Zuletzt bekam ich ehrlich gesagt immer öfter Probleme mit jener Art von Musik, die mir von Labels oder auch den Bands selbst als sogenannter "progressive Rock/Metal" untergejubelt wurden, da so manche illustre Truppe zwar durchaus für sich beanspruchen darf, "progressiv" im wahrsten Sinne des Wortes zu sein, doch leider ganz und gar nicht dem Begriff "Rock" oder gar "Metal" gerecht werden konnte, wie ich ihn mir vorstelle. Zum Glück liefert das im Prinzip von den beiden jungen britischen Musikstudenten Richard Hinks und Lloyd Musto ins Leben gerufene Unternehmen jede Menge an unterschiedlichsten Klängen, die sehr wohl der "traditionellen" Form von progressive Rock/Metal entsprechen. Das Songmaterial der beiden Burschen schien bereits im Vorfeld dermaßen überzeugend gewesen zu sein, daß es offenbar kein Problem war, für »A Mind's Portrait« eine ganze Horde an mehr oder weniger prominenten Mitstreitern für sich zu gewinnen.
Vor allem der Sängerposten ist überaus hochkarätig besetzt. Bei den Aufnahmen teilten sich Nils K Rue (PAGAN'S MIND, EIDOLON), Andi Kravljaca (SEVENTH WONDER, SILENT CALL) und Andreas Novak, der im Moment bei MIND'S EYE das Mikro bedient, den Sängerposten, wer AEON ZEN bei den in Bälde anstehenden Live-Auftritten fronten wird, steht allerdings noch in den Sternen. Eine einfache Aufgabe wird es aber auf keinen Fall, denn dafür ist das Material zu vielseitig ausgefallen, so daß nur ein wirklich variabler und guter Sänger imstande sein kann, die Songs auch adäquat umzusetzen. Das Duo scheint seit frühester Kindheit mit derlei Sounds konfrontiert worden zu sein, denn anders läßt es sich wohl kaum erklären, wie es junge Musiker derart perfekt draufhaben, den Esprit des Progressive Rock und Metal der letzten Jahrzehnte auf einem Album, und noch dazu auf derart imposante Art zu verewigen.
Hinsichtlich der Gangart zeigen sich AEON ZEN, wie schon angedeutet, überaus variabel und kredenzen vom heftigen Prog-Banger (›Existence‹), über eher episch angelegte Brit-Prog-Machtwerke (›Blinded Rain‹), bis hin zu verträumten Balladen (›Hope's Echo Pt 1 - The Wake‹) eine überaus breite Palette an Klängen. Auch an melancholischen Momenten fehlt es, wie im Titelsong, nicht, ebensowenig an DREAM THEATER-Verbeugungen, die jedoch keineswegs in Richtung "Abklatsch" tendieren, sondern durchaus mit einer eigenen Duftnote versehen wurden, wie im "Finale Grande", dem Monumentalepos ›The Demise Of The Fifth Sun‹ nachzuhören ist. Auch hinsichtlich der Produktion, die aufgrund der internationalen Beteiligung in verschiedenen Studios in fünf Ländern absolviert werden mußte, ist es der Belegschaft gelungen, ein durchweg homogenes Album einzuspielen, an dem mich einzig und allein der Umstand wundert, daß hier noch kein einschlägiges Label (vor allem LION MUSIC würde sich für mein Dafürhalten - nicht nur aufgrund der "Gästeliste" geradezu aufdrängen...) zugeschlagen hat.
Zwar ist es nicht unbedingt selbstverständlich, bei einem Album mit unzähligen Gästen von einer "geschlossenen Mannschaftsleistung" zu sprechen, dennoch muß man im Falle von »A Mind's Portrait« fraglos zugestehen, daß offenbar die gesamte Meute überaus motiviert an die Sache herangegangen ist und von daher kein Beitrag in irgendeiner Form negativ aus dem Rahmen fällt.
Ein Fest für alle "echten" Proggies, denen man »A Mind's Portrait« dringend ans Herz legen muß!