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”UNDERGROUND EMPIRE 6”-Datasheet

Contents:  ESCAPE-''Once Upon ... A Zine''-Artikel

Date:  10.04.1992 (created), 06.02.2011 (revisited), 22.01.2022 (updated)

Origin:  UNDERGROUND EMPIRE 6

Status:  published

Task:  from paper to screen

Availability:  original printed issue still available, order here!

Comment:

Wie aus dem Artikel hervorgeht, war das ESCAPE das beste deutsche Fanzine und wird diesen Status auch immer behalten. Leider kann in der aktuellen, sehr überschaubaren Fanzineszene diesem Werk niemand auch nur annähernd das Wasser reichen. Aber auch wenn man seinen Blick durch die mittlerweile schon etwa drei Jahrzehnte währenden Geschichte der Metalfanzines schweifen läßt, gibt es nur wenige, die in ähnliche Dimensionen wie das ESCAPE vorgestoßen sind. Einige davon haben wir schon in unserer "Once Upon... A Zine"-Reihe vorgestellt oder werden es noch tun.

 

P.S.: Mir fehlen immer noch die ersten drei ESCAPE-Ausgabe in meiner Sammlung. Falls also jemand diese besitzt und sich davon trennen möchte, wäre ich ein dankbarer Abnehmer. :-)

Supervisor:  Stefan Glas

 
 

Titel: Once Upon... A Zine
Dekolinie

ESCAPE

Ein heikles Thema, an das ich mich diesesmal fürs "Once Upon... A Zine" rantraue! Heikel deshalb, weil das ESCAPE ohne jede Frage das Zine war, das am ehesten die Bezeichnung "Kult" verdient, und am Sockel von Unsterblichkeiten soll man bekanntlich nicht kratzen. Außerdem habe ich das eindeutige Problem, daß ich in wenigen Zeilen etwas zusammenfassen will, worüber ich problemlos ein Buch verfassen könnte. Zum Selbstschutz möchte ich vorausschicken, daß ich selbst ein begeisterter ESCAPE-Leser war, aber dennoch einige Kritikpunkte, von banal bis hin zu einem wichtigen, anzubringen hatte, wobei ich in meinem Artikel nur diesen einen bedeutenden aufführen werden, da ich ihn bei dem Versuch, einen möglichst aussagekräftigen und objektiven Artikel zu verfassen, nicht verschweigen kann.

ESCAPE 9-Cover Wenn man versuchen will, treffende Attribute fürs ESCAPE zu finden, so wird man wohl als erstes auf Begriffe wie "eigensinnig" oder "aufsässig" kommen. Dies möchte ich versuchen, anhand meiner ESCAPE-Sammlung, die mit Heft Nummer 4 beginnt, aufzuzeigen. Als ersten Beleg sei mal gleich die Tatsache erwähnt, daß der Inhalt des ESCAPE stets in jeder Hinsicht anders war als der von anderen Hefte, die zeitgleich erschienen. Also nicht wie heute, wo sogenannte "Schwerpunktthemen" der Plattenfirmen reihenweise in allen Publikationen gleichzeitig abgefeiert werden. Die ESCAPE-Ausgaben, die ich besitze, könnte man in drei Untereinheiten einteilen, wobei die Nummer 4 allein eine Untergruppe darstellt, die noch etwas das "Kraut und Rüben durcheinander"-Zine verkörperte. Also etwas ungeordnet und wenig strukturiert, was natürlich noch lange nichts über den Inhalt des Heftes aussagt, denn der war beim ESCAPE in allen mir bekannten Heften durchweg spitze. Weiterhin würde ich die Nummer 5 und 6 zusammen nennen, denn sie ähneln sich äußerlich durch die Machart, das gleiche Logo und innerlich durch vergleichbare Heftstruktur. Besonders hervorheben möchte ich hier die Rubriken "Shooting Stars", "Hardcore Hopefuls" beziehungsweise "Upcoming Thrashacts", wo man ein gutes Näschen bewies und mit halb- bis einseitigen Stories Bands vorstellte, von denen mindestens 70 Prozent höchst erwähnenswert sind und es in der Folgezeit auch zu gewissen Erfolgen gebracht haben, wie beispielsweise WARLORD, FIFTH ANGEL, HADES, TENSION, WATCHTOWER, VENDETTA, DEATH, HITTMAN, DETENTÉ, BLIND ILLUSION, SLAUGHTER, DEATH ANGEL, MORDRED oder HAVE MERCY. Am bemerkenswertesten ist jedoch der dritte Block, der von Nummer 7 bis zur letzten Ausgabe, der neunten, geht. In jener Phase kristallisierte sich beim ESCAPE der Charakter heraus, der ihm jene von mir obengenannten Attribute einbrachte. In diese Zeit fällt auch der Zusammenschluß mit dem METAL PROPHECY, welcher ab der Nummer 8 wirksam war. Was aber ist typisch für diese drei Hefte, so daß es mich dazu veranlaßt hat, sie zu einer Einheit zusammenzufassen? Man löste sich vom Outfit, das bei Nummer 5 und 6 zu finden war, und die letzten drei Hefte waren von der Struktur her sehr unterschiedlich. Auch begann sich die Demoabteilung rapide zu vergrößern, und ich kann mich noch gut daran erinnern, daß ich jedesmal vor diesen Seiten saß, um herauszufinden, wie ich meine letzten Dollars am besten anlegen könne. Neben Artikeln und Interviews über/mit bekannteren und Underground-Bands jener Zeit, nahm der Anteil anderer Beiträge kräftig zu. Dies beziehe ich nun sowohl auf den außermusikalischen Bereich, wie beispielsweise in ESCAPE 8 den Artikel zur Apartheid oder den Artikel zum Thema Alkohol, der damals einige Wellen aufwarf, oder in ESCAPE 9 Stefan Tasches Pamphlet auf die Metalszene, als auch auf die vorgestellten Bands. Es war hierbei zu beoabachten, daß nun verstärkt auch Hardcore/Punk-Bands Berücksichtigung fanden, wie beispielsweise SPERMBIRDS, INSTIGATORS, MORBID OUTBURST oder DEAD KENNEDYS, oder aber es gab auch Künstler, die mit keiner dieser Stilrichtungen etwas am Hut hatten, wie beispielsweise der klassische Komponist Schostakowitsch, Frank Zappa oder Robin Trower. Auch kamen Hintergrundberichte auf, in denen man Plattenfirmen oder Radiosender beleuchtete. Es wurden also Schritte hin zu einem breiteren Spektrum unternommen, worin sich aber auch zeigte, daß die Macher des ESCAPE immer mehr Probleme hatten, sich mit der Metalszene zu identifizieren, was dann letztlich auch der Grund war, weshalb man mit ESCAPE Nr. 9 den Schlußpunkt setzte. Man kann also auch diese Suche nach Alternativen als aktive Kritik an der Metalszene seitens der Redakteure sehen. Ein Abschiedsgeschenk gewährte man sich selbst und zwar in Form des genialen neunseitigen FATES WARNING-Interviews in ESCAPE 9. Überhaupt waren Bands dieser Richtung, heavy und progressiv also, immer stark im ESCAPE vertreten und konnten auch am überzeugendsten vorgestellt werden. Namen wie HADES, für die Thomas Becker, Herausgeber des ESCAPE, ein Zeitlang den europäischen Fanclub leitete, WATCHTOWER, HELSTAR, SIEGES EVEN, SACRED BLADE, OLIVER MAGNUM oder JAG PANZER waren mehr als nur einmal im ESCAPE zu lesen, und diese Artikel haben mich eigentlich erst so richtig auf den Geschmack gebracht.

Man kann also abschließend sagen, daß das ESCAPE ein Heft war, das ich mit Passion gelesen habe und das sicherlich einmalig in der Presseszene war und immer sein wird, weshalb es auch für einige nachfolgende Fanzinemacher Vorbildcharakter hatte. Ein Fanzine, das knallhart Kritik übte, wenngleich, und dies ist meine bereits angesprochene einzige negative Anmerkung, dies manchmal wirklich zu extrem betrieben wurde, so daß man den Eindruck hatte, ESCAPE wolle sich auf Teufel komm' raus mit Gott und der Welt anlegen. Aber lieber ist dies der Fall, als daß man vor jedem Promohype sofort den großen theatralischen Kniefall probt. Das ESCAPE blieb bei jedem Wort, das es schrieb, durch und durch glaubwürdig!


Stefan Glas

"Once Upon... A Zine" im Überblick:
"Once Upon... A Zine" – Underground Empire 3-"Once Upon... A Zine"-Artikel (aus dem Jahr 1990)
"Once Upon... A Zine" – Underground Empire 4-"Once Upon... A Zine"-Artikel (aus dem Jahr 1991)
"Once Upon... A Zine" – Underground Empire 5-"Once Upon... A Zine"-Artikel (aus dem Jahr 1991)
"Once Upon... A Zine" – Underground Empire 6-"Once Upon... A Zine"-Artikel (aus dem Jahr 1992)
"Once Upon... A Zine" – Underground Empire 7-"Once Upon... A Zine"-Artikel (aus dem Jahr 1994)
"Once Upon... A Zine" – Online Empire 3-"Once Upon... A Zine"-Artikel (aus dem Jahr 2000)
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