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”UNDERGROUND EMPIRE 5”-Datasheet

Contents:  METAL CHURCH-Interview

Date:  03.06.1991 (created), 11.06.2010 (revisited), 22.01.2022 (updated)

Origin:  UNDERGROUND EMPIRE 5

Status:  published

Task:  from paper to screen

Availability:  original printed issue still available, order here!

Comment:

Wir treffen hier auf eine METAL CHURCH-Besetzung, bei der mittlerweile alle Musiker abgetaucht sind - wie ja die Band an sich in der Zwischenzeit leider auch: Unser Interviewpartner Mike Howe verschwand schon nach der Auflösung der Band im Jahr 1994 spurlos, während Craig Wells anschließend mit David Wayne das kurzlebige WAYNE-Projekt ankurbelte. Gitarrist John Marshall war dann ebenso wie Bassist Duke Erickson und Drummer Kirk Arrington bei der Quasi-Reunion des klassischen Line-ups für das '99er »Masterpeace«-Album an Bord. John und Duke sprangen dann 2001 ab, während Kirk noch 2004 bei dem erneuten Comeback der Band an Bord war, dann jedoch 2006 aus gesundheitlichen Gründen das Handtuch werfen mußte.

Supervisor:  Stefan Glas

 
 

METAL CHURCH-Logo

Ein Nightliner im Längsschnitt - ganz vorne sitzt NO TREND-Boris und kitzelt aus Kirk Arrington einige Informationen raus. Etwas weiter stoßen wir auf THUNDERBOLT-Jürgen, der fürs BREAK OUT Duke Erikson einige Sätze entlocken will, während es sich im Hinterteil Holger als guter Geist und meine Wenigkeit als Diskussionsleiter mit Mike Howe gemütlich gemacht haben, um den Jungen mal kräftig auszuquetschen. METAL CHURCH waren schon zu bedauern...

METAL CHURCH-Bandphoto

Mike, Ihr habt vor einigen Tagen beim "Dynamo"-Festival gespielt. Welche Eindrücke nehmt Ihr von dort mit?

Es war ein großartiges Festival - etwas, das wir hier bislang noch nicht erfahren hatten. Es war natürlich aufregend, ein Festival von solchem Ausmaß zu headlinen. Es war ein verdammt langer Tag...

Dein Stageacting ist irgendwie nicht typisch für eine Power Metal-Band. Du wirkst eigentlich eher wie der Sänger einer "Poserband" (Ich hasse dieses Wort, aber es fiel mir leider kein passenderes ein. - Red.).

Ich glaube, ein Sänger sollte das tun, was er empfindet. Er sollte so sein, wie er ist. Ich mag es, auf der Bühne rumzuspringen und zu tanzen, während ich kaum ein ausgelassener Headbanger bin. Ob es die Leute nun mögen oder nicht - ich habe tierischen Spaß dabei, und das ist das wichtigste, denn nur wenn man das tut, was man wirklich will, kann man auch die Fans überzeugen und mitreißen!

Wenn ich mir so Eure beiden letzten LP-Cover anschaue, werde ich das Gefühl nicht los, daß Ihr keine Ideen bezüglich deren Gestaltung hattet!

Das Cover der neuen LP war absolut nicht die Idee, die ich im Kopf hatte. Wir hatten gerade unser Management gewechselt und die Zeit drängte, da das Album möglichst bald veröffentlicht werden sollte. Da kam unsere Plattenfirma mit der Idee, ein Cover zu machen, das absolut nicht wie ein typisches Heavy Metal-Cover aussieht, und so wurde uns das Cover mehr oder minder aufgedrängt.

Was war Dein Favorit in Sachen Cover?

Ich hätte gerne das alte "Gitarren-Kreuz" vom ersten Album wiederverwendet. Meine Idee sah so aus, daß man einen Raum hätte sehen sollen, der voller Synthesizer stand, die alle von unserem Gitarren-Kreuz zu Kleinholz verarbeitet wurden. (Ob der gute Mike schon mal den Begriff "Klischee" gehört hat... - Red.)

METAL CHURCH-Liveshot: Mike Howe

Ihr habt jetzt für »The Human Factor« die Plattenfirma gewechselt und seid von ELEKTRA zu EPIC/SONY MUSIC gekommen. Wie hat sich dieser Schritt abgespielt?

Nach unserem letzten Album, kamen ELEKTRA zu uns und machten uns begreiflich, daß wir das Label verlassen können, wenn wir wollen. Es natürlich ganz logisch, daß man in einem solchen Fall seinen Hut nimmt, denn das Label hatte offensichtlich kein Interesse mehr an uns. Eine Plattenfirma muß eine Menge Geld in eine Band stecken, um sie richtig zu promoten, und ich glaube, daß EPIC genau dies tun und voll hinter uns stehen. Und daher sind wir echt froh, bei ihnen zu sein.

Man kann durchaus sagen, daß Ihr da das nötige Quentchen Glück hattet, denn FLOTSAM AND JETSAM, die auch bei ELEKTRA waren, sind jetzt wieder bei METAL BLADE gelandet sind. Da habt Ihr doch sicher das günstigere Los gezogen!

Das hat einfach etwas mit der Businesspolitik zu tun. Die Firma wußte, daß wir mindestens 200.000 Exemplare unseres letzten Albums verkauft hatten, und so gab man uns eben eine neue Chance.

Wie läuft eigentlich die neue Platte? Seid Ihr zufrieden?

Oh ja! Ich weiß zwar keine Zahlen, aber ich habe gehört, daß wir in vielen College-Charts in Amerika Platz 1 sind, und so können wir total zufrieden sein.

Man kann folglich davon ausgehen, daß Ihr mittlerweile von der Musik leben könnt!

Richtig, seit diesem Jahr! Das ist natürlich sehr gut für die Musik, weil wir uns voll drauf konzentrieren können und nicht so viele andere Sachen um die Ohren haben.

Wenn ich richtig informiert bin, lebst Du immer noch in Kalifornien, während die Band ja aus Seattle stammt. Wie organisiert Ihr da die Bandarbeit?

Wenn wir die Songs schreiben, bin ich in Seattle, und außerdem komme ich immer drei Wochen bevor wir ins Studio beziehungsweise auf Tour gehen nach Seattle. Dann geht es drei Wochen lang gnadenlos zur Sache, und das Material steht. Wir haben ein Probestudio, das wir jeden Tag benutzen können. Wir sind eine professionelle Band und müssen nicht jeden Tag die Songs wieder und wieder spielen. Das würde einfach zu fade.

METAL CHURCH-Liveshot: Duke Erickson

Das entspricht allerdings nicht diesem üblichen Bild einer Band, demzufolge man ständig zusammen ist und probt und einen Großteil seines Lebens zusammen verbringt.

Das nennt man Erwachsenwerden und jeden sein eigenes Leben führen lassen! Wir sind eine Einheit, wenn wir zusammen sind und lieben uns wie Brüder, aber man muß einen Bruder auch loslassen können, wenn die Zeit dazu gekommen ist.

Überkommt es Kurdt Vanderhoof, Euren alten Gitarristen, der immer noch in Seattle lebt und auch Songs zusammen mit Euch schreibt, ihn nicht manchmal, daß er mal wieder gerne live spielen würde?

Das Leben auf Tour war einfach nichts für Kurdt. Er ist ein Mensch, der am liebsten zu Hause ist, aber er liebt es, Musik zu machen. Jeder hat seinen eigenen Lebensstil, den man einfach respektieren muß. Wenn wir in Seattle Gigs spielen, kommt er immer zu uns auf die Bühne und spielt mit. Außerdem hat er jetzt eine eigene Band HALL AFLAME, die allerdings eher eine Rockband sind.

Was bei Euren vier Platten sehr auffällig ist, ist die Tatsache, daß Ihr als Produzenten immer zwischen Terry Date und Mark Dodson gewechselt habt. Gab es dafür einen bestimmten Grund?

Nein, es ist einfach so passiert! Als wir im letzten Jahr mit SAXON in London spielten, riefen wir Mark an und gingen mit ihm essen. Er machte deutlich, daß er gerne wieder mit uns arbeiten würde und daß er zu der Zeit, während wir unsere Platte aufnehmen wollten, gerade frei sei. Damit wurde der Samen zu der Idee gelegt, ein weiteres Mal mit Mark zu arbeiten. Als wir wieder in den Staaten waren und alle Songs geschrieben hatten, setzten wir uns mit Mark zusammen und diskutierten, welche Ideen wir für die Platte hatten. Nun ja, Mark war verfügbar, und er schien die richtige Wahl zu diesem Zeitpunkt zu sein.

Terry Date und Mark Dodson sind mittlerweile zwei große Namen in der Szene. Erzähl' uns doch mal ein bißchen über ihre Arbeitweisen!

Mark mischt sich vielmehr ein und arbeitet mit den Songs, um das beste Ergebnis herauszuholen. Terry nimmt deine Songs und nimmt sie in der besten möglichen Weise auf. Er kümmert sich nicht um die Arrangements, sondern beläßt die Songs genauso, wie sie die Band geschrieben hat. Auf »Blessing In Disguise« hatten wir diese sehr langen Songs, und mit Mark haben wir die Songs für »The Human Factor« vor den Aufnahmen überarbeitet und kompakter gemacht.

METAL CHURCH-Liveshot: Kirk Arrington, Craig Wells & John Marshall

Stichwort: »Headbanger Battalions« und »Atomic Testwar«. Was fällt Dir dazu ein?

Nun, auf der ersten LP gab es einen Song namens ›Battalions‹...

Okay, ich erkläre es Dir! Da Du damals noch nicht bei METAL CHURCH warst, kannst Du kaum etwas damit anfangen. »Headbanger Battalions« und »Atomic Testwar« sind die beiden ältesten METAL CHURCH-Bootlegs, die Aufnahmen von Gigs enthalten, die schon vor den Aufnahmen zur ersten LP stattfanden. Eine höchst ungewöhnliche Sache, wie ich meine!

Ach ja, richtig! Ich habe einmal »Headbanger Battalions« gesehen. Ich denke, solche Bootlegs helfen der Band, im Underground bekannt zu werden, aber es ist einfach nicht fair der Band gegenüber!

Nervt es Euch eigentlich, daß Ihr in praktisch jedem Artikel drauf hingewiesen werdet, daß Euer Debut Euer bestes Album ist?

Oh nein, absolut nicht! Es war ein großartiges Album, das METAL CHURCH der Welt vorgestellt hat. Es ist gewissermaßen etwas heiliges für mich, und das ist eine tolle Sache. Es ist die Band, in der ich singe! Ich denke nicht, daß diese ersten beiden Alben nichts mit mir zu tun hätten. Es sind zwar zwei neue Leute dabei, aber es ist immer noch die gleiche Band!

Als Abschluß würde ich noch gerne wissen, was Du von der Arbeit Deines Vorgängers David Wayne mit REVEREND hältst!

Ich glaube nur, er ist nicht besonders melodisch, sondern mehr der typische Schreihals. Aber viele Kids mögen es. Ich sage immer: "Jedem das Seine!"

So, Mike, ich bin hiermit am Ende angelangt. Solltest Du noch etwas sagen wollen, so hast Du jetzt die Möglichkeit dazu!

Es tut mir leid, mir fällt wirklich nichts ein. Es ist heute ein sehr "nebliger" Tag, am dem das Denken aus dem Repertoire gestrichen ist. Als wir gestern hier ankamen, waren wir in Heidelberg und sind am Neckar entlanggelaufen. Es war irgendein Festtag, und wir haben verdammt viel Weisbier getrunken - ein phantastisches Bier - und uns alle möglichen Würste eingefahren. Und dann noch diese ganzen Frauen, die da am Neckarufer gelegen haben...

METAL CHURCH-Liveshot: Mike Howe & John Marshall

Da hat der gute Mike also erst noch den deutschen Kulturschock zu verkraften. Kein Wunder, wenn man nur dieses amerikanische Spülwasser - Budweiser genannt - gewöhnt ist. Wie auch immer - abends auf der Bühne konnte man bei ihm eigentlich keine Abnutzungserscheinungen feststellen. Er wirbelte nimmermüde über die Planken, strahlte wie der typische kalifornische Sunnyboy und ließ rein optisch dadurch seine Mitstreiter etwas im Schatten stehen. Die sorgten ihrerseits dafür, daß musikalisch nichts anbrennen konnte. Das Les Paul-Geschwader feuerte Riffs ohne Ende, Duke sorgte solide und filigran für den Donnerbaß, und Kirk ist ohnehin unumstritten der Druckerzeuger par excellence. Die Songauswahl war amtlich, der Opener ›Beyond The Black‹ tödlich, und bis zum glorreichen Schluß in Form von ›Battalions‹ war Power angesagt. Die Menge kochte, auch wenn der Kessel relativ klein war. Da regte sich auch kaum einer über Tschamlers Papageien-mäßige ›Hitman‹-Zwischenrufe auf...
Ach ja, eine Bitte habe ich noch: Würdigt diese Bilder ganz besonders, denn beim Einfangen dieser Schnappschüsse war mein linkes Ohr direkt an die PA gepreßt, so daß mein Gehirn langsam aber sicher aus dem rechten heraustropfte. Wenn meine Artikel in Zukunft also noch bescheuerter ausfallen, wißt Ihr warum, und ich bitte, das dann mit Nachsicht zu beurteilen!

http://www.metalchurch.com/

Vorbereitung & Interview:
Holger Schroth + Stefan Glas

Bearbeitung:
Stefan Glas

Photo: Stefan Glas [Photo 2-5]

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