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Michelle Meldrum kann auf eine lange Karriere zurückblicken. Als Teenagerin zusammen mit Drumgott Gene Hoglan bei WARGOD, Ende der Achtziger bei der All-Girl-Band PHANTOM BLUE, an den Platten Ihres Gatten John Norum mitgebastelt und nun eine eigene Band namens MELDRUM. Wem das jetzt zu schnell ging, erhält im folgenden Interview die Langversion einer Metalhistorie, die sich auf zwei Kontinenten abspielt. Doch zuerst mußte mal eine "triebgesteuerte" Frage verbraten werden.

Wie schafft es Euer Drummer Fredrik, immer wieder mit drei derart heißen Bräuten zu proben, ohne ständig über sein Drumset hinweg Euch anzuspringen?

Er kann er uns ohnehin nicht leiden, daher hat er kein Problem damit... Nein, ernsthaft, ich glaube, er kann das ganz gut aushalten, denn er hat eine sehr nette Freundin.

Aber dennoch kann man behaupten, daß Ihr Mädels Euren Sexappeal bewußt ausspielt. Diesbezüglich braucht man sich nur die Promophotos anzuschauen.

Nein, wirklich nicht! Wir sehen eben so aus, wenn wir unsere Bühnenklamotten anziehen und Make-up auflegen. Unter diesem Gesichtspunkt wurde die Band nicht zusammengestellt, sondern es hat sich einfach so ergeben, und niemand mußte irgendwie verändert werden.

Also keine Schönheits-OPs bei MELDRUM?

Nope - alles Natur.

MELDRUM-Bandphoto

Gut! Nachdem wir diese essentiellen Fragen geklärt haben, sollten wir ganz an den Anfang Deiner Karriere gehen. Deine erste Band war WARGOD, bei der auch Gene Hoglan spielte, bevor er dann zu DARK ANGEL ging und dort die Drumheads zerfetzte. Wie bist Du als junges Mädel zu WARGOD gekommen, da es sich doch um eine ziemlich heftige Band handelte?

Ich stand von Anfang an auf diesen heftigen Stoff - etwa seit ich zwölf Jahre alt war! Mir gefielen schon damals Bands wie SLAYER und EXODUS. Ich war mit Gene befreundet, und wir haben einfach angefangen, mit ein paar anderen Jungs zu jammen. Ich hatte das Glück, daß meine Eltern Jazz- und Bluesmusiker sind, und wir lebten in einem großen Lagerhaus, in dem wir einen eigenen Proberaum hatten.

Hatten Deine Eltern keine Probleme damit, daß ihre Tochter auf diese heftigen Sounds abfuhr?

Anfangs schon, aber sie haben sich ziemlich schnell dran gewöhnt. Daher stellten sie uns die Räumlichkeiten zur Verfügung, um mit WARGOD proben zu können, obwohl ich zu diesem Zeitpunkt gerade mal 14 oder 15 war.

Warum haben es WARGOD nie zu einer Platte geschafft? Ich hatte irgendwann per Tapetrading ein tausendfach kopiertes WARGOD-Demo erhalten und kann mich noch dunkel erinnern, daß es sich um ziemlich thrashige Mucke handelte.

Ich würde sagen, daß es ziemlich progressiver Thrash war; die Musik von WARGOD kann man vielleicht mit dem Sound vergleichen, den Bands wie MESHUGGAH später gemacht haben. Ich war damals so jung, daß meine Gedanken sich eigentlich nicht um einen Plattenvertrag drehten. Dennoch denke ich, daß wir eine sehr gute Band waren, denn es gibt immer noch Leute, die uns nach dem WARGOD-Material fragen. Ich wurde neulich von einem Typen aus Schweden angesprochen, der gerne die WARGOD-Demos veröffentlichen würde. Mal sehen - vielleicht wird es doch noch eine WARGOD-Platte geben...

Kannst Du uns verraten, ob Gene damals schon genauso zerstörerisch Drums spielte, wie das heute der Fall ist.

Er war schon immer so. Gene ist ein klein wenig älter als ich, und er war 15, als wir zum ersten Mal zusammenspielten. Und hat uns schon damals umgeblasen!

Hast Du denn bei WARGOD wie ein echtes Thrashgirl ausgesehen? Die ersten Photos, die man von Dir sah, zeigten die gestylte PHANTOM BLUE-Lady.

Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis man mich bei PHANTOM BLUE überzeugen konnte, daß ich Make-up auflegen solle. Und bei Liveauftritten war ich stets diejenige, die am wenigsten geschminkt war. Ich hatte einfach einen völlig anderen Background als die anderen Mädels bei PHANTOM BLUE, die teilweise auch sehr auf Popmusik standen. Ich konnte mich nie für Glamrock oder den Rock der Achtziger begeistern. Ich stand schon immer auf härtere Musik. Selbst als ich bei PHANTOM BLUE war, galt meine Begeisterung hauptsächlich gitarrenorientierten Bands; ich mochte damals beispielsweise RACER X sehr und hatte Unterricht bei Paul Gilbert.

MELDRUM-Einzelshot: Michelle Meldrum

War Dein Wechsel zu PHANTOM BLUE also eher eine karrieretechnischer Schachzug?

Nein, denn ich war schon immer für alle Musikrichtungen offen und wollte andere Dinge auszuprobieren. WARGOD waren zu diesem Zeitpunkt gerade auseinandergebrochen. Ich traf damals Nicole Couch, und sie war ebenfalls ein Gitarrenfreak. Daher blieben wir zusammen, um eine Band zu gründen, die sehr gitarrenbetont ist und haben uns nie Gedanken darum gemacht, Popstars zu werden. Es mag auch einfach sein, daß in Europa ein falscher Eindruck aufgrund der Photos entstand: Sie wurden extra für unsere dortige Plattenfirma ROADRUNNER geschossen, und es war unsere erste Photosession mit einem richtigen Photographen und Make-up-Stylisten. Wir waren zu diesem Zeitpunkt 18 oder 19 Jahre alt.

Folglich lag in Amerika die Betonung eher auf dem gitarrentechnischen Aspekt von PHANTOM BLUE. Schließlich hattet Ihr einen Vertrag mit SHRAPNEL RECORDS.

Exakt, Mike Varney hatte uns unter Vertrag genommen, so daß in Amerika unser Aussehen nicht so sehr in den Vordergrund gespielt wurde.

Nicole und Du waren die Keimzelle von PHANTOM BLUE. Wie habt Ihr die anderen Mädels ausgesucht?

Nicole und ich hatte eine gemeinsame Vision: Wir wollten eine All-Girl-Band, in der sehr gute Musikerinnen zusammenspielen. Dennoch ist die Auswahl der Musiker fast wie von selbst gegangen: Ich hatte Linda McDonald, die Drummerin, schon Jahre zuvor getroffen und wußte, daß sie sehr gut ist. Der gleiche Mann, der Nicole und mich zusammengebracht hatte, stellte uns auch unsere Sängerin Gigi Hangach vor, und die Bassistin Kim Nielson lernten wir durch eine Freundin kennen.

Welche Erinnerungen hast Du an PHANTOM BLUE?

Oh je, das ist schon eine Ewigkeit her, und ich denke eigentlich gar nicht so viel an PHANTOM BLUE. Ich war damals sehr jung und es hat sehr viel Spaß gemacht. Aber seither hat sich für mich so viel geändert. Und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, daß ich PHANTOM BLUE und diese Tage vermisse. Ich glaube, die Band hatte eigentlich keine echte Chance, denn wir hatten nie einen guten Manager und hatten viel Pech mit unseren Deals. Dennoch war die Musik gut für jene Zeit, und die Band hatte eine besondere Chemie und eigene Magie.

ROADRUNNER hatten PHANTOM BLUE nach der ersten Platte mit MAD MAX in Europa on tour geschickt. Ein ungewöhnlicher Schachzug, eine Band als Headliner loszuschicken, die im Grunde völlig unbekannt war.

Ja, ROADRUNNER waren großartig und hatten eine Menge für uns gemacht!

Erzähl' uns doch mal ein paar Anekdoten von dieser Tour, die es eigentlich zuhauf geben müßte. Zumindest war die "Beziehung" der beiden Bands zueinander sehr gut. Ich kann mich noch erinnern, daß beispielsweise Gigi und einer der MAD MAX-Musiker unzertrennlich waren...

Ich glaube, es war Jürgen, oder? Die beiden waren auf jeden Fall während der Tour liiert. Mehr möchte ich über die Tour nicht sagen. Es hat auf jeden Fall viel Spaß gemacht...

Nach der zweiten Platte »Built To Perform« bist Du bei den PHANTOMen abgeflattert. Was waren Deine Beweggründe?

Es gab damals einige Probleme: Wir hatten damals unseren Deal mit GEFFEN verloren und versuchten, einen neuen an Land ziehen. In der Band flachte die Begeisterung mehr und mehr ab, und es kam immer häufiger vor, daß die ein oder andere nicht zu den Proben erschien. Da ich diejenige war, die die meisten Songs schrieb, war ich es irgendwann leid, auch noch die anderen motivieren zu müssen mitzumachen und warf das Handtuch. Ich wollte ohnehin stilistisch eine andere Richtung einschlagen, ohne wirklich konkrete Vorstellungen zu haben. Ich wußte nur, daß es Zeit für eine Veränderung war. Daher habe ich eine Zeitlang einfach mal Songs geschrieben, um herauszufinden, wo es mich hinführen würde.

PHANTOM BLUE haben danach noch lange weitergemacht und waren bis vor etwa ein, zwei Jahren auch Internet-technisch sehr aktiv, bis plötzlich - und vermutlich endgültig - Stille einkehrte. Sie hatten beispielsweise die CD »Prime Cuts And Glazed Donuts« veröffentlicht...

Das waren Aufnahmen, die ich nie veröffentlicht hätte. Es handelt sich dabei um Demos, die wir für das PHANTOM BLUE-Debutalbum aufgenommen hatten, und es sind letztendlich jene Songs zu hören, die es nicht auf die erste Platte geschafft hatten.

Anschließend erschien auch eine Live-CD mit der neuen Besetzung. Was denkst Du über die Aktivitäten von PHANTOM BLUE nach deinem Ausstieg?

Ich habe nicht allzuviel davon gehört und lediglich mal ein paar Songs von der Live-CD aufgeschnappt, aber ich fand die Qualität nicht sonderlich gut. Ich denke, daß PHANTOM BLUE eine sehr gute Band waren, aber ich sehe keinen Sinn darin, etwas künstlich am Leben zu erhalten, das damals einfach schon längst tot war. Es war einfach ein Originalmitglied, nämlich Linda, das versucht hat, den Namen weiterhin zu nutzen. Aber es konnte nie die gleiche Band sein oder die gleiche Chemie haben; außerdem sollte man bedenken, daß Linda nie einer der Songwriter war. PHANTOM BLUE war gut wie es damals war, und dabei hätte man es belassen sollen. Und wenn es jemals eine Reunion geben sollte, dann sollte es eine echte Reunion sein!

Aha, und wann spielt Ihr in Wacken..?

[lacht] Ich weiß nicht, ob irgendeiner der ehemaligen Musikerinnen mal ein entsprechendes Angebot unterbreitet wurde - aber wer weiß? Allerdings muß ich sagen, daß ich sehr viel lieber mit MELDRUM dort spielen würde, denn unsere Sängerin ist besser, unsere Songs sind heavier, und ich spiele die Songs sehr viel lieber.

MELDRUM-Einzelshot: Frida Ståhl

Seit den PHANTOM BLUE-Tagen hat man von Dir nicht mehr viel gehört. Du hast lediglich auf den Soloalben Deines Mannes John Norum mitgespielt, aber bis zur Gründung von MELDRUM kein eigenes Projekt an den Start gebracht. Was hast Du in den Jahren gemacht?

Ich habe mich bei jedem von Johns Alben am Songwriting beteiligt und habe unzählige Projekte mit vielen verschiedenen Musikern gehabt. Aber hauptsächlich habe ich massenhaft Songs geschrieben und mich darum gekümmert, die richtigen Musiker für MELDRUM zu finden. Ich wollte mich nämlich auf keinen Fall mit einer halbherzigen Geschichte zufriedengeben. Leider hat diese Suche sehr viel länger als erwartet gedauert, aber nun wird das nächste Album schon sehr bald folgen, da das Material im Grunde schon komplett steht.

Wenn Du wirklich so viel Material geschrieben hast, warum hast Du es dann nicht anderen Bands zur Verfügung gestellt, oder zumindest Deinem Mann ein paar Songs gestiftet.

Wie schon gesagt, ich habe zusammen mit John ein paar seiner Songs geschrieben, aber die guten Sachen habe ich für mich behalten. [lacht]

Ich verstehe - er mag zwar Dein Mann sein, und Du liebst ihn, aber so weit geht die Liebe dann doch nicht: "Du kannst meinen Körper und meine Seele haben, aber von meinen Songs läßt Du gefälligst die Finger weg!" Richtig?

[lacht] Gewisse Dinge sind einfach unantastbar... Nein, es ist einfach so, daß er sein Projekt hat und ich habe mein eigenes.

MELDRUM-Einzelshot: Moa Holmsten

Dann erzähl uns doch mal, wie diese anderen beiden Traumfrauen und den glücklichen Mann mit der perfekten Aussicht in der letzten Reihe gefunden hast.

Ich bin mit John nach Schweden umgezogen und habe in Stockholm begonnen, nach Musikern zu suchen. Ich traf zunächst unsere Bassistin Frida Ståhl, und wir beide haben uns sehr gut verstanden. Außerdem hat sich sehr schnell herausgestellt, daß wir sehr gut beim Songwriting harmonieren und sehr ähnliche Vorstellungen davon hatten, wie die Band aussehen sollte, so daß wir gemeinsam MELDRUM gegründet haben. Am schwierigsten war es, die richtige Stimme zu finden.

Hast Du jemals darüber nachgedacht, selbst zu singen? Schließlich ist es nicht ungewöhnlich, daß bekanntere Musiker bei ihren eigenen Projekten auch selbst den Gesang übernehmen.

Ich hatte nie das Gefühl, daß meine Stimme heavy genug ist. Ich singe eher soft, so daß es für die Background-Vocals vollkommen in Ordnung ist.

Hattest Du jemals die Idee, MELDRUM mit bekannten Gastmusikern zu bestücken? Warum hast Du Dich letztendlich dazu entschlossen, mit unbekannten Musikern zu arbeiten?

Nein, über Gastmusiker habe ich nie nachgedacht. Es war mir wichtig, eine echte Band zu haben, die sowohl musikalisch als auch menschlich sehr miteinander harmoniert und auch als Band zusammenbleibt.

War es von Anfang an beabsichtigt, daß MELDRUM nach dem Vorbild von PHANTOM BLUE eine (Fast-)All-Girl-Band wird?

Nein - alles war möglich. Wir haben auch verschiedene Sänger getestet, aber sie haben nie gepaßt. Ich hatte eine Idee davon, wie unser Sänger klingen sollte, ganz gleich ob es nun ein Mann oder ein Mädel sein würde. Als Moa Holmsten bei uns vorsang, hatte ich endlich die Stimme gefunden, die meiner Vorstellung entsprach.

Vergleiche doch bitte mal die Arbeitsweise bei MELDRUM mit der, die bei PHANTOM BLUE üblich war.

Es kommt uns bei MELDRUM sehr zugute, daß alle Musiker schon sehr viele Erfahrungen gesammelt haben. Selbst Moa, die erst 22 alt ist, hat über zehn Jahre Geige gespielt. Daher ist die Zusammenarbeit sehr einfach, zumal wir uns alle 150-prozentig der Band widmen und uns sehr auf das konzentrieren, was wir tun. Das war bei PHANTOM BLUE nicht bei allen Musikern der Fall, ohne daß ich an dieser Stelle Namen nennen möchte. Diese Musiker mußten dann von den anderen immer mitgeschleppt werden.

Und wie kommt eine Violinistin zu einer Band wie MELDRUM, die teilweise sehr ruppig zu Werke geht?

[lacht] Sie sang zuvor in Punkbands! Aber als Kind hat sie Geige gespielt.

Wie alt sind die anderen Musiker von MELDRUM?

Frida ist 26 und unser Drummer Fredrik Haake 27.

Folglich bist Du die Älteste in der Band? Da Du allerdings über 30 Jahre alt sein müßtest, darf ich Dich nicht fragen, wie alt Du bist.

Doch das darfst Du, denn ich bin erst 30 geworden... [lacht]

Aha, und zum wievielten Mal? Entschuldigung, ist mir so rausgerutscht... Du bist also 30.

[lacht] Laß' es mich so formulieren: Es ist eine denkbare Möglichkeit...

Okay, Themenwechsel. Bist Du als bekanntester Musiker und Namensgeber von MELDRUM zugleich der Kopf der Band?

Nein, wir handhaben alles demokratisch. Ich schreibe zwar den Großteil der Songs und kümmere mich um den Businesskram, aber die wichtigen Entscheidungen treffen wir alle gemeinsam. Schließlich ist MELDRUM kein Soloprojekt, sondern eine Band!

Die Musik von MELDRUM ist teilweise sehr modern ausgefallen. Wollt Ihr damit den kommerziellen Erfolg erzwingen?

Man sollte doch nicht vergessen, daß sich auf der Platte sehr unterschiedliche Sachen befinden. Wenn wir wirklich trendy wären, würden wir komplett LIMP BIZKIT-Kram machen, aber das wollen wir nicht. Wir haben nicht bei allen Songs die Gitarren runtergestimmt. Ich bin davon überzeugt, daß wir einen eigenen Sound haben.

Die große stilistische Bandbreite auf »Loaded Mental Cannon« hat mich ebenso überrascht. Wie kann es sein, daß das alles von der gleichen Band stammt?

Die Songs spiegeln unterschiedliche Seiten unserer Persönlichkeit wider. Wir haben den Vorteil, daß Moa eine sehr flexible Stimme hat. Sie kann sowohl sehr heavy als auch soft singen, und es klingt stets überzeugend und natürlich. Ich halte es für wichtig, daß wir so unterschiedliche Songs haben, denn die Hörgewohnheiten des Publikums haben sich in den letzten zehn Jahren gewandelt, und viele hören sehr unterschiedliche Stile.

Ganz abgesehen davon, habt Ihr bei dem Song ›Chaos‹ eine Sitar benutzt, was die Sache noch verwegener macht.

Ich wollte einfach zu diesem Gitarrenpart eine andere Klangfarbe hinzufügen. Da wir alle sehr unterschiedliche Musik hören, probieren wir, solche Einflüsse auch bei MELDRUM zu nutzen.

Bezieht sich diese Faszination nur auf das Instrument Sitar oder auf die ganze fernöstliche Kultur?

Die Entscheidung fiel in diesem Fall nur, weil das Instrument die gewünschte Stimmung in den Song bringen kann. Dennoch zieht mich die fernöstliche Kultur sehr an. Ich mache beispielsweise seit vielen Jahren Yoga.

Es scheint, als hättest Du nicht alle Brücken zu den PHANTOM BLUE-Mädels abgebrochen: Einen der Songs auf »Loaded Mental Cannon« hast Du zusammen mit Karen Kreutzer geschrieben. Karen war nach »Built To Perform« zu PHANTOM BLUE gestoßen, hatte allerdings auf der Platte schon zwei Soli gefiedelt.

Das war der letzte Song, den ich bei PHANTOM BLUE geschrieben hatte, und Karen hatte ein Riff beigesteuert. Ich bin immer noch mit Karen befreundet. Sie ist neulich mit ihren Eltern wieder nach Maryland gezogen. Derzeit hat sie zwar keine Band, aber sie spielt immer noch und schreibt neue Songs.

Wie sieht es eigentlich bei den anderen PHANTOM BLUE-Mädels aus? Was weißt Du über sie?

Ich habe Linda letzte Woche zum ersten Mal nach einer sehr, sehr langen Zeit getroffen. Sie spielt jetzt in einer IRON MAIDEN-Tribute-Band. Außerdem habe ich sporadisch Kontakt mit Nicole: Sie lebt in New York mit ihrem Freund und ihrem Kind. In Sachen Musik ist es genauso wie bei Karen: Sie hat ihr Instrument noch nicht an den Nagel gehängt und komponiert weiterhin fleißig, aber sie hat im Moment keine Band.

Außer Karen hat Dich auch Ex-BLUE MURDER-Sänger Kelly Keeling beim Songwriting unterstützt, der auch auf einem von Johns Soloscheiben gesungen hat.

Ich hatte nach meinem Abgang bei PHANTOM BLUE zusammen mit Kelly einige Songs komponiert, die mir so gut gefielen, daß ich sie auf jeden Fall für das MELDRUM-Debut benutzen wollte.

Ihr wart für die Tour mit DEMON angekündigt, was sich leider zerschlagen hat. Werden wir MELDRUM trotzdem live begutachten können?

Wir wollen auf jeden Fall eine Headlinertour spielen. Wir haben uns entschlossen, lieber durch kleine Clubs zu touren und nur wenig Eintritt zu verlangen, so daß niemand wegen eines hohen Eintrittspreises abgeschreckt werden kann.

Eigentlich müßte Eure Musik in Amerika hervorragend funktionieren. Allerdings habt Ihr derzeit nur in Europa einen Deal.

Deswegen bin ich mit John nach Amerika geflogen: John tourt gerade mit DOKKEN, und ich nutze die Zeit, um für MELDRUM mit Plattenfirmen Kontakt aufzunehmen. Wir haben schon einige Showcases in Amerika gespielt.

Du bist derzeit also wieder in Deiner Heimat. Wie fühlt man sich eigentlich als sonnenverwöhnte Kalifornierin, wenn man in Stockholm leben muß?

Ich bin in Detroit aufgewachsen und erst mit 11 Jahren nach Kalifornien gekommen. Wäre Detroit nicht gewesen, hätte ich mich vermutlich niemals in Schweden einleben können. Schweden hat all das, was Kalifornien fehlt und umgekehrt. Schweden ist ruhig, es gibt frische Luft, die Menschen sind bodenständiger. Ich hatte schon immer eine sehr europäische Komponente in meinem Naturell, so daß ich mit Schweden sehr gut klarkomme. Außerdem müssen John und ich sehr oft zwischen beiden Gegenden hin- und hertingeln, so daß es vor allem angenehm ist, wenn man den strengsten schwedischen Wintermonaten entfliehen kann.

John hat mir im Interview erzählt, daß Du in Stockholm eine Musikschule besuchst. Also machst Du gerade Deine eigenen Semesterferien?

Nein, ich habe alle Kurse abgeschlossen. Ich habe dort viel über Aufnahme- und Studiotechnik gelernt, so daß wir zukünftig für Aufnahmen bei MELDRUM nicht mehr auf irgendjemanden angewiesen sind.

Das heißt, Ihr habt jetzt endlich wieder Zeit, um Sex miteinander zu haben...

[lacht] Das haben wir schon immer ganz gut auf die Reihe gekriegt. Wir sind beide Musiker und wissen daher, daß unser Leben etwas anders verläuft als das von anderen Menschen. Außerdem sind wir jetzt schon seit zwölf Jahren zusammen und haben gelernt, uns zu arrangieren.

Dann kann es ja nicht mehr lange dauern, bis es bei der Familie Norum/Meldrum Nachwuchs gibt, oder?

Wir möchten auf jeden Fall Kinder haben, aber wir sind beide noch jung und müssen uns nicht beeilen. Wir warten einfach auf den richtigen Zeitpunkt.

Wie habt Ihr Euch eigentlich kennengelernt? Wir würden jetzt gerne eine schmierige Story von einem Groupie hören, das sich bei einem EUROPE-Konzert backstage geschmuggelt hat...

[lacht] Wir haben uns im Studio getroffen.

Nicht gerade ein romantischer Ort für den Beginn einer Beziehung, oder?

Och, ich mag Studios eigentlich sehr. John war damals gerade mit Don Dokken im "Total Access"-Studio in Redondo Beach, um »Back From The Ashes« aufzunehmen.

Wie würdest Du zum Abschluß die Situation einer Musikerin in der Metalszeme beurteilen, wenn Du die Umstände von früher mit denen von heute vergleichst.

Ich glaube, es ist sehr viel besser geworden. Heute gibt es mehr Mädels, die harte Musik spielen, und dementsprechend sind sie viel mehr akzeptiert. Früher wurde man häufig auf sein Aussehen reduziert.

http://www.meldrum.nu/

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Stefan Glas

MELDRUM im Überblick:
MELDRUM – Loaded Mental Cannon (Rundling-Review von 2002 aus Online Empire 10)
MELDRUM – Heavy, oder was!? 62-Interview (aus dem Jahr 2002)
MELDRUM – Online Empire 11-Interview (aus dem Jahr 2002)
MELDRUM – Online Empire 12-Special (aus dem Jahr 2002)
MELDRUM – News vom 15.09.2007
MELDRUM – News vom 30.04.2008
MELDRUM – News vom 03.08.2008
MELDRUM – News vom 05.05.2009
Soundcheck: MELDRUM-Album »Blowin' Up The Machine« im "Soundcheck Heavy 102" auf Platz 38
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