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"Springdoom Depression III"-Festival

Wien, Escape Metalcorner

02.04.2011

Zur dritten Ausgabe des "Springdoom Depression"-Festival lädt am ersten April-Samstag die Belegschaft von SOUNDWALL ENTERTAINMENT ins heimelige und dafür prädestinierte "Escape", wobei die Herrschaften einmal mehr unter Beweis stellen können, daß sie nicht nur wissen, wie man Feste feiert, sondern auch, daß sie ein wirklich gutes und glückliches Händchen für die Auswahl von Bands für derlei Events besitzen. Glücklicherweise sieht man sich dieses Jahr auch nicht mit unvorhersehbaren Komplikationen, wie den Auswirkungen von Naturkatastrophen konfrontiert, denn auch wenn es davon tragischerweise immer noch ausreichend gibt, schlafen zumindest sämtliche isländischen Vulkane in Glückseligkeit und die einzige Art von Lava, die es heute bereden gibt, ist ausschließlich musikalischen Ursprungs.

ENCOMPASS THE ALL-Liveshot

Den Startschuß zur 2011er Festlichkeit liefert die noch völlig unbekannte Truppe ENCOMPASS THE ALL, die sich dem elegischen Lavasound in brachialer Manier verschrieben hat. Das Quartett, das hier und heute seine Live-Premiere feiert, wirkt zwar dementsprechend unerfahren, aber nicht merklich aufgeregt oder nervös. Im Verlauf des Sets, der wirkt, als ob man der bereits durchaus beachtlichen Menge an Zusehern ein einziges Stück präsentiert, agiert das Quartett immer selbstsicherer, und vor allem die zu Beginn noch ein wenig verhalten klingenden Gesangsbeiträge kommen im Verlauf des Auftritts deutlich massiver zur Geltung. Der "Vokalbeitrag" scheint ohnehin essentiell für den Stil dieser Burschen zu sein, denn die mittlerweile inflationär gebrauchte Floskel von wegen "die Stimme wird als zusätzliches Instrument verwendet", wirkt hier absolut zutreffend, läßt uns doch die Grunzgurgelstimme nur noch tiefer in die an sich schon recht deftige Mixtur eintauchen. Kein schlechter Einstieg ins Geschehen, und zudem machen ENCOMPASS THE ALL mit diesem Gig jetzt schon auf ihr demnächst erscheinendes Demo neugierig.

DOOMINA-Liveshot

Mit Instrumentaldarbietungen geht es dann auch weiter, denn auch DOOMINA verzichten weitgehend auf Gesang, erst zum Abschluß läßt man auch eine "konventionelle" Komposition vernehmen. Im Gegensatz zu zahlreichen, momentan schwer angesagten, gesangsfreien "Post-Rock-Formationen" schaffen es DOOMINA aber ohne etwaige "Wartezeiten" die Zuseher in ihren Bann zu ziehen. Einen Grund dafür sehe ich darin, daß sie durchaus zwingende, mitunter regelrecht hypnotische Sounds zum besten geben, noch wichtiger aber empfinde ich, daß ihr Sound durch die Absenz von jeglichen Tasteninstrumenten oder Computern ungemein erdig und "echt" wirkt und die Burschen in ihrer geradezu minimalistischen Version von Instrumentalmusik erst gar nicht die Möglichkeiten für überdehnte Klangkaskaden besitzen. Nicht zuletzt dadurch ist es wahrlich eine Wonne, diesen Burschen zu lauschen und in die Soundlandschaften von DOOMINA einzutauchen. Etwas eigenwillig ist die Körperhaltung von Gitarrist Daniel, der die meiste Zeit über gebückt und mit gen Boden gerichtetem Blick und Arbeitsgerät die Saiten bearbeitet und dabei teilweise auch noch dem Publikum den Rücken zuwendet. Performance geht anders, musikalisch dagegen ist alles im Lot bei der DOOMINA, einzig die letzte Nummer, in der Daniel auch mit Gesang aufwartet, fällt gerade dadurch ein wenig ab, denn auch wenn die derb-garstige Stimme an sich ganz gut paßt, geht die zuvor erzeugte Atmosphäre dadurch flöten. Dennoch ein gelungener Auftritt, der auch dementsprechend honoriert wird.

GORILLA MONSOON-Liveshot

Nicht wirklich zum eigentlichen "Thema" des Abends wollen auf den ersten Blick hin die Deutschen GORILLA MONSOON passen, doch die "Hellrocker" sehen das anders, legen mächtig los und lassen auch nichts anbrennen. Angeführt vom mittlerweile kurzgeschorenen Frontmann Jack Sabbath, dessen Performance ebenso imposant wirkt wie sein Mikroständer, ackern die Burschen, die mit ihrem neuen zweiten Gitarristen KK (nein, natürlich nicht der ehemalige "Priester") antreten, durch ihr im wahrsten Sinne des Wortes "schweres" Programm. Mit ihren Ansagen können sich die vier Jungs ebenso Sympathien im Publikum erspielen, wie mit ihrem furztrockenen Sound, der in Summe zwar näher an MOTÖRHEAD als an BLACK SABBATH liegt, durch "Sumpfanleihen" und "Südstaaten-Dreck" bei der Doom-Gemeinde aber dennoch Anklang findet und das sogar im Übermaß, denn die Stimmung bei GORILLA MONSOON ist unglaublich. Vor allem ›Born To Lose‹ setzt ein dickes Ausrufezeichen unter die Qualitäten der Burschen, und der Mob tobt wie ich es im "Escape" nur ganz selten zuvor miterleben konnte. Allerdings läßt mich dieser Track, der wie einige mehr von »Extermination Hammer«, dem noch immer aktuellen Album des Quartetts, stammt, mehrfach daran denken (und auch mit einigen Besuchern darüber philosophieren), daß es wohl an sich an der Zeit wäre, endlich für Nachschub zu sorgen, schließlich hat besagter Silberling mittlerweile gute drei Jahre auf dem Buckel. Also bitte mein Herren, an die Arbeit, denn auch eure Fanschar in der Alpenrepublik wartet bereits lechzend auf eure nächsten Elaborate in Sachen Monster-Groove-Metal-Heavy Rock!

COUNT RAVEN-Liveshot

Die letzte Umbaupause scheint zwar nicht enden zu wollen, doch zumindest zeigt sich in dieser für den Beobachter des Geschehens auf der Bühne, was "Zusammenhalt" in der Szene und Hingabe zur Musik an sich bedeuten, denn die Headliner COUNT RAVEN werden bei ihrer "Arbeitsvorbereitung" von den noch eben wild rockenden "GORILLAS" unterstützt, was nicht unbedingt Usus ist und zudem Respekt verdient. Die beiden Drummer könnten dabei fast als "Team" durchgehen, so einig und reibungslos wird am Drumkit gewerkt. Während andere Formationen ihren Roadies die Sache überlassen und diese das Instrumentarium aus sauteurem Verpackungsequipment entnehmen, kramt Großmeister Dan Fondelius seine Utensilien aus einem Plastiksackerl hervor und findet offenbar mit wenig Technik das Auslangen. Dann noch kurz die Gitarre gecheckt, eingestöpselt und schon geht es mit ›Wolfmoon‹ los. Das Trio überzeugt vom Start weg mit immenser Spielfreude und stößt damit logischerweise auf offene Arme und Ohren. Zusammen mit seinem Sidekick Fredrik Jansson am Viersaiter teilt sich Dan den Vorderteil der Bühne geradezu brüderlich, auch wenn dessen Instrument den Anschein erweckt, es wäre unfertig. Fredriks Baß ist entweder schon völlig abgegriffen, oder aber noch nicht fertig "saniert", zumindest läßt die nur partiell vorhandene Lackierung daran denken. Doch das alles interessiert wohl keinen der Zuseher wirklich, denn so lange das Trio dermaßen imposant ihre massiven Doom Metal-Epen abliefert, ist die Welt jedes COUNT RAVEN-Fans mehr als nur in Ordnung. Die Setlist ist im Vergleich zum letzten Wien-Gastspiel zwar einigermaßen verändert, unverzichtbare Kamellen wie ›Leaving The Warzone‹ oder ›Children's Holocaust‹ sind aber selbstredend Bestandteile davon. Aber auch das mittlerweile nicht mehr ganz so neue Album »Mammons War« ist vertreten, wobei sich davon vor allem ›Nashira‹ als zukünftiger Band-Klassiker empfiehlt, der ganz vorzüglich zu den älteren Exponate des Schaffens der Schweden paßt. Das Trio erweist sich einmal mehr als sichere Bank für intensive Unterhaltung in Sachen ergreifender Langsamkeit und wird zu Recht abgefeiert!

Von derlei Sounds kann man einfach nie genug bekommen, weshalb man diese Herren auch in Zukunft sicher wieder einmal für eine Veranstaltung dieser Art buchen wird. Mit Sicherheit nicht jedoch am 12. November dieses Jahres, denn für das an diesem Abend anstehende "Doom Over Vienna VI" haben SOUNDWALL ENTERTAINMENT ein ganz besonderes Schmankerl auf Lager. Der im Vorfeld geheimgehaltene Headliner wird nämlich noch an diesem Abend präsentiert, und so machen sich alle Anwesenden nicht nur aufgrund der eben erlebten Stunden überaus zufrieden auf den Heimweg, sondern auch bereits mit einer gewissen Vorfreude, schließlich wird die britische Doom-Institution PAGAN ALTAR im Rahmen dieser Festivität (zusammen mit den Deutschen TORTURED SPIRIT und den Belgiern MARCHE FUNEBRE sowie weiteren Gästen) ihr Wien-Debut (!) absolvieren.


Walter Scheurer

Photos: Walter Scheurer [Photos 1-3], Eugen Pichler [Photo 4]


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