuen Song ›Before The Devil Knows You're Dead‹ kein merklicher Stimmungsabfall erkennbar ist. Daß es aber noch lauter und intensiver ging wurde danach mit ›Lights Out‹ bewiesen. Kurz: Ein Hammer! Allerdings muß man dazu - wie auch zu den anderen UFO-Songs (›Shoot, Shoot‹, ›Let It Roll‹ und ›Rock Bottom‹ - inklusive eines ergreifenden Gitarrensolos und von daher dennoch eine absolutes Highlight!) - doch anmerken, daß Doogie, so sehr bemüht und engagiert er auch ist, leider nicht über das Charisma eines Phil Mogg verfügt und die Qualität der Originale deshalb nicht ganz erreicht werden.

Michael Schenker-Liveshot 5

Mehr gibt's aber schon wieder nicht zu meckern, denn der Sympathikus brilliert als Entertainer wie auch als exzellenter Barde(n - Ihr wißt, was ich Meine...), der weder bei der MSG-Hymne ›On And On‹, noch bei den SCORPIONS-Gassenhauern ›Blackout‹ oder ›Rock You Like A Hurricane‹ (bei dem sich auch Herman erfolgreich als Animator erweist) in Schwierigkeiten zu geraten droht.

Michael Schenker-Liveshot 6

Einzig wie das Multi-Tasking-Talent (nach seinem Soloalbum folgt in Kürze ein weiteres TANK-Album) ›Holiday‹ intoniert hätte, bleibt unbeantwortet und läßt sich nur erahnen - das Publikum übernimmt die Funktion nämlich mit Bravour bei dieser ersten Zugabe, der das bereits erwähnte ›Blackout‹ nachgereicht wird. Und auch wenn das Auditorium nach knapp 100 Minuten längst noch keine Ermüdungserscheinungen zeigt, wird dennoch nach einem "Mediziner" gerufen: ›Doctor, Doctor‹ läßt auch nicht lange auf warten, so daß zum Abschied noch einmal frenetisch gefeiert werden kann. Dieser Schlußpunkt ist nicht nur logisch, sondern in derart intensiver Form ist die Nummer auch immer ein Genuß!

Michael Schenker-Liveshot 7

Kurzum: Ein wahrlich feiner Gig, für den man sowohl der Band wie auch ihrem Oberhaupt nur gratulieren kann. Eine Fortsetzung darf gerne folgen - meinetwegen sofort!


Walter Scheurer

Photos: Markus Hagner

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