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”UNDERGROUND EMPIRE 2”-Datasheet

Contents:  NUCLEAR TERROR-Interview

Date:  1989/'90 (created), 10.11.2009 (revisited), 22.01.2022 (updated)

Origin:  UNDERGROUND EMPIRE 2

Status:  published

Task:  from paper to screen

Availability:  original printed issue sold out! Several later issues still available; find details here!

Comment:

Bei diesem Interview unterstützte uns Dirk Blöcher, Betreiber des "Bigfoot"-Vertiebs, der uns seinerzeit auch das NUCLEAR TERROR-Demo zugeschickt hatte. Kurze Zeit später sollte die Band mit ihrem »...Is This Life?«-Demo anrücken, doch dann wurde es still um die Band. Erst einige Jahre später sollten einige der NUCLEAR TERROR-Mucker unter dem Namens GAINSAY! nochmal kurzzeitig auf sich aufmerksam machen.

Supervisor:  Stefan Glas

 
 

NUCLEAR TERROR (D)-Logo

Ihr zweites Demo »...Kind Of Life« erhielt ich kurz vor Redaktionsschluß von UNDERGROUND EMPIRE 1, so daß wir uns damals mit einer Demokritik zu­frie­den­ge­ben mußten. Aufgrund der gebotenen musikalischen Qualitäten, entschlossen wir uns spontan das Tape in unseren Vertrieb aufzunehmen, welches nach wie vor für 10,- DM bei der Redaktionsanschrift erhältlich ist. Damit Ihr Euch nun noch etwas mehr über die Band informieren könnt, folgt hier ein Interview mit den vier Nord­deutschen, genauer gesagt dem mit Ex-Bassisten und jetzigen Gitarristen und Sänger Marc und Drummer Eric.

NUCLEAR TERROR-Einzelshot: Marc

Wenn man nur Eueren Namen kennt, ist man leicht geneigt, Euch für eine Klischeeband zu halten. Zudem weist der Name eine Ähnlichkeit mit NUCLEAR ASSAULT auf, so daß man auch da eine Querverbindung ziehen könnte. Warum habt Ihr diesen Namen eigentlich gewählt?

Marc: Es ist schon ein, zwei Jahre her, als der Name NUCLEAR TERROR entstand. Wir hatten uns damals eigentlich gar nicht viel dabei gedacht. Ich glaube, damals konnten wir noch gar nicht so richtig zwischen Klischee und Nicht-Klischee unterscheiden. Inzwischen ist der Name bei uns ein Begriff, und da denkt eigentlich keiner an Klischee.

Eric: Bisher kam es eigentlich auch noch nicht vor, daß wir irgendwie mit NUCLEAR ASSAULT verglichen wurden.

Wie mir Thomas gesagt hat, habt Ihr Euch in MORBID BRAIN umbenannt. Wie kam es dazu und warum ausgerechnet in MORBID BRAIN, denn das paßt meiner Meinung nach gar nicht zu Euerem Stil.

Eric: Die Namensänderung war mal im Gespräch, aber sie war mehr eine Kurzschlußreaktion. Thomas war da etwas voreilig, und es ist nicht so gekommen. Wir heißen immer noch NUCLEAR TERROR. Man kennt uns jetzt unter diesem Namen, und warum sollten wir ihn ändern? Wir stehen zu unserem Namen, auch wenn er vielleicht nicht so gut gewählt war.

Was soll der Demotitel »...Kind Of Life« aussagen? Ich glaube, er kommt auch als Textzeile in ›Everyday‹ vor.

Marc: Wir sehen viel Fun in der Musik und ganz speziell ›Everyday‹ soll das ausdrücken. In dem Lied werden die Wünsche genannt, die viele ans Leben stellen. Hierbei existiert auch eine Verbindung zum Cover.

Eric: Das Cover zeigt dieses Monster, das diesen Wünschen frönt. Es liegt in der Sonne mit einer Dose Bier und einer Zigarette in der Hand.

Marc: Das Monster hat ein Kumpel von uns, Heiko Hermann, gezeichnet. Das Monster taucht überall bei uns auf, beispielsweise auch auf Plakaten.

Ich finde Eueren Stil recht ungewöhnlich. Wie ist er entstanden, welche Einflüsse haben bei der Entstehung mitgewirkt?

Marc: Ich höre viel Thrash, so daß bei mir solche Einflüsse mit rein kommen, während Sven eher auf Hardcore und Punk steht. Mein Bruder, Eric, hört beides gerne und versucht das drummäßig zu verbinden.

Eric: So hat sich mit der Zeit unser Stil ergeben. Wir hören viele verschieden Bands, die uns natürlich alle auf eine Weise beeinflussen. Allerdings haben wir keine Band, an der wir uns total orientieren. Jeder von uns verarbeitet seine Einflüsse auf seine Weise und zieht sein Ding durch.

Marc: Die Musik kommt einfach so aus uns heraus. Wir haben unsere Musik nie richtig benannt, wir lassen da eher die Meinungen jedes einzelnen gelten. Wenn jemand sagt, wir würden Thrash machen, dann ist das okay so. Wenn jemand eher denkt, wir würden Hardcore machen, dann akzeptieren wir das auch.

Eric: Wir sehen es am ehesten so, daß wir Crossover machen. Diese Bezeichnung sehen wir eigentlich am liebsten.

NUCLEAR TERROR-Einzelshot: Eric

»...Kind Of Life« klingt sehr rauh. War das so geplant, oder geschah das mehr oder minder gezwungenermaßen, da Ihr keine Kohle mehr hattet, um noch mal abzumischen?

Marc: Der Sound entstand mehr gezwungenermaßen, aber nicht etwa, weil uns das Geld fehlte. Wir haben uns sehr Zeit gelassen. Auch unser Mixer ist spitzenmäßig und hat uns viel geholfen. Der Sound ist dadurch bedingt, daß wir schlechte Geräte hatten. Wir hatten nur mit Kofferverstärkern aufgenommen und deren Sound war erstens sehr verschieden und außerdem nicht sonderlich gut. Dadurch kam das zustande. Wir haben aber das Beste rausgeholt, und es gefällt uns auch heute noch. Das nächste Mal werden wir auf jeden Fall mit besseren Geräten aufnehmen.

Ich muß ganz ehrlich zugeben, daß ich etwas Probleme mit Eueren Texten habe. Zum einen: Ist es richtig zu behaupten, daß Ihr nicht die großen Englischkönige seid, oder tue ich euch damit Unrecht? Teilweise sind da einige Sachen, die meiner Meinung nach sprachlich nicht ganz korrekt sind.

Marc: Es kann sein, daß sich da ein paar Fehler eingeschlichen haben, aber - nobody is perfect - wie man so schön sagt. Wir haben kein Englisch studiert und sind auch keine Engländer. Die Fehler sind ungewollt, aber lassen sich eben nicht vermeiden - vielleicht kann man sie ja als "künstlerische Freiheit" bezeichnen.

Desweiteren wird mir nicht sonderlich klar, welche Intention Ihr mit Eueren Texten verfolgt. Soll beispielsweise ›Creedy After Flesh‹ eine pure Horrostory sein, oder steckt da noch mehr hinter? Genauso weiß ich nicht, was ich mit dem Text von ›Herpeskind‹ anfangen soll!

Marc: ›Creedy After Flesh‹ ist wirklich nur eine Horrorstory, wie du schon gesagt hast. Wir hatten keine weiteren Absichten damit. Ich hatte die Idee dazu und habe den Text dazu geschrieben. Er gefällt mir auch sehr gut. Allgemein kann man sagen, daß wir keine festen Themen haben, die wir in den Texten bearbeiten, wir haben also kein Image, dem wir gerecht werden müßten. Was wir erlebt haben, setzen wir in den Texten um, wie beispielsweise bei ›Herpeskind‹.

Eric: ›Herpeskind‹ ist mehr ein Insidertext, den nur ein Insider verstehen kann. Es gab da ein Mädchen, das ständig über uns hergezogen hat. Sie hatte einen Pilzbefall im Mund, und daher dachten wir, "Wenn sie Krieg will, kann sie Krieg haben", und so schrieben wir diesen Text.

Marc: Wobei das aber nicht wirklich böse gemeint war. Es war eigentlich mehr als Spaß gedacht.

Kann man sagen, daß Ihr das Ihr Euere Texte sehr locker seht, daß Ihr also mehr Funtexte schreibt.

Marc: Der Fun spielt eine große Rolle bei unseren Texten. Wenn wir Bock auf etwas sozialkritisches haben, dann schreiben wir so etwas. Wir schreiben über das, was uns gerade bewegt und was uns gerade so einfällt. Der Fun hat auf jeden Fall den höchsten Stellenwert.

Auf »...Kind Of Life« handeln die Texte zu einem Teil vom Motorradfahren und Saufen, Ihr habt also irgendwie etwas das Image einer Trinkerband. Wollt Ihr das beibehalten, oder wird sich da in Zukunft etwas ändern?

Marc: Diese Texte sind aus Spaß entstanden und zwar zu einer Zeit, als wir jedes Wochenende immer gut einen drauf gemacht haben. Mit dem "bike" aus dem Text waren eigentlich auch keine Motorräder, sondern unsere Fahrräder, gemeint, weil wir zu der Zeit nach der Arbeit immer gleich mit den Fahrrädern zu einem Laden gefahren sind und uns unser Pils geholt haben. Wir sind aber keine Trinkerband und haben auch kein solches Image. Wir machen unsere Funtexte und ab und zu auch mal etwas Kritisches oder Ernstes, aber sonst nichts.

NUCLEAR TERROR-Einzelshot: Sven

Ihr seid irgendwie aus dem Nichts aufgetaucht, so daß ich absolut nichts über die Band weiß. Könntet Ihr mich da mal etwas aufklären?

Marc: Wir haben Ende 1987 angefangen und haben im Keller ein bißchen rumgeklimpert. Wir haben dann unser erstes Demo aufgenommen, das aber nichts nennenswertes geworden ist. Trotzdem waren recht viele begeistert davon. Wir hatten dann auch einige Gigs gespielt und haben ansonsten kräftig weitergeprobt. Am Anfang hatten wir noch eine andere Besetzung, in der wir auch »...Kind Of Life« aufnahmen. Ich spielte damals noch Baß und Schick spielte Gitarre. Er hat uns aber im November verlassen. Ich spiele daher ab sofort Gitarre und wir haben einen neuen Bassisten, der Thomas heißt. Wir gehen wahrscheinlich Anfang Februar ins Studio und werden ein drittes Demo aufnehmen. Wir haben uns technisch verbessert und daher werden einige Lieder stellenweise etwas komplizierter werden. Trotzdem haben wir wieder viele Hardcore- und Funstücke dabei.

Was macht Ihr in Euerer Freizeit außer NUCLEAR TERROR?

Marc: Ich gehe noch zur Schule und Eric ist Koch. Die Musik hat den höchsten Stellenwert für uns, sei es durch selbst spielen oder durch hören. Ich mache außerdem noch Judo und habe einen blauen Gurt (und ich habe sogar einen schwarzen (!!!) ... Sicherheitsgurt im Auto - Red.). Thomas klappert eine Party nach der anderen ab. Sven ist viel mit seiner Freundin und seiner Gitarre zusammen, aber ansonsten gibt es für uns nur NUCLEAR TERROR.

Mir ist aufgefallen, daß Ihr etwas macht, was in der Punk- und Hardcoreszene sehr beliebt ist, nämlich, daß die Musiker nur ihren Vornamen bzw. ihren Spitznamen angeben. Warum habt Ihr das getan?

Eric: Anfangs haben wir das nur gemacht, weil es andere eben auch so machen.

Marc: Ich werde allerdings überall nur Zarc genannt, und bei Lex (=Sven) ist das genauso. Damals haben wir dann bei Dennis (=Schick) und Eric (=Monkey) auch noch einen Spitznamen mit raufgepackt. Wir haben uns eigentlich nicht viel dabei gedacht.

Marc, wie schaffst Du es eigentlich, so einen coolen Gesang hinzubringen. Viele deutsche Bands haben das Problem, daß der Sänger eben zu deutsch klingt. Du aber klingst da ganz locker.

Marc: Als ich die Frage zum ersten Mal hörte, mußte ich etwas schmunzeln, da mir das eigentlich gar nicht so bewußt war. Ich habe den Stil nicht entwickelt, sondern ich habe im Studio einfach losgefetzt. Ich weiß nicht, ob ich so englisch klinge, auf jeden Fall lege ich Wert auf eine korrekte Aussprache. Ich habe einfach so losgelegt, und das ist dabei rausgekommen.

Meine letzte Frage bezieht sich natürlich wieder auf den Ostblock. Könntet Ihr bitte Eueren Kommentar zu der Situation loslassen?

Marc: Ich fand das recht beschissen, was zu Zeiten Honeckers los war. Dann kam die 40-Jahr-Feier, und es ging da ordentlich los. Ich saß damals stundenlang vorm Fernsehen und hab' mir das angeschaut und war richtig begeistert. Es war total bewegend. Ich finde es echt gut, daß die Leute jetzt einen Aufschwung erleben. Die hatten ja echt ein mieses Leben und wurden nur unterdrückt. Ein vereinigtes Deutschland könnte vielleicht klappen, aber da muß man ganz lange warten, bis sich die Staaten angepaßt haben, denn die DDR ist ja total unterentwickelt, so daß sich das auch auf unsere Wirtschaft auswirken könnte. Vielleicht ist die Vereinigung im Rahmen des europäischen Binnenmarkt möglich.

Wem die Band noch unbekannt sein sollte, dem will ich noch kurz erklären, daß NUCLEAR TERROR eine Verbindung aus Hardcore und Metal spielen, die einen total eigenständigen und originellen Sound ergibt. Es scheint sich in letzter Zeit auch einiges bei den Jungs getan zu haben, so daß ich schon gespannt auf das nächste Demo warte. Mal sehen, ob es »...Kind Of Life« das Wasser reichen kann. Selbiges ist, wie schon gesagt über UNDERGROUND EMPIRE zu beziehen.

Vorbereitung & Interview:
Dirk Blöcher + Stefan Glas

Bearbeitung:
Stefan Glas

NUCLEAR TERROR (D) im Überblick:
NUCLEAR TERROR (D) – ...Kind Of Life (Demo-Review von 1989 aus Underground Empire 1)
NUCLEAR TERROR (D) – ..Is This Life? (Demo-Review von 1990 aus Metal Hammer 01/91)
NUCLEAR TERROR (D) – ..Is This Life? (Demo-Review von 1990 aus Underground Empire 3)
NUCLEAR TERROR (D) – Underground Empire 2-Interview (aus dem Jahr 1990)
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