Es ist mehr als nur erfreulich, daß in letzter Zeit auch jede Menge junge und hungrige Bands dem Thrash Metal frönen. Doch von einer "Wachablöse" kann in dieser Szene noch lange keine Rede sein, solange alte Helden wie EXODUS, TESTAMENT oder DESTRUCTION weiterhin bärenstarke Alben zu offerieren haben. Die "alte Garde" schaffte es nämlich in den letzen Monaten unisono, ihre eingeschworenen Gemeinden zu beglücken und sollte darüber hinaus auch bislang "unbescholtene" jüngere Semester endlich von ihren Qualitäten überzeugt haben. Mit zu den Heroen (nicht nur) meiner Jugend zählt mit Sicherheit auch das deutsche Urgestein HOLY MOSES, das mittlerweile auch schon seit mehr als 25 Jahren aktiv ist und mit »Agony Of Death« einmal mehr ein sehr deftiges, aber auch imposantes Thrash-Brett anzubieten hat.
Auf gar keinen Fall. HOLY MOSES gibt es ja bereits seit mehr als zwei Jahrzehnten und so wie es uns im Moment aussieht, muß uns die Szene auch noch einige Zeit ertragen. [lacht] Der Titel bezieht sich auch keineswegs auf die Band selbst, sondern vielmehr auf die Menschheit generell. Das Leben an sich ist von Anfang an eine Art "Todeskampf", egal zu welchem Zeitpunkt dieser in einem Menschenleben auch einsetzen mag und zum Tragen kommt. Leider gibt es unzählige Schicksale, die davon geprägt sind, daß mit der Geburt ein immerwährender Todeskampf einsetzt.
Ein Konzept verfolgt Ihr aber in den Texten des Albums nicht, auch wenn sich dieses Thema geradezu dafür angeboten hätte.
Nein, das nicht, aber dennoch hat mich diese Thematik zu einigen der Texte inspiriert. Je länger ich mich mit den Texten beschäftigt habe, desto intensiver und tiefschürfender bin ich in das Thema förmlich eingetaucht und habe im Endeffekt auch völlig unterschiedliche Ansatzpunkte dazu gefunden und auch in den Lyrics verarbeitet.
Nachdenklich stimmend, dabei aber ungemein ergreifend in der Ausführung, habe ich Deinen Gesang seit jeher in Erinnerung. Über all die Jahre ist Deine Stimme das Markenzeichen der Band gewesen, und daran wird sich, bei allem Respekt vor der Leistung deiner Mitstreiter wohl auch nichts mehr ändern. Auch wenn das Gesangsspektrum auf »Agony Of Death« breiter als je zuvor erscheint.
Ich weiß, was Du meinst, allerdings hoffe ich nicht, daß man HOLY MOSES lediglich auf meine Stimme reduziert. Dazu haben wir in all den Jahren wohl zu viele gute Songs komponiert, denke ich zumindest. [lacht] Was die neue Scheibe betrifft, so konnte ich diesmal mehr experimentieren. Ich hatte noch nie auch nur annähernd so viel Zeit für die Gesangspassagen auf einem Album zur Verfügung und diese habe ich auch reichlich genutzt.
Das eigentliche "Band-Markenzeichen" ist aber trotz der "Experimente" jedoch keinesfalls verlorengegangen, sondern kommt lediglich vielschichtiger und noch stimmungsvoller zur Geltung. Du warst ja nicht nur einer der ersten Metal-Sängerinnen überhaupt, sondern hast für meinen Geschmack so etwas wie den extremen Gesang von Damen in diesem Genre generell erfunden. Bands wie ARCH ENEMY würden sich meiner Meinung nach heutzutage anders anhören, hätte es HOLY MOSES mit Sabina Classen am Mikro zuvor nicht gegeben.
Danke für die Blumen, Komplimente wie dieses weiß ich zu schätzen. [lacht] Ich kenne Angela mittlerweile recht gut und weiß auch ihre Qualitäten als Sängerin sehr zu schätzen. Ihre Stimme paßt einfach perfekt zur Musik dieser Band. Übrigens werde ich demnächst gemeinsam mit ihr auf einer Scheibe zu hören sein. Ein weitere ganz große Stimme der Metal-Szene, Doro Pesch, wird in wenigen Wochen eine EP mit dem Titel »Celebrate« am Start haben und darauf haben neben Angela und mir, noch viele weitere Mädels aus dem Business mitgewirkt und sind demnächst allesamt auch auf diesem Album zu hören. Mit Doro verbindet mich eine langjährige Freundschaft, die Szene ist ja so groß nicht, und auch sie zieht ihre Sache bereits seit langen Jahren konsequent durch, wofür ihr, auch abseits aller Freundschaft, selbstredend mein ganzer Respekt gebührt!
Keine Frage, es gibt neben Doro und Dir, nur ganz wenige Damen die bereits dermaßen lange für hochzufriedene Fans sorgen. Egal von welchem HOLY MOSES-Album (aber auch TEMPLE OF THE ABSURD, die ich hier nicht verschweigen möchte) wir auch sprechen, musikalische "Hämmer" waren schon immer ein wesentlicher Bestandteil des Schaffens und auch auf »Agony Of Death« habt Ihr wieder reichlich massiven Stoff für den Thrasher anzubieten. Auffällig an diesem Album ist auch, daß diesmal jede Menge an Gäste mit von der Part(y)ie waren.
Dabei handelt es sich ausschließlich um Beiträge von Bekannten und Freunden der Band. Nimm als Beispiel nur Ralph Santolla und Trevor Perez von OBITUARY, diese Kerle haben sich förmlich aufgedrängt, um mitmachen zu dürfen. [lacht] Es wäre aber auch eine Schande gewesen, nicht auf deren Angebot zurückzukommen, schließlich zählen OBITUARY nicht nur zu einer der wichtigsten Bands im extremen Metal überhaupt, sondern obendrein auch zu unserem Freundeskreis. Aber auch mit Schmier, mit dem mich ebenfalls eine langjährige Freundschaft verbindet und mit Henning Basse (METALIUM) hatten wir viel Spaß beim Einsingen ihrer Parts. AGENT STEEL-Bassist Karlos Medina war ebenfalls sofort Feuer und Flamme, als er davon informiert wurde, daß wir an einem neuen Album arbeiten würde und konnte es kaum erwarten, sich bei ›Imagination‹ den Baß umzuschnallen und loszulegen.
Und sogar ein österreichischer Gastbeitrag ist auf dem Album zu vernehmen.
Als die Jungs von DEMOLITION im Zuge ihrer Gastspielreise im Vorprogramm von DEATH ANGEL hier bei uns in Hamburg aufgeigten, schauten wir vorbei und schon nach wenigen Minuten Gesprächsdauer war es beschlossene Sache, daß Wolf und Janos ebenfalls als Gäste auf »Agony Of Death« zu hören sein werden.
Die Angelegenheit hat trotz der tiefgreifenden Themen nicht zuletzt dadurch ein klein wenig "Party-Charakter" und ist im Endeffekt fast zu so etwas wie einer Veröffentlichung einer riesigen Thrash Metal-Familie geworden, natürlich unter eurer "Oberaufsicht".
Einer der für mich in all den Jahren auffälligsten und auch positivsten Aspekte innerhalb der Szene war immer der Zusammenhalt. Vor allem im Thrash und Death Metal-Bereich ist dieser wirklich imposant und zudem auch von schier unglaublicher Intensität. Freundschaften entstehen nun einmal nicht nur von heute auf morgen, und diesbezüglich bin ich sehr stolz, Teil dieser Szenerie zu sein.
Nachvollziehbar und speziell, was den Thrash Metal betrifft, wohl auch auf die Fans zu übertragen. Bei Gigs sogenannter "alter Helden" kennt man sich im Publikum ebenfalls nicht erst seit gestern, sondern weiß, daß man mit jedem Anwesenden bereits mehrfach im Auditorium gestanden und Seite an Seite gebangt zu haben.
Stimmt, die Jungs haben uns geradezu genötigt, daß wir mit von der Partie sein würden. Solche Möglichkeiten bieten sich für eine Band nicht immer, weshalb unsere Zusage auch nicht allzu lange auf sich warten ließ.
Ähnlich dürfte es im Vorfeld auch für die kommende Tournee mit BENEDICTION abgelaufen sein.
Exakt, auch hier kam die Anfrage von der Band direkt. Diesmal liegt der Hintergrund jedoch sogar auf der Hand, schließlich haben beide Bands nahezu zeitgleich aktuelle Alben vorzustellen, und von daher bot sich eine gemeinsame Tour an.
Keine Frage, doch der "Homo Thrashiens" hofft dennoch immer wieder auf eventuelle weitere Tourneen wie damals, als DESTRUCTUION, SODOM und KREATOR in einem Aufwasch zu sehen waren.
Die Idee und auch die Möglichkeit dazu habe ich immer wieder diskutiert, und ausschließen möchte ich eine solche Konstellation für Europa auch nicht. So wie es aussieht, darf aber zunächst einmal Nordamerika mit einer solchen Tour rechnen. Mein alter Kumpel Gary Holt hat mich gefragt, ob wir denn nicht als "Special Guest" für EXODUS in den Staaten dabei sein wollten, und glaub' mir, lange mußte ich da nicht nachdenken. [lacht]
Sch.., daß Amiland sooo weit entfernt ist, aber vielleicht läßt es sich ja in Zukunft doch noch einmal einrichten, daß ein ähnlich geartetes Package auch bei uns zu erleben ist.
Photos: Kai Swillius
Frontdame Sabina Classen erwies sich trotz spätabendlicher Stunde als keineswegs müde und gab bereitwillig und bestens gelaunt Auskunft zum neuen Album und selbstredend auch zu vielen anderen Themen.
Vom "Todeskampf", den uns der Titel dieses Albums suggeriert, kann - zumindest was den derzeitigen Zustand der Band betrifft, die im Moment neben Sabina, aus dem nicht minder "urzeitlichen" Drummer Atomic Steiff, den Gitarristen Oliver Jaath und Michael Hankel (der auch die Produktion leitete) und Neuling Thomas Neitsch am Baß besteht, jedoch keine Rede sein, wie Sabina gleich zu Beginn des Gespräches auch bestätigt.
Interessant finde ich bei HOLY MOSES, daß Ihr jedoch nicht nur im Thrash, sondern in letzter Zeit auch im Death Metal-Bereich verdammt beliebt seid. Eure Gastspielreise mit OBITUARY kam wohl nicht von ungefähr.
Aber es besteht überhaupt kein Grund für Unmut, denn neben der Tatsache, daß man sich am neuen Album der Band erfreuen darf, geben sich HOLY MOSES zusammen mit BENEDICTION und den Schweden NOMINON auch bei uns die Ehre.