UNDERGROUND EMPIRE 2-Datasheet |
Contents: BREAKER (US, OH)-Interview |
Date: 1989/'90 (created), 13.09.2009 (revisited), 16.04.2022 (updated) |
Origin: UNDERGROUND EMPIRE 2 |
Status: published |
Task: from paper to screen |
Availability: original printed issue sold out! Several later issues still available; find details here! |
Comment: Tja, die angedeutete Platte ist leider bis heute nicht erschienen. Da es mittlerweile fraglich ist, ob Jim Hamar nach seiner Operation an den Stimmbändern überhaupt nochmal wird singen können, ist es vielleicht auch besser, wenn BREAKER ein One-Album-Wonder bleiben, denn wir konnten mittlerweile feststellen - ganz gleich welch' unbestritten großartiger Sänger Ersatzmann Greg Wagner ist - daß BREAKER einfach nur mit Jims Gesang ihre volle Magie entfachen können. |
Supervisor: Stefan Glas |
Als ich neulich mal wieder grübelnd vor meinem Plattenregal stand und überlegte, mit welcher Scheibe, ich mir die nächsten 45 Minuten vertreiben solle, wurde meine Hand beim Entlanggleiten über die Rücken der Plattencover magisch von einem ganz bestimmten Vinyl mit dem Aufdruck "BREAKER - Get Tough" angezogen. Im freudigen Aufschrei als "die Idee überhaupt" bezeichnet, begann die '87er Debut-LP der Band auch schon auf meinem Plattenteller zu rotieren. Von Sekunde zu Sekunde wurde mir mehr bewußt, welch' großen Fehler ich gemacht hatte, die Band so lange zu ignorieren. Als mir dann auffiel, daß ich von den Jungs aus Cleveland ohnehin schon ewig lang kein Sterbenswörtchen mehr gehört hatte, nahm ich Briefpapier zur Hand und schrieb den Boys. Den weiteren Ablauf könnt Ihr Euch sicher selbst ausmalen - Anfrage - Zusage - Fragen wegschicken - Probleme - Verzögerungen - schlampige Postbeamten - etc. - Interview trifft - oh Wunder - ein.
Warum hat man schon Ewigkeiten lang nichts mehr von Euch gehört? Was war/ist los?
Jim: Der Hauptgrund war, daß ich die Band verlassen hatte, und die Band einen Sänger suchte und auch verschiedene Sänger antestete. Nach aber etwa drei Jahren entschlossen wir, uns hinzusetzen und die Probleme auszudiskutieren.
Mark: Außerdem mußten wir Ian Shipley, unseren alten Bassisten, ersetzen. Ian verließ uns, weil er andere Musik machen wollte. Es nahm einige Zeit in Anspruch, bis wir vor etwa einem Jahr Brook als Ersatz fanden.
Welche neuen Einflüsse hat Brook mit in die Band gebracht?
Jim: Ian war mehr und mehr von Noise-Bands beeinflußt, während BREAKER mehr im Bereich des melodischen Metals seine Wurzeln hat. Als wir Brook trafen, merkten wir schnell, daß er die gleiche Einflüsse hat wie wir. Daher haben jetzt fünf Leute Input bei unserer Musik und nicht mehr vier Leute, während einer einfach nebenher mitgelaufen ist.
Don: Außerdem ist Brook technisch ein weitaus besserer Bassist.
Nach einer dermaßen langen Zeit müßtet Ihr ja neues Material im Überfluß haben. Ihr habt mir da einen Aufkleber zugeschickt, der neben Eurem Logo und einer Zeichnung die Aufschrift "Never Die" enthielt. Ist das eventuell der Titel eines neuen Demos oder einer geplanten LP?
Don: Wir haben im Februar mit Aufnahmen für unsere nächste LP begonnen. Die Platte wird entweder wieder bei AUBURN oder bei einem Majorlabel erscheinen. Wir werden zunächst drei Lieder aufnehmen, die AUBURN dann Majorlabels anbieten wird. Sollte das nicht klappen, so wird die Platte bei AUBURN veröffentlicht. ›Never Die‹ war lediglich ein Song, den wir aber mittlerweile schon wieder aus dem Programm geschmissen haben. Als wir Aufkleber usw. machen lassen wollten, wählten wir eben ›Never Die‹ als Titel dafür aus.
Michael: Wir sind nach wie vor bei AUBURN. Wir arbeiten jetzt schon lange Zeit mit Bill Peters von AUBURN zusammen, und wir vertrauen stark auf unsere Beziehung. Er will uns nicht mit Gewalt auf seinem Label festhalten und damit eventuell unsere Karriere ruinieren. Es hilft sowohl ihm als auch uns, wenn BREAKER zu einem größeren Label kommen.
Wie sieht das neue Material im Vergleich zum alten aus?
Mark: Unser Songwriting orientiert sich nach wie vor stark an den Wurzeln, die wir jeher hatten. Wir sind auf keinen Zug aufgesprungen, der momentan gut läuft. Unser Material ist jedoch "gewachsen", allein schon aufgrund der Erfahrung, die wir durch die Aufnahmen von »Get Tough« gemacht haben. Unser Material ist gewissermaßen in die Neunziger "reingewachsen".
Don: Jeder hört inzwischen auch andere Sachen, so daß es neue Einflüsse gibt. Ich finde, daß unser neues Material differenzierter klingt. Allerdings würdest Du von jedem eine etwas andere Antwort dazu erhalten.
Eigentlich kann man sagen, daß Ihr aufgrund der langen Pause nach »Get Tough« praktisch nochmal bei Null anfangen müßt.
Brook: Für mich ist es ein totaler Neubeginn, da ich erst seit einiger Zeit bei der Band bin. Aber ich glaube nicht, daß BREAKER nochmals ganz bei Null anfangen müssen, denn in Cleveland ist der Name BREAKER immer sehr populär gewesen. Ich denke, daß die Band reformiert ist und neues Material erarbeitet, und es wird kaum ein Problem sein, unseren Namen wieder bekannter zu machen.
Jim: Seit wir wieder zusammen sind, arbeiten wir sehr an unserem Material, spielen viel live und tun alles, um die alten Fehler nicht zu wiederholen. Das ist unser Ziel für dieses Jahr.
Don: Wir haben schon eine Zeitlang nichts mehr aufgenommen, das die Fans hätten hören können. Aber mit dem »Heavy Artillery«-Sampler auf dem unser ›Still Life‹ zu finden sein wird, wird die ganze Sache beginnen, wieder etwas mehr zu zirkulieren.
Das »Get Tough«-Cover wird von einer freundlichen Hundeschnauze geziert, und der "Never Die"-Aufkleber zeigt einen Hund, der eine Gitarre hält. Sind BREAKER Hundefetischisten???
Jim: Wir gaben einem Künstler die Aufgabe, uns ein Cover zu »Get Tough« zu entwerfen. Dieses Bild, auf dem ein Dobermann scheinbar den Fotografen anfällt, war sein Konzept, wie er den Titel der Platte umsetzen wollte. Mark hat dann den Hund von "Never Die" gemalt. Warum - das wird er Dir jetzt selbst sagen.
Mark: Wir wollten etwas anderes auf unseren T-Shirts und unserem Promomaterial haben, und so kam der Hund ins Spiel. Wir werden jetzt aber nicht ewig Hunde mit uns rumschleppen. Wir wollen keinen Hunde-Eddy!
Wenn ich den Namen BREAKER höre, muß ich als allererstes an den Klassiker von ACCEPT denken. Inwiefern waren ACCEPT Euer Namenspatron?
Jim: Ich stimme Dir voll zu, daß »Breaker« von ACCEPT, ebenso wie »Restless And Wild«, zwei der klassischen Metal-Platten aller Zeiten sind. Als wir einen Namen suchten, waren ACCEPT nicht unser Haupteinfluß, aber »Breaker« war damals eine LP, die wir uns ständig angehört hatten. Der Name BREAKER war einfach einer der besten auf unserer Liste mit möglichen Bandnamen, und wir entschieden uns für ihn. ACCEPT hatten auf ihren Platten immer konstant gute Songs, und das ist etwas, das wir uns zu der Zeit abgeschaut haben und vorgenommen haben, ständig beizubehalten, so daß ACCEPT eigentlich doch ein Einfluß für uns waren.
Vor einiger Zeit waren Wahlen in New York, bei denen ein Schwarzer zum Bürgermeister gewählt wurde. Was denkt Ihr persönlich darüber?
Jim: Das ist eigentlich überhaupt nicht so ungewöhnlich für uns, denn in den frühen Siebziger Jahren war Cleveland die erste amerikanische Großstadt, die einen schwarzen Bürgermeister hatte, und wir haben momentan wieder einen. Allerdings wurde genau dieser jetzige Bürgermeister von New York mal verhaftet, weil in einem Hotel zusammen mit einer Prostituierten ertappt wurde, wie sie beide Kokain nahmen.
Mark: Es ist nicht so wichtig, wer Bürgermeister ist, sondern was er für die Leute tut, die er regiert. Uns ist es egal, welche Hautfarbe der Mann hat, sondern es ist wichtig, daß er seinen Job gut erledigt.
Was ist Eure Meinung zu den Entwicklungen im Ostblock?
Mark: Seit dem Tag, an dem ich geboren wurde, gab es die Berliner Mauer - jetzt nicht mehr! Ich glaube, obwohl jeder zustimmen wird, daß Freiheit eine großartige Sache ist, wird Dir jeder eine andere Antwort darauf geben, was Freiheit ist. Ich denke, daß es eine tolle Sache ist und daß es die Welt lehren wird, etwas besser miteinander klarzukommen.
Don: Ich hoffe, daß es andauern wird und auch daß unsere Regierung helfen kann. Ich finde es allerdings beschissen, daß viele Leute Osteuropa nur als einen neuen großen Markt sehen, den sie erobern wollen. Sie sehen Millionen von möglichen Konsumenten und nicht Millionen von Menschen, die jahrzehntelang unterdrückt wurden.
Die Band hat mir außerdem noch eine Aufnahme einiger neuer Songs mitgeschickt, die sehr vielversprechend klingen, so daß BREAKER es wohl schaffen werden, nach »Get Tough« noch einen draufzusetzen. Stilistisch verfolgen BREAKER weiterhin ihren melodischen, treibenden Metal, der sich vor allem durch seine Power und gute Gitarrenpassagen auszeichnet. Dem Material dürfte nun bei den Aufnahmen der im Sommer erscheinenden zweiten LP noch studiotechnisch mehr entlockt werden, so daß wir, in der Hoffnung, daß die Platte dann auch in Europa vertrieben wird, auf das Werk gespannt sein dürfen. Der »Heavy Artillery«-Sampler möge uns als Appetitanreger dienen und uns vorab über die neuen Machenschaften von Jim Hamar (v), Don Depew (g), Michael Klein (g), Brook Hodges (b) und Mark Klein (d) informieren.