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  UE-Home → History → Online Empire 48 → Interview-Übersicht → HOLY MARTYR-Interview last update: 27.03.2024, 15:23:21  

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Zwar konnten die Italiener HOLY MARTYR mit ihrem zweiten Album »Hellenic Warrior Spirit« ihren zweifelsfrei prächtigen Ruf, den sie sich mit dem 2007er Debut »Still At War« erspielen konnten, weiter ausbauen, doch irgendwie schien danach nicht allzu viel zu laufen. Von daher werden sich wohl zahlreiche Anhänger der Truppe die Freudentränen ob der bloßen Ankündigung auf Studiodreher Nummero Drei aus den Augen gewischt haben, ein klein wenig Skepsis dürfte aufgrund des eher ungewöhnlichen Coverartworks auch entstanden sein. Sei's drum, mittlerweile ist das Gerät in den Läden, und kein bekennender Anhänger der "heiligen Märtyrer" wird sich wohl auch nur ansatzweise daran stoßen. Logo, denn epischer Heavy Metal im Breitwandformat ist bei HOLY MARTYR noch immer eindeutig Programm, selbst wenn die Italiener auf ihrem brandneuen Schnittchen »Invincible« auch neue Facetten anzubieten haben. Diese und einiges mehr zum aktuellen Silberling, erläuterte Gitarrist Ivano Spiga.

HOLY MARTYR-Headline

Rein musikalisch gesehen empfinde ich »Invincible« durchaus wie einen logischen Nachfolger zu »Hellenic Warrior Spirit«, an Härte habt Ihr aber doch zugelegt, oder liege ich da falsch?

Damit liegst du hundertprozentig richtig! Da es sich beim vorigen Album vom Konzept her um eine eher traurige Geschichte gehandelt hat, war es notwendig, auch die Musik dahingehend zu komponieren. Ein Mehranteil an epischer angelegten und langsameren Parts war also geradezu unabdingbar. Nur so war es uns möglich, den Esprit des Konzepts auch perfekt umzusetzen. Für das neue, wieder weniger Melancholie beinhaltende Album dagegen haben wir uns wieder verstärkt an unseren Frühwerken orientieren können, womit sich dieser Unterschied auch ganz gut erklären läßt. Allerdings möchte ich sehr wohl erwähnen, daß wir mit »Hellenic Warrior Spirit« auch im Nachhinein zufrieden sind. Wir sind keine von diesen Bands, die sich urplötzlich wieder an der Vergangenheit orientiert, damit alles, was zwischenzeitlich in Umlauf war, schnell wieder in Vergessenheit gerät!

Wozu auch? Eurer Zweitling ist weit davon entfernt, fortan stillgeschwiegen zu werden! Und mal ganz davon abgesehen, meine ich, daß Ihr Euren musikalischen Weg "nur" konsequent und kompromißlos weitergegangen seid, denn soooo groß ist der Unterscheid in Sachen Tempo und Intensität auch wieder nicht.
Absolutes Neuland stellen jedoch die Texte und Themen dar. Was hat Euch denn dazu bewogen, Euch für die Texte mit einem dermaßen unterschiedlichen Themenkreis zu befassen?

Diesbezüglich sehe ich gar nicht weit von unseren Vorgängeralben entfernt. Themen wie Kriege, Helden oder Kämpfe faszinieren mich schon seit langer Zeit, und von daher lag es ja fast auf der Hand, sich eines Tages auch mit Samuraikämpfern zu befassen. Da ich obendrein das Werk und Wirken des japanischen Regisseurs und Filmemachers Akira Kurosawa schon seit meiner Jugend schätze, hat es mich gereizt, in diese Thematik tiefer einzutauchen und in den Texten umzusetzen.

Wobei das Ergebnis - auch ohne nur einen einzigen Film dieses Mannes zu kennen - unverzüglich unter die Haut geht. Könntest Du bitte kulturelle Nullnummern wie meine Wenigkeit ein wenig in die Materie einweihen und uns die Texte näher erläutern? Mein kulturelles Wissen zum Thema "Akira" beschränkt sich nämlich auf jenen Herrn mit Familiennamen Takasaki...

Direkt von Kurosawa beeinflußt sind ›Shichinin No Samurai‹ ("Die sieben Samurai") und ›Kagemusha‹, wobei vor allem der erste Film, der aus den 50er Jahren stammt, überaus bekannt ist und auch großen Einfluß auf später bekannte Regisseure ausgeübt hat. Ich liebe diesen Film, er ist einfach großartig! Aber auch ›Kagemusha‹ ist wunderbar, wurde jedoch viel später gedreht und handelt von einem japanischen Krieg im Mittelalter. Der Hauptcharakter dabei ist der Kriegsherr Takeda Shingen, über den wir im gleichnamigen Song berichten. Um jetzt aber nicht mißinterpretiert zu werden, möchte ich doch anmerken, daß nicht alle Texte mit dem Schaffen von Akira Kurosawa zu tun haben. Auf Filme als Inspirationshilfen haben wir jedoch durchweg zurückgegriffen, so beispielsweise ›Lord Of War‹, das von jenem Movie inspiriert wurde, in dem Nicolas Cage die Titelrolle spielten durfte.

HOLY MARTYR-Bandphoto 1

Ähem, da muß ich dann nochmals passen, denn auch das sagt mir nichts.
Anderes Thema: Hat denn das Aufarbeiten der Texte auch die nunmehr doch deutlich längere Wartezeit verursacht, immerhin sind seit »Hellenic Warrior Spirit« drei Jahre vergangen, während dieses nur knapp mehr als ein Jahr nach »Still At War« erschienen ist?

Nicht direkt. Da wir unmittelbar nach der Veröffentlichung von »Hellenic Warrior Spirit« endlich einmal die Chance erhielten, Gigs in zufriedenstellender Anzahl spielen zu können, haben wir uns logischerweise auch darauf konzentriert, und 2009 als Live-Jahr angelegt. Mit dem Schreiben der Songs für ›Invincible‹ habe ich erst 2010 begonnen. Die Thematik an sich hat zwar schon einige Zeit in Anspruch genommen, ebenso aber auch die Ausarbeitung der Musik selbst. Im Endeffekt kann man sagen, daß wir ein ganzes Jahr benötigt haben, um das Album fertigzustellen, die Aufnahmen dagegen haben nur noch zwei Wochen in Anspruch genommen.

Ein produktionstechnischer Quickie sozusagen, der jedoch mit Sicherheit Langzeitwirkung bei Euren Fans haben wird, die vorwiegend in Deutschland, Griechenland und Eurer Heimat zu finden sind. Denkst Du, daß mit »Invincible« auch in Japan etwas zu holen sein wird?

Schön wär's, allerdings glaube ich da nicht so recht daran. Denn bloß, weil sich eine Band mit der Kultur oder der Geschichte eines anderen Landes beschäftigt, wird das wohl nicht ausreichen, um sich auch für die Fans dort interessant zu machen. Dafür ist immer noch vorrangig die Musik ausschlaggebend! So gesehen allerdings sehe ich dann doch durchaus Chancen für uns und zwar überall. [lacht]

Noch wichtiger dafür wären aber Konzerte oder gar eine Tournee. Geht da was?

Da wir weder einen Manager haben, noch über einen eigenen Booker verfügen, ist das alles nicht ganz so einfach. Allerdings werden wir alles dafür tun, um möglichst viele Konzerte geben zu können! Es wäre phantastisch, nicht nur hier bei uns spielen zu können, sondern auch wieder zu Euch nach Deutschland zu kommen. Das bislang größte Erlebnis in meiner Zeit als Musiker war nämlich definitiv unser Auftritt beim zweiten "Keep It True"-Festival. Wenn es magische Momente in einem Leben gibt, dann durfte ich meine bei diesem Festival erleben!

Eine Situation, in die man sich wohl zu jeder Zeit hineinversetzen kann - selbst wenn man nicht als Musiker auf etwaigen Festivals unterwegs ist. Ich persönlich drück' dem Herrn samt seiner Mannschaft schon mal jetzt ganz fest die Daumen - in der Hoffnung, daß sich jene "magischen Momente" erneut für HOLY MARTYR antun. Mir würde da ganz spontan ein weiteres Festival in den Sinn kommen, wo die Herrschaften mit Sicherheit (selbstredend auch in der sengenden Mittagshitze) ebenso gut aufgenommen werden würden. Stimmt's, Herr Franz?

http://www.holy-martyr.com/

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Walter Scheurer

HOLY MARTYR im Überblick:
HOLY MARTYR – Hatred And Warlust (Do It Yourself-Review von 2003 aus Online Empire 17)
HOLY MARTYR – Invincible (Rundling-Review von 2011 aus Online Empire 47)
HOLY MARTYR – Still At War (Rundling-Review von 2007 aus Online Empire 31)
HOLY MARTYR – Online Empire 19-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2004)
HOLY MARTYR – Online Empire 33-Interview (aus dem Jahr 2007)
HOLY MARTYR – Online Empire 48-Interview (aus dem Jahr 2011)
Soundcheck: HOLY MARTYR-Album »Hellenic Warrior Spirit« im "Soundcheck Heavy 115" auf Platz 4
Soundcheck: HOLY MARTYR-Album »Invincible« im "Soundcheck Heavy 135" auf Platz 12
Soundcheck: HOLY MARTYR-Album »Still At War« im "Soundcheck Heavy 101" auf Platz 33
Playlist: HOLY MARTYR-Album »Still At War« in "Jahrescharts 2007" auf Platz 7 von Walter Scheurer
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