VICIOUS RUMORS
SUCKCEED
KАТЮША
18.11.2009
Wien, Viper Room
Zu Beginn möchte ich dem Team vom "Viper Room" innigst dafür danken, daß sie es immer wieder schaffen, Legenden des Heavy Metal in den Club zu lotsen und daß, obwohl - wie sich in der Vergangenheit leider schon mehrfach gezeigt hat - das Interesse in der österreichischen Bundeshauptstadt für Formationen aus dem Power/Thrash Metal-Bereich hierzulande offensichtlich doch nicht so groß sein dürfte.
Beispiele gefällig? Kein Problem: FLOTSAM AND JETSAM mußten ebenso wie das Mörder-Package VICIOUS RUMORS/AGENT STEEL/AFTER ALL mit eher spärlicher Kulisse Vorlieb nehmen. Letztgenannte spielten zudem im "Viper Room" ihren letzten gemeinsamen Auftritt mit James Rivera, der sich noch an jenem Abend mit Geoff Thorpe dermaßen überworfen hatte, daß es sogar zu Handgreiflichkeiten gekommen und das Ende der damaligen Liaison die einzig logische Folge gewesen war. Von daher darf sich der damalige Besucher als Zeuge eines historischen Ereignisses betrachten.
Um es gleich vorwegzunehmen: Auch der Auftritt der Amis im November hatte etwas "Historisches" an sich, zum Glück aber doch in weit weniger bösartigem Ausmaß. Da der Name VICIOUS RUMORS in erster Linie aber immer noch für hochwertige Qualitätskost steht, fanden sich zumindest einige Power/US-Metal-Gourmets erneut im "Viper Room" ein, um der Band zu huldigen. Doch bevor es soweit kommen sollte, durften zunächst einheimische Bands - die es, meiner Meinung nach verdient hätten, von mehr als den zu diesem Zeitpunkt anwesenden Zusehern belauscht zu werden - auf die Bretter.
Da zum Zeitpunkt meines Eintreffens die erste Band NIGHT FALLS LAST ihren Gig beendet hatte und auf der Bühne bereits Umbautätigkeiten im Gange waren, dachte ich noch, daß sich in Kürze ohnehin noch einige Banger mehr vor der Bühne versammeln würden. Doch dem war leider nicht so, weshalb KАТЮША ("Katjuscha"), eine - nach eigener Aussage - "lustige Heavy Metal-Band aus Niederösterreich" nahezu nur für sich alleine loslegten. Doch die Jungs machten das beste aus der Situation und präsentierten einige durchaus gelungene Metal-Nummern wie ›Redlight Trip‹ vom 2008er-Demo oder ›The Devil's Jester‹. Stilistisch lassen sich Inspirationen von den ganz alten METALLICA, über MOTÖRHEAD bis hin zur NWoBHM ausmachen, wobei die Burschen zumeist amtlich aufs Gaspedal drücken. Nicht schlecht, zumal die Umsetzung und vor allem der Unterhaltungswert bei KАТЮША wirklich in Ordnung gehen.
Der "Viper Room" blieb fest in niederösterreichischer Hand, denn SUCKCEED waren als nächstes an der Reihe. Motiviert vom erfolgreichen Gig als Opener für Doro wenige Wochen zuvor, legten sich die Jungs amtlich ins Zeug und ließen auch von der nur geringfügig angewachsenen "Meute" nicht den Spaß an der Chose verderben. Da die Jungs mit »Sonication 24/7« ein europaweit pressetechnisch positiv aufgenommenes, aktuelles Album in petto haben, wurden selbstredend mehrere Tracks davon präsentiert. Wie schon auf Tonkonserve zu bemerken, sind Nummern wie ›Save My Soul‹ oder ›Keep Me Sane‹ direkt und ohne Umschweife an den Zuhörer gerichtet und verfehlen ihre Wirkung nicht. Das zeigten die Kompositionen natürlich auch an diesem Abend, schade für die Band jedoch, daß sich nur so wenige Zuseher den eingängigen, melodischen, traditionellen Metal von SUCKCEED geben wollten.
Danach fanden sich zumindest so viele langjährige, treue Fans der Amis vor der Bühne ein, daß eine "Frontrow" gebildet werden konnte, so daß den Amis die Spielfreude nicht abhandengekommen war. Im Gegenteil, das Quintett schien überaus motiviert und hatte eine Setlist anzubieten, die sich wahrlich hören und sehen lassen konnte. Klar ist eine Band ohne brandaktuelles Album im Nachteil und muß daher fast zwangsweise auf ein "Best Of"-Programm zurückgreifen. Wer jedoch Diamanten von Songs wie ›Don't Wait For Me‹, ›On The Edge‹, oder ›World Church‹ vorzuweisen hat, kann von daher nur als Gewinner betrachtet werden. Exakt mit diesem Dreier eröffneten die Herrschaften dann auch ihre Show und ließen ›Digital Dictator‹, ›Minute To Kill‹, sowie ›The Crest‹ folgen. Sehr zur Freude der Fans folgten mit ›Ship Of Fools‹ sowie ›Six Stepsisters‹ weitere Klassiker aus dem Programm der Kalifornier. Der gutgelaunte Geoff Thorpe stellte einmal mehr seine Kompetenz als Gitarrist unter Beweis und hat mit seinem langjährigen Gefährten Larry Howe einen der wohl unterhaltsamsten aller Drummer im Line-up. Irgendwie scheinen diese beiden Herren das Herzstück der Band auszumachen, denn mit dem, zwar spieltechnisch über jeden Zweifel erhabenen, aber irgendwie verkrampft konzentriert wirkenden Kiyoshi Morgan an der Gitarre präsentierten VICIOUS RUMORS einmal mehr neue Gesichter, während der baumlangen Bassist Stephen Goodwin, an dem die geschätzte Schuhgröße von 50, sowie die gebückte Haltung auf seinem "Platz" unterhalb bzw. neben der Anlage für einige Lacher sorgten. Ebenso neu - mittlerweile aber schon wieder nicht mehr mit von der Part(y)ie - war auch Sänger Ronnie Stixx. Der machte seine Sache gar nicht schlecht, wird aber fortan nicht mehr als einer von zahlreichen Vokalisten an der Seite von Geoff Thorpe in die Analen der Metal-Historie eingehen.
Was auch immer zum Streit zwischen Ronnie und der Band (Geoff und Larry) geführt haben mag, an seiner Performance an diesem Abend in Wien kann es nicht gelegen haben, denn auch wenn er nicht in die Fußstapfen des unvergessenen Carl Albert zu treten imstande ist, wußte er zumindest, die Songs aus jener Epoche, also der Blütezeit der Formation, solide zu singen. Genau darauf war im Endeffekt die Tracklist auch aufgebaut, wie im weiteren Verlauf des Abends durch Perlen wie ›Abandoned‹, ›You Only Live Twice‹, ›Down To The Temple‹, ›Hellraiser‹ und ›Lady Took A Chance‹ nachzuvollziehen war. Nicht nur das Debut »Soldiers Of The Night« fand dabei keine Berücksichtigung, auch aus der "Post-Albert-Phase" gab es mit Ausnahme von ›Warball‹ und ›Sonic Rebellion‹ (beide vom letzten, von James Rivera eingesungenen Album »Warball« aus dem Jahr 2006) nichts zu vernehmen. Aber das braucht man als langgedienter RUMORS-Jünger auch gar nicht. Denn wenn es sich eine Band erlauben kann, gut 20 Jahre nach dem Veröffentlichungsdatum ausschließlich Material aus den Jahren 1988 (»Digital Dictator«) bis 1991 (»Welcome To The Ball«) zu präsentieren und dennoch durchweg positive Resonanz dafür erhält, spricht das eindeutig für die Qualität.
Wie bereits angedeutet, ist die aktuelle Besetzung jedoch schon wieder Geschichte. Nach Angaben der Band auf der Website war "Ronnie doch nicht der richtige Mann, um ein neues Album aufzunehmen", während der Betroffen selbst doch deutlich andere Töne angeschlagen hat. Aber egal, VICIOUS RUMORS werden in Zukunft weiter bestehen, haben sich mit LAST EMPIRE-Frontmann Brian Allen einen Sänger ins Boot geholt, der üblicherweise Höhenlagen eines James Rivera erklimmen kann und wollen ihre Fans in absehbarer Zeit auch wieder mit brandneuem Material beglücken.
Warten wir ab, was uns Geoff und Konsorten anzubieten haben werden und hoffen, daß es VICIOUS RUMORS auch beim nächsten Europa-Abstecher wieder nach Wien verschlägt.
Photos: Stefan Glas
P.S.: Aus Ermangelung an aktuellen Livephotos entschieden wir uns kurzerhand für einige VICIOUS RUMORS-Livephotos von der 2007er "Bang Your Head!!!"-Warm-up-Show, so daß die Story nicht so "farblos" daherkommt. Teile der beiden Line-ups ja noch deckungsgleich...
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