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”UNDERGROUND EMPIRE 6”-Datasheet

Contents:  SHYBOY (D)-Interview

Date:  09.03.1992 (created), 13.01.2011 (revisited), 22.01.2022 (updated)

Origin:  UNDERGROUND EMPIRE 6

Status:  published

Task:  from paper to screen

Availability:  original printed issue still available, order here!

Comment:

Eröffnet wurde die Story durch ein klassisches Studioreport-Photo (will heißen: Musiker und viiiele Knöpfchen). In selbiges hatten wir das SHYBOY-Logo ein wenig hineinlaufen lassen. Zudem war das Logo schräggestellt, was wir nun nachempfunden haben, und in blauer Farbe gedruckt. Ebenso mit einem blauen Farbraster versehen wurde ein Pfeil unter den Text gelegt, der aus dem offiziellen SHYBOY-Info stammte und hier natürlich als Symbol für die Richtung dienen sollte, in die sich die Erfolgskurve von SHYBOY weiterentwickeln sollte.

Das Ende der ersten Seite markierte der Interviewtitel, wobei hier das Wort "Exzesse" mehrfach versetzt hingebastelt wurde, so daß ein gewisser räumlicher Eindruck entstand.

Auf der zweiten Seite befanden sich dann die drei Liveshots, wobei von Alex' wildem Rumgerolle mit Klampfe eine ganze Photoserie existiert, die aber dennoch nicht nachempfinden konnte, wie Alex live abging.

Das Interview haben wir heuer mit zwei offiziellen Promophotos aufgefettet, die seinerzeit zusammen mit dem SHYBOY-Erstling »Best Of Wild Thing« verschickt wurden.

Supervisor:  Stefan Glas

 
 

SHYBOY (D)-Logo

Rock'n'Roll ist tot. Wenn ich mir all diese Kasper anschaue, die uns glauben machen wollen, daß sie das Ticket zum Rock'n'Roll-Himmel gebucht hätten, kann ich nur mit einem hysterischen Lachanfall reagieren. Sie ver­ste­hen vom Feeling des Rock'n'Roll so viel wie eine Beate Uhse-Gummipuppe vom multiplen Orgasmus. Rock'n'Roll ist tot, wenn da nicht diese eine Band wäre - SHYBOY!
SHYBOY - das Ereignis der deutschen Rockszene! Alex, Erfinder des Gitarrenkoitus und dringend der Jimi Hendrix-Reinkarnation verdächtig, Hannes, Ex-Ba(r)tman, und ansonsten einfach todwitzig, sowie Maik, Mann der Erkenntnis ("Es bleibt schwierig!") und stockschwingendes Trommelfeuer von vorne links, so heißen diese drei schüchternen Jungen, die sich auf der Bühne in jeder Form so oberlocker austoben, daß man noch nicht mal einen Anflug von Schüchternheit vermuten würde! Auch bei folgendem Interview gab man sich ganz gelassen, und so kauten wir uns gegenseitig fast eine Stunde lang ein Ohr.

SHYBOY [D]-Studioshot

Die Spezialität von SHYBOY sind die Livegigs, wo Ihr so richtig schön dreckig und geil rüberkommt!

Hannes: Bei unserem Status bewegen sich die Auftritte in etwas kleinerem Rahmen, und daher man hat den direkten Kontakt zum Publikum. So ist es dann einfach schon mal wichtig, daß die Leute sehen, daß wir schwitzen, daß wir arbeiten und bei der Sache sind. Man muß Spielfreude rüberbringen und sich ganz natürlich geben! Deshalb sind wir auf der Bühne sehr planlos. Das Problem bei vielen Bands ist die Distanz zwischen Musikern und Publikum. Bei einem guten Konzert ist das nicht so und daher bemühen wir uns immer, diese Distanz zu beseitigen.

Alex: Vor allem macht das ohnehin keinen Sinn, in einem kleinen Club die tolle Profishow abzuziehen, anstatt aufs Publikum einzugehen. In einem kleinen Club hat man eben den Vorteil, daß man praktisch auf jeden einzelnen eingehen kann.

Es schaltet sich nun auch Manager Bernd Wohlleben ein, der noch einen Punkt aufbringt:

Bernd: Vor allem wird bei SHYBOY keiner nach einem Konzert den Eindruck haben, daß die Musiker arrogant seien. SHYBOY sind Amateure und müssen sich jeden Fan erkämpfen; also warum sollen wir arrogant gegen das Publikum kommen?

SHYBOY (D)-Headline

Wie wird das allerdings, wenn Ihr wirklich eines Tages mal in großen Hallen spielen werdet. Gibt es dann nicht das Problem, daß die Bühne etwas sehr leer aussehen könnte!

Hannes: Nö, dann engagieren wir uns noch ein paar Langhaarige, die während des ganzen Gigs auf der Bühne rumrennen, so daß die durchschnittliche Haarlänge auf der Bühne steigt... Oder aber wir brauchen einen Special-Roadie, der während des ganzen Gigs zusammen mit Alex rumrennt und ihm das Mikro vor die Schnauze hält. Wir haben auch schon den deutschen Meister im Langstreckenlauf gefragt, ob er noch einige Termine frei hat und erwarten eigentlich täglich seinen positiven Bescheid... Ich denke, wir werden das Problem lösen!

Alex: Es gibt da einfach technische Möglichkeiten. Dann werde ich mich vielleicht dran gewöhnen müssen, daß ich ein Kopfmikro aufgedrückt kriege, bei dem man jedes Schnaufen hört, so daß ich dann aus Konditionsgründen jeden Morgen joggen muß. Das kommt auch darauf an, in welchem Rahmen die Liveproduktion ablaufen wird. Eventuell stellen wir uns zwei Negerinnen in die Ecke, die Chor singen.

Maik: Eigentlich haben wir uns dazu noch keine Gedanken gemacht. Da wird uns zur gegebenen Zeit schon etwas einfallen. Wir werden im Endeffekt ohnehin anstreben, durch kleine Clubs zu touren, weil sich unser Konzept dafür bewährt hat. Wir bauen das Schlagzeug vorne links auf der Bühne auf und nutzen zwar so die Tiefe einer Bühne überhaupt nicht aus, aber füllen den Platz einfach besser.

Hannes: Im Endeffekt merken die Leute auch, wenn die Band geil drauf ist, und sie werden dann schon eher mitgerissen. Ebenso ist der verbale Kontakt sehr wichtig. Deshalb scheitern ja viele deutsche Bands im Ausland, weil sie einfach nix als die Standardsprüche draufhaben.

Was außerdem bei Euch jedesmal auffällt, sind die Gitarrenextasen von Alex sowie die Sprüche von Hannes! Für mich eigentlich so etwas wie ein Markenzeichen von SHYBOY!

Hannes: Ich bin ganz einfach so drauf und würde es mir niemals antun, einem allein das ganze Entertainment zu überlassen!

Alex: Ich habe eben ein etwas engeres Verhältnis zu meiner Gitarre als andere Leute. Das könnte ich jetzt etwas genauer drauf eingehen, aber das wollen wir mal sein lassen...

SHYBOY (D)-Bandphoto 1

Heutzutage gibt es immer öfter Demos, die besser aufgemacht sind als die meisten Platten. Bei Euch jedoch gab's ein kopiertes Cover mit Logo, Songtiteln und Besetzung. Waren Eure Demos eigentlich eher als Promotapes, aber nie so sehr für den Verkauf gedacht gewesen?

Maik: Wir hatten einfach kein Geld gehabt und haben stattdessen Kopien auf blauem Papier gemacht. Im Endeffekt ist diese großartige Aufmachung nur rausgeschmissenes Geld, weil es nur darauf ankommt, was auf dem Tape ist.

Hannes: Wir haben die Demos ohnehin nur aufgenommen, um an Jobs (= Gigs und keine blow jobs! - Red.) zu kommen. Die Demos waren eigentlich nie für den Verkauf bestimmt. Daß sich im Endergebnis zusammen etwa 500 Demos verkauft haben, ist zwar toll, war aber eben nie so geplant.

Alex: Eigentlich sind die Demos alle nur Abfallprodukte unserer Zeit im Studio, denn wir wollen schon seit einiger Zeit eine Platte machen.

Ihr seid also ins Studio gegangen, um eine Platte zu machen, was allerdings nicht so ganz geklappt hat und so ist nur ein Demo dabei herausgekommen...

Es folgt die Sonate für vier Lachen und ein scheinheiliges Gesicht...

Hannes: Der Gedankengang ist so: ein Demo aufnehmen → damit Gigs kriegen → geile Jobs abliefern → und so etwas spricht sich rum. Für uns waren die Demos immer nur Mittel zu dem Zweck, möglichst viel zu spielen.

Vielen Dank für die Aufklärung! Wieso habt Ihr trotz Eures großen Repertoires mehrere Lieder auf den Demos mehrfach aufgenommen?

Hannes: Viele unserer Songs haben mannigfaltige Arrangements durchlaufen. Wir jammen sehr viel, und so entstehen dann Ideen, die wir geil finden. Daher nehmen wir das Lied dann nochmal auf, weil es dann vielleicht noch besser oder noch schlechter als vorher wird.

Man hat eigentlich sehr selten über Euch gelesen. Seid Ihr eigentlich nie an Magazine herangetreten?

Hannes: Wir haben uns eigentlich nie darum geschert! Seit ich dabei bin, haben wir verschiedene Entwicklungsphasen durchgemacht. Wir waren am Anfang eine stinknormale 08/15-Hard Rock-Band, und so haben wir erst mal an uns gearbeitet und an dem, was wir machen wollten. Erst mit dem Reifeprozeß, den unser Gitarrist durchgemacht hat, indem er Bartwuchs gekriegt hat und andere Musik zu hören begann, dachten wir, daß allmählich etwas passieren muß.

Alex: Als wir dann noch unserem Bassisten beigebracht hatten, richtig Baß zu spielen, haben wir versucht, musikalisch etwas anderes zu machen. Und in dieser Entwicklungsphase sind wir immer noch.

Bernd: Wir hatten im BREAKOUT einen sehr guten Bericht, und Du hast im METAL HAMMER und zusammen mit Thomas im UNDERGROUND EMPIRE etwas geschrieben. Das reicht doch, oder? Außerdem ist uns die Mundpropaganda viel wichtiger, so daß das Publikum größer wird.

SHYBOY [D]-Einzelshot: Alex Auer

Wie habt Ihr drei schüchternen Jungen Euch eigentlich gefunden?

Alex: Es ging als Schülerband los, in der ich mit zwei Freunden spielte. Irgendwann merkten wir, daß der Drummer zu schlecht war, und ich habe mich dann umgeschaut. Maik suchte zu der Zeit auch eine heavymäßige Band.

Maik: Durch die Empfehlung eines Kumpels, habe ich mir Alex mal live angeschaut, und ich sagte mir sofort, daß das mein Mann ist. Also haben wir 'ne Session vor'm Publikum gemacht und sind zusammengeblieben. Dann mußten wir feststellen, daß der Bassist leider nix taugt.

Hannes: Ich bin dann ausgestiegen, habe fünf Jahre lang geübt und bin wieder eingestiegen. Nee, also ich hatte damals viel in Amiclubs gespielt und hatte auch ein vierjähriges Intermezzo bei Jule Neigel hinter mir, als ich dann Alex und Maik kennenlernte und mich schließlich auch für diesen Weg entschied. Wir hatten noch einen anderen Gitarristen, der im Laufe der nächsten zwei Jahre entschieden worden ist zu gehen. Seit diesem Punkt hat's für die Band geknallt, auch wenn's etwas blöd klingt. Wir haben damals als Trio eine Ungarntour gemacht und haben festgestellt, daß wir so viel besser zusammenspielen.

Alex: Je länger man zusammenspielt, desto geiler wird's, weil man sich blind versteht.

Hannes: Es ist wie in jeder Gemeinschaft - solange die oft zitierte Chemie funktioniert, alle Leute das gleiche wollen und dran arbeiten, dann funktioniert das. Es gibt immer wieder Rückschläge, die man wegstecken muß.

Zu jedem von Euch dreien gibt's Anekdoten zu erzählen, zu denen Ihr mal etwas loslassen könntet. Also, Alex, Du bist derjenige, der bei der Firma ENGL auf Messen die Gitarre umgeschnallt kriegt, um deren Geräte vorzuführen, Hannes hat bekanntlich bei diesem ominösen ›Pump ab das Bier‹ mitgemacht und auch Maik hat schon eine Platte gemacht, allerdings in einer ganz anderen Stilrichtung.

Alex: Ich bin schon als 15-jähriger Junge in dieses bewußte Geschäft reingerannt, hab" mir E-Gitarren geschnappt und jeden Tag drauf geübt, bis sie mich abends rausgeschmissen haben, weil ich mir noch keine kaufen konnte - das ist so richtig wie im Film. Der Zufall will es, daß der Vertrieb von ENGL in diesem Laden seinen Sitz hat, und die haben mich dann irgendwann mal gefragt, ob ich ihre Produkte vorführen wollte.

Hannes: Bei ›Pump ab das Bier‹ war das mein Bruder, der einen Bart hatte... Nee, das war ein großer Spaß damals, und ich hab" 'ne geile Zeit gehabt. Er war ein Ding, für das ich keine Allimente bezahlen muß. So etwas, was man in seinem jugendlichen Leichtsinn mitnimmt.

Maik: Ich komme eigentlich von der englischen Rockmusik á la U2 oder SIMPLE MINDS. Wir wurden damals von einer Firma gesignt und dann ordentlich über den Tisch gezogen, was mir heute nicht mehr passieren wird, weil ich da geeicht bin!

SHYBOY [D]-Einzelshot: Hannes Mappes

Ich würde jetzt mal behaupten, daß Eure Songs sich in recht enggesteckten Grenzen bewegen und sich irgendwo etwas ähneln. Ist das eine Aussage, für die Ihr mich lynchen würdet?

Hannes: Die Eingrenzung von Musik ist immer relativ. Andere haben genau das Gegenteil gesagt. In dem Moment, wo Du Deine Aussage machst, erkennst Du eine gewisse Linie in unserer Musik. Egal, wie man Deine Aussage nun auffaßt, Tatsache ist, daß ein bestimmtes Teil da ist, das in allen Songs wiederkehrt. Man erkennt beispielsweise Prince oder SIMPLE MINDS immer wieder. Das gleiche ist bei AC/DC - einer spielt A-Dur und schon meint man, daß es AC/DC ist, auch wenn's eine ganz andere Band ist. Was wir uns zur Prämisse gemacht haben, ist uns jetzt einen eigenen Stil zu schaffen. Die Platte wird ganz anders sein als das alte Material und etwas Eigenständiges sein, die man vielleicht von einer Rockband nicht so erwarten würde.

Textlich bewegt Ihr Euch zwischen dem »Liebe, Erotik, Fußpilz"-Klischee bis hin zu engagierten Sachen wie ›Same Color Same Skin‹, einem Anti-Rassismus-Text.

Alex: Das wichtigste ist für uns die Musik, und von der lassen wir uns zu einem Text inspirieren. Es ist meistens so, daß ich zu dem Song aus dem Feeling heraus etwas singe. Und da sind dann meist Wörter dabei, die man im Kopf mit irgendeinem Thema verbindet.

Hannes: Der Text muß einfach glaubwürdig sein! Wenn man einen sozialkritischen Pornowesterntext bringt, dann muß der auch glaubwürdig sein. Wenn Du siehst, wie Alex Gitarre spielt, dann ist »Liebe, Erotik, Fußpilz« das Ding, das ihm jeder abkauft, und das ist auch der Grund, weshalb bei unseren Gigs so viele Mädels in den ersten vier Reihen stehen. Es gibt auch andere Gesichtspunkte, die im täglichen Leben eine Rolle spielen und solche Dinge kommen auch in unseren Texten vor. Ich kann aber ihm mit seinen 22 Jahren keinen Kant-Verschnitt, der in englische Worte gepreßt ist, aufdrücken, und die Leute stehen dann da und sagen sich, »Nicht schlecht, aber das glaub" ich ihm nicht«. Es gibt genug Bands, die weltverbessererische Texte machen. Wenn das jemand will, dann soll er sich den Hannes Wader holen. Aber so das Mittelding, die Reduzierung auf das, was wichtig ist, das ist ein Thema für uns.

Maik: Man braucht zu jeder Lebenssituation den richtigen Text. Was interessiert denn die Kids? Wenn sie frisch verliebt sind, wenn sie gekickt wurden oder wenn sie mit den Kumpels einen saufen gehen. Und dann sind natürlich auch solche dabei, die auf Texte wie ›Same Color Same Skin‹ stehen. Wir versuchen jeden Lebensbereich so glaubwürdig wie möglich abzudecken, damit jeder sich angesprochen fühlen kann.

Ich wollte Euch noch den Namen TALAS an den Kopf werfen und fragen, ob Ihr etwas damit anfangen könnt. TALAS, die frühere Band von Billy Sheehan, haben da nämlich einen Song namens ›Shyboy‹.

Hannes: Da Alex gerade nicht da ist, kann ich es ja verraten: Er hat den Namen SHYBOY gewählt, weil er in Wirklichkeit ein total schüchterner Junge ist, der sich nur auf der Bühne ausleben kann.
Na ja, okay, Alex ist eben ein totaler Eddie Van Halen/David Lee Roth-Fan und als Billy Sheehan bei David Lee Roth spielte haben sie das Lied nochmal aufgenommen und dann auch bekannt gemacht. Allerdings stand der Name schon lange bevor Maik und ich zur Band kamen fest.

SHYBOY [D]-Einzelshot: Maik Hahn

Nächstes Stichwort - Ludwigsburg, Rockfabrikfestival, wo Ihr den Überraschungssieger abgegeben habt. Schildert uns bitte mal den ganzen Wettbewerb ein wenig aus Eurer Sicht.

Hannes: Wir sind hingekommen, haben unsere Ärsche gezeigt, sind gegangen und waren dann plötzlich Erster!

Alex: Wir sind hingegangen und haben erst mal überhaupt nichts erwartet, weil normalerweise unsere Musik für diesen Wettbewerb überhaupt nicht »geeignet« ist.

Hannes: Wir dachten uns, daß wir nix zu verlieren hätten, aber vielleicht ein paar Leute gewinnen könnten, die unsere Musik geil finden. Wir waren total locker und haben einen geilen Job abgeliefert. Bei der Endausscheidung hatten wir dann die schwere Bürde, Tabellenführer der Bundesliga zu sein. Da wir aber in die nächsthöhere Klasse aufsteigen wollten, versuchten wir, nochmal genauso locker ranzugehen, was natürlich nicht so ganz möglich war, weil es um die Wurst ging. Aber eigentlich war mir klar, daß wir bei der Endausscheidung nur einen großen Konkurrenten hatten, und das waren DEVASTATE, weil sie einfach saugut sind und weil ihre Musik etwas anderes war. Wir haben einfach gespielt, und das Schlimmste war die Warterei auf das Ergebnis.

Als letzten Punkt geht's um die Platte. Ihr wolltet ja zunächst die Scheibe auf eigene Kappe rausbringen, aber da hat sich mittlerweile etwas geändert. Erzählt!

An dieser Stelle wird Andreas Kirnberger auf den Plan gerufen, der ebenfalls beim Interview zugegen war.

Andreas: Die Jungs arbeiten gerade mit unserem Chefproduzenten Norbert Janneke in den "Hotline Studios" in Frankfurt an der Platte. Wir haben SHYBOY gesignt. Die Firma heißt MUSIC PLUS und das Label, auf dem die Platte herauskommt, wird BERLIN heißen.

Aha, ich muß gestehen, daß ich davon noch nie etwas gehört habe!

Andreas: Du bist auch der Erste, der es hört! Die SHYBOY-Platte wird unser erster Release sein! Wenn alles gut geht, wird die Platte Mitte Juni erscheinen.

Hannes: Unser Produzent ist ein Typ, der sehr open-minded und sehr abgefahren ist, und wir haben uns jetzt alle bewaffnet. Er ist etwas verrückt wie wir alle, und ich denke, daß es eine sehr fruchtbare Zusammenarbeit wird! Er hat echt abgefahrene Ideen und wird bestimmt den Entwicklungsprozeß der Band nach vorne treiben!

Andreas: Der Mann hat eine lange Vergangenheit. Er war zuerst Livemixer beispielsweise bei VAN HALEN. Dann hat er in der Dance- und Waveszene gearbeitet und in Frankfurt so ziemlich alles abgedeckt, von Frank Farian bis LOGIC, und ist nun zu seinem Ursprung, dem Hard Rock, zurückgekehrt. Er ist nach meinen Erfahrungen ziemlich einmalig in diesem Bereich, und ich kenne einige Leute.

SHYBOY (D)-Bandphoto 2

Ihr hattet bislang eigentlich das Problem, daß Ihr live geil abgezogen habt, dies aber auf Studioaufnahmen nie so rüberbringen konntet. Was hat sich da geändert?

Hannes: Ganz einfach, wir haben 500 Leute eingeladen, die vor dem Aufnahmeraum stehen und geil abschreien, und schon wird's gut.

Alex: ...und einen Produzenten mit 'ner Knarre. Es ist einfach der Reifeprozeß einer Band, denn das schwierigste ist, Feeling im Studio auf Band zu bringen. Schön spielen kann ja irgendwann jeder. Manchmal kann es sogar besser sein, wenn man diverse Fehler draufläßt, wenn das Feeling stimmt.

Hannes: Wir haben jetzt einen Weg gefunden, wie wir dieses Feeling auf Band bringen. Warte die Platte ab, und Du wirst es hören.

Da ich eine Woche nach dem Interview die Band in den "Hotline Studios" besuchte, kann ich die Worte von Hannes nur eindeutig bestätigen. Das Arbeitstape, das ich gehört habe, hat mir schon einen Scheitel gezogen! Wenn man nun bedenkt, daß die Songs in diesem Zustand noch praktisch nicht bearbeitet waren, so kann man für die Platte mehr als gespannt sein. In wenigen Wochen werden wird klüger sein.
Da die Platte nun endlich vor der Tür steht, sind die SHYBOY-Demos nicht mehr käuflich, aber ich will Euch dennoch die Kontaktadresse geben:

Man weiß ja nie wozu man sie brauchen kann!
Ich möchte als letztes der Band alles erdenklich Gute für die Platte wünschen, daß sie so abgeht, wie sie's verdient, wie 'ne Rakete nämlich. Und - Jungs, denkt an uns, wenn Ihr demnächst ganz oben seid!

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Stefan Glas

Photos: Stefan Glas [Photo 1 & 3-5]

SHYBOY (D) im Überblick:
SHYBOY (D) – Best Of Wild Thing (Rundling-Review von 1992 aus Metal Hammer 09/92)
SHYBOY (D) – Best Of Wild Thing (Rundling-Review von 1994 aus Underground Empire 7)
SHYBOY (D) – Demo '91 (Demo-Review von 1991 aus Metal Hammer 08/91)
SHYBOY (D) – Underground Empire 5-"German Metal"-Artikel (aus dem Jahr 1991)
SHYBOY (D) – Underground Empire 6-Interview (aus dem Jahr 1992)
SHYBOY (D) – Underground Empire 7-Special (aus dem Jahr 1994)
SHYBOY (D) – Metal Hammer 04/92-Special (aus dem Jahr 1992)
SHYBOY (D) – News vom 19.07.1991
Playlist: SHYBOY (D) als Newcomerhoffnung in "Jahrescharts METAL HAMMER 1991" von Stefan Glas
Playlist: SHYBOY (D)-Album »Best Of Wild Thing« in "Cavelist Metal Hammer 09/92" auf Platz 1 von Stefan Glas
Playlist: SHYBOY (D)-Album »Best Of Wild Thing« in "Jahrescharts METAL HAMMER 1992" auf Platz 8 von Stefan Glas
Playlist: SHYBOY (D)-Liveshow Kaiserslautern, Kammgarn 21.12.1991 in "Jahrescharts METAL HAMMER 1991" auf Platz 1 von Stefan Glas
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