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  UE-Home → History → Underground Empire 3 → Interview-Übersicht → BLACKKOUT-Interview last update: 27.03.2024, 15:23:21  

”UNDERGROUND EMPIRE 3”-Datasheet

Contents:  BLACKKOUT-Interview

Date:  1990 (created), 17.01.2010 (revisited), 22.01.2022 (updated)

Origin:  UNDERGROUND EMPIRE 3

Status:  published

Task:  from paper to screen

Availability:  original printed issue sold out! Several later issues still available; find details here!

Comment:

Leider gab es zu diesem Zeitpunkt noch keine Photos des neuen BLACKKOUT-Line-ups, so daß Olivers Photo aus seinem Florida-Szene-Report als Rarität angesehen werden dürfen - besonders da von BLACKKOUT keine weiteren nennenswerten Aktionen erfolgten. Ja, man kann hier fast von einem letzten Lebenszeichen der Band sprechen. Richard und Darren sollten dann mit THE LAST THINGS weitermachen und ebenfalls für exzellente Musik sorgen, doch der erhoffte Durchbruch blieb leider auch dieser Combo versagt.

Supervisor:  Stefan Glas

 
 

BLACKKOUT-Logo

Man kann es schon als sensationell bezeichnen - das '89er Demo »Ignorance Of Man« von BLACKKOUT - und zwar in jeder Beziehung. 70 Minuten Spielzeit, geniale Aufmachung und vor allem supergute Stücke! Daher war auch fürs zweite UNDERGROUND EMPIRE ein Interview geplant, was aber an Problemen bei der Band scheiterte. Richard schickte mir das Interview dummerweise zwei Wochen zu spät, was dazu führte, daß Ihr das Interview erst an dieser Stelle lesen könnt. Ich sage mir jedoch - besser spät als gar nicht!

Meiner Meinung nach ist BLACKKOUT ein seltsamer Name für eine progressive Metalband. Bei dem Stichwort "Blackout" muß ich eigentlich zunächst mal an die SCORPIONS denken!

Der Name wurde vor etlicher Zeit, nämlich bereits im Jahr 1984, aufgebracht. Wir haben seither schon öfter an eine Namensänderung gedacht, besonders weil ich das einzige Urmitglied bin.

Ich glaube, daß der Stil von BLACKKOUT sehr stark durch die Stile der einzelnen Musiker geprägt ist. Ihr hattet nun einige Line-up-Veränderungen. Wie werden sie die Musik von BLACKKOUT beeinflussen?

Die Songs werden mehr klingen wie die ersten vier Songs des »Ignorance Of Man«-Demos oder wie ›The Talisman‹ - also sehr progressiv und heavy. Wir werden uns allerdings von Songs wie ›Time To Kill‹ fernhalten. Das Material von »Ignorance Of Man« habe ich mit Ausnahme eines Songs allein geschrieben, und Jeffrey hat seine Drumparts dazugefügt. Der alte Bassist Triad trug nichts zu den Songs bei, sondern er spielte die Baßlines so, wie ich sie erdacht hatte. Jetzt haben wir ein komplettes neues Line-up, und die neuen Leute haben sich sehr gut eingearbeitet. Jetzt sind wir an dem Punkt, an dem jeder Musiker in seine eigene Richtung zieht und die Songs zu gleichen Teilen von jedem beigesteuert werden. Es klingt momentan wirklich sehr gut, tight und progressiv. Ich bringe zwar nachwievor die Hauptideen der Songs, aber jeder trägt dann seinen Teil dazu bei und macht Vorschläge.

Richard, Du spielst zwei klassische Instrumente - Flöte und Violine - und setzt diese auch in den Songs ein. Mich würde interessieren, wie lange Du diese Instrumente schon spielst!

Ich spiele Flöte und Violine seit etwa drei Jahren, und ich denke, daß ich beide Instrumente recht gut beherrsche, obwohl es noch genügend Raum für Verbesserungen gibt.

Es ist schon ziemlich ungewöhnlich, wenn man in Deinem Alter beginnt, ein solches Instrument zu erlernen. Würdest Du Dich als Allround-Talent sehen?

Nein, ich übe nur ziemlich viel, und ich habe schon immer klassische Instrumente geliebt. Daher war ich immer darauf aus, eins zu beherrschen.

Ich finde, daß der Einsatz der Flöte und Violine in Metalsongs sehr ungewöhnlich und originell klingt. Inwiefern werden sie auch in der Zukunft Verwendung finden?

Dadurch, daß wir einen zweiten Gitarristen in der Band haben, plane ich, die Flöte und Violine verstärkt zu benutzen und zwar anders als sie jemand zuvor eingesetzt hat. Das werdet Ihr ja auf dem nächsten Demo sehen. Ich denke, daß diese Instrumente unsere Erkennungsmerkmale sind!

Euer Demo ist so lang, daß andere Bands glatt zehn daraus machen würden. Gab es keine Probleme, soviel gleichwertig gutes Material zusammenzubekommen?

Es gab einige verschiedene Gründe. Zum einen spielen wir schon seit langer Zeit hier in Florida, so daß wir oft aufgetreten sind. Daher kennen uns viele Leute, und sie haben schon viele unsere Songs gehört, so daß sie uns nach Demos fragten. Wir hatten aber nie die Zeit, etwas aufzunehmen. Als wir dann endlich »Ignorance Of Man« einspielten, sagte ich, "Okay, laßt uns alle Songs aufnehmen!" Dabei merkte ich erst, daß das Demo schrecklich lang wird und was manchmal kritisiert wurde. Wir wollten aber den Leuten sowohl die Vielseitigkeit als auch die Heavyness präsentieren. Danke für Dein Kompliment bezüglich des Materials. Es waren einfach meine Lieblingssongs, und es ist super, daß die Resonanz gut ist.

Welche Bedeutung hat das Cover im Zusammenhang mit dem Demotitel?

Im Grunde soll das Cover die Zerstörung des Lebens zeigen und soll ausdrücken, daß der Mensch sein Schicksal und das der Erde in seinen Händen hält. Der Titel hat die gleiche Bedeutung.

Okay, meiner Meinung nach habt Ihr einige recht simple Texte, die einfach zu verstehen sind, wie zum Beispiel ›Barbarian‹ oder ›Highway Man‹. Andererseits ist ein Text wie ›0 Factor‹ sehr abstrakt und schwer zu verstehen. Wie läßt sich diese Verschiedenartigkeit erklären?

Ja, es gibt definitiv große Unterschiede bei den Texten auf dem Tape. Zum Beispiel, ›Horizontal Hero‹ drückt meine Gedanken dazu aus, was passiert, wenn man stirbt, und daß der Mensch durchs Leben geht und hauptsächlich versucht zu überleben. Aber ganz egal wie sehr er es auch probiert, eines Tages muß er sterben. Die Texte gehen teilweise sehr tief, aber ich versuche, sie dennoch durch den Gebrauch solcher abstrakter Begriffe herüberzubringen. Auf der anderen Seite haben wir Texte wie ›Live It Up‹ oder ›Time To Kill‹, die einfach total anders sind. Dies sind allesamt ältere Songs, und die Leute hier aus der Gegend haben uns danach gefragt. Wir haben sie dann für »Ignorance Of Man« mitaufgenommen, obwohl sie nicht mehr unseren heutigen Standard repräsentieren, weil wir darum gebeten wurden. Wir dachten uns, daß wir dadurch nichts verlieren könnten.

Es gibt eine Single von BLACKKOUT aus dem Jahre 1985 mit den Titeln ›Black & Blue‹ und ›Fallout‹, die musikalisch nur wenig mit »Ignorance Of Man« zu tun hat.

1985 war ich in einem total anderen BLACKKOUT-Line-up, und ich schrieb die Songs zusammen mit den anderen Musikern, aber ich war damals einfach noch nicht fähig, mich so auszudrücken, wie dies auf »Ignorance Of Man« der Fall ist. Die Band wollte damals auch nicht so heavy sein, sondern eher etwas kommerziell.

Wie wichtig ist Dir im Zusammenhang mit dem Musikmachen der Erfolg?

Erfolg ist mir und den anderen Musikern in der Band sehr wichtig. Wir wollen einen Level erreichen, auf dem jeder unsere Musik hören kann und wir die Leute über gewisse Sachen, die passieren, aufklären und ihnen gleichzeitig fiktionales Material geben können, das ihre Vorstellungskraft anspornt. Wir wollen zur Spitze aufsteigen und dort bleiben. Ich glaube, Erfolg ist etwas, das sich jeder Musiker wünscht. Momentan bekommen wir die besten Resonanzen auf das Tape aus Europa, und ich glaube, daß wir dort auch am ehesten akzeptiert werden. Daher ist Europa für mich auch der Ort, wo ich unbedingt hingehen möchte, um dort zu spielen. Es wäre toll, auch mal in Japan zu spielen, aber momentan ist Europa unser erstes Ziel, und ich kann es kaum erwarten, endlich dorthin zu kommen.

Idealistisch gesehen, seid Ihr für mich eine weitaus erfolgreichere Band als zum Beispiel POISON, die zwar weitaus bekannter sind als BLACKKOUT, aber dafür machen BLACKKOUT viel bessere Musik.

Ja, das entspricht auch meiner Meinung. Weißt Du, wir wollen Musik spielen, die interessant, anders und progressiv klingt. Musik, in die man sich reinhören muß und die tiefer geht als die Durchschnitts-"Let's party and go out to meet girls"-Musik. Das ist zwar cool, aber ich stehe da nicht besonders drauf, weil es einfach noch ganz andere Sachen gibt!

Was ist Deine Meinung zu Bands, die simple Musik spielen?

Es gibt einige gute Bands, die totale einfache Musik spielen. Obwohl ich eigentlich überhaupt nicht weiß warum, gefallen mir beispielsweise THE CULT, die einen ziemlich kommerziellen, aber vielleicht doch etwas anderen Sound haben. Es gibt auch einige Thrashbands, die sehr simpel spielen, aber irgendwie ganz witzig sind, so daß es Spaß macht, sie anzuhören. Ich kenne zum Beispiel einige Songs von TANKARD, die ganz witzig klingen - sie sind eine Art Partyband.

Florida war eigentlich schon immer für interessante Bands gut. Schon recht früh kamen da NASTY SAVAGE oder SIREN auf, und auch heute gibt es einige vielversprechende Namen, wie beispielsweise ICED EARTH oder THE GUFF. Wie würdest Du persönlich die momentane Szene in Florida bewerten?

Ich denke, daß die Szene hier echt cool ist. Es gibt viele stark aufkommende Bands hier, und ich denke, daß im Verlauf der nächsten Jahre die Szene groß rauskommen wird. Die meisten Leute behaupten das zwar schon seit Jahren, aber ich denke, daß die Szene in Florida jetzt wirklich an der Schwelle steht. Die Szene hier ist aber anders als an der Ostküste. Sie ist weder wie die Glam- und Kommerzszene in L.A. und hat auch nichts mit der Hardcore-, Thrash-, Punk- oder Crossoverszene in Frisco zu tun. Die Bands hier sind weitaus progressiver, und die Thrashbands hier klingen weitaus geschmackvoller. Es gibt einige sehr gute Bands, wie DETRIMENT, CRONIC oder FESTER, die ich als eine der besten Bands der Westküste bezeichnen möchte. Es passiert sehr viel momentan, und viele Bands nehmen Demos auf. Wir hoffen, daß wir bald von einem Label gesignt werden.

Okay, Richard, bevor wir nun zum Schluß kommen, möchte ich Dich bitten, noch zu erläutern, was in letzter Zeit alles vorgefallen ist. Du hattest eben schon einiges über diverse Schwierigkeiten angedeutet.

Ja, das ist richtig, und daher hat sich unser Interview auch so stark verzögert. Triad hatte die Band verlassen und ihm folgte Jeffrey im Dezember '89. BLACKKOUT ist nun eine völlig neue Band, und ich fühle, daß wir sehr stark sind. Alle Musiker sind sehr kompetent. Wir komponieren einwandfrei zusammen und treten sehr gut auf der Bühne auf. Ich hoffe, daß wir Vier etwas losmachen können. Wir mußten die Band innerhalb eines Monats reformieren, weil wir am 6. Januar 1990 einen Showcase für einige Plattenlabels spielen mußten. Unser neuer Drummer Lee mußte in dieser Zeit alle Songs plus einige neue lernen und dann noch tight genug sein, um für eine Plattenfirma zu spielen. BLACKKOUT besteht jetzt neben mir aus Gerald "Outlaw" an der zweiten Gitarre, Damion McFarland am Baß und Lee Gibson am Schlagzeug.

Bleibt eigentlich nur zu hoffen, daß Richards Optimismus berechtigt ist und daß die neuen BLACKKOUT ähnliche musikalische Höhenflüge erleben werden, ihnen aber der Absturz der alten BLACKKOUT erspart bleiben wird.

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Stefan Glas

BLACKKOUT im Überblick:
BLACKKOUT – Ignorance Of Man (Demo-Review von 1989 aus Underground Empire 1)
BLACKKOUT – Ignorance Of Man (Rundling-Review von 2011 aus Online Empire 47)
BLACKKOUT – Underground Empire 3-Interview (aus dem Jahr 1990)
BLACKKOUT – Underground Empire 3-Special (aus dem Jahr 1990)
BLACKKOUT – ''US Metal Vol. 3''-Special (aus dem Jahr 1999)
BLACKKOUT – News vom 01.06.1990
BLACKKOUT – News vom 09.11.2010
BLACKKOUT – News vom 14.02.2018
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