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”UNDERGROUND EMPIRE 4”-Datasheet

Contents:  VODU-Interview

Date:  15.02.1991 (created), 21.02.2010 (revisited), 22.01.2022 (updated)

Origin:  UNDERGROUND EMPIRE 4

Status:  published

Task:  from paper to screen

Availability:  original printed issue still available, order here!

Comment:

Es liegen etliche Stories und Reviews schon seit Jahren unveröffentlicht auf Halde, weil eigentlich der damalige Autor noch ein "Extra-Info" hätte verfassen sollen. Doch diese Idee soll nun in die Tonne gekloppt werden, weil auf diese Weise diese alten Artikel vielleicht nie online gehen. Daher wird meine Wenigkeit - sofern möglich - ein "Ersatz-'Extra-Info'"verfassen. Sollte der damalige Autor doch noch Lust verspüren, etwas zu diesem Kasten beizusteuern, so werde ich das dann eben hinzufügen.

 


I der Printversion unseres Fanzines hatten wir im ersten Bandphoto, das nun auch als erstes zu sehen ist, das Bandlogo oben rechts ins Photo gestellt. Dafür können wir heute zwei zusätzliche Promophotos anbieten, und - ja - auch der Shot mit der entblätterten Schönheit war eine offizielles Photo von VODU.

Supervisor:  i.V. Stefan Glas

 
 

VODU-Logo

Bis vor kurzem wurden brasilianische Bands noch nach dem Motto, "Alles, was aus diesem Land kommt, kann nur Mist sein", regelrecht im Vorfeld zerpflückt. Nachdem aber 1991 anscheinend den absoluten Durchbruch für SEPULTURA bringen wird, folgen auf dem Thrashsektor einige andere hoffnungsvolle Newcomer (RATOS DE PORÃO, THE MIST oder ATTOMICA). Aber Thrash und Death Metal ist eben nicht alles, so daß es zum Glück auch am Zuckerhut noch tolle und talentierte Power Metal-Acts à la VIPER oder VODU gibt. Mit letzterer aus Sao Paulo stammender Band möchte ich mich in den folgenden Zeilen etwas ausführlicher beschäftigen. Übrigens wurde die Band bereits 1984 gegründet und hatte 1987 ihr Debut »The Final Conflict« veröffentlicht, welches neben englischen Texten, vor allem durch die Aussagekraft der Lyrics beeindruckt. Auch auf ihrem zweiten Album »Seeds Of Destruction« setzt das Quintett kontinuierlich dieses Unterfangen fort. Das heißt im Klartext: guter, zeitloser Power Metal, der mit sozialkritischen Texten einige der Mißstände im Lebenswandel Brasiliens anprangert. Doch dazu mehr von Andre Cagni, seines Zeichens Bassist von VODU.

VODU-Bandphoto 1

Um als erstes auf Eure beiden Studioalben zu sprechen zu kommen, in musikalischer Hinsicht hat sich von Eurem ersten Album »The Final Conflict« zur zweiten LP »Seeds Of Destruction« einiges geändert.

Wir versuchen, uns gegenüber den verschiedenen Musikstilen mehr zu öffnen, das spiegelt sich auch in unseren Songs wieder. Ich denke, unsere Musik ist sehr unterschiedlich, denn wir versuchen, unsere Einflüsse nicht zu verbergen. Im Gegenteil: Wir sind stolz darauf, von Bands wie IRON MAIDEN, KING DIAMOND, METALLICA oder ANTHRAX beeinflußt zu sein. Wir sind aber bemüht, unseren Songs trotz allem eine gewisse Originalität und Eigenständigkeit zu übertragen. Wir wollen keinesfalls unsere Vorbilder kopieren. Du hast recht, unsere zweite LP ist wesentlich powervoller ausgefallen, mitunter haben wir auch das eine oder andere Thrashriff verarbeitet. Gegenüber unserem Debut haben wir zudem ein anderes Line-up, welches jetzt aber seit gut zwei Jahren konstant ist. Wir haben einfach dazugelernt und haben uns mehr ergänzt. Sicherlich hat es Veränderungen gegeben, aber innerhalb desselben Stils. Heavy Metal ist eine große Familie, und wir wollen uns da stilistisch einfach nicht so festlegen - auf Thrash oder Power Metal, oder was auch immer - um uns die Möglichkeit offenzuhalten, uns weiterzuentwickeln.

VODU-Bandphoto 2

Diese LP ist mittlerweile auch schon wieder fast zwei Jahre alt, man kann also in absehbarer Zeit mit einem neuen Vinyl von Euch rechnen. Wirst Du dieses Album auch wieder selbst produzieren?

Unsere neue EP »No Way« erscheint dieser Tage. Sie enthält unter anderem ein Cover des alten THE CLASH-Klassikers ›Should I Stay Or Should I Go‹. Das wird auch gleichzeitig unser erster Videoclip. Auf dieser EP sind auch zwei Instrumentalstücke, sowie zwei Livecuts enthalten. Erstmals hatten wir dazu auch bessere Bedingungen, so daß wir mit dem Resultat wirklich zufrieden sind. Deshalb hoffen wir, daß diese EP uns helfen wird, auch außerhalb Brasiliens die Türen für VODU zu öffnen. Vielleicht können wir so einen besseren Plattendeal ergattern, denn in der Zwischenzeit haben wir bereits zwölf neue Songs fertiggestellt, und Du kannst mir glauben, daß wir diesmal noch härter arbeiten, um dieses Material noch besser als unseren alten Stoff zu machen. Ja, ich glaube schon, daß ich auch das kommende Studioalbum selbst produzieren werde. Bis jetzt habe ich alle VODU-Alben, eine Unmenge an Demos von brasilianischen Bands, sowie das erste Album unserer Freunde von VIPER selbst produziert. Aber zumeist habe ich nur begrenzt Zeit, mich auf diese Arbeit völlig zu konzentrieren, denn nebenbei studiere ich noch.

Eure Lyrics sind sehr problembezogen und realistisch. Bezieht Ihr Eure Themen auch aus Büchern und überlieferten Geschichten oder nur aus den Einflüssen des täglichen Lebens?

Wir lesen nicht allzuviele Bücher. Unsere Lyrics sind mehr vom Geschehen jedes neuen Tages beeinflußt. So handelt beispielsweise ›Slaves Of Our System‹ von der Distanz die entsteht, wenn Politiker Versprechungen geben und den Tatsachen, die diesen gegenüberstehen.

Wenn Ihr Euren Lyrics so viel Bedeutung beimeßt, glaubt Ihr, daß Ihr damit verschiedenen Mißstände beheben könnt?

In erster Linie versuchen wir natürlich, mit unseren Texten unseren Standpunkt zu vermitteln. Allerdings glauben wir nicht, daß wir damit etwas verändern können. Wir sind der Ansicht, Musik kann nicht die Welt verändern, aber wir sind uns darüber im Klaren, daß wir letztendlich ein wenig dazu beitragen, alles etwas zu verbessern.

VODU-Bandphoto 3

Eure Texte lassen mitunter den Gedanken an Pessimismus und Resignation aufkeimen.

Nein, ich glaube nicht, daß man uns wirklich als pessimistisch bezeichnen kann, aber vielleicht als realistisch. Wie bereits angesprochen, gibt es so viele negative Dinge auf der Welt, die man nur durch Kritik bezwingen kann, so daß Du letztendlich nur zu dem Standpunkt gelangen kannst, der vorherrschenden Ungerechtigkeit nur mit Opportunismus Herr zu werden.

Fühlt Ihr Euch dann in Eurer Rolle als Musiker bestätigt?

Noch nicht, denn um unserer Musik den notwendigen Support zu verschaffen, müssen wir alle noch nebenher jobben. Es ist uns durchaus klar, daß wir mit unserer Musik nicht reich werden können, diese Illusion haben wir längst begraben. Aber es ist ein Traum, vielleicht eines Tages zumindest von unserer Musik leben zu können.

Ihr seid sehr gut mit VIPER befreundet. Was ist in der Zwischenzeit bei denen aktuell, und wie denkst Du über das derzeitige Geschehen in der brasilianischen Heavy Metal-Szene?

Yeah, VIPER sind gute Freunde von uns. Vor nicht allzu langer Zeit ist ihre zweite LP »Theatre Of Fate« erschienen, die mit das Beste ist, was in Brasilien bis jetzt veröffentlicht wurde. Die Szene in Brasilien ist sehr auf den Underground begrenzt, da die Majorlabels, TV- und Radiostationen keinerlei Ambitionen gegenüber Heavy Metal zeigen. Deshalb liegt es an den Bands, im Gegensatz zu Amerika, durch übermäßiges Engagement und Eigeninitiative auf sich aufmerksam zu machen.

VODU-Bandphoto 4

Ich denke, das waren einige sehr interessante Statements von Andre, die beweisen, daß es mit der Zukunft und Qualität brasilianischer Bands beständig aufwärts geht. Das Gespräch mußte ich leider aus Platzgründen gekürzt wiedergeben und dabei auf den Abdruck so interessanter Fragen wie der Zerstörung des Regenwaldes oder des Bevölkerungswachstums Brasiliens aus der Sicht eines Musikers verzichten. Auch vertrete ich die Ansicht, daß dieses Interview als positives Beispiel für manch anderen inkompetenten Gesprächspartner dienen sollte.

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Gerald Mittinger

Photos: Eric de Haas [Photo 1]

VODU im Überblick:
VODU – Underground Empire 4-Interview (aus dem Jahr 1991)
© 1989-2024 Underground Empire


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