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”UNDERGROUND EMPIRE 5”-Datasheet

Contents:  CHANNEL ZERO-Interview

Date:  20.05.1991 (created), 03.08.2010 (revisited), 22.01.2022 (updated)

Origin:  UNDERGROUND EMPIRE 5

Status:  published

Task:  from paper to screen

Availability:  original printed issue still available, order here!

Comment:

Es ist schon sehr frustrierend, wenn man um einen kleinen Kommentar zu einem früheren Interview gebeten wird und plötzlich völlig ratlos dasteht. Da kommt man echt ins Grübeln. Waren es doch zu viele Partys im Laufe der Jahre? War das Interview so unbedeutend, daß man es verdrängt hat? Oder wird man schlichtweg alt? 21 Jahre sind seither vergangen. Eine lange Zeit, und inzwischen ist viel passiert. Das Gehirn selektiert ja auch, damit man durch den Info-Overkill nicht völlig durchdreht. Vielleicht hatte die Schöpfung einen guten Grund, daß Menschen in Urzeiten schon mit 40 das Zeitliche segneten, und diese Altersgrenze habe ich schon überschritten. Nicht, daß ich am Tropf hänge oder nicht mehr weiß, was ich am Tag zuvor zum Mittagessen auf dem Teller hatte..., äh, was war's denn eigentlich??? Aber man wird älter. Andererseits ist das zunehmende Alter wohl die allerdümmste Ausrede, die einem bei Gedächtnislücken einfallen kann.

Mein erster spontaner Gedanke zu diesem Interview war, "Ach ja, der Franky von CHANNEL ZERO war wirklich nett", ohne daß ich konkrete Erinnerungen an das Gespräch hätte (ich glaube, es war ein Telefoninterview) vermittelt mir der Gedanke an den belgischen Sänger ein gutes Gefühl, und das ist doch ein sehr schönes Statement.

Übrigens gab es gestern Ingwer-Kokos-Suppe mit Mango und dazu vegetarische Pizza. Es hilft der Erinnerung ungemein, wenn man das Essen selber zubereitet, anstatt vorgefertigten Mampf achtlos in die Mikrowelle zu schieben. Andererseits hatte ich das Interview damals auch selber vorbereitet und geführt. Oh Mann, für dieses Wochenende ist wohl Sinnkrise angesagt. Oder Knoblauchkapseln. Oder Gehirnjogging. Viiiiielen Dank, Chef!

Supervisor:  Thomas Heyer

 
 

Bestimmt habt Ihr im letzten UNDERGROUND EMPIRE die Kritik über das Superdemo der belgischen Thrashband CHANNEL ZERO gelesen. (Wenn nicht, dann könnt Ihr das ja noch nachholen.)
Die Band wurde im März 1990 gegründet und besteht aus ehemaligen Mitgliedern von CYCLONE, SIXTY NINE und BACTERIA. Ende '90 veröffentlichte die Band ihr Debutdemo, das durch seine rundherum professionelle Aufmachung beeindruckt.
Mit Sänger Franky führte ich das folgende Interview.

CHANNEL ZERO-Logo

Erzähl' mir doch bitte zuerst einmal etwas über Eure musikalischen Einflüsse.

Wir hören eigentlich verschiedene Arten von Musik. Alles was gut und originell ist. Das fängt an bei THIN LIZZY, TROUBLE über EXODUS, ALICE IN CHAINS, FAITH NO MORE, SLAYER, METALLICA bis zu URBAN DANCE SQUAD, 24-7 SPYZ, PUBLIC ENEMY, usw.

Welche Bedeutung hat Euer Bandname?

CHANNEL ZERO stammt von einem Song des PUBLIC ENEMY-Albums »It Takes A Nation Of Millions To Hold Us Back«, das einen Song mit einem gesampelten SLAYER-Riff enthält. Er gefiel uns sehr gut, und wir dachten uns, "Warum sollen wir das nicht als Bandnamen nehmen?" Wir versuchen, anders zu sein, als andere Thrashbands, also haben wir gleich beim Namen und dem Logo angefangen.

Das Demo hat einen tollen Sound. Wie lange haben die Aufnahmen gedauert?

Das Kompliment macht uns fast jeder. Und tatsächlich ist der Sound auf dem Demo genau das, was wir wollten. Der Sound von unseren Amps ist ohnehin sehr gut, und im Studio kam das alles noch viel besser raus. Ich muß auch sagen, André, der Mann am Mischpult, hat uns sehr geholfen. Bezüglich Sounds kannst Du ihn alles fragen. Ich glaube, in puncto Thrash ist er der Mann der Zukunft in Belgien. Wir haben das Demo in drei Tagen eingespielt und nicht einmal zwei Tage für den Mix benötigt. Und das alles in einem 16-Spur-Studio.

Was gibt es über Eure Lyrics (welche übrigens auch im Booklet abgedruckt sind - Red.), zu sagen?

›Inspiration To Violence‹ habe ich versucht, so zu schreiben, das sowohl die Leute, die vor der Bühne gewalttätig sind, als auch die, die den Song mehr als eine realistische Story sehen, den Song mögen (??? - Red.). Ich denke, daß ich mit dem Song erreicht habe, was ich wollte, und live ist das im Moment unser populärster Song. Ich möchte die Leute nicht zu Gewalt aufhetzen, aber wenn wir spielen, herrscht vor der Bühne stets Gewalt ersten Grades. Die Lyrics selber zeigen vier Arten der Gewalt, wie sie sich aufbaut, usw. Jeder sollte sich darüber seine eigenen Gedanken machen. ›Save Me‹ handelt von einem jungen Mann, der sich entschlossen hat, nach Vietnam zu gehen. Im Flugzeug, das ihn an seinen Bestimmungsort bringt, denkt er zurück an die guten Zeiten zu Hause und fragt sich, ob er wirklich hier in dem Flugzeug sitzen muß, das ihn vielleicht in den Tod bringt. Das alles ängstigt ihn sehr. ›Run With The Torch‹ handelt vom Fall der Berliner Mauer und dem einstigen Versuch, zwischen den Städten Athen und Sparta durch einen Lauf, einen 42-Kilometer-Marathonlauf, Frieden zu stiften. Außerdem enthält der Song auch Anspielungen auf die Geschehnisse in der Sowjetunion. Ich möchte damit sagen, daß jeder, der durch irgendeine Form von Diktatur unterdrückt wird, die Chance haben sollte, sein Leben zu bestimmen und nicht auf Diktatoren hören zu müssen. ›Tales Of Worship‹ ist ein Stück über Fernsehprediger, über die ich schon viel gelesen und gesehen habe. Ich hasse es, wie sie versuchen, die Menschen zu beeinflussen. Auf der anderen Seite sind die Menschen, die an diese "Boten von Glück und Seeligkeit" glauben, selber schuld.

Wer ist für die Musik und die Lyrics verantwortlich?

Die Musik stammt von Xavier (g) und Phil B. (d). Für die Texte bin ich verantwortlich, lasse sie jedoch von Suzanne, einer Engländerin, korrigieren.

Ich finde, Du hast eine Superstimme. Wie lange singst Du schon?

Seit etwas über einem Jahr, und ich habe noch sehr viel zu lernen, aber darüber mache ich mir keine Sorgen. Übrigens, vielen Dank für das Kompliment.

Ich habe gehört, das Demo würde sich sehr gut verkaufen...

Ja, es läuft phantastisch. Wir haben 200 Kopien innerhalb der ersten Woche verkauft und inzwischen sind wir bei ca. 400 Stück. (Stand: Februar '91 - Red.) Es ist wirklich kaum zu glauben.

Habt Ihr schon Kontakte zu Platten- oder Produktionsfirmen?

Ja, aber darüber möchte ich natürlich noch nichts Näheres erzählen - nur soviel: Wenn sich die Dinge weiterhin so entwickeln wie bisher, dann wird man in nächster Zeit noch viel von uns hören.

In dem Song ›Tales Of Worship‹ kommt eine Person vor, anscheinend ein Fernsehprediger: Mister C. Ist das eine fiktive Figur? Gibt es in Belgien einen "Holy Channel" mit solchen Predigern?

Mister C ist keine bestimmte Person. Ich habe diesen Buchstaben nur gewählt, weil es leicht zu singen war. Von Fernsehpredigern in Belgien habe ich noch nie etwas gehört.

Um nochmal auf ›Inspiration To Violence‹ und das Thema Gewalt zu kommen. Wie siehst Du diesbezüglich die Entwicklung, speziell bei Konzerten?

In Belgien habe ich noch keine extremen Vorkommnisse bemerkt, aber in Deutschland habe ich da mal etwas mitbekommen. Das war in Kassel bei SLAYER, während der »South Of Heaven«-Tour. Ich finde, es ist ein recht komplexes und schwieriges Thema. In meinen Lyrics versuche ich immer, etwas zu provozieren, um so zum diskutieren und nachdenken anzuregen. Natürlich flippe ich bei einem SLAYER-Konzert auch aus, aber ich würde nie gegenüber anderen Leuten handgreiflich werden.

Du stehst auf SLAYER?

Ja, auf Tom Araya. ›Reign In Blood‹ war mein erster Song, den ich gesungen habe. Im Moment bin ich aber eher von Geoff Tate von QUEENSRŸCHE angetan und auch von Rapmusik.

Möchtest Du noch etwas loswerden?

Ich hoffe, daß wir demnächst auch einige Gigs in Deutschland spielen können. Vielleicht werden wir im November mit EXCEL eine Europa-Tour machen. Und ich grüße die Jungs von PROTECTOR und hoffe, daß wir uns bald mal wiedersehen.

Wer nach mehr Informationen über CHANNEL ZERO lechzt, kann sich direkt an Franky wenden:

Wer sich das CHANNEL ZERO-Demo zulegen will, der kann es für 12,- DM bei ihm direkt oder auch beim DEMOLITION-Tapelabel erhalten.

http://myspace.com/chanzero

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Thomas Heyer

CHANNEL ZERO im Überblick:
CHANNEL ZERO – Channel Zero (Rundling-Review von 1992 aus Underground Empire 6)
CHANNEL ZERO – Demo '90 (Demo-Review von 1991 aus Metal Hammer 07/91)
CHANNEL ZERO – Demo '90 (Demo-Review von 1991 aus Underground Empire 4)
CHANNEL ZERO – Feed 'em With A Brick (Rundling-Review von 2012 aus Online Empire 51)
CHANNEL ZERO – Stigmatized For Life (Rundling-Review von 1994 aus Underground Empire 7)
CHANNEL ZERO – Unsafe (Rundling-Review von 1995 aus Y-Files)
CHANNEL ZERO – Underground Empire 5-Interview (aus dem Jahr 1991)
CHANNEL ZERO – Online Empire 53-Interview (aus dem Jahr 2012)
CHANNEL ZERO – News vom 16.06.2009
CHANNEL ZERO – News vom 23.01.2010
CHANNEL ZERO – News vom 02.04.2014
Soundcheck: CHANNEL ZERO-Album »Feed'em With A Brick« im "Soundcheck Heavy 141" auf Platz 36
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