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”UNDERGROUND EMPIRE 4”-Datasheet

Contents:  MAD ALIEN-Interview

Date:  16.12.1990 (created), 01.03.2010 (revisited), 22.01.2022 (updated)

Origin:  UNDERGROUND EMPIRE 4

Status:  published

Task:  from paper to screen

Availability:  original printed issue still available, order here!

Comment:

Die großen Hoffnungen der MAD ALIENs sollten sich leider nicht erfüllen. Zwar erschien 1995 eine weitere CD namens »Qui habet aures audiendi, audiat«, die mir allerdings nicht bekannt ist, und das MAD ALIEN-Startduo Raico und Patric sollte anschließend auch noch eine Band namens HUSK OF PRIDE aus der Taufe heben, doch daraus sollten nie besondere Schlagzeilen resultieren. Allerdings hat Raico - wie unlängst schon mal in den News angerissen - seine musikalische Karriere sehr gut mittels seiner privaten Homepage und einer MySpace-Seite dokumentiert, so daß Interessenten sich immer noch darüber informieren können - was sich auch durchaus lohnt, denn »We Are Alive« sehe ich bis heute als eine Superscheibe an, die ich mir immer noch regelmäßig anhöre!

Supervisor:  Stefan Glas

 
 

MAD ALIEN-Logo

MAD ALIEN-Bandphoto 1

Im letzten Heft gab es Interviews mit drei Bands aus Düsseldorf, da meiner Meinung nach dort eine sehr starke Szene heranwächst. In diesem Heft soll gleiches mit drei Hamburger Bands geschehen. Früher war Hamburgs Szene vielleicht die aktivste Deutschlands, aber das hat während der letzten zwei, drei Jahre stark nachgelassen. Daß sich Hamburg aber wieder auf dem besten Wege befindet, seine alte Position zurückzuerobern, sollen die drei Bands in diesem Heft beweisen. Beginnen wir mit MAD ALIEN, der Combo, die im letzten Heft mit ihrer selbstproduzierten CD »We Are Alive« eine gute Kritik einheimsen konnte. Damals bestand MAD ALIEN nur aus Raico Ebel (g, v) und Patric Hampe (b), der mittlerweile an die Drums gewechselt ist. Doch als ich mich bei der Band einfand, blickte mir eine komplette Band, neben Raico und Patric bestehend aus Oliver "The Rat" Dee (g), Achim Sommer (b) und Norbert Hogelücht (d), entgegen.

Raico: Wir haben uns seit der CD nach Musikern umgesehen und gute Leute gefunden. Außerdem haben wir natürlich alles getan, um die CD zu promoten.

Raico und Patric, Ihr habt bei ILL PROPHECY mit Leuten gespielt, die heute - na, sagen wir mal - Stars sind. Was für ein Gefühl ist das für Euch, daß Ihr immer noch in einer Proberaumband spielt, während sie am Absahnen sind.

Patric: Es ist alles eine Frage der Energie. Die Leute haben einfach mehr Glück gehabt als wir. Wir müssen einfach so viel Energie aufbringen, daß es bei uns auch mal klappt. Wir müssen am Ball bleiben und lassen uns nicht unterkriegen.

Es ist also nicht in irgendeiner Form frustrierend für Euch?

Raico: Frustrierend ist es nicht. Es war damals ein komisches Feeling, als MANIA zu ILL PROPHECY in den Proberaum kamen, weil sie eine Vorband suchten, und der Endeffekt war, daß Kiske zu HELLOWEEN ging, weil MANIA mit Limb (der damalige Manager von HELLOWEEN - Red.) da waren. Damals war es frustrierend, weil daraufhin ILL PROPHECY auseinanderbrach.

Es ist doch recht ungewöhnlich, daß eine Band ein Demo aufnimmt und es dann gleich als CD veröffentlicht...

Raico: Genau aus dem Grund haben wir es gemacht. Man nimmt ein Demo auf, um es an Plattenfirmen zu schicken. Die Plattenfirmen erhalten natürlich müllsäckeweise Demos und müllsäckeweise werden sie nicht gehört. Wenn aber so ein Müllsack ausgeleert wird und dabei eine CD rausfällt, kann man davon ausgehen, daß sich irgendjemand diese CD schnappt.

Olli: Mal 'ne Frage an Dich: Hättest Du Dir das Ding angehört, wenn da keine CD gelegen hätte.

Ja! Ich kriege auch massig Demos, aber ich höre mir jedes an, weil Demos nun mal die wichtigste Art und oft einzige Möglichkeit im Underground ist, wie Bands auf sich aufmerksam machen können. Außerdem bin ich ein absoluter Demofreak. Andererseits muß ich zugeben, daß ein Angestellter einer Plattenfirma das ganz anders sehen wird.
Doch wollen wir lieber beim Thema MAD ALIEN bleiben. Die Kosten für eine solche Aktion sind nicht gerade gering. Hat sich diese Investition ausgezahlt, indem Resonanzen kamen - sei es von Presse- oder Plattenfirmenseite.

Raico: Absolut noch nicht. Wenn Plattenfirmen geantwortet haben, dann haben sie abgelehnt, meistens mit der Begründung, daß sie so etwas zur Zeit nicht in ihr Musikrepertoire nicht aufnehmen können. Von Radiostationen und Magazinen haben wir auch noch keine Resonanzen erhalten.

Warum habt Ihr eigentlich die Band MAD ALIEN genannt? Ich finde, daß der Name nicht sonderlich originell ist.

Raico: Patric und ich hatten etliche Stücke, als wir beschlossen, uns zusammenzuschließen, so daß wir uns Musiker suchten, die mit uns im Studio die Stücke einspielten. Also brauchte das Projekt einen Namen und jeder, der selbst Musik macht, weiß wie schwer es ist, einen guten Bandnamen zu finden. Irgendwann schaute ich mal nachts TELE 5, und da huschte bei einem Video von Wendy & Lisa ein Schild im Hintergrund durch, auf dem "Mad Alien" stand. Da wir es für einen geilen Namen hielten, nannten wir uns so.

Das CD-Cover wirkt verdammt professionell. Der Rest jedoch ist nur handgeschrieben. Wie läßt sich das erklären?

Raico: Wir haben wochenlang versucht, etwas auf dem Computer herzustellen, und es hat einfach nicht geklappt. Also hab ich mich rangesetzt und innerhalb einer Woche das Cover fertiggemacht. Es blieb aber keine Zeit mehr für den Rest, so daß ich alles handgeschrieben habe.

Das Motiv liegt meiner Meinung nach irgendwo zwischen futuristisch und surrealistisch. Was soll es aussagen?

Raico: Wir sind keine reine Heavy Metal-Band, sondern wir sind eine Band, von der man eigentlich alles erwarten kann. Es kann bei uns also ebenso ein Stück in die Richtung FAITH NO MORE kommen, wie eine Ballade, die rein auf dem Keyboard basiert. Das soll sowohl der Name als auch das Cover ausdrücken - space-ig, abgedreht, alles ist möglich. So wollte ich im Cover den Namen ausdrücken.

Warum habt Ihr eigentlich auf dem Innencover Euer Equipment in Spiegelschrift angegeben?

Patric: Wenn man mit einer Plattenfirma eine Platte macht, dann kommen genug Leute zusammen, denen man zu danken hat. »We Are Alive« ist aber in Eigenregie aufgenommen, und so haben wir alle Leute, die auch nur eine Schraube gedreht haben, zusammengekratzt und in die Thanks-Liste genommen.

Raico: Damit war die Seite aber noch nicht voll, und so wollten wir einfach unser Equipment aufführen. Da wir dafür aber kein Geld kriegen, wie das bei anderen Platten der Fall ist, haben wir die Namen in Spiegelschrift aufgeführt.

Warum aber um alles in der Welt habt Ihr in dieser Special Thanks-Liste drei Opel Mantas gedankt.

Raico: Wir besaßen damals zufällig alle Mantas, mit denen wir unsere Instrumente zum Studio und zurück befördert haben. Daher sollten also auch sie genannt werden. Es war einfach nur ein Gag, zumal wir inzwischen auch keine Mantas mehr fahren. (Anscheinend also doch keine Exemplare der Gattung Homo Manticus Primitivus - Red.).

Was plant Ihr in Sachen Sänger? Seid Ihr da auf der Suche, oder wird Raico weiterhin singen? Ich persönlich finde seine Stimme nämlich ganz in Ordnung.

Raico: Ich werde jetzt fest singen - auch wenn meine Stimme sehr untypisch für Metal ist, da sie so klar ist, aber daran werden sich die Leute wohl gewöhnen müssen.

Olli: Als ich damals zur Band kam, fiel mir gleich positiv auf, daß die Stimme eigenständig ist. Man muß auch dazu sagen, daß er sehr an der Stimme gearbeitet hat.

Achim: Außerdem wollen wir für die Zukunft dreistimmig arbeiten, da auch Patric und ich singen werden.

Mir haben Eure Texte imponiert, da sie nicht so standardmäßig klischeehaft waren. Zum einen schreibt Ihr über zwischenmenschliche Beziehungen aller Art oder bringt auch sozialkritische Sachen.

Olli: Ich schreibe auch Texte. Ich denke viel über Sachen nach, die mir nicht gefallen, setze mich damit auseinander und schreibe Texte darüber.

Raico: Ich setze mich einfach hin, habe die Musik im Kopf und singe dazu. Meistens habe ich schon vorher eine Idee zu dem Stück und arbeite die dann aus.

Wenn ich hier in die Runde schaue, dann bin ich bestimmt der Benjamin hier. Ihr seid also nicht mehr die Jüngsten, und so stellt sich die Frage, welche Ziele Ihr Euch gesetzt habt, zumal einige von Euch schon verlobt bzw. Familienväter sind.

Norbert: Wenn's um die Mucke geht, scheiß' ich auf alles!

Olli: Ich arbeite noch ein halbes Jahr, und dann mache ich entweder Musik oder geb' mir die Kugel!

Raico: Ziel der Band ist, daß wir irgendwann von der Musik mal den Kühlschrank füllen und die Miete bezahlen können.

Norbert: Ich sehe in dem Alter den Vorteil, da wir alle einige Erfahrung mitbringen und so vielleicht manche Anfängerkrankheiten vermeiden können.

Manchmal ist es wirklich schade, daß man in der gedruckten Version eines Interviews nicht originalgetreu alles rüberbringen kann, was bei dem Talk so alles lief. Dadurch entgehen Euch leider einige amüsante Gags und Witzchen, die so durch den Raum flogen. Dennoch sollte der informative Gehalt dieser Seiten ansprechend sein und ansonsten laßt Euch von mir versichern, daß es ganz spaßig an jenem Abend zuging.
Für die Zukunft können wir sicher eine musikalisch veränderte Band namens MAD ALIEN erwarten, da die neuen Mitglieder sicher ihren Einfluß haben werden. So war zum Beispiel die Rede davon, daß die Musik runder werden würde. Doch das werden wir wohl noch früh genug erfahren. Wer sich über den nicht mehr ganz aktuellen, aber dennoch höchst hörenswerten, Zwischenstand informieren will, der schicke 15,- DM plus 3,20 DM fürs Porto an:

und er wird die »We Are Alive«-CD erhalten. Wer noch zögert, der kann UNDERGROUND EMPIRE 3 rauskramen und dort die Plattenkritik durchlesen und kann dann weitermachen, wie oben beschrieben.

http://myspace.com/huskofpridemadalien

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Stefan Glas

MAD ALIEN im Überblick:
MAD ALIEN – Time War (Re-Release-Review von 2014 aus Online Empire 60)
MAD ALIEN – We Are Alive (Do It Yourself-Review von 1990 aus Metal Hammer 02/91)
MAD ALIEN – We Are Alive (Rundling-Review von 1990 aus Underground Empire 3)
MAD ALIEN – Underground Empire 4-Interview (aus dem Jahr 1991)
MAD ALIEN – News vom 25.04.2007
MAD ALIEN – News vom 21.07.2013
Playlist: MAD ALIEN-CD-EP »We Are Alive« in "Playlist Metal Hammer 23-24/90" auf Platz 5 von Stefan Glas
Playlist: MAD ALIEN-CD-EP »We Are Alive« in "Playlist Heavy, oder was!? 80" auf Platz 5 von Stefan Glas
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