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SERENITY (A)-Logo

Während Bands wie KAMELOT oder EVERGREY, die sicherlich ihren Einfluß bei SERENITY hinterlassen haben, verzweifelt und und oft nur mäßig erfolgreich darum kämpfen, mit ihren neuen Platten an ihre Glanzzeiten anzuknüpfen, legen die Österreicher mit ihrem dritten Album »Death & Legacy« ein Werk vor, das locker die schon mehr als gelungenen Vorgänger in den Schatten stellt.

SERENITY (A)-Bandphoto 1

Richtig Fahrt hatte die österreichische Band aufgenommen, als 2004 Sänger Georg Neuhauser und Gitarrist Thomas Buchberger, die sich beide auch fürs Interview zur Verfügung stellten, hinzukamen. Mit der anschließend aufgenommenen Demo-CD »Engraved Within« konnte man einige Aufmerksamkeit erregen. Kurze Zeit später hatte die Band einen Deal mit NAPALM RECORDS unter Dach und Fach, und der Aufstieg von SERENITY konnte beginnen.

Warum habt Ihr zu einem so oft gebrauchten Name wie SERENITY gegriffen - voller allem nachdem Ihr zuvor schon die - teilweise recht ungewöhnlichen - Namensvarianten SHENANIGAN, NOT RESPONSIBLE, QUOTH I und McFARMERSSON abgeklappert hattet?

Georg: Als Tom und ich Ende 2004 in die Band eingestiegen sind, da gab es die Band unter dem Namen SERENITY ja bereits. Unser Keyboarder Mario und auch unser Drummer Andy hatten allerdings schon eine längere Bandkarriere hinter sich, und vor allem Mario versuchte sich auch in verschiedenen Stilrichtungen - deshalb auch so viele verschiedene Bandnamen. Der Name SERENITY existiert seit 2001 und stammt von einem Album der Briten ARENA, dem die damaligen Musiker sehr viel abgewinnen konnten. Tja, und Ende 2004 hab' ich dann einfach bei Mario, der auf seinem Auto auf der Rückseite einen Sticker mit "www.serenity-band.com" angebracht hatte, einfach an der Haustür geklingelt und gesagt "Wir brauchen noch einen Keyboarder für unsere Band - bist du dabei?", und somit hatten wir dann nach einer kurzen Umbauphase das bis 2010 stabile Line-up unter dem Banner von SERENITY beisammen. Der Name gefällt uns nach wie vor sehr gut und paßt auch zu unseren Charakteren. Die Übersetzungen "Klarheit", "Abgeklärtheit" und "Heiterkeit" sind doch drei Attribute, die sowohl zur Musik als auch zu uns als Menschen passen. Daß es leider viele Filme, Bands und Bücher mit dem gleichen Namen gibt, ist etwas blöd, aber da haben Bands wie BRAINSTORM, RAGE oder MERCENARY und noch viele mehr auch damit zu kämpfen!

Ihr konntet schon frühzeitig ausgiebig live spielen: Gleich nach Veröffentlichung Eures Erstlings »Words Untold & Dreams Unlived« wart Ihr mehrfach auf Tour. Auch nach der Veröffentlichung von »Death & Legacy« geht's mit DELAIN on the road. Wie ist das möglich - und zwar sowohl unter dem Gesichtspunkt, daß Ihr alle berufstätig seid, als auch unter dem Gesichtspunkt, wie Ihr diese Möglichkeit überhaupt bekommen habt; immerhin träumen nicht wenige Newcomerbands, die gerade ihr Debutwerk veröffentlicht haben, genau von einer solchen Chance, doch sie bekommen sie nie.

Georg: Na ja, erstens hatten wir das Glück, mit NAPALM bei einer fähigen Plattenfirma unterschreiben zu können, die auch gleich mit dem ersten Album versucht hat, uns auf Tour zu schicken. Und anscheinend haben wir auf diesen Tourneen mit MORGANA LEFAY, THRESHOLD und dann noch KAMELOT einen sehr guten Eindruck hinterlassen, weil uns beispielsweise KAMELOT und auch THRESHOLD mit dem nächsten Album gleich wieder mit auf Tour haben wollten. Stilistisch hat es ja bei beiden Bands gut harmoniert, und wir waren und sind uns auch nach wie vor im Klaren, daß wir noch keine Rockstars sind und haben uns auch dementsprechend diszipliniert auf Tour verhalten und einfach einen professionellen Job hingelegt - sowohl vor als auch hinter der Bühne.

Mit welchen Bands würdet Ihr noch gerne die Bühnenbretter teilen - gerne sowohl utopisch, als auch realistisch.

Georg: Für mich wäre es ein Traum mit QUEEN auf Tour zu gehen - so viel zu den utopischen Wünschen. Aber es wäre auch ein Hammer, die Bühne mit Bands wie den SCORPIONS oder IRON MAIDEN zu teilen... Sind wir immer noch bei den Unrealistischen? [lacht]

Während »Words Untold & Dreams Unlived« und der Nachfolger »Fallen Sanctuary« in zwei aufeinanderfolgenden Jahren erschienen, sind nun etwa zweieinhalb Jahre ins Land gezogen, bis »Death & Legacy« erscheint. Was sind die Gründe dafür? Gab es Probleme, genügend hochwertiges Songmaterial an den Start zu bringen?

Tom: Die Gründe hierfür sind vielfältig. Zum einen gingen zwischen der Fertigstellung von »Words Untold & Dreams Unlived« und dessen Veröffentlichung über ein halbes Jahr vorüber, währenddessen wir schon wieder Material sammeln konnten. Desweiteren waren unsere Touraktivitäten nach unserem Debut noch nicht so umfangreich als dann später bei »Fallen Sanctuary«. Dazukommt noch die Tatsache, daß sowohl wir als auch das Label das zweite Album so schnell wie möglich veröffentlichen wollten. Für »Death & Legacy« haben wir uns dem Grundsatz "Make it or break it" verschrieben und wollten nichts dem Zufall überlassen. Somit haben wir wesentlich mehr Zeit in Songwriting, Produktion, Artwork und alles weitere, was eine professionelle Band ausmacht, investiert. Wir haben uns aber schon fest vorgenommen, mit dem nächsten Album wieder etwas früher zu starten, vorausgesetzt die Qualität leidet nicht darunter!

SERENITY [A]-Singleshot: Georg Neuhauser als Giacomo Casanova

Seit Ihr 2004 die derzeitige Phase in der Bandgeschichte eingeläutet habt, gab es bei SERENITY ein stabiles Line-up. Im letzten Jahr jedoch verließ Euch Euer Bassist Simon Holzknecht - und zwar paradoxerweise nachdem er sich zuvor EDENBRIDGE angeschlossen hatte, und man meinen konnte, er würde mehr musikalische Betätigung brauchen. Doch dann ist er bei beiden Bands ausgestiegen. Was waren seine Beweggründe für den Schritt hin zu EDENBRIDGE und dann weg von beiden Bands? Hat sich für Euch vom Bandgefühl etwas verändert, seit er nicht mehr mitmischt? Immerhin ist er ja noch mit Eurem Keyboarder Mario Hirzinger bei PROPHECY: ECHOES OF SILENCE tätig, so daß Ihr Euch wohl nicht im Streit getrennt habt; oder wurde dieses Projekt auch ad acta gelegt?

Tom: Fragen über Fragen... In diesem Falle auch bei uns. Ein Erklärungsversuch: Simon ist eigentlich kein großer Fan von Melodic Metal, somit waren auch wir überrascht, als er bei EDENBRIDGE eingestiegen ist. Nach unserer gemeinsamen Tour 2009 war uns aber schon recht klar, daß Simon früher oder später dort wieder weggehen würde. Er wirkte nicht wirklich glücklich und zufrieden. Ich vermute mal, daß er sich etwas mehr Erfolg erhofft hatte. Wie auch immer... In unserem Falle war uns auch klar, daß der Zeitpunkt kommen könnte, an dem Simon nicht mehr mit uns mitziehen wird. Gerade da Georg als auch ich sehr enthusiastisch und voller Tatendrang an SERENITY arbeiten, was in manchen Situationen nicht immer auf Verständnis trifft. Der Ausstieg - übrigens ganz freundlich bei einem kühlen Blonden - war für uns kein Problem und auch nicht wirklich überraschend. Gott sei Dank haben wir in Fabio D'Amore aus Italien sehr schnell sehr, sehr guten Ersatz gefunden, auch wenn der Bandalltag jetzt etwas schwieriger geworden ist. Aber in Zeiten von Internet & Co auch kein Problem. Was PROPHECY: ECHOES OF SILENCE angeht, so ist auch dieses Projekt meines Wissens ad acta gelegt.

Auf der neuen Platte hast Du, Tom, die Baßspuren eingespielt. Was waren die Gründe dafür, und warum habt Ihr nicht einfach einen Studiomusiker angeheuert? Ergaben sich dadurch Änderungen? Ein Gitarrist kann ja durchaus eine andere Herangehensweise an dieses Instrument haben, als jemand, der von Haus aus Bassist ist.

Tom: Die Gründe sind ganz einfach darzulegen. Erstens ist Simon genau zu dem Zeitpunkt ausgestiegen, an dem er das Album aufnehmen hätte sollen. Allerdings hatte ich bereits für die Vorproduktion die meisten Baßparts aufgenommen. Zum anderen kostet ein Studiomusiker Geld... Meine Spielweise unterscheidet sich sicherlich stark von der eines Simon oder Fabio - aber ich konnte die Parts auch genau so einspielen wie ich es mir bereits beim Songwriting zurechtgelegt hatte.

Ihr hattet Fabio D'Amore zunächst mal als Aushilfe für einige Livegigs angekündigt, doch wenn ich Eure Homepage richtig interpretiert habe, dann ist er mittlerweile zum festen Bandmitglied geworden; immerhin gibt es sowohl Bandphotos mit der vierköpfigen Studiobesetzung als auch mit allen fünf Musikern. Was wird sich für die Band dadurch verändern? Immerhin seid Ihr jetzt gewissermaßen eine "Multikultiband". Außerdem wird Fabio aufgrund der Distanz wohl nicht so problemlos bei jeder Probe vorbeischauen können.

Georg: Ja, das stimmt, Fabio ist mittlerweile fixes Bandmitglied von SERENITY. Ich kannte ihn ja schon vor dem Ausstieg von Simon, da ich beim letzten Studioalbum von FAIRYLAND ein paar Gastvocals beigesteuert habe, und Fabio hat dabei die Aufnahmen geleitet. Er ist ein verdammt guter Bassist und hat eine super Stimme noch dazu. Außerdem ist er total fanatischer SERENITY-Fan, und somit war er für uns die erste Wahl. Tirol ist ja Gott sei Dank nicht allzu weit weg von Italien und deshalb ist es für Fabio machbar, in fünf Stunden bei uns zu sein. Die eigentlichen Promophotos wurden in genau der Zwischenphase von Simons Ausstieg und Fabios Einstieg in die Band gemacht, weil es sich einfach zeitlich nicht anders ausgegangen wäre. Deshalb sind einige Promoshots ohne ihn! Aber wer sich für die Band etwas interessiert, weiß genau, daß er ab jetzt fixer Bestandteil von uns ist. Veränderungen wird es eigentlich fast keine geben - außer daß wir jetzt wirklich in der Lage sind, vierstimmige Chöre live auf der Bühne umzusetzen! Andere Bands, mit denen wir auf Tour waren, Crews und Kritiker waren immer ganz angetan, daß wir bisher dreistimmige Passagen live hingebracht haben - mal schauen wie sie es jetzt mit vier Livestimmen sehen. Und durch seinen Namen Fabio D'Amore - er heißt wirklich so, und noch untypischer für einen Italiener geht's eh nicht mehr [lacht] - erhoffen wir uns natürlich noch einen Riesenzuwachs an weiblichen SERENITY-Fans! [lacht]

In musikalischer Hinsicht ist »Death & Legacy« noch bombastischer als seine Vorgänger ausgefallen. Gerade der orchestrale Part wurde deutlich ausgeweitet. War das eine bewußte Entscheidung, diese Richtung einzuschlagen? Kann man sagen, daß das symphonische Element in Eurer Musik gegenüber dem progressiven Aspekt nun etwas stärker betont wurde? Wird es zukünftig in dieser Richtung weitergehen?

Tom: Die Entwicklung in Richtung Melodic und Symphonic Metal begann zum Zeitpunkt, an dem Georg und ich den Großteil des Songwritings übernommen hatten. Also noch vor »Fallen Sanctuary«. Aufwendige Orchestrierungen wären auch schon zu Zeiten unseres Debuts schön gewesen, waren aber eben noch unbezahlbar. Inzwischen sind wir durch Erfahrung, Heimstudio, Beziehungen und ein wenig Erfolg in der Lage, das Orchester bereits beim Songwriting direkt in die Vorproduktion einzubinden, wodurch sich das Songwriting generell etwas verändert hat. Natürlich zum Positiven. Wie es in Zukunft weitergehen wird kann man nicht nach Plan festlegen, der derzeitige Stil wird aber mit ziemlicher Sicherheit so fortgeführt. Somit bewußt weniger Prog, mehr Melodie abwechselnd mit härteren Parts und Gänsehautmomente á la Hollywood-Blockbuster.

SERENITY [A]-Singleshot: Thomas Buchberger als Heinrich Kramer

Von meiner Seite aus mal zunächst Gratulation für die Platte, die für mich bislang Euer bestes Werk darstellt, aber wie sieht es mit der Umsetzbarkeit bei Konzerten aus, ohne daß man im Stile RHAPSODY (mit oder ohne "Fire"...) das Gefühl hat, einer Playbackshow beizuwohnen? Oder werdet Ihr live alles etwas abspecken und roher anbieten?

Georg: Danke für die Lorbeeren! Das freut uns sehr - schon alleine deshalb, weil du damals bereits unsere Demo-CD »Engraved Within« sehr gut bewertet hast und somit eigentlich von Anfang unseren Werdegang verfolgst!
Live wird unser Sound sicher um einiges roher klingen als auf Platte. Wir versuchen, alles live zu singen und live zu spielen, was möglich ist! Das war schon immer so! Daß wir kein echtes Orchester auf die Bühne stellen können und deshalb auf Samples zurückgreifen müssen, stößt aber bei den wenigsten Leuten auf Unverständnis. Unser Keyboarder Mario hat halt leider keine zehn Hände.

SERENITY haben nie versucht, Ihre Inspirationsquellen zu verheimlichen, ohne jedoch bei irgendeiner Band abzukupfern. Inwiefern habt Ihr Euch mittlerweile von Euren Vorbildern abgenabelt (oder wollt Ihr Euch abnabeln)?

Georg: Wir hatten in unserer Bandgeschichte nie eine Band, der wir komplett nachgeeifert haben. Wir hatten immer nur Bands, deren Musik uns begeistert hat, und die uns automatisch inspirierten, eine bestimmte Stilrichtung einzuschlagen. Sowohl bei »Fallen Sanctuary« als auch jetzt bei »Death & Legacy« werden wir sehr häufig mit KAMELOT, SONATA ARCTICA, NIGHTWISH und auch SHADOW GALLERY verglichen - oftmals aber mit dem Satz: "Wo KAMELOT mit »Epica« und »Black Halo« aufgehört haben und SONATA ARCTICA nach »Silence« eigentlich hätten hin sollen"... Ehrlich gesagt hab' ich mit diesen Vergleichen kein Problem, weil das alles Bands sind, die mir persönlich sehr gut gefallen. Ich bin aber davon überzeugt, daß man »Death & Legacy« schon durchaus als ganz und gar eigenständig betrachten kann. Am ehesten läßt sich unsere Musik noch mit Soundtracks von Filmen vergleichen - was ja in gewisser Art und Weise auch unsere Absicht war, denn »Death & Legacy« erzählt ja eine Vielzahl von Geschichten aus der Vergangenheit, und da braucht es eine dementsprechende Filmmusik dazu.

Wie kam es zu dem Konzept, daß sich alle Songs von »Death & Legacy« um historische Personen drehen? Warum habt Ihr ausgerechnet diese Personen gewählt?

Georg: Sowohl Mario, Tom als auch ich sind sehr geschichtsinteressiert. Ich hab ja auch Geschichte und Archäologie studiert, und somit lag es nahe, das lyrische Konzept des Albums mit unseren Interessen zu verbinden. Die Personenwahl war nicht ganz zufällig: bei ›Serenade Of Flames‹ geht es beispielsweise um den päpstlich gesandten Inquisitor Heinrich Kramer, der im 15. Jahrhundert viele Frauen auf den Scheiterhaufen gebracht hat. Als er in Innsbruck in Tirol, unserer Heimat, dasselbe versucht hat, konnten ihn der Landesfürst und der Bischof von Brixen überlisten, und er verlor den Prozeß und war somit nicht in der Lage die angeklagten Frauen verbrennen zu lassen. Daraufhin zog er verärgert weiter - schrieb aufgrund seiner Niederlage jedoch das Grundlagenwerk für sämtliche Hexenverfolgungen in den darauffolgenden zwei Jahrhunderten: den Hexenhammer (Malleus Maleficarum). Albrecht Dürer, der in ›When Canvas Starts To Burn‹ behandelt wird, war ebenfalls in Innsbruck tätig, als er Hofmaler von Kaiser Maximilian I. war. Die Themenauswahl wurde also auch von regionalem Interesse geprägt. Alle Personen haben uns jedoch ein Vermächtnis ("Legacy") hinterlassen, das auch unsere moderne Zeit nach wie vor prägt. Was wäre gewesen wenn Columbus (›India's Shores‹) nicht Amerika entdeckt hätte, wenn Spanien England erobert (›New Horizons‹) oder Cortez nicht die Atzteken besiegt hätte (›State Of Siege‹)? Viele Bands haben sich schon mit historischen Themen befaßt, aber einfach nur Schlachten zu besingen und Odin als großen Gott zu preisen, war uns einfach ein bißchen zu wenig.

Interessanterweise habt Ihr sehr verschiedenartige Personen ausgewählt - aus unterschiedlichen Zeitepochen, unterschiedlicher Herkunft, mit unterschiedlichen Betätigungsfeldern. Gibt es da einen roten Faden mit Ausnahme des historischen Aspekts?

Georg: Direkt roten Faden gibt es keinen - also jeder Song steht eigentlich für sich! Aber jeder der Personen hat etwas Außergewöhnliches vollbracht, das auch heute noch Auswirkungen hat. Außerdem ist es teilweise schon erschreckend, wie wenig viele Leute von ihrer eigenen Geschichte wissen, geschweige denn von anderen Ländern und Kulturen. Aber wer aktuell in der Jury von "Deutschland sucht den Superstar" sitzt - das weiß jeder! [lacht]

SERENITY [A]-Singleshot: Mario Hirzinger als Galileo Galilei

Dazu enthalte ich mich jetzt jeglichen Kommentars, denn der könnte wie immer sehr gehässig ausfallen... Anyway - inwiefern sind die verschiedenen Intros und Überleitungen auf »Death & Legacy« wichtig? Hattet Ihr keine Bedenken, daß damit der Fluß der Platte unterbrochen wird und stattdessen gewissermaßen ein wenig ein Hörspielcharakter aufkommt?

Tom: Um ehrlich zu sein, bin ich immer ein großer Skeptiker in solchen Sachen, da ich nicht möchte, daß das Album zu sehr auseinandergerissen wird. Doch manchmal verlangen Musik oder Lyrics danach. Ich denke, wir haben es geschafft, mit unseren Interludes und Intros maßgeblich zur Atmosphäre des Albums und des Konzepts als solches beizutragen ohne das Album künstlich in die Länge zu ziehen. Auch wenn es mit zwölf vollwertigen Songs exklusive Interludes/Intros und knapp 70 Minuten Spielzeit doch wesentlich länger geworden ist, als wir dachten. Aber das haben wir erst mit dem fertigen Master in der Hand festgestellt. That's value for money... [grinst]

Passend zur Thematik der neuen Platte tragt Ihr auf den neuen Bandphotos historische Kostüme, die meist eher an Uniformen erinnern, aber Ihr schreckt auch vor einem Rüschenhemd, das nicht gerade das typische Metaloutfit ist, nicht zurück. Habt Ihr ein Faible für solche Kleidung, oder hängt es einfach damit zusammen, ein Outfit zu haben, das Euch von anderen Band abgrenzt? Wer hat die Kostüme geschneidert? Hat einer von Euch eine Freundin mit ausgeprägtem Talent in Sachen Handarbeit, oder habt Ihr im Museum stibitzt?

Georg: Das sind nicht nur einfach Kostüme - jedes Bandmitglied verkörpert eine historische Persönlichkeit. Wenn ich mit zwei maskierten Mädels auf einer barocken Couch sitze, hat das einfach damit zu tun - neben dem tollen Gefühl - daß ich Giacomo Casanova verkörpere. Wenn man meinen Nachnamen Neuhauser ins Italienische übersetzen würde, dann kommt mit viel Fantasie Casa-Nova heraus. Tom ist Heinrich Kramer, der Inquisitor, und hat aus diesem Grund einen Totenkopf und den Hexenhammer in der Hand. Außerdem brennt hinter ihm lichterloh ein Feuer - als Symbol für den Scheiterhaufen. Andi sieht einem gewissen Herrn Albrecht Dürer, der sich mehrmals selbst porträtiert hat, dermaßen ähnlich, daß uns die Verbindung wirklich nicht schwergefallen ist. Und da Mario sich in seiner Freizeit gerne mit den Gestirnen auseinandersetzt, war für ihn Galileo Galilei naheliegend mit Zirkel und einer historischen Karte zu den Himmelskörpern.

Werdet Ihr solche Kostüme auch live tragen? Oder war das nur für die Platte gedacht, während man on stage die vertrauten SERENITY erblicken wird?

Georg: Live werden wir versuchen, so viel als möglich von dem historischen Konzept auf die Bühne zu bringen. Das wird die Bühnenaufbauten bei den Headliner-Gigs betreffen und auch die Kleidung, wobei ich als Sänger natürlich weniger Probleme habe, einen Mantel zu tragen - ohne Instrument, in dem sich der Mantel immer verfangen würde, ist das nun mal viel einfacher. Vom Hitzefaktor abgesehen.... Aber soll ja gesund sein, die Schwitzerei.

SERENITY [A]-Singleshot: Andreas Schipflinger als Albrecht Dürer

Weibliche Gesangsunterstützung ist bei SERENITY nicht ungewöhnlich; so hat beispielsweise Sandra Schleret auf »Fallen Sanctuary« mitgewirkt. Doch diesmal habt Ihr deutlich tiefer in die "schöne Trickkiste" gegriffen: Ailyn von SIRENIA hat bei ›The Chevalier‹ und ›Prayer‹ mitgesungen, Amanda Somerville bei ›Changing Fate‹ und Charlotte Wessels von DELAIN bei ›Serenade Of Flames‹. Man könnte also fast sagen, daß bei der Hälfte Eurer neuen Songs Damen zum Zug kommen. Was waren die Gründe für diesen Schritt?

Tom: Im Prinzip ganz einfach... Wir mögen Frauen [grinst] Nein, im Ernst - wir finden gute klare Frauenstimmen einfach schön, und sie harmonieren einfach sehr gut mit unserer Musik und natürlich mit Georgs klarer Stimme. Bereits nach Fertigstellung der entsprechenden Songs war uns klar, daß (wenn nur irgendwie möglich) wir female vocals integrieren würden. Die Auswahl der Sängerinnen war auch nicht sooo schwierig. Als erstes fixierten wir die Sache mit Charlotte von DELAIN. Da wir zusammen auf Tour waren und wir den selben Produzenten teilen, waren alle Voraussetzungen vorhanden, und Charlotte war auch gleich vom Song begeistert. Dann haben wir die Entscheidung zu Ailyn von SIRENIA getroffen. Mehr dazu etwas später. Zu guter Letzt entschieden wir uns für Amanda Somerville, die durch ihre perfekte Performance auf den AVANTASIA-Alben überzeugte. Nachdem sie den Song gehört hatte, war auch sie überzeugt, auf unserem Longplayer mitzuwirken. Hier erfolgte die Arbeit auf modernem Wege über das World Wide Web. Wir haben sie dann aber auch noch beim AVANTASIA-Konzert in Kaufbeuren getroffen und bereits 2009 auf der KAMELOT-Tour kurz kennengelernt. Somit haben am Ende unsere drei Wunschkandidatinnen den Weg auf »Death & Legacy« gefunden.

Wie werdet Ihr das Ganze live umsetzen? Ist im Stile KAMELOT jetzt auch bei Euch für Konzerte eine Gastsängerin angesagt? Bei der Tour mit DELAIN könnt Ihr das Problem ja zumindest bei einem Song sehr galant lösen...

Tom: Wir werden, soweit möglich, alle zukünftigen Konzerte mit einer Gastsängerin abwickeln. News dazu wird es in Kürze geben - soll heißen, wir werden 2011 vermutlich mit einem bekannten Gesicht auftreten. Außerdem kennen wir mehrere unbekannte Sängerinnen in unserem Umfeld, und wenn alle Stricke reißen, kann Georg ein bißchen improvisieren, oder wir spielen eben andere Songs. Davon haben wir inzwischen ja reichlich. Auf der Tour mit DELAIN liegt die Lösung ja auf der Hand. Zumindest für ›Serenade Of Flames‹.

Im Vordergrund in Sachen Gastsängerinnen steht eindeutig die Kooperation mit Ailyn, die auch im Video zu ›The Chevalier‹ auftritt und jene Dame spielt, die sich immun gegen die Betörungen von Giacomo Casanova erweist, worum sich ja auch der Text dreht. Wie kam es dazu?

Tom: Mit Ailyn von SIRENIA war es eine recht lustige Geschichte. Wir haben Ailyn eigentlich durch das Video zu ›The Path to Decay‹ entdeckt (wurde 2008 vorab als Single ausgekoppelt und stellte den ersten Auftritt der Spanierin mit SIRENIA dar - Red.), welches uns sogleich überzeugt hatte. Gesanglich wie optisch... Als wir den Kontakt über ihr MySpace-Profil suchten, entdeckten wir ein Photo von Ailyn inmitten der SERENITY-Jungs. Wo war denn das??? Eine berechtigte Frage war unseren verdutzten Gesichtern abzulesen. Die Auflösung war, daß sie SERENITY-Fan der ersten Stunde ist und uns auf einem Konzert in Spanien während unserer ersten Tour mit KAMELOT im Jahr 2007 gesehen hat. Damals war sie noch nicht Sängerin von SIRENIA, so daß sie auch keiner von uns hätte erkennen können. Lange Rede kurzer Sinn: zweimal Aufenthalt in good old Austria für die Aufnahmen und die Videoshoot. Und mal ganz ehrlich: Sie macht sich doch gut im Video? [grinst]

Ihr hattet schon bei »Fallen Sanctuary« ein professionelles Video zu ›Velatum‹ gedreht, doch ›The Chevalier‹ ist nochmal aufwendiger geworden. Woher habt Ihr die Connections und Finanzen, um dies zu verwirklichen?

Tom: Der Aufwand war auch dieses Mal etwa derselbe, wenn wir auch etwas mehr Zeit in die Vorbereitung gesteckt haben. Da stecken schon viele Stunden in Drehbuch, Kostüme zusammentragen, Requisiten, Settings checken und so weiter drin. Da wir auf "Band mit Instrumenten"-Szenen von Anfang an verzichten wollten, haben wir uns in etwa den einen Drehtag gespart, der vermutlich mehr gewesen wäre gegenüber ›Velatum‹. Mit den Connections ist es so, daß wir uns laufend im Internet bewegen. Beruflich, musiktechnisch, als auch sonst. Und so haben wir eben den Italiener Salvatore Perrone entdeckt, der in der Lage war, das Video unseren Wünschen und unserem Konzept entsprechend umzusetzen. Wobei ich nochmals betonen möchte, daß Drehbuch, Konzept, Organisation und so weiter allesamt auf unseren - in diesem Falle vor allem Georgs - Schultern lastet! Generell arbeiten Georg als auch ich ständig an SERENITY in allen Aspekten, und wir sind - Gott sei Dank! - in der Lage, extrem viele Aufgaben selbst zu erledigen. Das beginnt bei Aufnahmen, geht über Artworks und Sketches bis hin zu Promotion, Internet, Management, Booking, etc. Über Finanzen spricht man nicht, oder? Ist glaube ich auch besser so... Es bewegt sich auf alle Fälle im vierstelligen Euro-Bereich, den wir neben einer Finanzspritze seitens der Plattenfirma großteils selbst finanzieren.

Sieht man mal von den oben schon erwähnten PROPHECY: ECHOES OF SILENCE und der Coverband SCENE ONE, bei der einige von Euch aktiv sind, konzentriert Ihr Eure Aktivitäten auf SERENITY. Gibt es demzufolge keine musikalischen Neigungen, denen Ihr gerne nachgehen würdet, die aber bei SERENITY keinen Platz haben?

Tom: Es wäre immer toll, ein weiteres Projekt zu starten. Aber SERENITY erfordert aktuell einfach zu viel Zeit und Aufmerksamkeit, um in eine erfolgreiche Zukunft zu blicken. Aber ich hätte einige nicht ganz fertige Songs am PC, die ihren Weg nicht auf eines unserer nächsten Alben schaffen werden. Um kurz für Georg zu sprechen. Neben genannten Coverbands ist auch er voll und ganz SERENITY zugetan, tritt aber beispielsweise auch beim letzten FAIRYLAND-Album auf. Diese Gastauftritte wird es auch in Zukunft geben. Vielleicht auch mal mehr - aber dazu kann und darf ich hier nichts sagen...

SERENITY (A)-Bandphoto 2

Habe ich vergessen, was zu fragen? Dann beantwortet es doch einfach - und verratet mir die Frage...

Frage: Was werden wir morgen machen?
Antwort: Das was wir jeden Tag machen... Die Weltherrschaft an uns reißen!

http://www.serenity-band.com/

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Stefan Glas

SERENITY (A) im Überblick:
SERENITY (A) – Codex Atlanticus (Rundling-Review von 2016 aus Online Empire 66)
SERENITY (A) – Fallen Sanctuary (Rundling-Review von 2008 aus Online Empire 37)
SERENITY (A) – Words Untold And Dreams Unlived (Rundling-Review von 2007 aus Online Empire 30)
SERENITY (A) – Heavy 87-Special (aus dem Jahr 2005)
SERENITY (A) – Heavy 133-Interview (aus dem Jahr 2011)
SERENITY (A) – Online Empire 25-"Rising United"-Artikel (aus dem Jahr 2005)
SERENITY (A) – Online Empire 31-Interview (aus dem Jahr 2007)
SERENITY (A) – Online Empire 47-Interview (aus dem Jahr 2011)
SERENITY (A) – News vom 26.08.2010
SERENITY (A) – News vom 30.10.2012
SERENITY (A) – News vom 27.01.2013
SERENITY (A) – News vom 03.02.2015
SERENITY (A) – News vom 18.12.2015
Soundcheck: SERENITY (A)-Album »Fallen Sanctuary« im "Soundcheck Heavy 114" auf Platz 17
Soundcheck: SERENITY (A)-Album »Words Untold & Dreams Unlived« im "Soundcheck Heavy 100" auf Platz 10
Playlist: SERENITY (A)-Advance Tape »Words Untold & Dreams Unlived« in "Playlist Heavy 99" auf Platz 3 von Stefan Glas
Playlist: SERENITY (A)-Demo-CD »Engraved Within« in "Playlist Heavy 86" auf Platz 5 von Stefan Glas
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